Die Antwort vorweg, eine Begründung und eine nachvollziehbare Abschätzung folgt untenstehend:
Der Euro hat in den letzten 5 Jahren fast 30% seines Wertes verloren. Die reale Inflationsrate beträgt im Mittel ca. 6% pro Jahr.
Immer wieder hört man zum Thema Inflation die unterschiedlichsten Aussagen. Auf der einen Seite stehen offiziell herausgegebene Zahlen, z.B.: wie folgt:
Jahr Inflationsrate
2002 1,8%
2003 1,3%
2004 2,1%
2005 2,3%
2006 1,5%
2007 2,2%
2008 3,2%
Quelle: Statistik Austria Inflation.pdf, http://www.wko.at/statistik/prognose/inflation.pdf
Dass diese offizielle Statistik zur Inflationsrate nicht stimmen kann, spürt jeder in der eigenen Brieftasche. Das ist dann die sogenannte "gefühlte Inflation". (Man denke nur an das Schnitzel, das man seinerzeit um 100 Schilling oder 14DM bekam, und das jetzt 14 Euro kostet.) Auf der anderen Seite stehen die Horrorzahlen der (selbsternannten) Wirtschaftsgurus und Untergangspropheten. Diese Zahlen werden aber in der Regel ohne jegliche Quellenangaben einfach behauptet.
In Folge also meine eigene, nachvollziehbare, auf tatsächlichen Zahlen beruhende Abschätzung der Inflationsrate:
Die manipulierten Zahlen zur Inflation und zum Verbraucherpreisindex
Inflation und Verbraucherpreisindex werden anhand von "Warenkörben" ermittelt. Diese "Warenkörbe" sollen das Verhalten des durchschnittlichen Konsumenten wiedergeben Um dieses zu simulieren muss der Warenkorb wiederum regelmäßig verändert und dem Käuferverhalten angepasst werden.
Daraus wiederum ergibt sich das Kuriosum, dass diese Berechnungen niemals echte Preisänderungen erfassen können. Ändert sich nämlich das Käuferverhalten, beispielsweise aufgrund von gestiegenen Preisen oder sinkenden Einkommen, dann nimmt man die davon betroffenen Waren einfach aus dem Warenkorb heraus und ersetzt sie durch andere.
Durch die so genannte "hedonische Methode" wird die Aussagekraft dieser Indizes noch weiter verändert, und jedenfalls zum Zweck der Ermittlung von Preissteigerungen bis ins unbrauchbare verzerrt. Ob es sich bei diesen Manipulationen um eine (beabsichtigte) (Ver-) fälschung handelt, darüber kann man sicher herrlich streiten.
Nicht manipulierte, unveränderte Daten werden aber nicht veröffentlicht, und vermutlich auch gar nicht erhoben. Es stellt sich nämlich erst die grundsätzliche Frage welche Daten das überhaupt sein sollen, irgendwie muss man ja festlegen, welche Preise erhoben werden sollen.
Nach langer Recherche habe ich endlich eine mögliche Antwort gefunden!
Der Baukostenindex
Die Bauindustrie ist es gewöhnt in mühevoller Arbeit statistisches Material zu erheben und sich regelmässig schonungslos überprüfen zu lassen. Aber können wir diese Daten überhaupt auf die übrige Wirtschaft umlegen? Ich behaupte ja.
Dazu muss man wissen wie sich ein Baupreis zusammensetzt:
1.) Lohnkosten
Lohnkosten der direkt am Bau beschäftigten
2.) Sonstiges
Rohstoffpreise für das Baumaterial, Energie- und Transportkosten im erheblichen Ausmass, Finanzierungskosten, Verwaltungskosten (Lohn- und sonstige Kosten für die Zentralregie), Gerätemieten, Rechts- und Beratungskosten, Gebühren und Abgaben, Quartiere, Übernachtungskosten, Dienstleistungen von Sub- und Nachunternehmern, Preise für unzählige im Inland hergestellte oder auch importierte Industrieprodukte aus allen möglichen Branchen und Sektoren (Fertigteile, Komponenten, Steuer- und Regeltechnik, Geräte, Elektronik, etc.)
Der Baukostenindex ist meiner Meinung nach der umfangreichste und am besten ermittelte Preisindex überhaupt, da es weniger Möglichkeiten gibt seine Zusammensetzung durch einen gezielt ausgewählten "Warenkorb" oder hedonistische Berechnungen zu manipulieren.
Betrachten wir also die Kurve für "Sonstiges" im unten stehenden Diagram. Diese Kurve ist in unserem Zusammenhang wesentlich interessanter als die Kurven "Lohn" und "Gesamtbaukosten", da sie meiner Meinung nach relativ gut die gesamtwirtschaftliche Preisstruktur wiedergibt.
Folgende interessante Beobachtungen sind an der Grafik für den Baukostenindex abzulesen:
Der Knick um das Jahr 2003 korrespondiert vermutlich mit der Einführung des Euro 2002, die sich hier mit einer Verspätung von einem Jahr niederschlägt. Die Preissteigerung von 2003 bis 2008 beträgt ca. 38% und stimmt wesentlich besser mit der sogenannten "gefühlten Inflation" überein, als die offiziellen Zahlen. Nach diesen dürften wir nur eine Preissteigerung von etwa 13% sehen. Nachdem die Wohnkosten schon etwa 25% des verfügbaren Einkommens ausmachen, schlägt sich der Baukostenindex auf diese Kosten direkt und unmittelbar nieder. Ich gehe jetzt einfach von der Annahme aus, dass alle anderen (wichtigen) Kosten ebenfalls die gleichen Steigerungsraten haben, und behaupte die Kurve bildet die reale Inflationsrate ab.
Fazit:
Der Euro hat in den letzten 5 Jahren fast 30% seines Wertes verloren. Die reale Inflationsrate beträgt daher im Mittel ca. 6% pro Jahr.
Betrachten wir nun auch die Kurven für "Lohn" und "Gesamtbaukosten", erkennen wir, dass die Lohnkosten im Jahr 2003 einen deutlichen Knick nach unten machen, dass also ein Teil der deutlichen Verteuerung im Bereich "Sonstiges" durch geringere Lohnkosten kompensiert wird. Dies könnte natürlich auf eine Steigerung der Effizienz der Bauarbeiter zurückzuführen sein, liegt aber vermutlich viel eher an der zunehmenden Beschäftigung von Arbeitern aus Niedriglohnländern. Die Globalisierung lässt also grüßen.