Beiträge von veritas

    „Hindenburg-Omen“ deutet auf Turbulenzen an der Börse hin


    Die Warner vor einem weltweiten Finanz- und Wirtschafts-Crash melden sich derzeit wieder lauter zu Wort. Beispielsweise der Vermögensverwa Iter Roland Leuschel. Er sagte Monate vor dem großen Börsen Crash 1987 diesen ziemlich präzise voraus. In einem Interview mit der Zeitung Die Welt (25.6.2007) legte er dar, dass sich alle Vorzeichen von damals heute wieder zeigten. Einige deckten sich sogar mit denen, die zum Weltwirtschafts-Crash von 1929 führten. Nach Ansicht von Leuschel wird der Zusammenbruch in den USA oder China seinen Anfang nehmen.


    Glaubt man dem Wirtschaftskolumnisten Steven Pearlstein von der angesehenen US-Zeitung Washington Post, dann könnte das tatsächlich wahr werden. Pearl legte im Juni in einem Artikel dar, warum die US-Wirtschaft zusammenbrechen könnte. Er sieht eine Gefahr beim derzeitigen Boom der Firmenübernahmen, die fast alle über Kredit finanziert würden. Allein im letzten Jahr wurden dafür 490 Milliarden US-Dollar Schulden aufgenommen; im ersten Halbjahr 2007 bereits über 500 Milliarden. Irgendwann werde in diesem Kreditspiel etwas schief laufen und dann die gesamte US-Wirtschaft in den Abgrund reißen (siehe auch nächster Artikel).


    Auch der ehemalige US-Finanzminister Robert E. Rubin sieht die Gefahr eines Platzens der Kreditblase. Der Staatshaushalt der USA sei in dieses Jahrzehnt mit einem Überschuss von 5,5 Billionen US-Dollar gestartet. 2007 hätten die USA 5,5 Billionen Schulden. Laut Rubin halten China, Hongkong, Japan und die 01-Nationen mit ihrem immensen Strom von Kapital die USA noch über Wasser. Würden diese Nationen den Kapitalzufluss nur drosseln, kämen die USA sofort in Schwierigkeiten und "wenn wenn wir in den USA diese Probleme kriegen, bekommt auch der Rest der Welt das zu spüren.“


    Dunkle Gewitterwolken am Finanz- und Wirtschaftshimmel sind deutlich zu erkennen. Doch führen sie auch zu einem Unwetter? Anfang Juni sackte die Shanghaier Börse in zwei Tagen um 14 Prozent ab. Aber der Kursrutsch hat das weltweite Börsensystem nicht zum Erzittern gebracht. Auch das Platzen der Immobilienblase in den USA (s. TOPIC 12/06) führte auf der Weltbühne der Finanzen bisher zu keinem nennenswerten Spektakel.


    Dies könnte damit zusammenhängen, dass sich die Verhältnisse in der Weltwirtschaft momentan verändern. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist die Weltwirtschaft in einer guten Verfassung. Motoren des Aufschwungs seien nicht mehr die Vereinigten Staaten, sondern China und Indien sowie der Euro-Raum, der im zweiten Halbjahr 2006 in Sachen Wirtschaftswachstum erstmals die USA überflügelte. Allerdings weist die BIZ darauf hin, dass der Grund für die gute Weltwirtschaftslage hauptsächlich im Konsum der Bürger liege. Da aber das Einkommen der privaten Haushalte nur schwach zugenommen habe, müsse der Konsum entweder durch die Entnahme von Spargeldern oder auf Pump zustande gekommen sein. Das bedeutet, dass dieses Treibmittel der Weltwirtschaft bald aufgebraucht sein dürfte.


    Laut einer Studie der französischen Denkfabrik Laboratoire européen d‘Anticipation Politique - Europe 2020 (,‚Europäisches Labor für politische Vorausschau - Europa 2020“) läuft derzeit die Weltsituation auf ein großes Krisenszenario zu, das 2007 einsetzen werde. Der Weg dahin führe über sieben Teilkrisen: Beginnen würde alles mit Turbulenzen an den Weltfinanzmärkten.


    Dass Turbulenzen am Aktienmarkt unmittelbar bevorstehen könnten, darauf deutet das „Hindenburg-Omen“ hin. Laut Neuer Zürcher Zeitung (26.6.2007) sei dieses besondere Börsen-Warnsignal nach dem 1937 in Flammen aufgegangenen Zeppelin Hindenburg benannt worden. Beim „Hindenburg-Omen“ werden ganz besondere Bedingungen an der Börse berücksichtigt (Hochs, Tiefs, prozentuale Verteilung etc.). Waren diese Bedingungen erfüllt, gab es in der Vergangenheit zu 77 Prozent einen Kursverlust von 5 Prozent, zu 41 Prozent Panikverkäufe durch Anleger und zu 25 Prozent kam es gar zu einem Börsen-Crash in den nächsten 41 Tagen. Nur in einigen wenigen Fällen hatte das Omen überhaupt keine Auswirkungen. Das „Hindenburg-Omen“ gilt als bestätigt, wenn es in 30 Tagen zweimal auftritt. Ende Juni trat es in acht Tagen gleich dreimal auf. (TOPIC Juli 2007) LG veritas

    Hedge-Fonds — eine Gefahr für das globale Finanz-System


    „Irgendwann könnte die Lawine aus Spekulation, Gier und Leichtsinn abgehen und die Finanzmärkte mitreißen.“ So beginnt unter dem Titel „Casino Royale“ ein Kommentar des Fonds-Managers Hans Albrecht in der Wirtschaftszeitung Financial Times Deutschland. Er begründet darin, warum eine bestimmte Form der Geldanlage dringend stärkerer Kontrolle bedarf: Es geht um die etwa 9000 Hedge-Fonds auf dieser Welt. Hedge-Fonds sind im Grunde genommen Kapital-Sam¬melstellen, denen reiche Anleger ihr Geld anvertrauen. Diese Fonds sollen das Geld vermehren - und sie tun es auch mit stolzen Renditen bis zu 30 Prozent. Um diese traumhaften Kapitalerträge erzielen zu können, gehen die Hedge-Fonds hohe Risiken ein. Sie leihen sich zu ihrem Kapital Milliardensummen hinzu und spekulieren z. B. darauf, ob der Olpreis oder der Dollar fällt oder steigt. Hedge-Fonds beteiligen sich auch an börsenorientierten Firmen und versuchen, so viel Rendite wie möglich aus den Firmen herauszupressen. Oftmals werden die Firmen dafür zerschlagen und die „Filetstücke“ verkauft.


    Während Banken wegen der „Baseler Eigenkapitairegel“ maximal das 12,5-Fache ihrer Eigenmittel an Risiken eingehen dürfen, ist das bei Hegde-Fonds unbegrenzt möglich. Weltweit, so Albrecht, seien etwa 1,3 Billionen US-Dollar in Hedge-Fonds investiert. Zähle man die Kredite hinzu, die diese selbst aufnähmen, komme man auf eine Summe von weit über zehn Billionen US-Dollar. „Trotz aller historischen Erfahrung“ würden „diese ungeheuren Summen völlig außerhalb jeder Aufsicht investiert“. Letztes Jahr verlor der Hedge-Fonds Amaranth innerhalb weniger Tage sechs Mrd. US-Dollar seiner Kundengelder. Künftig sei „mit weiteren größeren Pleiten zu rechnen, und dann könnte die Gier in Furcht umschlagen. Wenn dann viele Investoren ihr Geld abziehen, könnte das zur Illiliquidität von Fonds führen.“ Albrecht beschreibt, wie sich der Zusammenbruch von Hedge-Fonds in einer Art Domino-Effekte nach und nach auf das Bankensystem (das den Hedge-Fonds ja Milliardenbeträge leiht) auswirken könnte. Gerät die Kredit-Wirtschaft in Schieflage, kann das auf die reale Wirtschaft überspringen (durch steigende Zinsen) und eine Massenarbeitslosigkeit nach sich ziehen. Albrechts Schlussfolgerung:
    „Liest man Bücher über den großen Crash von 1929, so springt eine Vielzahl von Parallelen ins Auge. Umso erstaunlicher ist, dass die Lehren von damals heute ignoriert werden.“ (TOPIC Juli 2007) LG veritas