Beiträge von geo

    So, jetzt gebe ich auch noch meinen Senf dazu, ich hoffe, mein Posting ist nicht zu kompliziert:


    Goldmünzen bestehen ja nicht aus 100% reinem Gold, sondern nur aus 99,99 oder so Prozent reinem Gold, der Rest sind andere Elemente. Mit der Massenzahl 197 ist Gold relativ schwer; ich weiss nicht, mit welchen Elementen Gold häufig verunreingt ist, aber es sind sicher vor allem Metalle, die sehr grosse Massenzahlen haben.
    Viele dieser Elemente mit grossen Massenzahlen kommen auch in Form langlebiger radioaktiver Isotope vor.
    Mit"radioaktiven" Goldmünzen meint ihr wohl Münzen aus 99,99 Gold, bei denen in den Verunreinigungen radioaktive Isotope anderer Metalle sind.
    Das kommt auch sonstwo vor. Angeblich hat die österreichische Bundesbahn einige wenige Eisenbahnwaggons, die radioaktiv kontaminierten Stahl enthalten. Wenn diese Waggons z.B. Altmetalle zu Ensorgungsanlagen transportieren, wo routinemässig auf Radioaktivität geprüft wird, führt das immer wieder zu Problemen.


    Eine "radioaktive Goldmünze" kann Alpha, Beta, oder Gammastrahler enthalten. Den Begriff "verstrahlt" gibt es nicht; man unterscheidet zwischen Bestrahlung und Kontamination.
    Prinzipiell gibt es zwei Wechselwirkungen zwischen radioaktiver Strahlung und dem menschlichen Organismus:


    1) Die Goldmünze liegt da und strahlt Dich an.
    Hier ist die Strahlenbelastung abhängig von Zeit und Quadrat des Abstands.


    2) Kontamination: Eine geringe Menge des radioaktiven Isotops wird (über die Haut, Schleimhäute, Lunge) in den Körper aufgenommen und dort in den Stoffwechsel eingebaut.
    Neben der Strahlenart (Alpha, Beta, Gamma), hängt die im Organsystem applizierte Energie ("die Strahlenbelastung") auch noch von der Aktivität (Anzahl der Kernzerfälle pro Sekunde), der effektiven Halbwertszeit (Kombination aus physikalischer HWZ und biologischer HWZ) und der mittleren pro Zerfall emittierten Energie ab.


    Diesbezüglich haben die verschiedenen Strahlenarten völlig unterschiedliche Wirkung.
    o Alphastrahlen haben eine ganz kurze Reichweite und werden schon durch ein Blatt Papier abgeschirmt. Hier ist die Kontamination ein Riesenproblem. Wenn Alphastrahler in den Körper aufgenommen werden und verstoffwechselt werden, ist der biologische Effekt enorm (Zeit und Quadrat des Abstands z. B. zum Knochenmark).
    o Betastrahler haben eine Reichweite von mehreren mm bis cm in Luft, auch hier ist die Kontamination das Problem.
    o Gammastrahler haben eine viel grössere Reichweite, hier hängt die Strahlenwirkung vor allem von der mittleren pro Zerfall emittierten Energie ab.


    Radioativität zu messen, ist nicht immer so einfach. Ich habe selbst ein Kontaminationsmessgerät (brauche es eigentlich für andere Sachen) und habe damit einmal spasshalber meine Goldbarren gemessen...
    Gamma- und Betastrahler waren keine drin; Alphastrahlen kann man leider nicht so einfach messen.
    Aber jetzt habt ihr mir Gusto gemacht, und ich kauf mir einmal einen Tschernowetz.



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    Kurze simple Zusammenfassung:


    o Alle Metalle können mit winzige Mengen radioaktiver Isotope als Verunreinigungen enthalten.
    o Die kriegt man nicht weg, "Spüli" bringt nichts. Auch wenn man was auf die Haut kriegt, krigt man es nicht mehr runter.
    o Eine eventuelle Gesundheitsgefährdung durch Variante 1 (Goldmünze liegt da und strahlt Dich an) scheint mir völlig ausgeschlossen, da hochenergetische Gammastrahlung sehr leicht zu messen ist, und in Ö/D zahlreiche Messgeräte herumstehen. Ich nehme fast auch an, dass die Einschmelzer bzw. Prägeanstalten messen.
    o Bei radioaktiven Isotopen muss man dran denken, dass die Strahlenbelastung aus Zeit und Quadtrat des Abstandes besteht, und vermeiden, dass man Partikel der Münze in den Körper aufnimmt.


    Noch simplere Kurzfassung:
    Wenn man wirklich an dieses Gerücht glaubt, sollte man seine Tschernowetz nicht in der Nacht zum Kuscheln ins Bett mitnehmen. Und vor allem nicht abschlecken!


    Grüße
    Geo