Wir im Forum scheinen uns ja ziemlich einig zu sein, daß es zu unsicher ist, sich auf diffuse Zahlungsversprechen in Form bedruckten Papieres bzw. in Form gespeicherter Bits und Bytes auf irgendwelchem Computern zu verlassen - sie haben keinerlei inneren Wert.
Durch die globale Überschuldung auf allen Ebenen der Staaten und Gesellschaften sowie der wechselseitigen Verflechtung ist das gesamte Finanzsystem alles andere als stabil.
Selbst marginale Störeinflüsse haben bereits chaotische Auswirkungen. Die Massenpsychologie beherrscht dann die Märkte - und was Massenpsychologie bewirken kann haben wir ja schon des öfteren erlebt.
Nehmen wir nur mal den 11. September. Ganz nüchtern (und vielleicht auch zynisch) betrachtet waren die Anschläge eigentlich nahezu ein non-event. Der Vermögensschaden betrug ca. 20 Milliarden Dollar - peanuts, wenn man bedenkt welche Summen Devisenhändler Tag für Tag um den Erdball jagen oder was die Staaten für so "wichtige" Dinge wie Rüstung etc. monatlich verheizen.
Und der allergrößte Teil dieser Schäden wurde aus Europa bezahlt, nämlich von den europäischen Versicherungen bzw. Rückversicherungen.
Es starben ca. 4000 Menschen - tragisch für die Betroffenen und Angehörigen - gemessen an der Zahl Menschen die täglich durch "normale" Unfälle, durch Suizide oder Nahrungsmangel sterben kann man das statistisch gesehen auch vernachlässigen.
Dennoch folgte eine unbeschreibliche Abwärtsreaktion in allen Finanzbereichen...
Was ist, wenn einmal ein WIRKLICH großes Schadensergeignis auftritt?
Man kann es wohl nur vage ahnen...
Beispiel:
Tokio steht in einem der gefährdetsten Erdbebengebiete der Welt. Regelmäßig kam es zu verheerenden Beben mit vollständiger Zerstörung. Zuletzt vor ca. 100 Jahren wurde die gesamte Stadt dadurch nahezu dem Erdboden gleich gemacht.
Gesetzt den Fall dieses (alles andere als unwahrscheinliche) Ereignis wiederholt sich einmal mehr...
- Neben zahllosen Toten wären Vermögensschäden durch zerstörte Gebäude und Infrastruktur in mindestens 3- wenn nicht 4-stelliger Milliarden-Höhe die Folge.
- Eines der wichtigsten Finanzzentren wäre ausgelöscht
- die japanische Wirtschaft würde zusammenknicken
- die Versicherungen und Rückversicherungen wären weltweit konkurs
- der japanische Staat würde UNSUMMEN für den Wiederaufbau usw. benötigen
- das dafür benötigte Geld würde aus den internationalen Finanzanlagen zurückgezogen (Japan ist der größte Gläubiger der USA und hält ca. 400 Milliarden Dollar US-Dollar als Devisenreserven) - und die Japaner haben Unsummen an den Aktienmärkten investiert
- alleine dieser Verkaufsdruck würde sowohl den Dollar als auch die Aktienmärkte implodieren lassen - von der Panik-bedingten Verkaufshysterie anderer Anleger weltweit mal ganz zu schweigen
usw... man kann das noch weiter ausschmücken - oder ähnliche Szenarien in anderen Regionen (Kalifornien!) durchspielen...
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Was ich damit zeigen möchte:
Das gesamt Finanzsystem ist in keinster Weise krisen- und schon gar nicht katastrophenfest.
Leider besteht der Lauf der Welt aber aus einer losen Aneinanderreihung von Krisen (vom Menschen u.U. verhinderbar oder beherrschbar) oder Katastrophen (denen sind wir ausgeliefert).
Möglcherweise werden sich die gloablen Finanzprobleme (exorbitante Verschuldung etc.) in einem solchen "Urknall" von selbst "lösen". Das hat für die Politik den großen Vorteil, daß an dieser Entwicklung ja keiner Schuld hat - denn die Finanzkatastrophe war ja durch eine Naturkatastrophe ausgelöst - und das war ja weder vorherseh- noch verhinderbar! (Daß die Katastrophe nur der Auslöser war, die eigentlichen Probleme jedoch von Menschen gemacht worden sind, wird natürlich keiner so sehen wollen)
Noch ein Punkt:
Ich bin kein Weltuntergangs-Prophet und hoffe auch, daß uns ein solches Szenario erspart bleibt. Aber wie heißt es so schön:
Mißtraue der Idylle - denn sie ist ein Miststück!
Und für alle, die wir hier versammelt sind: grundsätzlich haben wir die Probleme erkannt und handeln wohl auch großteils persönlich danach, indem wir in harte Werte investieren.
Aber auf Zeiträume zu spekulieren, die wir bis zum (wie ich glaube unvermeidbaren) Zusammenbruch des Papiergeld- und Schuldensystems noch haben halte ich für problematisch. Manche hier im Forum meinen ja, daß wir noch mindestens 5 oder 10 oder 15 oder noch mehr Jahre Zeit haben werden. Das kann sein - und ich hoffe auch noch länger.
Ich denke aber, der Zeitpunkt wird von irgendwelchen Zufälligkeiten abhängen und das kann u.U. auch schon SEHR bald sein.
schuldenblase