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Böses Erwachen bei Rohstoff-Zertifikaten
Kursentwicklung vieler Derivate enttäuscht Anleger
von Holger Zschäpitz
Berlin - Clevere Anleger setzen auf Zertifikate - mit diesem Slogan geht die Branche landauf landab auf Kundenfang. Die Argumentation ist so einfach wie einleuchtend: Während es bei Investmentfonds immer wieder zu Enttäuschungen kommt, weil das Gros der Fondsmanager schlechter als der Markt abschneidet, kann dies einem Zertifikate-Anleger nicht passieren. Schließlich bilden die derivativen Produkte ganze Indizes oder einzelne Rohstoffe originalgetreu ab. Damit fahren Investoren immer so gut wie der Vergleichsmaßstab. Doch nun erleben auch Zertifikate-Anleger ihre Enttäuschung. Zumindest dann, wenn sie sich im Segment der boomenden Rohstoffprodukte tummeln. Denn einzelne Zertifikate entwickeln sich wesentlich schlechter als der zugrundeliegende Rohstoffpreis.
Besonders markant ist die Differenz bei den jüngst in Mode gekommenen agrarischen Commodities wie Weizen, Mais oder Kaffee.
Beispiel: Wer Anfang 2005 auf einen Anstieg bei Mais spekulierte, hatte durchaus einen richtigen Riecher. Denn die Notierungen stehen heute 20 Prozent höher. Pech nur, wer das Mais-Endloszertifikat der ABN Amro im Depot hat. Damit liegt er aktuell rund fünf Prozent im Minus. Etwas weniger kraß verlief die divergierende Entwicklung bei Weizen. "Als ich vor einem Jahr das Weizen-Zertifikat kaufte, lief es noch eins zu eins mit dem Markt. Inzwischen partizipiere ich nur noch mit etwas über 70 Prozent am Kursanstieg", beklagt sich Winfried Walter vom Vermögensverwalter Albrech & Cie. "Selbst für mich als gelerntem US-Broker ist das nicht nachvollziehbar."
Die Branche verweist darauf, daß die Rohstoff-Zertifikate niemals genau den Basiswert abbilden. "Der Rohstoffmarkt ist ein physischer Markt", sagt Stefan Gresse von der ABN Amro. Wollte man die Notierungen wirklich eins zu eins nachbilden, müßte man Öl, Weizen oder Kaffee wirklich einlagern, was nicht wirtschaftlich ist. Statt dessen decke man sich am Terminmarkt ein. Doch genau da beginnen die Probleme. Liegen die Terminkontrakte wie derzeit beim Öl oder Kaffee über den aktuellen Kassanotierungen, kaufen die Profis zuungunsten der Zertifikate-Anleger ein. Da die Terminkontrakte überdies zeitlich begrenzt sind, die Zertifikate in der Regel aber endlos laufen, müssen die Institute sich immer wieder neu am Terminmarkt eindecken, sie rollieren von dem auslaufenden in einen neuen Kontrakt. Und ist der neue Kontrakt abermals teurer als der auslaufende, dann häufen sich die Verluste.
Die Situation unterscheidet sich bei den einzelnen Rohstoffen. Je höher die Terminmarktkurse im Vergleich zum Kassamarkt sind, desto schlechter für die Anleger. Dies erklärt auch die unterschiedlichen Partizipationsraten. So machen Anleger aktuell lediglich zu 73 Prozent die Aufwärtsentwicklung bei den Kaffeepreisen mit. Bei Kupfer hingegen liegen die Terminmarktkurse deutlich unter den Spotnotierungen, so daß Investoren überdurchschnittlich an der Performance des Metalls teilhaben. "Die meisten Anleger meinen, daß sich das Zertifikat immer auf den Spotpreis bezieht, doch das ist ein Irrglaube, auf den wir immer wieder hinweisen", sagt Gresse.
Tatsächlich sind gerade Privatanleger in den vergangenen Jahren in die Zertifikate geströmt. Denn am Rohstoffboom ließ sich mit den leicht handelbaren Papieren einfach teilhaben.
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Artikel erschienen am Sa, 25. Februar 2006
http://www.welt.de/data/2006/02/25/851321.html