Hallö,
ich nicht für diese Nachricht ein neues Thema aufmachen, aber dennoch halte ich dieses für sehr lesenswert:
US-Hypothekenmarkt
Katastrophe nicht in Sicht
Der US-Hypothekenmarkt für Wohnimmobilien befindet sich in der Krise und könnte nach Meinung einiger amerikanischer Analysten einen Dominoeffekt auf die gesamte US-Wirtschaft und damit auch die deutsche und europäische auslösen. Platzt bald die Immobilienblase?
Schon seit einigen Jahren sprechen Marktbeobachter von einem überhitzten US-amerikanischen Wohnimmobilienmarkt und warnen vor einer Krise mit katastrophalen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Jetzt scheinen die Kritiker Rückenwind zu bekommen: Der auf die Darlehensvergabe an Kunden mit schlechter Bonität spezialisierte US-Finanzdienstleister New Century steht kurz vor der Insolvenz, nachdem zahlreiche Darlehen in Not geraten sind und die Gläubigerbanken gewährte Kredite zurückverlangen. Auch andere Anbieter sind von der Zunahme fauler Kredite im so genannten Subprime-Segment betroffen: So mussten mittlerweile auch GMAC und die größte amerikanische Steuerberatungsgesellschaft, H&R Block, hohe Abschreibungen für ihre jeweiligen Hypothekenbanktöchter aufgrund deutlich erhöhter Kreditausfälle vornehmen.
Als Ursache für die Krise auf dem Subprime-Segment macht Chistine Schäfer, Senior Economist bei der DZ Bank, die zum Teil abenteuerliche Kreditvergabe amerikanischer Anbieter wie New Century verantwortlich. "Es gab Darlehen, für die Kreditnehmer in den ersten beiden Jahren weder für Zinsen noch für die Tilgung bezahlen mussten." Michael Pirgmann, Vertriebsleiter beim Fondshaus HPC Capital, haut in die gleiche Kerbe: "In den USA wurden zahlreiche Kredite an bonitätsschwache Bürger aufgrund zu hoher Einkommensangaben vergeben." Die laxe Kreditvergabe sei durch die stetig steigenden Hauspreise bei relativ niedrigem Zinsniveau über Jahre hinweg gut gegangen, und weder Banken noch ihre Kunden hätten sich ernsthaft um mögliche Risiken gekümmert. Das Pendel könnte nun zurückschlagen: Höhere Zinsbelastungen und ein fehlendes finanzielles Polster treibt viele Haushalte in Zahlungsnöte.
Ein weiterer Grund für die aktuelle Misere ist neben den lockeren Darlehenskonditionen auch die Zinsbindung. In den USA werden traditionell kurzfristige und variable Zinsvereinbarungen getroffen. Kombiniert mit Krediten ohne Eigenkapitaleinsatz ergibt sich daraus eine explosive Mischung, die bei steigenden Zinsen und weniger stark steigenden Hauspreisen für viele Darlehensnehmer zum Verhängnis werden kann und in diesem Fall auch geworden ist. Nach aktuellen Zahlen der amerikanischen Vereinigung der Hypothekenbanken war die Zahl der Zwangsversteigerungen im vierten Quartal 2006 so hoch wie seit 37 Jahren nicht mehr. Den betroffenen Haushalten droht ein Vermögensverlust von rund 164 Mrd. USD. "Das wird sich natürlich auf den privaten Konsum und somit auf die US-Konjunktur auswirken, zumal in der Vergangenheit den Haushalten aufgrund der stark gestiegenen Hauspreise im Prinzip ein zweites Einkommen zur Verfügung stand. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die US-Wirtschaft so robust ist, dass sie diese kleine Krise relativ schadlos überstehen wird. Wir erwarten für 2007 insgesamt eine Wachstumsdelle, die von einer spürbaren Erholung im Jahr 2008 abgelöst wird", glaubt Wolfgang Kubatzki, Leiter Real Estate bei Feri Rating & Research.
Keine Wirtschaftskrise - Preise bleiben stabil
Auch Christine Schäfer ist sich sicher, dass die US-Wirtschaft zwar etwas gebremst, im Jahresverlauf jedoch wieder an Fahrt gewinnen wird. "Die aktuelle Krise wird bereits in der zweiten Jahreshälfte beendet sein, weil viele Banken recht schnell auf die stagnierenden Hauspreise reagiert und eine restriktivere Kreditvergabe eingeführt haben", argumentiert Schäfer. Was momentan stattfindet, bezeichnet Frank Lamby, Vorstandssprecher der Hypo Real Estate Bank International, als Marktbereinigung, die sich jedoch auf das Subprime-Segment beschränkt: "Die Anbieter werden kurzfristig entweder in die Insolvenz geraten oder übernommen. Auf jeden Fall wird sich dieser Teilmarkt in kurzer Zeit wieder konsolidieren."
Starke Korrekturen der Häuserpreise erwarten die Marktbeobachter nicht. Lediglich einzelne Regionen, die ohnehin zu den schwächeren Märkten zählen, würden auch von leichten Preisrückgängen betroffen sein. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln glaubt ebenfalls nicht an einen Verfall der Häuserpreise in den USA, sondern eher an eine Seitwärtsbewegung. Da bereits seit einigen Jahren über die hohen Immobilienpreise diskutiert und vor möglichen Risiken gewarnt wurde, seien die Marktteilnehmer auf die momentane Situation einigermaßen vorbereitet gewesen. Deshalb kann auch Voigtländer sich eine Ausweitung der Krise auf die gesamte US-Wirtschaft nicht vorstellen: "Um die amerikanische Wirtschaft ernsthaft ins Wanken zu bringen, bedarf es eines Massenphänomens. Die Schwäche auf einem Teil des Hypothekenmarkts reicht dafür bei weitem nicht aus", erläutert Voigtländer.
Keine Auswirkungen auf den deutschen Hypothekenmarkt
Nach Ansicht der Immobilienmarktexperten der DekaBank schwankt die aktuelle Stimmungslage in den USA irgendwo zwischen Korrektur und Krise. Jedoch rechnen auch sie nicht mit einer Kettenreaktion, sondern eher mit einer raschen Normalisierung. "Die großen Banken sollten gut genug vorbereitet sein, um sich davon nicht beeinflussen zu lassen", erläutert DekaBank-Volkswirtin Annette Kamps. Als Reaktion erwartet auch sie eine deutliche Verschärfung der Bonitätsanforderungen an die Darlehensnehmer: "Die Anbieter werden insgesamt vorsichtiger bei der Kreditvergabe."
Mögliche Folgen für den deutschen Hypothekenmarkt sind für die Marktbeobachter kaum vorstellbar. "Dafür ist der deutsche Subprime-Markt noch viel zu klein", erklärt Christine Schäfer. Für Michael Voigtländer kommt hinzu, dass der deutsche Hypothekenmarkt immer noch von langfristigen Zinsbindungen geprägt ist, so dass ein Szenario wie in den USA sowieso nicht eins zu eins übertragbar sei. Auch Wolfgang Kubatzki glaubt nicht an ein Überschwappen der US-Krise auf Deutschland oder Europa: "Sicherlich hängt in gewisser Weise die ganze Weltwirtschaft von der US-amerikanischen Wirtschaft ab. Aber es gibt keinen direkten Einfluss des Subprime-Hypothekenmarkts der USA auf andere Hypothekenmärkte." Frank Lamby ergänzt, dass die Kreditvergabepraxis in Deutschland deutlich konservativer sei als in den USA und darüber hinaus die Realisierung von Wertsteigerungen bei privat genutzten Immobilien bisher unüblich gewesen sei. (nik)
Quelle: http://www.immobilien-zeitung.…ws.php3?id=22369&rubrik=1
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