Ihr seid ja unermüdlich, sehr schön! Deshalb auch noch meine Meinung zu Macht und Verteilungsgerechtigkeit:
Die wachsende Schere zwischen Arm und Reich sehe ich auch. Zweifellos auch eine Nebenwirkung der Politik im Allgemeinen und der Geldpolitik im Besonderen. Die Verarmung wird so richtig krass werden, wenn sich die Ersparnisse und Rentenansprüche der Babyboomer in Luft auflösen. Muß ich auf die Unterschiede im Lebensstandard zwischen einst und jetzt ernsthaft eingehen? Heute kann bei uns jeder 100 Pferde einspannen, um wegen eines Schnupfens zum Arzt zu fahren. Wie war die durchschnittliche Lebenserwartung vor hundert oder zweihundert Jahren? Wie viele Kinder und Mütter sind damals schon im Kindbett gestorben?
Soros ist mir egal, Geld und Macht sind zu allen Zeiten und in allen Gesellschaftsordnungen ungleich verteilt. Über größere Macht verfügt nicht nur, wer mehr Geld hat. Je nach Gesellschaftsordnung verdanken die Mächtigen ihre Machtstellung mal dem Geld, mal der Parteizugehörigkeit, Ihrer Herkunft oder einfach ihrer Skrupellosigkeit, manchmal sogar nur ihrer körperlichen Überlegenheit und leider nur ganz selten ihrer geistigen Überlegenheit.
Pontius Pilatus hatte Macht über Leben und Tod, weil sie ihm von oben gegeben war.
Ich kann es leider nicht ändern, dass die Welt nicht nach menschlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit eingerichtet ist. Alle Versuche, solche Gerechtigkeit herzustellen, haben nur immer noch mehr Elend und Not über die Menschen gebracht. Die Armen werden nicht reicher, wenn den Reichen der Kopf abgeschlagen wird.
Ursache der Malaise ist nicht die ungleiche Verteilung, sondern die Macht des Menschen über den Menschen, die es in jeder Gesellschaftsordnung zu geben scheint. Ich will und brauche keine Macht über andere, aber ich lasse mich auch nicht von anderen führen. Ich räume nur Menschen Macht über mein Leben ein, denen ich hundertprozentig vertraue. Mächtigen kann ich nur vertrauen, wenn ich von ihrem Verantwortungsbewusstsein überzeugt bin.
Solche Menschen scheinen seltener zu werden. Die Integrität eines Hermann Josef Abs war noch über alle Zweifel erhaben, dem Mann waren Güte, Weisheit und Verantwortungsbewusstsein ins Gesicht geschrieben.
Bei einem Draghi sehe ich nichts dergleichen.
In Schönwetterperioden kommen allerlei Lumpen und Trittbettfahrer an die Macht, es werden ja auch nur Schönwetterkapitäne gebraucht. Wenn wieder Verzweiflung und Not am größten sind, werden wieder Menschen gebraucht, die nicht von Machtgier, sondern von Ehre und Pflichtgefühl erfüllt sind.
Das in die alten Eliten gesetzte Vertrauen haben die neuen Eliten nie verdient. Die Kriegsgeneration wurde von Emporkömmlingen abgelöst. Wer zwei Kriege überlebt hatte und vielleicht als Offizier für das Leben seiner Leute verantwortlich gewesen war, hatte Verantwortungsbewusstsein gelernt.
Wem gegenüber sollten die Mächtigen von heute denn auch Verantwortung empfinden, wem sollten sie sich verpflichtet fühlen außer ihrem eigenen Geldbeutel? Sie sind ja selbst entwurzelt, kennen weder Volk noch Vaterland und haben oft nicht einmal Kinder. Ihre Liebe gilt der ganzen Welt und damit niemandem in Person.
Verantwortungsbewusstsein wurzelt in dem Geist der Liebe, der nicht von ungefähr im alten Preußen besungen und angebetet wurde. Aber wer versteht das noch?
Genug lamentiert über die Mächtigen, jetzt muß ich noch etwas zu den Machtlosen loswerden,das ist die andere Seite der Medaille. Warum geben wir überhaupt anderen so viel Macht über uns? Warum haben die Machtlosen ihre Daseinsvorsorge Banken, Versicherungen und Geldfälschern anvertraut? Die Leichtgläubigen haben den Rattenfängern Macht gegeben, weil ihnen soziale Gerechtigkeit, Wohlstand und Schutz vor allerlei Lebensrisiken in Aussicht gestellt wurde. Das ist nichts anderes als freiwillige Rückkehr in selbstverschuldete Unmündigkeit.
Niemand ist gezwungen, Rattenfängern und Fallenstellern auf den Leim zu gehen.
Damit herzlichen Dank Euch allen für die freundliche Aufnahme, ich fühle mich hier in guter Gesellschaft!