Beiträge von Frank Wiechmann

    Nun gut, Mod., Sie haben hier das Sagen. Also beschränken wir uns auf das Wesentliche: Die Kritik der Chartanalyse. Vielleicht hat dazu sachbezogen ja doch der eine oder andere hier im Forum eine Meinung?


    Die „freie Enzyklopädie“ Wikipedia definiert den Begriff der Chartanalyse wie folgt:


    „Eine Chartanalyse ist eine Vielzahl einzelner Techniken, die eine Vorhersage zukünftiger Börsenkurse anhand historischer Kursentwicklungen (z.B. Trends) anstreben. Diese heute auf einigen Märkten vorherrschende Art der praktischen Finanzanalyse stellt sich primär die Aufgabe, geeignete Zeitpunkte zum An- und Verkauf von Finanzwerten zu identifizieren. Zur Unterstützung der Prognosen werden verschiedene Indikatoren herangezogen.


    Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse bleiben Kennzahlen aus der klassischen Makroökonomie, Branchenanalysen oder der Betriebswirtschaft unberücksichtigt. Vielmehr nimmt man an, daß sämtliche entscheidungsrelevanten Informationen über Vergangenheit und Zukunft bereits in der sichtbaren Kursentwicklung – dem Chart – enthalten sind.“


    Der GEWINN-BEREICH geht an die Börsenentwicklung von der anderen, der makroökonomischen Seite heran. Wir sehen unsere Aufgabe darin, für unser Musterdepot aus übergeordneten volkswirtschaftlichen Entwicklungen Handlungsanleitungen für Ein- bzw. Verkaufspositionen im Optionsscheinhandel abzuleiten. Wir sind davon überzeugt, daß dieser Ansatz dem der charttechnischen Analyse deutlich überlegen ist, was anhand der längerfristigen Wertentwicklung unseres Musterdepots belegt werden soll.


    Kurz- und mittelfristige Kursentwicklungen an der Börse lassen sich nach unserer Überzeugung allein aus der Charttechnik heraus nicht mit derjenigen Zuverlässigkeit prognostizieren, die wir für ein finanzielles Engagement als erforderlich ansehen. Zu langfristigen Prognosen kann die Charttechnik keinen Beitrag leisten. Kurzfristig kann eine neue Information auf fundamentaler Ebene jederzeit einen Abwärtstrend stoppen und eine Rally auslösen, umgekehrt kann jede Kursrally durch nachteilige fundamentale Meldungen ausgebremst werden. Ein bloses Gerücht wirkt unter Umständen ähnlich. Haben wir dagegen auf der Basis möglichst umfangreicher Sachinformationen eine Grundsatzentscheidung über die voraussichtliche mittelfristige Kursentwicklung getroffen, gilt es, im geeigneten Moment Einkaufsentscheidungen für Hebelprodukte zu treffen, die der Zielrichtung dieser Entwicklung folgen. Antizyklisch kann eine Erholung gut geeignet sein, um short zu gehen; Korrekturen durch Gewinnmitnahmen sind bei steigendem Kurs der ideale Moment, um Long-Positionen aufzubauen.


    Sodann werden wir börsentäglich alle für unsere Dispositionen wichtigen Fakten sichten und unsere grundsätzliche Positionierung möglichst unvoreingekommen überprüfen, also keinesfalls selektiv nur Informationen zur Kenntnis nehmen, die unsere Entscheidung zu bestätigen scheinen, um dem entgegen gerichtete Fakten auszublenden. Wir trennen uns von den eingekauften Optionsscheinen notfalls mit Verlust, sobald wir einen begründeten Anlaß zur Annahme eines Richtungswechsels haben. Gewinne werden bei gleichbleibendem Trend regelmäßig in Etappen mitgenommen.


    Wie sich unser strategischer Ansatz von dem der Chartanalysten unterscheidet, zeigt das folgende praktische Beispiel:


    Wir haben bei den Vorbereitungen für die Veröffentlichung des GEWINN-BEREICH am 27. Februar 2008 eine erste Einkaufsentscheidung für Short-Positionen auf den DAX getroffen, die noch nicht in unser Musterdepot eingegangen ist. Am Morgen dieses Tages hat Karen Szola für „Euro am Sonntag“ die folgende – handwerklich saubere – charttechnische Analyse des DAX veröffentlicht:


    „Diagnose: Nachdem der Dax am vergangenen Freitag aus dem steigenden Dreieck nach unten ausgebrochen war, gelang ihm im gestrigen Handelsverlauf der Rebreak. In früheren Analysen hatten wir bereits über die Möglichkeit eines solchen Fehlsignals spekuliert. Damit steht erneut der massive Widerstandsbereich der 7000 Punkte-Marke auf der Tagesordnung. Spezifiziert liegt das Widerstandsbündel bei 7040 / 7060 und 7190 Zählern.


    Prognose: Gelingt es dem deutschen Leitindex, das genannte Verzögerungslevel zu überwinden, so initiiert dies formaltechnisch ein Kursziel bis auf 7470 Punkten. Als Trigger für weitere Abgaben gilt nach wie vor der Unterstützungsbereich bei 6650 Punkten. Ein Bruch hätte einen Test des Verlaufstiefs aus dem Januar bei rund 6400 Zählern zur Folge. In diesem Fall wäre auch die bereits in jüngeren Kommentaren angesprochene Bärenflagge vollendet, die ein Kursziel bis auf etwa 5800 Punkten nach sich ziehen sollte. Es bleibt also spannend.“


    Wir haben zeitgleich eine strategische Analyse verfaßt und darauf eine Einkaufsentscheidung begründet:


    „Aus den in der Marktlage dargestellten Gründen gehen wir auf Sicht der kommenden Monate von einer bärischen Entwicklung des DAX aus. Die von positiven Vorgaben aus den USA ausgelöste aktuelle Kurserholung könnte aus psychologischen Gründen im Bereich von 7000 Zählern ausgestoppt werden. Wir erwerben deshalb jetzt 1.000 Optionsscheine DE000BN7ZM79 (PUT/DAX PERFORMANCE-INDEX/5500/0.01/19.06.09) zum Preis von je Euro 2,14. Sollte der DAX in den nächsten Tagen auf über 7500 Zähler steigen, werden wir überprüfen, ob uns die Datenlage einen Nachkauf dieses Optionsscheins nahelegt. Ab dem Bereich knapp oberhalb von 6.500 Zählern werden wir über Gewinnmitnahmen durch einen Teilverkauf nachdenken.“


    Anders als Frau Szola waren wir nicht in der Lage, „Widerstandsbündel“ bei 7040/7060 und 7190 Zählern oder ein Kursziel gerade bei 5800 Punkten zu erkennen. Wir sind vielmehr davon ausgegangen, daß sich die kurzfristige Entwicklung des DAX nicht vorhersagen ließ, da sie von uns ja vorab nicht bekannten, zur Veröffentlichung anstehenden US-Konjunkturdaten und deren Interpretation durch die Akteure in New York abhängig war. Da wir aber übergeordnet von fallenden Kursen infolge der nach wie vor anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den USA im Zusammenhang mit der Subprimekrise ausgegangen sind, hätten wir in einem weiteren Kursanstieg ein neues Kaufsignal für unsere Short-Positionen gesehen und bei fallenden Kursen bereits weit oberhalb von 5800 Zählern Gewinne mitgenommen, weil uns irgend ein bestimmter Zählerstand für die voraussichtliche Bodenbildung im DAX als nicht berechenbar erschien. Wir hätten infolge dessen von einem Kursrutsch genauso profitiert wie von einer Fortsetzung der bis dahin über mehrere Wochen zu beobachtenden Seitwärtsbewegung des DAX im Bereich zwischen etwa 6500 und 7000 Punkten.


    Charttechnische Analysen können bestenfalls auf der taktischen Ebene die Wirkung einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung haben: Wenn nur genug Börsen-Akteure an die Charttechnik glauben und sich an den einschlägigen Analysen orientieren, sind Auswirkungen auf die Kurse nicht ausgeschlossen. Ähnlich würde es sich mit Börsenanalysen verhalten, die auf astrologischen Beobachtungen beruhen, wenn nur genug Marktakteure (dieselben) Börsenhoroskope lesen und beachten würden.


    Aus dem Umstand, daß sich in der Vergangenheit Börsenkurse so oder so entwickelt haben, lassen sich nur unter Berücksichtigung der Psychologie der handelnden Entscheidungsträger Schlußfolgerungen für mögliche kurzfristige Auswirkungen auf die Kurse von morgen treffen, die bei nächster Gelegenheit von den Fundamentaldaten wieder überlagert werden. Das Zusammenspiel denkbarer kursbeeinflussender Faktoren läßt mehr Kombinationsmöglichkeiten zu, als sie beim Schachspiel bestehen. Wie es weiter geht, wie lange ein übergeordneter Trend anhält, muß deshalb „von Hand“ börsentäglich neu überprüft werden. Es gibt keinen technischen Ansatz, der dem Börsianer diese Arbeit abnimmt oder sie auch nur zuverlässig erleichtert.


    Dies belegt schon alleine der Umstand, daß sich abseits aller Widerstandswerte, die sich aus charttechnischen Berechnungen ergeben, immer wieder „runde“ Zählerstände als Hürden für die weitere Kursentwicklung in die eine oder andere Richtung erweisen. Auch dafür gibt es eine „fundamentale“ Erklärung: Sie besteht darin, daß uns Menschen zwei Hände mit je vier Fingern und einem Daumen gewachsen sind, die wir beim Rechnen als Gedächtnisstütze verwenden. Deshalb ist unser Zahlenverständnis dezimal ausgerichtet. Wäre es ein Finger pro Hand mehr, dann wären nicht 1000 Dollar pro Unze ein „magischer“ Widerstand für den Goldpreis gewesen, sondern die Hürde von 1200 Dollar wäre die „härteste“ und am meisten beachtete. Sobald indessen die Fed die amerikanischen Leitzinsen wieder anhebt und die Inflationserwartung in den USA sinkt, wird der fundamental durch nichts begründete Goldpreis auf seinem Weg nach unten keine Widerstandsbereiche mehr kennen, und die Charttechniker können ihre Rechenschieber einpacken.


    Die Charttechnik befriedigt das Bedürfnis nach präzise und rational klingenden Aussagen über künftige Börsenentwicklungen. Sie ist eine exakte Disziplin mit eindeutigen Spielregeln. Und weil Elizabeth Teissier ihre Schlußfolgerungen aus dem Verlauf und der Konstellation der Gestirne mit ähnlicher Präzision gezogen hat, verlieh ihr die Pariser Sorbonne einen Doktortitel der Soziologie. Der französische Ministerpräsident François Mitterrand und der spanische König Juan Carlos haben sich von Frau Dr. Teissier beraten lassen, so wie manche Wirtschaftswissenschaftler und professionellen Börsianer charttechnische Analyse-Methoden für ihre Entscheidungen zu Rate ziehen.


    Wir dagegen halten es lieber mit Altmeister André Kostolany, dem der Satz zugeschrieben wird: „Chartlesen ist eine Wissenschaft, die vergebens sucht, was Wissen schafft.“

    ... daß Sie das so negativ sehen. Die paar Hits lohnen den Arbeitsaufwand für Forenbeiträge nicht, ich habe auf Verbesserungsvorschläge gehofft (und die sind eigentlich unbezahlbar).


    Ihre Frage nach Interessenkonflikten können Sie sinnvollerweise nur an denjenigen adressieren, der sich über Werte äußert, deren Kurs er durch Ein- oder Verkaufsempfehlungen - die wir ja nicht abgeben - beeinflussen kann. Wie bei den Pennystocks. Eine Long-Position auf Gold oder den DAX in einem virtuellen Depot kann aber ganz offensichtlich werden den Goldpreis, noch den DAX "manipulieren".

    Die folgende im [... edit. unerwünschte Werbung MbG DMR] veröffentlichte prinzipielle Kritik der Chartanalyse ist von mir mitverfaßt worden. Ich würde mich über konstruktiv-kritische Äußerungen dazu freuen:


    Die „freie Enzyklopädie“ Wikipedia definiert den Begriff der Chartanalyse wie folgt:


    „Eine Chartanalyse ist eine Vielzahl einzelner Techniken, die eine Vorhersage zukünftiger Börsenkurse anhand historischer Kursentwicklungen (z.B. Trends) anstreben. Diese heute auf einigen Märkten vorherrschende Art der praktischen Finanzanalyse stellt sich primär die Aufgabe, geeignete Zeitpunkte zum An- und Verkauf von Finanzwerten zu identifizieren. Zur Unterstützung der Prognosen werden verschiedene Indikatoren herangezogen.


    Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse bleiben Kennzahlen aus der klassischen Makroökonomie, Branchenanalysen oder der Betriebswirtschaft unberücksichtigt. Vielmehr nimmt man an, daß sämtliche entscheidungsrelevanten Informationen über Vergangenheit und Zukunft bereits in der sichtbaren Kursentwicklung – dem Chart – enthalten sind.“


    Der GEWINN-BEREICH geht an die Börsenentwicklung von der anderen, der makroökonomischen Seite heran. Wir sehen unsere Aufgabe darin, für unser Musterdepot aus übergeordneten volkswirtschaftlichen Entwicklungen Handlungsanleitungen für Ein- bzw. Verkaufspositionen im Optionsscheinhandel abzuleiten. Wir sind davon überzeugt, daß dieser Ansatz dem der charttechnischen Analyse deutlich überlegen ist, was anhand der längerfristigen Wertentwicklung unseres Musterdepots belegt werden soll.


    Kurz- und mittelfristige Kursentwicklungen an der Börse lassen sich nach unserer Überzeugung allein aus der Charttechnik heraus nicht mit derjenigen Zuverlässigkeit prognostizieren, die wir für ein finanzielles Engagement als erforderlich ansehen. Zu langfristigen Prognosen kann die Charttechnik keinen Beitrag leisten. Kurzfristig kann eine neue Information auf fundamentaler Ebene jederzeit einen Abwärtstrend stoppen und eine Rally auslösen, umgekehrt kann jede Kursrally durch nachteilige fundamentale Meldungen ausgebremst werden. Ein bloses Gerücht wirkt unter Umständen ähnlich. Haben wir dagegen auf der Basis möglichst umfangreicher Sachinformationen eine Grundsatzentscheidung über die voraussichtliche mittelfristige Kursentwicklung getroffen, gilt es, im geeigneten Moment Einkaufsentscheidungen für Hebelprodukte zu treffen, die der Zielrichtung dieser Entwicklung folgen. Antizyklisch kann eine Erholung gut geeignet sein, um short zu gehen; Korrekturen durch Gewinnmitnahmen sind bei steigendem Kurs der ideale Moment, um Long-Positionen aufzubauen.


    Sodann werden wir börsentäglich alle für unsere Dispositionen wichtigen Fakten sichten und unsere grundsätzliche Positionierung möglichst unvoreingekommen überprüfen, also keinesfalls selektiv nur Informationen zur Kenntnis nehmen, die unsere Entscheidung zu bestätigen scheinen, um dem entgegen gerichtete Fakten auszublenden. Wir trennen uns von den eingekauften Optionsscheinen notfalls mit Verlust, sobald wir einen begründeten Anlaß zur Annahme eines Richtungswechsels haben. Gewinne werden bei gleichbleibendem Trend regelmäßig in Etappen mitgenommen.


    Wie sich unser strategischer Ansatz von dem der Chartanalysten unterscheidet, zeigt das folgende praktische Beispiel:


    Wir haben bei den Vorbereitungen für die Veröffentlichung des GEWINN-BEREICH am 27. Februar 2008 eine erste Einkaufsentscheidung für Short-Positionen auf den DAX getroffen, die noch nicht in unser Musterdepot eingegangen ist. Am Morgen dieses Tages hat Karen Szola für „Euro am Sonntag“ die folgende – handwerklich saubere – charttechnische Analyse des DAX veröffentlicht:


    „Diagnose: Nachdem der Dax am vergangenen Freitag aus dem steigenden Dreieck nach unten ausgebrochen war, gelang ihm im gestrigen Handelsverlauf der Rebreak. In früheren Analysen hatten wir bereits über die Möglichkeit eines solchen Fehlsignals spekuliert. Damit steht erneut der massive Widerstandsbereich der 7000 Punkte-Marke auf der Tagesordnung. Spezifiziert liegt das Widerstandsbündel bei 7040 / 7060 und 7190 Zählern.


    Prognose: Gelingt es dem deutschen Leitindex, das genannte Verzögerungslevel zu überwinden, so initiiert dies formaltechnisch ein Kursziel bis auf 7470 Punkten. Als Trigger für weitere Abgaben gilt nach wie vor der Unterstützungsbereich bei 6650 Punkten. Ein Bruch hätte einen Test des Verlaufstiefs aus dem Januar bei rund 6400 Zählern zur Folge. In diesem Fall wäre auch die bereits in jüngeren Kommentaren angesprochene Bärenflagge vollendet, die ein Kursziel bis auf etwa 5800 Punkten nach sich ziehen sollte. Es bleibt also spannend.“


    Wir haben zeitgleich eine strategische Analyse verfaßt und darauf eine Einkaufsentscheidung begründet:


    „Aus den in der Marktlage dargestellten Gründen gehen wir auf Sicht der kommenden Monate von einer bärischen Entwicklung des DAX aus. Die von positiven Vorgaben aus den USA ausgelöste aktuelle Kurserholung könnte aus psychologischen Gründen im Bereich von 7000 Zählern ausgestoppt werden. Wir erwerben deshalb jetzt 1.000 Optionsscheine DE000BN7ZM79 (PUT/DAX PERFORMANCE-INDEX/5500/0.01/19.06.09) zum Preis von je Euro 2,14. Sollte der DAX in den nächsten Tagen auf über 7500 Zähler steigen, werden wir überprüfen, ob uns die Datenlage einen Nachkauf dieses Optionsscheins nahelegt. Ab dem Bereich knapp oberhalb von 6.500 Zählern werden wir über Gewinnmitnahmen durch einen Teilverkauf nachdenken.“


    Anders als Frau Szola waren wir nicht in der Lage, „Widerstandsbündel“ bei 7040/7060 und 7190 Zählern oder ein Kursziel gerade bei 5800 Punkten zu erkennen. Wir sind vielmehr davon ausgegangen, daß sich die kurzfristige Entwicklung des DAX nicht vorhersagen ließ, da sie von uns ja vorab nicht bekannten, zur Veröffentlichung anstehenden US-Konjunkturdaten und deren Interpretation durch die Akteure in New York abhängig war. Da wir aber übergeordnet von fallenden Kursen infolge der nach wie vor anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den USA im Zusammenhang mit der Subprimekrise ausgegangen sind, hätten wir in einem weiteren Kursanstieg ein neues Kaufsignal für unsere Short-Positionen gesehen und bei fallenden Kursen bereits weit oberhalb von 5800 Zählern Gewinne mitgenommen, weil uns irgend ein bestimmter Zählerstand für die voraussichtliche Bodenbildung im DAX als nicht berechenbar erschien. Wir hätten infolge dessen von einem Kursrutsch genauso profitiert wie von einer Fortsetzung der bis dahin über mehrere Wochen zu beobachtenden Seitwärtsbewegung des DAX im Bereich zwischen etwa 6500 und 7000 Punkten.


    Charttechnische Analysen können bestenfalls auf der taktischen Ebene die Wirkung einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung haben: Wenn nur genug Börsen-Akteure an die Charttechnik glauben und sich an den einschlägigen Analysen orientieren, sind Auswirkungen auf die Kurse nicht ausgeschlossen. Ähnlich würde es sich mit Börsenanalysen verhalten, die auf astrologischen Beobachtungen beruhen, wenn nur genug Marktakteure (dieselben) Börsenhoroskope lesen und beachten würden.


    Aus dem Umstand, daß sich in der Vergangenheit Börsenkurse so oder so entwickelt haben, lassen sich nur unter Berücksichtigung der Psychologie der handelnden Entscheidungsträger Schlußfolgerungen für mögliche kurzfristige Auswirkungen auf die Kurse von morgen treffen, die bei nächster Gelegenheit von den Fundamentaldaten wieder überlagert werden. Das Zusammenspiel denkbarer kursbeeinflussender Faktoren läßt mehr Kombinationsmöglichkeiten zu, als sie beim Schachspiel bestehen. Wie es weiter geht, wie lange ein übergeordneter Trend anhält, muß deshalb „von Hand“ börsentäglich neu überprüft werden. Es gibt keinen technischen Ansatz, der dem Börsianer diese Arbeit abnimmt oder sie auch nur zuverlässig erleichtert.


    Dies belegt schon alleine der Umstand, daß sich abseits aller Widerstandswerte, die sich aus charttechnischen Berechnungen ergeben, immer wieder „runde“ Zählerstände als Hürden für die weitere Kursentwicklung in die eine oder andere Richtung erweisen. Auch dafür gibt es eine „fundamentale“ Erklärung: Sie besteht darin, daß uns Menschen zwei Hände mit je vier Fingern und einem Daumen gewachsen sind, die wir beim Rechnen als Gedächtnisstütze verwenden. Deshalb ist unser Zahlenverständnis dezimal ausgerichtet. Wäre es ein Finger pro Hand mehr, dann wären nicht 1000 Dollar pro Unze ein „magischer“ Widerstand für den Goldpreis gewesen, sondern die Hürde von 1200 Dollar wäre die „härteste“ und am meisten beachtete. Sobald indessen die Fed die amerikanischen Leitzinsen wieder anhebt und die Inflationserwartung in den USA sinkt, wird der fundamental durch nichts begründete Goldpreis auf seinem Weg nach unten keine Widerstandsbereiche mehr kennen, und die Charttechniker können ihre Rechenschieber einpacken.


    Die Charttechnik befriedigt das Bedürfnis nach präzise und rational klingenden Aussagen über künftige Börsenentwicklungen. Sie ist eine exakte Disziplin mit eindeutigen Spielregeln. Und weil Elizabeth Teissier ihre Schlußfolgerungen aus dem Verlauf und der Konstellation der Gestirne mit ähnlicher Präzision gezogen hat, verlieh ihr die Pariser Sorbonne einen Doktortitel der Soziologie. Der französische Ministerpräsident François Mitterrand und der spanische König Juan Carlos haben sich von Frau Dr. Teissier beraten lassen, so wie manche Wirtschaftswissenschaftler und professionellen Börsianer charttechnische Analyse-Methoden für ihre Entscheidungen zu Rate ziehen.


    Wir dagegen halten es lieber mit Altmeister André Kostolany, dem der Satz zugeschrieben wird: „Chartlesen ist eine Wissenschaft, die vergebens sucht, was Wissen schafft.“

    Ich möchte gerne das von mir mitbetreute Musterdepot unter [... edit MbG DMR] zur Diskussion stellen. Wir befassen uns nicht mit Aktien einzelner Unternehmen, sondern nur mit Rohstoffen und Indizies. Dabei erteilen wir charttechnischen Ansätzen eine Absage und stellen die Fundamentalanalyse in den Vordergrund.


    Was halten Sie von diesem Ansatz?


    ===


    Derartige Werbung ist unerwünscht, wo bleibt die Vorstellung? MbG DMR