Quelle: Neue Solidarität 18/2006 [URL:http://www.solidaritaet.com/neuesol/2006/18/index.htm](Abobeitrag) Die Preisinflation auf den Rohstoffmärkten, von Edelmetallen bis zu Industriemetallen und Erdöl, ist außer Kontrolle geraten. Im Jahr 2005 stiegen die Preise für die meisten Metalle um 25%-50% an, in einigen Fällen wie Zink um fast 100%. Allein im ersten Quartal 2006 stiegen die meisten Metallpreise ebenfalls um 25%-50%. Und in den ersten beiden Aprilwochen stiegen die Rohstoff-Futures-Preise wie folgt: Aluminium 5%, Erdöl 12%, Gold 9%, Silber 25%, Zinn 11%, Kupfer 20%, Zink 22%, Nickel 22%, Platin 6% sowie der Benzinpreis im Endverbrauch um 14%. [...] Die dritte Aprilwoche war die wohl ungewöhnlichste Woche auf den Rohstoffmärkten seit Jahrzehnten. Vom 17.-20. April stieg der Goldpreis um 49 $ pro Feinunze und erreichte mit 649 $ den höchsten Stand seit Dezember 1980. Am Donnerstagnachmittag knickte er dann vorübergehend ein. Man sprach von "Gewinnmitnahmen", und einige Beobachter meinten, das sei das übliche Eingreifen zur "Absturzverhinderung" im Vorfeld des Halbjahrestreffens von G-7 und IWF in Washington. Innerhalb weniger Stunden gab der Goldpreis um 30 $ nach, um dann am nächsten Tag wieder zu steigen und die Woche mit einem Zuwachs von 35 $ abzuschließen. Nachdem der Preis für Silber am 20.4. seinen höchsten Stand seit 26 Jahren erreichte, fiel er am Donnerstag um 14% - der größte Tageseinbruch seit 23 Jahren - , worauf am folgenden Tag ein neuerlicher Anstieg um 8,6% folgte, der größte seit elf Jahren. Trotz der Unterbrechung am 20.4. gab es in der Woche bei allen Industriemetallen enorme Preissteigerungen: Kupfer 10,4%, Zink 6,3%, Nickel 4%, Aluminium 3,2%, Blei 3%. Der Rohölpreis erreichte zum Wochenschluß ein Allzeithoch von über 75 $. Die treibende Kraft (wenn auch nicht die tiefere Ursache) der Preisexplosion sind Hedgefonds und Rohstoffindexfonds, die völlig losgelöst von realem Angebot und Nachfrage spekulative Gelder investieren. Man hatte einen Anstieg der Gesamtsumme der in Rohstoffe investierten Gelder von 80 Mrd.$ im Jahr 2005 auf 120 Mrd.$ im Jahr 2006 prognostiziert, tatsächlich wurde schon im April die 100-Mrd.-$-Marke überschritten. Ein weiterer Faktor sind Fusionen und Übernahmen. Allein seit September 2005 gab es in der Goldbranche mindestens 20 große Fusionen und Übernahmen (verglichen mit nur fünf in der ersten Jahreshälfte 2005). Im Aluminiumsektor erwarb Alcan, der zweitgrößte Hersteller, die Unternehmen Pechiney Metals (Montreal) und Novellis Metals und schloß dafür mehrere eigene Produktionsstätten. Man rechnet deshalb 2006 mit einer um 300 000 t geringeren Jahreserzeugung von Aluminium. Im Bereich Kupfer und Nickel entsteht gerade der weltgrößte Hersteller aus dem Zusammenschluß der British Inco Ltd. mit Falconbridge aus Toronto; beide senken trotz der hohen Preise die Produktion. Und im Energiesektor wird das Zusammengehen rein spekulativer Fonds veranschaulicht durch die 3-Mrd.-Dollar-Fusion von Petrofund und Penn West Energy Fund zum größten Energiekonzern Kanadas.