Gold wirklich sicher?

  • Hallo


    Zitat

    Ich habe auch den Eindruck daß die lohnendste Investiton die eigene Ausbildung (und die der Kinder) ist.


    Stimmt auch nur teilweise. Ich habe vor einigen Jahren auch so gedacht und ein E-Technik-Studium abgeschlossen. Natürlich nicht nur aus "Anlagegründen", sondern weil ich Elektronikentwicklung faszinierend finde. Vor 5 Jahren habe ich den Abschluß gemacht und bisher keinen passenden Job gefunden. Ich lebe z.Z. von etwa 1200EUR Netto bei etwa 180Stunden pro Monat im Schichtbetrieb und einer täglichen Fahrtzeit (Hin- und Rückweg) von über 3 Stunden mit der Bahn. Ich würde alles machen, was irgendwie in meine Studienrichtung Elektrotechnik passt. Ob jetzt Nachrichten-, Regelungstechnik oder eine andere Spezialisierung wäre mir erstmal egal. Örtlich gebunden bin ich auch nicht, Umzug kein Problem. Und glaubt blos nicht das Märchen vom Mangel an Ingenieuren! Erfahrene Spezialisten werden natürlich fast immer gesucht, aber eine Einarbeitung eines Anfängers leistet sich heute (fast) keine Firma mehr. Ohne Vitamin B läuft garnichts! Andere Freunde von mir machen ein Zweitstudium zum Berufsschullehrer, aber das kostet und kostet. Beachtet auch: Absolventen zählen als Arbeitssuchende, nicht als Arbeitslose. Tauchen also in der Arbeitslosenstatistik nicht auf und bekommen auch keinen Cent vom Arbeitsamt.
    Billigjobs findet man als Ingenieur auch sehr schlecht, weil man wegen "Überqualifizierung" abgelehnt wird. Der Arbeitgeber hat eben Angst, man würde ganz schnell wieder gehen, weil er an das Märchen vom Mangel an Ingenieuren glaubt.


    Außerdem: Bis man mit dem Studium fertig ist, ist man 30 und hat keine finanziellen Rücklagen. Falls man das Studium erflogreich abschließt (die Durchfallquote ist hoch) und einen Job findet: Das große Geld wie früher verdient man da heute nicht mehr. 30000EUR Brutto im Jahr oder weniger sind in den Anfangsjahren normal. Bei einem Bewerbungsgespräch in einer großen Stadt in Süddeutschland hat man mich ausgelacht: In der Elektronikbranche wären nur 20000-25000 drin. "Glückliche", die durch Vitamin B eine Stelle gefunden haben, bestätigen mir:
    Arbeitszeit offiziell 40 Stunden/Woche, in Wirklichkeit mindestens 70Stunden/Woche, ohne Bezahlung von Überstunden, miserable Bezahlung, nur Stress und zeitliche Forderungen vom Chef, die nicht realisierbar sind, ja teilweise technisch garnicht machbar sind. Aber ich würde selbst das akzeptieren. Einfache Angestellte würden bei diesen Arbeitsbedingungen sofort geschlossen streiken.



    Hätte ich in jungen Jahren eine normale Berufsausbildung gemacht und schon während der Ausbildung was zurück gelegt, ginge es mir heute vergleichsweise gut. Ein Ingenieur kann in der heutigen Zeit seinen Verdienstausfall während des Studiums nicht mehr ausgleichen. Er steht am Ende schlechter da als ein einfacher Angestellte, finanziell (über die Jahre aufsummiert) und freizeitmäßig (sowohl während des Studiums als auch danach).


    MfG

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