Hallo zusammen,
ich lese seit einigen Monaten gern und oft hier im Forum mit, weil mich (auch aus beruflichen Gründen) Meinungen, die nicht dem Mainstream entsprechen, ganz besonders interessieren. Ich habe hier im Forum schon sehr viele interessante Infos und schlüssige Analysen bekommen – danke dafür!
Weil ich nicht gleich überall meinen Senf dazugeben muß, war ich bisher nur Leser, aber jetzt kann ich Euch vielleicht etwas zurückgeben. Es wurden hier einige richtige und halbrichtige Behauptungen aufgestellt. Ich versuche, das Ganze, so gut ich es eben kann, darzustellen.
Problem:
118 verschiedene Gesetze, 87 Verordnungen und über 100.000 Verwaltungsvorschriften – das sind die Zahlen allein für das deutsche Steuerrecht. Und zu allem Überfluss ist dieses Steuerrecht höchst lebendig: 2007 wurde es von der großen Koalition in über 200 Punkten geändert!
Frage: Zu versteuernde Einkünfte oder nicht?
Hauptmerkmal, ob Einnahmen zu versteuern sind, ist meines Wissens die sogenannte Nachhaltigkeit. Sind Einnahmen nachhaltig, also regelmäßig, dann müssen sie auch versteuert werden. Dabei muß es sich nicht einmal zwingend um eine gewerbliche Tätigkeit handeln.
Bsp. A:
Herr A gewinnt im Lotto oder bei Herrn Jauch eine Million Euro. Sogar das Finanzamt sieht ein, dass es sich hier nicht um eine regelmäßige Einnahme handelt. Somit ist der Gewinn steuerfrei. (Zinseinkünfte, die daraus entstehen, dass Herr A sein gewonnenes Geld auf die Bank legt, kommen regelmäßig und sind dann natürlich zu versteuern.)
Bsp. B:
Herr B macht gern bei Quizspielen im Fernsehen mit, bei denen leichtbekleidete Damen Geldgewinne in drei- oder vierstelliger Höhe versprechen. Und er gewinnt – und zwar 4, 5 oder 6 mal im Kalenderjahr! Und das erzählt er auch noch seinem Nachbarn, einem Finanzbeamten!
Frage: muß Herr B das jetzt versteuern?
Antwort: es kommt darauf an! Und zwar nicht auf die Höhe des Gewinns oder gar auf die Oberweite der Moderatorin, sondern darauf, in welchem Bundesland Herr B wohnt.
Denn trotz der vielen Gesetze und Verordnungen ist die Frage der Nachhaltigkeit soviel ich weiß nicht Bundes-, sondern Ländersache und als solche nicht einheitlich geregelt. Bayern und Baden-Württemberg sind bekannt dafür, solche Dinge sehr restriktiv zu behandeln, während das in den neuen Bundesländern deutlich lockerer gesehen wird. (Darum kann ich mir auch gut vorstellen, dass die Anzahl der Verkäufe pro Kalenderjahr, bei denen Nachhaltigkeit vorliegt und die hier im Sräd einmal mit 5 und einmal mit 80 Verkäufen angegeben wurde, beide korrekt sind.)
Wer es genau wissen will, muß bei seinem Wohnsitzfinanzamt oder einem guten Steuerberater nachfragen. Denn - Vorsicht! Wenn der Münzverkauf dem Finanzamt bekannt wird und als nachhaltig und damit als gewerblich eingestuft wird, kann es gemein werden. Dann werden unter Umständen noch die vorangegangenen Kalenderjahre von einem Betriebsprüfer geprüft und die nicht versteuerten Einkünfte der Vorjahre können, wenn keine schlüssigen Belege vorliegen, zum Zwecke der Besteuerung geschätzt werden! Dazu kommen noch heikle Fragen, die die Mehrwehrsteuer betreffen, wenn auch Silbermünzen verkauft wurden – diese muß dann zusätzlich nachträglich abgeführt werden. Zusammenfassend: kein schönes Szenario!
Ich selbst bin kein Steuerberater (muß mich aber beruflich bedingt manchmal in bestimmte Problemstellungen einarbeiten), darum sind Irrtümer in diesem Beitrag vorbehalten und alle Angaben ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Falls Ihr weitere Fragen dazu habt, bitte nicht an mich – ich hab alles gesagt, was ich zu dieser Fragestellung weiß!
Zitat zum Schluß:
„Der Steuerzahler - das einzige Lebewesen, dem man das Fell mehrmals über die Ohren ziehen kann.“
Jean Baptiste Colbert 1619 – 1683, Finanzminister Ludwigs XIV.
Grüße!
Silberfilli