Wechselkurspolitische Machtspiele der Fed

  • - von vwd Korrespondent Peter Trautmann -


    Frankfurt (vwd) - Ein wenig verwundert es schon. Da treffen sich am Wochenende die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G-7-Länder und einigen sich auf die Erklärung, eine hohe Wechselkursvolatilität sei unerwünscht, und wenige Tage später ist dies alles wieder vergessen. Nur so kann man die Ausführungen von Fed-Chairman Alan Greenspan deuten, der eindrucksvoll klar gemacht hat, wie wenig Probleme er mit der Dollar-Abwertung hat und wie gut dies für die US-Wirtschaft sei. Greenspan wird bewusst gewesen sein, dass er mit seinen sehr offenen Worten den Dollar weiter drückt, vor allem zu Lasten des Euro.


    Noch im Verlauf seiner Rede vor dem US-Kongress gewann der Euro mehr als 2 US-Cents und kam nahe an sein bisheriges Rekordhoch von knapp 1,29 USD heran. Greenspans Motive sind eindeutig: Ihm geht es darum, einerseits das hohe US-Leistungsbilanzdefizit über eine nachhaltige Abwertung zu korrigieren, zum anderen will er den schwachen Wechselkurs als zusätzlichen Verstärker der Niedrigzinspolitik der Fed nutzen, mit der die Konjunktur auf Trab gehalten werden soll. Denn noch immer gibt es Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs, dazu reicht ein Blick auf die hohe US-Konsumentenverschuldung und die kritische Variable privater Verbrauch.


    Greenspan selbst hat diese Zweifel offen zugegeben, als er von einer "substanziellen" Trägheit in der US-Wirtschaft sprach, was einigen Beobachtern offenbar entgangen ist, die seine Rede als Vorbereitung für Zinserhöhungen interpretiert sehen wollten. Zwar hat Greenspan eingeräumt, die Leitzinsen nicht "unendlich" lange auf ihrem 45-Jahres-Tief von 1,00%halten zu können, aber dies wäre auch nicht realistisch. Die "Geduld", von der er hinsichtlich einer wann auch immer anstehenden geldpolitischen Straffung sprach, sollte ausreichen, Greenpan eine weitere Nominierung als Chairman zu sichern und die Märkte zu beruhigen.


    Weniger beruhigt kann hingegen die Europäische Zentralbank sein, die jetzt nicht nur mit verbalen Interventionen des US-Treasury zur Schwächung des Dollar leben muss, sondern auch mit verstärkten Querschlägern der Federal Reserve. Boca Raton war gestern, heute dominiert bereits wieder die wechselkurspolitische Unilateralität. Sich aus Sicht der EZB mit Interventionen oder Zinssenkungen dagegen zu stemmen, wie es manche Beobachter fordern, scheint nicht nur angesichts der fundamentalen Anpassungszwänge mehr als aussichtslos.
    vwd/12.2.2004/ptr/hab

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