Hallo Zusammen,
im Folgenden Auszüge aus dem aktuellen Global Antizipation Bulletin No 17. Es ist so düster wie noch nie...Und die herausgeber hatten bisher fast mit allen Prognosen recht.....sorry, ist ziemlich viel Text....
Im Zentrum der Krise: "Der lukrative Handel mit US- Schulden"Wir haben es seit Anfang 2006 schon mehrfach geschrieben: Der Ausgangspunkt der gegenwärtigen umfassenden weltweiten Krise liegt in den USA. Seit Februar 2006 prophezeit die Forschungsgruppe von LEAP/E2020 dem "Westen", wie er nach 1945 aus den Trümmern des 2. Weltkriegs entstanden ist, den Untergang. Untergang bedeutet hier vor allen Dingen Zusammenbruch der USA, die den Hauptstützpfeiler der Weltordnung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bildeten. Der Zusammenbruch umfasst fast alle gesellschaftlichen Dimensionen der USA: Wirtschaft, Geldpolitik, Finanzmärkte und Bankensystem, Außenpolitik, geopolitischer und intellektueller Einfluss in der Welt. Entsprechend zu ihrer umfassenden globalen Bedeutung stehen auch die USA bei der Finanz- und Bankenkrise, die seit diesem Sommer die Welt erschüttert, im Zentrum. Um es mit einem anschaulichen Bild zu verdeutlichen: Der Stützpfeiler des Westens (und seit dem Fall der Mauer der globalen Weltordnung) gründet sich nunmehr auf Treibsand. Damit bekommt das globale Gebäude erst Risse, später werden ganze Gebäudeteile zusammenstürzen. In dieser Ausgabe jedoch wollen unsere Forscher sich darauf konzentrieren, in einfachen, verständlichen Worten zu erklären, wie die aktuelle Finanz- und Bankenkrise abläuft und in welcher Wechselwirkung sie zu der umfassenden weltweiten Krise steht. Wir hoffen, dass diese Erklärung, die bewußt den Fachjargon der Finanz- und Wirtschaftsexperten vermeidet, unseren Lesern zu verstehen helfen wird1, mit welchen Entwicklungen in den folgenden Monaten und Jahren zu rechnen sein wird. Denn, und das ist das entscheidende Ergebnis unserer Analyse, wir gehen nunmehr davon aus, dass kein Entscheider und keine Institution dieser Welt mehr in der Lage ist, die umfassende Krise zu meistern oder ihre weltweiten Auswirkungen auch nur einzudämmen2. Während der letzten Jahre gab es immer wieder Zeitfenster3, in denen die Möglichkeit bestanden hätte, Maßnahmen zu ergreifen, die Anlass zu der Hoffnung hätten geben können, die zu erwartenden Schäden könnten begrenzt werden; aber das letzte dieser Zeitfenster hat sich nun im 2. Quartal 2007 geschlossen. Im vergangenen Quartal hätte die amerikanische Zentralbank noch die verheerenden Auswirkungen der Finanz- und Bankenkrise vorhersehen und wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen können. Sie hat es versäumt. Und nunmehr kann sie auf die Kettenreaktion von schlechten Nachrichten und Ereignissen nur noch reagieren, aber nicht mehr agieren. Denn - wie wir schon im Juni 2007 vorhersagten - sie ist nunmehr bei der Festlegung ihrer Zinsätze eine Getriebene, ohne freien Entscheidungsspielraum. Ihre letzte Einflussmöglichkeit hat sie damit eingebüßt.
Nunmehr werden die US-Wirtschafts - und Finanzkatastrophen die Hand der US-Zentralbank zwingen. Noch vor einem Monat wollte die US-Zentralbank auf keinen Fall ihren Leitzins senken - sie wird nun nicht mehr anders können. In Großbritannien sieht es übrigens vergleichbar aus: Mervyn King, der
Chef der englischen Zentralbank, kann seinen Kurs ebenfalls nicht durchhalten. Vor kurzem hatte er noch großspurig erklärt, Banken nicht zur Hilfe eilen zu wollen, die sich durch schlechtes Geschäftsgebaren in Schwierigkeiten gebracht hätten - heute muss er in aller Dringlichkeit Northern
Rock, der größten britischen Bank für Immobilienkredite, Geld zur Verfügung stellen4.
In dieser Situation stellt sich damit die eine entscheidende Frage : Wer (und wie) sind eigentlich die Chefs an der Spitze der großen Zentralbanken? Fast täglich tauchen sie in den Nachrichten auf, jeder kennt heute ihre Namen. In Krisenzeiten ist es sehr wichtig zu wissen, wer am Ruder steht. Deshalb
wollen wir uns in dieser 17. Ausgabe des GEAB eingehend mit den Persönlichkeiten der drei Zentralbanker beschäftigen, die in dieser Krise besonders im Kreuzfeuer stehen : Ben Bernanke, Jean-Claude Trichet und Mervyn King. Wir wollen wissen, ob sie - insbs. angesichts ihrer nunmehr sehr
begrenzten Entscheidungsspielräume - das intellektuelle und charakterliche Rüstzeug besitzen, um die Weltwirtschaft durch diese Krise zu steuern. Werden sie den kommenden Ereignissen die richtigen
Paraden entgegen setzen können? Von der Politik ist zur Zeit und wohl noch in den nächsten zwölf Monaten in der Bekämpfung der aktuellen Krise keine Hilfestellung zu erwarten. Die üblichen Stellschrauben der Politik greifen bei der gegenwärtigen Krise nicht. Daher erscheint uns jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen zu eruieren, ob die Zentralbanken gewappnet sind, um die Schockwellen, die aktuell und in naher Zukunft die Weltwirtschaft durchlaufen, abfedern zu können. Von der Antwort auf diese Frage hängt ab, welche
Voraussagen über den weiteren Ablauf der Ereignisse gemacht werden können.
Die Zentralbanker sind umgeben von Scharen an Experten und Technokraten aller Denkschulen und Spielarten. Und doch irrten sie alle ausnahmslos und schon seit über einem Jahr bei ihren Einschätzungen und Vorhersagen. Zur gleichen Zeit, und ausgehend von der selben Informationsbasis
gelang hingegen den Forscher von LEAP/E2020, den Absturz des Dollars, das Platzen der USImmobilienblase, die Subprime-Krise, das Platzen der Kreditblase, die Immobilienpreisrückgänge in Spanien, Frankreich und Großbritannien, usw. vorherzusagen. Selbst Anfang August leugneten die
sogenannten Experten die Möglichkeit, dass es zu einer ernsthaften Krise kommen könne. Für ihre Unfähigkeit, die Entwicklungen der realen Welt vorherzusehen, gibt es zwei einfache alternative (wenn auch nicht ausschließliche) Erklärungen: Sie werden entweder dafür bezahlt, um den einfachen Anlegern und Bürgern zu verkünden, dass alles immer und ausnahmslos in bester Ordnung sei. Damit dürfen sie nicht sagen, was sie denken; das trifft insbs. auf die großen und auf die auf Wirtschaftsund
Finanzthemen spezialisierten Medien zu sowie auf die Finanz- und Wirtschaftsminister. Oder sie sind von ihren Denkstrukturen und ihrer Ausbildung her unfähig, die tiefen Gründe für diese Krise zu erkennen, die ja nicht nur wirtschaftlicher und finanzieller Art sind, sondern eine direkte Folge des Zusammenbruchs der Nachkriegsweltordnung; nur eine Analyse der Gesamtlage, was ja per definitionem nicht das Tätigkeitsfeld von Experten ist, kann hier zu den richtigen Ergebnissen kommen. Wo aber auch die Gründe für das Versagen der Experten liegen mag: Wer immer in den
nächsten Monaten Ratschläge braucht, sollte diese Experten meiden. Im besten Fall werden ihre Ratschläge nutzlos, im schlechteren Fall schädlich sein. Denn sie werden Ratschläge aus einer Wunschwelt sein, die mit der Wirklichkeit nichts gemein hat.
Die Experten und die Entscheidungsträger dieser Welt haben so große Schwierigkeiten, die Gründe und den Umfang der gegenwärtigen Krise zu erfassen, weil sie sich nach ihrer ganzen Veranlagung und Ausbildung die Zukunft nur als Fortsetzung der großen Linien der Vergangenheit ausmalen
können. Das ist einer der großen Mängel einer seit ungefähr 30 Jahren im Westen weit verbreiteten Form der Ausbildung unserer intellektuellen Eliten (insbs. in den großen Business-Schulen mit MBAAbschluss,
die im übrigen auch Opfer der Krise zu werden drohen5), bei der suggeriert wird, man könne durch ein Studium von konkreten Fallbeispielen die Zukunft anhand der Vergangenheit vorhersehen. Jedoch ist nach dem Verständnis von LEAP/E2020 jede ernsthafte Krise immer eine Phase des Umbruchs, in der alle "Wahrheiten" und Hypothesen, die das bisher herrschende System
trugen, in Frage gestellt werden. Für die Entscheidungsträger in den Machtzentren des herrschenden Systems sind diese Hypothesen, mit denen sie aufwuchsen und unter deren Vorzeichen sie die Karriereleiter hochstiegen, zum Abbild der realen Welt mutiert. Ihre Hypothesen verkommen zu
Illusionen. Und wenn die Kluft zwischen der Vorstellung der Eliten, wie die Welt zu sein habe, und wie sie in Wirklichkeit ist, zu groß wird, setzen häufig umfassende Krisen ein. Die Fähigkeit zur Einsicht, dass "die Realität nicht mehr das ist, was sie mal war", um ein berühmtes Wort über die Zukunft
umzuformulieren, erfordert eine Verankerung im richtigen Leben und eine geistige Unabhängigkeit, die in den engen Zirkeln der Universitäten und der hohen Verwaltung nur selten gepflegt werden.
Die gegenwärtige Krise mit einfachen und
Wir wollen in präziser und verständlicher Weise (1000 Wörter) die grundlegende Natur der gegenwärtigen Finanz-und Bankenkrise und ihre Wechselwirkung mit der Gesamtheit der umfassenden weltweiten Krise darlegen.Seit 1945 und noch einmal verstärkt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989 war die US Wirtschaft der einzige Pfeiler des globalen Finanz- und Bankensystems. Die Abkoppelung des Dollars vom Goldstandard am 15. August 19716 und die Reduzierung der US-Währung auf eine reine
Papierwährung öffneten den Weg für ein exponentielles Anwachsen der in Umlauf befindlichen USDollar. Die zunehmende Konkurrenz in der industriellen oder technologischen Produktion und im Dienstleistungssektor durch Schwellenländer bei gleichzeitiger Verschlechterung der Qualifikationen
der US-Arbeitnehmer und damit der Wettbewerbsfähigkeit der US-Produkte auf dem Weltmarkt führte zu einer Verschuldung der USA (sowohl der Privathaushalte als auch des Staates) bis zu einem Niveau, dass in der Geschichte noch nie auch nur annähernd erreicht worden war. Diese immense Schuldenmasse wurde nach und nach, dank der Kreativität der Banken und Finanzinstitute und mit der mehr oder weniger naiven Beihilfe des gesamten Bankensektors (Zentralbanken, Ratingagenturen, Finanzmedien, Politiker, Wirtschaftswissenschaftler usw.), zum einzigen bedeutenden Produkt, das die USA noch herstellten... und exportierten.
Als G.W.Bush und seine Gefolgsleute aus Ideologen und Geschäftemachern an die Macht gelangten, schnellte die Produktion dieser Art von "Werten" in stratosphärische Höhen7, eine Entwicklung, die vom damaligen Vorsitzenden der US-Zentralbank, Alan Greenspan8, gutgeheißen und sogar unterstützt
wurde: Schulden der öffentlichen Hand, Immobilienhypotheken, Autokredite, Kreditkartenschulden9, allgemein wurden Schulden das Premiumprodukt des Wirtschaftsraums, über den man sagte, er sei der wichtigste der Welt. Und der Rest der Welt kaufte fröhlich und munter dieses neue Produkt "made
in USA", wobei insbs. die westlichen Eliten über die unglaubliche Kreativität der Wall Street und ihres Ablegers, die City of London, in Ekstase gerieten.
Dabei hätte in den letzten Jahren jeder, der durch die USA fuhr und dabei seine Augen für die Wirklichkeit aufzumachen bereit war (was Experten und Entscheidungsträger ausschließt, denn die haben anscheinend ihre Augen nur im Kopf, um Geschäftsberichte, Lagebeschreibungen oder Pressemitteilungen zu lesen), leicht feststellen können, dass, so anders als in Europa oder Asien, das Land dabei war, allgemein zu verarmen : Infrastrukturen vor dem Zusammenbruch10, Bildung im Niedergang, Einwanderung von Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau, zunehmende Abhängigkeit von Energieimporten, Technologierückstände in verschiedensten Bereichen... Diese Feststellung musste unmittelbar zur Frage führen: Wer soll diesen riesigen, immer weiter wachsenden
Schuldenberg je abtragen? Und, vor allen Dingen, wie?
Die ganze Welt, den Experten gleich, schien aber nur Augen für die Statistiken zu haben, die genau das System produzierte, das ihr Produkt "Schulden" schmackhaft machen musste, weil sie es verkaufen wollte. Natürlich bewiesen diese Statistiken, dass alles in Ordnung war und der
durchschnittliche Schuldner sehr wohl solvent. Doch dann kamen der 11. September 2001, die Katastrophe des Irak-"Aufbaus", der Wirbelsturm Katrina und die weitgehende Zerstörung von New Orleans, und, ganz frisch, der Einsturz einer Brücke über den Mississipi...
Und nach und nach, vor ungefähr einem Jahr an Geschwindigkeit zulegend, streckte die Wirklichkeit,dieser Faktor, den keiner der Experten und Ideologen in seine Berechnungen einbezogen hatte, seine Tentakeln in das Finanz - und Bankensystem vor. Eine Spekulationsblase nach der anderen (Internet,
Immobilien, Subprime) war aufgeblasen worden, um die Schuldenmasse zu erhöhen, immer in der Hoffnung, dass die Realwirtschaft eines Tages diese Scheinwirtschaft einhole und die Schulden zu decken in der Lage sei, bzw. dass der Rest der Welt auf ewig diese US-Schulden kaufe und als Tilgung
für alte Schulden neue US-Schulden akzeptiere. Gleichzeitig wurden diese Schuldenprodukte immer komplexer, wie zum Beispiel die berühmten CDOs, Collaterized Debt Obligations, die angeblich die Schulden auf soviele Schultern verteilen, dass de facto niemand ein Risiko eingehe, obwohl sie in
Wirklichkeit nur bewirkten, dass das gesamte System für die gleichen Risiken anfällig wurde.
Und Monat um Monat (seit Februar 2006) hatte der GEAB schon vor dem gewarnt, was dann passierte: Das Platzen der US-Immobilienblase löste eine fatale Kettenreaktion aus, die zur Finanz und Bankenkrise des Sommers 2007 führte, bis auch die großen Banken und Finanzinstitutionen endlich erkennen mussten, dass in dieser riesigen Schuldenfabrik, zu der die USA verkommen sind, der der einfache US-Verbraucher, der die Hauptmasse der Schulden letztverantwortlich zu tragen hat, bereits bankrott ist11, bzw. es vor dem Hintergrund der in den USA einsetzenden Rezession bald werden wird12.