Hallo,
seit einigen Wochen verfolge ich die Diskussionen in diesem Forum. Ich bin langfristig für die Goldpreisentwicklung verhalten optimisch eingestellt und im Moment trotzdem nur mit einem relativ geringen Vermögensanteil in Gold investiert. Mich würde Eure Meinung zu folgenden Überlegungen interessieren, die mich skeptisch stimmen.
Der Goldpreis ist seit etwa 2002 in USD, seit etwa Mitte 2005 in allen Währungen deutlich gestiegen. Als der Goldpreis im April / Mai 2006 nach oben ausbrach, konnte man erstmals seit längerem - zumindest im deutschsprachigen Raum - ein deutlich gestiegenes Interesse der "Mainstream"-Medien an EM-Investments feststellen. Das hat inzwischen mit den aktuellen Rückschlägen zwar wieder nachgelassen. Dennoch vermute ich, daß weitere Anstiege jetzt deutlich größeres Interesse der Investoren erzeugen werden als noch vor vielleicht einem Jahr. Jeder weitere deutliche Anstieg, in Verbindung mit den für EM ja durchaus bullishen wirtschaftlichen Fundamentaldaten, birgt daher zumindest die (wenn vielleicht auch geringe) Gefahr eines explosionsartigen Anstiegs mit möglicherweise drastischen Folgen für die Weltwirtschaft.
Natürlich werden die Regierungen und Zentralbanken der westlichen Staaten ein solches Szenario zu verhindern suchen. Ich könnte mir vorstellen, daß die Zentralbanken jetzt "alamiert" sind - die EM werden als "Inflationsindikator" nun auch von Otto Normalverbraucher wieder mehr beachtet - und daher sehr wachsam sein werden. Eingriffe der Banken und Zentralbanken in die Märkte via Goldverleihungen, Gold-ETFs und diverses "Papiergold" könnten gut noch viele Jahre lang funktionieren, solange die Mehrzahl der Investitionen nicht massiv und überwiegend in physisches Metall (im heimischen Tresor oder zumindest im eigenen Bankschliessfach) erfolgt. Zusätzlich dazu läßt sich notfalls über die Zinsen einiges kontrollieren; oft genügen ja schon vage Ankündigungen über die künftige Zinspolitik ("werden die Inflationsentwicklung genau beobachten" u.ä. Äußerungen), um die Märkte in die "richtige" Richtung zu bewegen.
Einen Abverkauf der Dollarreserven durch einen europäischen oder asiatischen Staat halte ich in nächster Zeit für unwahrscheinlich. Was hätte der Staat davon? Die China/Japan/Fernost-Fraktion würden ihren Hauptabsatzmarkt verlieren (China zusätzlich sein wichtigstes Druckmittel gegen die USA), die arabischen Staaten müßten militärische Konsequenzen fürchten, und die Europäer werden auf längere Sicht sowieso keinen Bruch mit den USA riskieren können und wollen.
Diese Aussichten wären - trotz der wie gesagt eigentlich recht bullishen Fundamentaldaten - doch nicht mehr so günstig für das Gold, und sie scheinen mir zumindest nicht unrealistisch zu sein. Wie sehr Ihr das? Ich freue mich, Eure Meinung dazu zu hören.
Grüße, Hermann