Die Saudis wollen das Öl nur mäßig fließen lassen – Ein Strategiewechsel mit gravierenden Folgen
Das große Bild vom Ölmarkt ist geprägt von extrem geringen Vorräten in den bedeutenderen Verbraucherländern, von rapide wachsendem Einfuhrbedarf Chinas und einer Opec, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dollar-Preis für Rohöl auf möglichst hohem Niveau zu halten.
Die strategischen Pläne des Kartells, die wesentlich von Saudi Arabien bestimmt werden, haben in der Vergangenheit stets auch die Situation der Weltwirtschaft einbezogen. Seinen aufgeklärteren Mitgliedern war klar, dass sie ihre Preisvorstellungen mit der jeweils gegebenen konjunkturellen Lage in Einklang bringen mussten, um nicht an dem Ast zu sägen, auf sie sitzen. Die Erfahrungen, die sie in den siebziger Jahren mit zügellosen Preissteigerungen gemacht haben, geboten dies.
Natürlich hat auf der massive Einfluss der USA besonders auf die Saudis eine nicht geringe Rolle gespielt, wenn sich das Kartell in der Vergangenheit in kritischen Situationen in seinen Förderbeschlüssen immer wieder als gemäßigt dargeboten hat. Dieser Einfluss schwindet bekanntermaßen seit einigen Jahren.
Den letzten Beweis für einen strategischen Kurswechsel hat der saudische Ölminister Ali Naimi in der vergangenen Woche erbracht. Mehrere Quelle zitieren ihn mit der Aussage, die Opec ziele darauf ab, die Ölvorräte in den Verbraucherländern auf niedrigem Niveau zu halten.
Wir halten dies für die wichtigste ernst zu nehmende Aussage, die seit Jahren aus Kreisen des Kartells bekannt wurde. Wenn die Opec tatsächlich nach dieser Maxime handelt, könnte sie erstmals seit einem Vierteljahrhundert vorsätzlich verhindern, dass die Ölbestände in den Verbraucherländern nach einem Winter mit wohl überdurchschnittlich hohem Bedarf wieder auf ein für den kommenden Winter ausreichendes Niveau aufgestockt werden.
Bleiben die Saudis bei ihrer Haltung, so empfiehlt sich allen, die Öl oder Destillate benötigen, schon weit im Vorfeld des Winters 2004/05 jede sich bietende Chance zur Vorsorge zu nutzen.
Man muss schon allein wegen der Äußerung des saudischen Ölministers wohl Abschied von der vielerorts noch immer verbreiteten Vorstellung nehmen, dass Öl vom gegenwärtigen Niveau aus noch einmal wesentlich im Preis sinkt.
Dafür sprechen auch zahlreiche andere Aspekte, darunter der Umstand, dass Öl teurer werden muss, um Anreize zur Suche nach neuen Vorkommen und deren Erschließung zu schaffen. Die viel zu geringen Investitionen der zurückliegenden Jahre beginnen, Opec hin und Opec her, ihren Preis zu fordern.
Quelle: http://www.taurosweb.de