Die Saudis wollen das Öl nur mäßig fließen lassen

  • Die Saudis wollen das Öl nur mäßig fließen lassen – Ein Strategiewechsel mit gravierenden Folgen


    Das große Bild vom Ölmarkt ist geprägt von extrem geringen Vorräten in den bedeutenderen Verbraucherländern, von rapide wachsendem Einfuhrbedarf Chinas und einer Opec, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dollar-Preis für Rohöl auf möglichst hohem Niveau zu halten.


    Die strategischen Pläne des Kartells, die wesentlich von Saudi Arabien bestimmt werden, haben in der Vergangenheit stets auch die Situation der Weltwirtschaft einbezogen. Seinen aufgeklärteren Mitgliedern war klar, dass sie ihre Preisvorstellungen mit der jeweils gegebenen konjunkturellen Lage in Einklang bringen mussten, um nicht an dem Ast zu sägen, auf sie sitzen. Die Erfahrungen, die sie in den siebziger Jahren mit zügellosen Preissteigerungen gemacht haben, geboten dies.


    Natürlich hat auf der massive Einfluss der USA besonders auf die Saudis eine nicht geringe Rolle gespielt, wenn sich das Kartell in der Vergangenheit in kritischen Situationen in seinen Förderbeschlüssen immer wieder als gemäßigt dargeboten hat. Dieser Einfluss schwindet bekanntermaßen seit einigen Jahren.


    Den letzten Beweis für einen strategischen Kurswechsel hat der saudische Ölminister Ali Naimi in der vergangenen Woche erbracht. Mehrere Quelle zitieren ihn mit der Aussage, die Opec ziele darauf ab, die Ölvorräte in den Verbraucherländern auf niedrigem Niveau zu halten.


    Wir halten dies für die wichtigste ernst zu nehmende Aussage, die seit Jahren aus Kreisen des Kartells bekannt wurde. Wenn die Opec tatsächlich nach dieser Maxime handelt, könnte sie erstmals seit einem Vierteljahrhundert vorsätzlich verhindern, dass die Ölbestände in den Verbraucherländern nach einem Winter mit wohl überdurchschnittlich hohem Bedarf wieder auf ein für den kommenden Winter ausreichendes Niveau aufgestockt werden.


    Bleiben die Saudis bei ihrer Haltung, so empfiehlt sich allen, die Öl oder Destillate benötigen, schon weit im Vorfeld des Winters 2004/05 jede sich bietende Chance zur Vorsorge zu nutzen.


    Man muss schon allein wegen der Äußerung des saudischen Ölministers wohl Abschied von der vielerorts noch immer verbreiteten Vorstellung nehmen, dass Öl vom gegenwärtigen Niveau aus noch einmal wesentlich im Preis sinkt.


    Dafür sprechen auch zahlreiche andere Aspekte, darunter der Umstand, dass Öl teurer werden muss, um Anreize zur Suche nach neuen Vorkommen und deren Erschließung zu schaffen. Die viel zu geringen Investitionen der zurückliegenden Jahre beginnen, Opec hin und Opec her, ihren Preis zu fordern.



    Quelle: http://www.taurosweb.de

  • Die Saudies rechnen ihr Öl in Dollar ab, da dieser permanent an Wert verliert bekommen die Saudies trotz steigender Öl-in-Dollar-Preise weniger pro Barrel.


    Für die USA wirds bitter, wenn die Saudies ihre Verkäufe auf EUR umstellen sollten, ist nur die Frage ob die Amies sich das bieten lassen würden

  • Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.


    Ich verfolge die Äußerungen seitens der OPEC nun seit ca. 15 Jahren. Dabei ist mir immer wieder folgendes aufgefallen:
    - Der Einfluss der OPEC wird unterschätzt (es werden weit weniger als 100% des Öls in OPEC-Ländern gefördert; den genauen Prozentsatz weiß ich leider aktuell nicht). Sollte POEC-Öl teuer sein, dann bestehen für die Käufer durchaus Ausweichmöglichkeiten.
    - Einige OPEC-Mitglieder halten sich oft nicht an ihre eigenen Vereinbarungen.
    - Auch die OPEC äußert sich in der Öffentlichkeit zu ihren Zielen, um damit die Preise in ihrem Sinne zu beeinflussen. Vielleicht gibt es ja sogar einen Grund dafür, dass jetzt solche Äußerungen laut werden, d.h. vielleicht gibt es Hintergründe, die die OPEC einen Kursrückgang beim Öl befürchten lassen

  • die Opec hat rund 35 % Marktanteil


    die Opec hat durch das Ausscheiden Iraks weiter an Gewicht verloren


    Daneben gibt es Länder wie Rußland und Venezuela die auf jeden Cent Einnahmen angewiesen sind


    Die Förderquoten der USA, Norwegen und GB gehen langsam zurück

  • ich habe da auf www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de einen spannenden Artikel mit vielen Infos zum Thema Öl gefunden. Ich zitiere hier einige Aspekte:


    ZITAT
    Heft 52, Dez 2002, 13. Jhrg; Jürgen Wagner


    Irak als Vorspiel: Die "Logik" der US-Ölstrategie

    Bush-Doktrin – Die USA blasen zum Angriff
    Mit der sogenannten Bush-Doktrin, ... „übernahm der Präsident das Paradigma jener Befürworter einer hegemonialen, in der Tradition Reagans sich sehenden, auf ‚militärische Stärke und moralische Klarheit’ setzenden globalen amerikanischen Führungsrolle, ...“[1]


    ...Mit der Bush-Doktrin gelang es ihnen, begünstigt durch die Terroranschläge des 11. September, ein Konzept zu entwickeln, mit dem jene rücksichtslose Interessenspolitik in die Praxis umgesetzt werden kann.


    Die USA beanspruchen für sich inzwischen das Recht, Länder, die über Massenvernichtungsmittel verfügen oder auch nur in Verdacht geraten, an solche gelangen zu wollen, mittels Präventivschlägen anzugreifen. ...


    ...


    Ein entscheidender Faktor ist hierbei, dass für die Aufrechterhaltung der US-Hegemonie die Kontrolle von Öl eine notwendige Bedingung darstellt: „Oberflächlich geht es um Massenvernichtungsmittel. Kratzt man an der Oberfläche, ist es Öl. Gräbt man ein wenig tiefer sieht man den Hauptgrund für den nächsten Golfkrieg. Zu lang hat Amerika mit der Organisation Erdölexportierender Staaten (OPEC) und ihren künstlichen Produktionsquoten gelebt, die zu künstlich hohen Ölpreisen führten.“[3]


    ...


    Das Herzblut der modernen Ökonomien


    Verschiedene Faktoren tragen zur zentralen Bedeutung des Öls bei: Erstens ist der Zugriff auf Öl entscheidend für die Entfaltung eines mächtigen Militärpotenzials, das elementar auf dessen gesicherter Versorgung basiert: „Seit der Einführung ölgetriebener Kriegsschiffe am Beginn des 20. Jahrhunderts wird Petroleum als essentiell für Erfolge im Krieg betrachtet.“[4] Zweitens, benötigen die modernen Ökonomien den stetigen, ununterbrochenen Fluss billigen Öls. Jeder größeren Rezession in den Vereinigten Staaten gingen Ölpreiserhöhungen voraus.[5] Und drittens leitet sich aus diesen Punkten gleichzeitig auch ab, dass eine eigene Kontrolle von Ölvorkommen andere auf diesen Rohstoff angewiesene Staaten in ein Abhängigkeitsverhältnis zwingt. ...[6]


    „Die Kontrolle des Öls, oder zumindest der Zugang zu ihm,“ so Daniel Yergin, Verfasser der detailreichsten, wenn auch extrem unkritischen Geschichte der US-Ölpolitik, „war immer ein großes strategisches Ziel. Das Öl erlaubt den Nationen, ..., Waffen zu kaufen oder herzustellen, Kriege zu gewinnen.“[7]


    Ressourcenkriege – Paradigma des 21. Jahrhunderts?


    ...


    Eine dramatisch steigende Nachfrage


    Angaben der Internationalen Energiebehörde (IEA) zufolge wird der weltweite Ölbedarf von gegenwärtig 72 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) auf 115 mb/d im Jahr 2020 steigen.[8] Viel hängt hier mit dem zunehmenden Bedarf in den aufstrebenden asiatischen Ökonomien, insbesondere China und Indien, zusammen, der sich deutlich überproportional erhöht. Aber auch die Vereinigten Staaten werden im Jahr 2020 etwa 33 Prozent mehr Öl verbrauchen als heute, so die National Energy Development Group (NEP).[9]


    Knappheit, Versorgungsengpässe und längerfristige Erschöpfung


    Der steigende Verbrauch an sich wäre – abgesehen von Umweltaspekten – nicht besorgniserregend. Umso mehr aber die Tatsache, dass bei diesen Wachstumsraten bereits kurzfristig mit einer Verknappung des Ölangebots und erheblich steigenden Preisen, mittelfristig mit drastischen Versorgungsengpässen und längerfristig mit totaler Erschöpfung der Ölreserven zu rechnen ist. Die derzeitige Reichweite der gesicherten Vorkommen beträgt etwa 40 Jahre. Die Frage ist nun, wann der Zeitpunkt eintritt, an dem das globale Ölpotenzial zur Hälfte abgebaut wurde. Spätestens von da an geht es, so weit besteht Konsens, mit der weltweiten Ölproduktion stetig bergab. Strittig ist allein, wann dieser „Höhepunkt“ (peak) erreicht ist. Während „Optimisten“, meist Politiker und Wirtschaftler, glauben, aufgrund immer neu entdeckbarer Vorkommen, technischer Innovationen, Einsparungen bzw. Effizienzsteigerungen, Substitution mit anderen Energieträgern und ähnlichem liege er in weiter Ferne, sehen die meisten Geologen die Sache deutlich pessimistischer.


    Ihre Argumente sind stichhaltig: Während sich viele Ölfelder ihrem Ende zuneigen, wurde in krassem Gegensatz hierzu seit 1976 kein so genannter „Elefant“ (ein Ölfeld mit mehr als 1 mb/d) entdeckt. ...[10]


    Einerlei in welchem Jahr also genau der Abstieg beginnt, er ist nicht mehr allzu weit entfernt. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass er zwischen 2010 und 2020 eintritt. „Die Zeit des unbegrenzt verfügbaren und preiswert zu fördernden, konventionellen Rohöls wird dann Geschichte sein.“[11] Andere warnen allerdings, dass dieses Szenario noch weit früher eintreten könnte. „Amerikanische Geologen senden seit einiger Zeit drei einfache, wenngleich höchst beunruhigende Botschaften in die Welt: Erstens, die Ölproduktion wird aus geologischen Gründen nicht auf Dauer mit der mittelfristig steigenden Nachfrage mithalten können. Zweitens, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, wird das unvermeidbar zu steigenden Preisen führen. Drittens und schlimmstens: Dieser Tag ist nicht mehr fern. Schon 2003, sagt beispielsweise der renommierte Geologe Colin Campbell.“[12] Dies ist keinesfalls eine Minderheitenposition, Deffeyes gibt als Zeitpunkt hierfür 2004 an, was von vielen unterstützt wird.[13]


    Lokalisierung in Konfliktgebieten


    Hinzu kommt noch, dass sich die größten Ölreserven fast ausschließlich in extrem instabilen Gebieten, allen voran der kaspische Region und dem Persische Golf, befinden. Mit zunehmender Abhängigkeit von diesen Regionen steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Ölversorgung gefährdende Konflikte von außen militärisch beigelegt werden.


    Diese Faktoren veranlassen zahlreiche Beobachter zu der Annahme, dass Auseinandersetzungen um Öl in der Zukunft deutlich zunehmen werden.[14]


    Die USA hängen am Öltropf - Militärische Versorgungssicherung


    ...


    Alles deutet darauf hin, dass sich die Versorgungslage für die USA in Zukunft noch weiter verschlechtern wird. Mit steigendem Ölbedarf, aber kontinuierlich sinkender Eigenproduktion schlittern die Vereinigten Staaten in eine zunehmende Abhängigkeit von Ölimporten, die allein im Zeitraum von 1985 bis 2000 von 4,3 mb/d auf 10 mb/d stiegen (NEP: 1-10). Nach Angaben der US-Energiebehörde wird sich dieses Problem noch weiter verschärfen. Der Anteil der Einfuhren wird im Jahr 2020 bei deutlich höherem Gesamtverbrauch von heute 53 Prozent auf 62 Prozent steigen.[15]


    Obwohl Öl schon lange eine wichtige Rolle in der amerikanischen Strategieplanung spielt, hat die zunehmende Abhängigkeit von Importen zur Folge, dass seine Bedeutung in den letzten Jahren weiter zunahm. Seit Ende der 80er Jahre taucht die Sicherung von Rohstoffen auch in offiziellen Strategiepapieren auf, was darauf hindeutet, dass man inzwischen verstärkt bereit ist, zur Ressourcensicherung auch militärische Mittel anzuwenden.[16]


    Auch strukturell wurde dieser Veränderung Rechnung getragen. Im Oktober 1999 verlegte das Pentagon die rohstoffreiche Region Zentralasien vom Pacific Command in den Zuständigkeitsbereich des US-Central Commands (CENTCOM), welches bereits mit der Absicherung der Vorkommen am Persischen Golf beauftragt ist. ...“[17]


    Dabei werden die Länder des Persischen Golfes mit etwa zwei Dritteln aller vorhandenen Ölreserven weiterhin von entscheidender Bedeutung bleiben.


    Die US-Strategie am Golf


    ...


    Seither versuchte man eine möglichst große Militärpräsenz aufzubauen, was aber erst mit dem ersten Golfkrieg dauerhaft gelang und sicher damals eines der zentralen Kriegsziele war. ...


    Das irakische Öl als wichtige Entlastung des Ölmarktes


    Ein unmittelbares Interesse am Irak besteht natürlich darin, seine riesigen Ölvorkommen unter US-Kontrolle zu bringen. Wurden Bagdads Reserven früher auf 112 Mrd. Barrel geschätzt, gehen neuere Untersuchungen inzwischen von etwa 330 Mrd. Barrel aus – fast ein Drittel mehr als das bisher ölreichste Land der Welt Saudi Arabien.[18]


    ...


    Die Profitinteressen der Öllobby


    Auch die Öllobby macht kein Geheimnis aus ihrem Interesse. „Der Irak besitzt riesige Öl- und Gasreserven – ich würde es lieben, wenn Chevron Zugang zu ihnen bekommen würde“ sagte dessen Vorstandsvorsitzender bereits 1998.[21] Zudem sind dort die Förderkosten mit unter einem Dollar pro Fass noch niedriger als in Saudi Arabien, was für die US-Konzerne riesige Gewinne abwerfen könnte.[22] ...



    Here to stay – US-Protektorat im Irak


    Ganz offensichtlich haben sich die Vereinigten Staaten dazu entschlossen, im Irak ein Protektorat zu errichten. Scott R. Feils gab als Sachverständiger gegenüber dem Senatsausschuss für Auswärtige Angelegenheiten an, nach dem Krieg würde im Irak für mindestens 5-10 Jahre eine dauerhafte Stationierung von 75.000 US-Truppen erfolgen.[25] ...


    Die mit diesen Truppenstationierungen verbundenen Interessen der USA gehen aber über die unmittelbare Kontrolle des irakischen Öls hinaus. Eine Studie, an der neben Cheney’s heutigem Stabschef auch Wolfowitz und Rumsfeld beteiligt waren, betont: „Die Vereinigten Staaten versuchen seit Jahrzehnten eine beständigere Rolle bei der Sicherung des Golfes zu spielen. Während der ungelöste Konflikt mit dem Irak hierfür die unmittelbare Rechtfertigung liefert, geht die Notwendigkeit einer substanziellen amerikanischen Truppenpräsenz am Golf weit über die Frage des Regimes von Saddam Hussein hinaus.“[27] Der einflussreiche Neokonservative Donald Kagan gibt hierzu an: „Wir werden möglicherweise eine große Truppenkonzentration über einen langen Zeitraum im Mittleren Osten benötigen. Das wird seinen Preis haben, aber ich denke an die Kosten, nicht über sie zu verfügen. Wenn wir ökonomische Probleme haben, werden diese von Störungen unserer Ölversorgung verursacht. Wenn wir Kräfte im Irak stationieren, wird es keine Unterbrechungen der Ölversorgung geben.“[28]


    ...verschaffen sich die USA einen Positionsgewinn in der fast unweigerlich anstehenden, kommenden Auseinandersetzung mit der OPEC.


    Phönix aus der Asche – Die Rückkehr der OPEC


    ...


    Bereits die ersten beiden Ölkrisen, ausgelöst durch Embargos der OPEC, führten im Westen zu schweren Rezessionen. Hierauf wurde mit der Erschließung alternativer Quellen, insbesondere in Mexiko und der Nordsee reagiert, um die Macht des Kartells zu brechen, was auch weitestgehend gelang. Die Verknappung des Öls führte nicht, wie von den OPEC-Ländern angenommen, zu deutlich höheren Preisen, sondern dazu, dass andere Produzenten die freigewordenen Marktanteile übernahmen. Die Drohung, über die Ölwaffe die westliche Politik entscheidend beeinflussen zu wollen, scheiterte ebenso wie der Versuch, dauerhaft höhere Ölpreise durchzusetzen. „Als die OPEC Anfang 1986 ihre Mengenbegrenzungen aufgab, stürzte [der Ölpreis] auf einen Wert von 12 $. Es folgten 13 Jahre, in denen alte und neue Anbieter auf einem nunmehr wirklich freien Markt um Anteile an einer wachsenden Nachfrage rangen. Der Ölpreis betrug im Durchschnitt 17 $.“[29]


    Die Entwicklungen am Ölmarkt deuten aber darauf hin, dass die OPEC ihren verlorenen Einfluss zurückgewinnt, ja sogar noch ausweiten wird. Bei rasant steigendem Bedarf gehen die meisten Nicht-OPEC Förderquellen ihrem Ende zu. Falls die aktuelle Produktion beibehalten würde, reichen die Vorräte der USA noch 10,7 Jahre, die Europas (vor allem Nordsee) noch 7,8 und dieRusslands 19,1 Jahre. Demgegenüber beträgt die Reichweite der OPEC-Vorkommen noch 76,6, des Mittleren Ostens gar noch 88,8 Jahre.[30]


    Trotz der krampfhaften Versuche, Nicht-OPEC Vorräte zu erschließen, wird der steigende Öldurst der Welt zunehmend durch die OPEC gestillt werden müssen, wie von der NEP (8-4) versichert wird: „Im Jahr 2020 wird angenommen, dass die Ölproduzenten am Golf zwischen 54 und 67 Prozent des Weltöls liefern werden. ... Alle Nicht-OPEC Förderländer produzieren jetzt schon am Limit und ihre Liefermengen werden angesichts sinkender Vorräte eher sinken als steigen. „Im März 1999 wurde sich die OPEC bewusst, dass die Nicht-OPEC-Produzenten über keine Produktionsreserven verfügten, eine Mengenbegrenzung der OPEC daher nicht durch die Übernahme von Marktanteilen durch andere aufgefangen würde. Das Instrument der Mengenbegrenzung griff wieder. Der Preis stieg im Jahr 2000 auf über 30 $. [...] Die in den 80er und 90er Jahren verlorene Herrschaft über die Ölpreissteuerung hat die OPEC 1999 im Prinzip zurückgewonnen.“[31]


    In Zukunft wird kaum ein Weg an dem Kartell mehr vorbeiführen. „...“[32] Bisher überschritten einzelne Länder häufig die Förderquoten, was die gemeinsame Preispolitik unterlief. Allerdings scheint man sich in jüngster Zeit deutlich besser verständigen zu können. Inzwischen schreckt man auch nicht vor Schritten zurück, die in Washington als offener Affront betrachtet werden: Die OPEC „drosselte nach dem 11. September die Produktion wie nie zuvor. Und trieb den Preis nach oben.“[33]


    ... Noch gefährlicher wird es, wenn sich die OPEC-Staaten darauf einigen sollten, nicht nur höhere Preise zu verlangen, sondern das Kartell erneut als Waffe gegen die westliche Politik einzusetzen. Da heute kaum Alternativen bereitstehen, wären die ökonomischen Folgen fatal. Regierungsmitglieder aus dem Irak, Iran, Libyen und Saudi-Arabien haben einen solchen Schritt bereits angedroht und befürwortet.


    Krieg gegen die OPEC und für billiges Öl


    Die US-Ölstrategie richtet sich nicht nur auf die Stabilisierung der ölreichen Golfregion mittels der Truppenstationierungen im Irak, sondern auch gegen den zunehmenden Einfluss des Kartells. ... „Es gibt eine lang angelegte Strategie der US-Regierung die Marktmacht der OPEC zu schwächen, und ein Weg hierzu ist es, bestimmte Länder herauszulösen.“[34]


    Das US-Bestreben, die Ölreserven des Iraks außerhalb der OPEC-Preisbindung auf den Weltmarkt zu liefern, wäre diesbezüglich ein entscheidender Erfolg. „Seine riesigen Ölreserven könnten die saudische Dominanz als OPECs Ausgleichsproduzent wettmachen und den USA in Notzeiten ökonomisch helfen, indem durch eine Produktionserhöhung die Preise gesenkt werden.“[35] Rainer Hermann schreibt in der FAZ vom 2.9.2002: „Dieser neue Irak könnte aus der OPEC austreten, die Förderbeschränkungen des Ölkartells unterlaufen und die dominierende Rolle Saudi-Arabiens am Golf schwächen. Selbst wenn der Irak in der OPEC bliebe, brächen im Kartell erhebliche Spannungen aus.“[36] ...


    , da der bisherige Garant niedriger Ölpreise, Saudi Arabien, als mit Abstand wichtigstes Ölförderland der Welt der Kontrolle Washington zu entgleiten droht.


    Saudi Arabien - Die zweite Säule wankt


    ...


    ... Tatsächlich aber geht es noch um weit mehr. Im Zentrum steht die Infragestellung des US-Ordnungsanspruches in der Region und des damit verbundenen Einflusses auf die OPEC. Ungemach droht der USA aus zwei Richtungen. Einerseits könnte eine islamische Revolution das saudische Königshaus stürzen, was unmittelbar zu einer US-feindlichen Politik führen würde. Andererseits mehren sich aber zudem die Zeichen, dass innerhalb der Königsfamilie die anti-amerikanische Fraktion allmählich die Überhand gewinnt.[37] Washington wird versuchen beides mit allen Mittel zu verhindern.


    ...



    Auch scheint ein System, das von Stan Goff, einem ehemaligen Lehrer an der Militärakademie von West Point, als „Petrodollar Imperialismus“ bezeichnet wurde, gefährdet zu sein. Er gibt an, dass Washington auf zwei Arten von seinem Kontrollanspruch am Golf profitiert. Einerseits durch die enormen Profite aus Waffenverkäufen an die dortigen Länder, die hiermit ihre Gewinne aus Ölverkäufen in die Vereinigten Staaten zurücktransferierten. Vor allem aber dadurch, dass das OPEC-Öl von allen Staaten in Dollars abgerechnet, aber primär in die USA reinvestiert wird. Jene Dollarabrechnung „hat es den USA ermöglicht, nicht nur die Entwicklungsländer, sondern auch die wichtigsten kapitalistischen Rivalen zu dominieren. Andere Länder müssen ihre Rechnungen in (Petro)Dollars zu einem höheren Wechselkurs als die USA bezahlen und diese Dollars kommen direkt zurück ins Land (über Saudi Arabien und andere). [...] Amerikanischer Imperialismus ist letzten Endes Petrodollar Imperialismus.“ Ein Rückzug des saudischen Kapitals aus dem amerikanischen Markt wäre demzufolge „ein vernichtender Schlag.”[39] Genau dies ist vor kurzem geschehen, als etwa 200 der insgesamt ca. 850 Mrd. Dollar saudischer Kapitalinvestitionen aus den USA abgezogen wurden.[40]


    Noch dramatischer ist aus US-Sicht, dass neben Venezuela, dem Irak und Iran [41] nun auch Saudi-Arabien ernsthaft die Möglichkeit prüft, künftig sein Öl in Euros abzurechnen, was den Dollar mächtig unter Druck bringen und die USA wirtschaftlich enorm schädigen würde.[42]


    Zusätzlich ist es unerlässlich, dass zur Befriedigung des steigenden Ölbedarfs Saudi Arabien nach Angaben des US-Energieministeriums seinen Ausstoß von derzeit 11,4 mb/d auf 23,1 mb/d in 20 Jahren erhöhen muss. Deshalb sei es erforderlich „Saudi Arabien davon zu überzeugen, seinen [verstaatlichten] Ölsektor substanziellen Investitionen durch US-Ölfirmen zu öffnen,“ ...[43]


    ... Ein Briefing vor dem das Pentagon beratenden Defense Policy Board könnte die neue Richtung vorgeben. Es „beschrieb Saudi Arabien als einen Feind der Vereinigten Staaten und empfahl, dass US-Offizielle ein Ultimatum stellen, die Unterstützung des Terrorismus einzustellen oder sich der Besetzung seiner Ölfelder gegenüberzusehen.“[45] ...“[46]


    Tatsächlich geht es aber darum, die OPEC-Politik auf US-Kurs zu bringen. Aufgrund Saudi Arabiens entscheidender Rolle als Weltölversorger Nummer eins ist eine Eskalation wegen des hierauf erfolgenden Ausfalls saudischer Lieferungen gegenwärtig kaum zu verkraften. Die Kontrolle der irakischen Reserven ebnet so den Weg, Saudi Arabien vor die Wahl zu stellen: Befolgung der US-Vorgaben oder Ersetzung durch eine US-Interessen freundlicher gesonnene Regierung.


    „Der Weg zum gesamten Mittleren Osten führt durch Bagdad“


    Dieses Prinzip soll wohl auf die gesamte Region übertragen werden. Jedem Staat, der es wagen sollte den US-Ordnungsanspruch in Frage zu stellen, droht,..., ein Angriff durch die USA. So gehen einige Analytiker von einem Simultanschlag gegen Bagdad und Teheran aus.[47] Prominente Neokonservative wie etwa Michael Leeden oder Norman Podhoretz, gehen mit ihren Forderungen noch weiter. Nach dem Iran, Irak und Saudi Arabien müsse noch Syrien angegriffen werden, so Leeden. Podhoretz fordert zusätzlich noch als Minimum einen Regimewechsel im Libanon, Libyen, Ägypten, ebenso wie Veränderungen in der palästinensischen Autonomiebehörde.[48]


    ...


    Ausbruch aus dem Energiedilemma


    „Die Vereinigten Staaten bleiben Gefangene ihres Energiedilemmas.”[50] Dieser Satz, so wahr und eindeutig er ist, kann nur zwei Schlussfolgerungen nach sich ziehen. Entweder man begegnet diesem Energiedilemma mit verstärkten Militäreinsätzen, oder Washington versucht die Abhängigkeit seiner Volkswirtschaft von fossilen Brennstoffen durch eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien zu reduzieren.[51] ...


    Es sind ... nicht genug Reserven vorhanden, um mit Öl sowohl den zukünftig noch steigenden Verbrauch der westlichen Industrieländer, insbesondere der Vereinigten Staaten, zu decken und gleichzeitig den wachsenden Energiebedarf vieler anderer Staaten aufzufangen. ... Gegenwärtig verbrauchen die USA 7 Tonnen Öl pro Einwohner (Westeuropa ca. 4,3), während aber ein hoher Lebensstandard, ... bereits mit einem Verbrauch von 1,5 Tonnen zu erreichen ist.[52]


    ...
    ZITATENDE Quellen bitte unter dem Link recherchieren

  • ich habe mal schnell in meinem Fischer Weltalmanach 2004 und 2001 nachgeschaut, daher stammen die Ölförderzahlen die ich unten aufführe (die Förderzahlen in Mio t sind darin aus 2001 (1998) [1990]):


    Saudi Arabien 378,7 (404) [321,9]
    Russl. 343,4 [-]
    USA 252,9 (402) [414,5]
    Mexiko 175,0 (169,3) [147,7]
    CR China 165,2 (162,6) [137,6]
    Norwegen 163,1 (158,9) [81,8]
    Iran 159,1 (193) [157,1]
    Venezuela 156,9 (159,3) [110,6]
    Kanada 131,0 (128,8) [92,2]
    Kuweit 130,4 (91,9) [58,7]
    VAR 112,2 (109,6) [102,0]
    GB 108,4 (138,9) [91,6]
    ...
    Irak 59,0 (108,2) [100,7]


    Wenn jemand schon aktuellere Zahlen, hat wäre das zum Vergleichen nett, wenn dieser diese hier reinschreiben würde

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