Beiträge von Goldfieber

    Der andere Goldpreis:
    Zyanidlauge vergiftet Theiß und Donau
    Wer an Goldgewinnung denkt, dem steht, genährt durch das gängige "Wildwest-Klischee", unwillkürlich der Goldwäscher, ausgerüstet mit Spitzhacke und Blechpfanne, vor Augen. Dieses Bild gehört jedoch schon lange der Vergangenheit an und galt wenn, dann überhaupt nur für kleine "Einmannbetriebe". Im 19. Jahrhundert und auch schon davor war das auch heute noch z.B. in Brasilien oder Indonesien anzutreffende Quecksilber-Amalgamierungsverfahren üblich, das Böden, Flüsse und Seen mit hochgiftigem Quecksilber verseucht, welches sich in der Nahrungskette auch noch anreichert. Bei diesem Verfahren wird das zerkleinerte, goldhaltige Erz mit Quecksilber vermischt, welches das Gold selektiv herauslöst. Das Quecksilber wird dann verdampft und Gold bleibt zurück.
    In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Amalgamierungsverfahren nach und nach durch die umweltfreundlichere (!) Auslaugung von Gold mittels Zyanid abgelöst.
    Gold und Silber bilden lösliche Komplexe mit Zyanid (CN-), während Quarz, Eisenoxide und andere Begleitminerale nicht angegriffen werden. In wüstenhaftem Klima ist es üblich zerkleinertes Golderz auf Haufen zu kippen und diese mit Zyanidlösung zu besprühen. Am Fuß der Haufen tritt dann eine goldhaltige Lösung aus. In feuchteren Klimazonen muß man Erz und Zyanid in großen Tanks in Kontakt bringen, was deutlich aufwendiger und daher teurer ist. Das Gold kann aus der Lösung gewonnen werden, indem man Zink zugibt. Dabei bilden sich lösliche Zinkzyanide, während Gold und Silber ausfällt. Es ist ebenfalls möglich, die goldhaltige Lösung über Aktivkohle zu leiten, die das Gold absorbiert. In beiden Fällen muß das Edelmetall, Gold und Silber, anschließend weiter gereinigt werden, denn es enthält noch Verunreinigungen wie Quecksilber, Arsen und Kupfer. Sulfidische Erze, bei denen Gold in fester Lösung in Pyrit (FeS2) vorliegt, müssen vor dem Laugen geröstet werden. Dabei wandelt sich Pyrit in ein poröses Eisenoxid um, welches kleine Goldkörner enthält, die so dem Zyanid zugänglich werden. Bei dieser energieaufwendigen Prozedur werden Schwefeldioxid und arsenhaltige Gase freigesetzt.
    Zyanid ist stark giftig. Es blockiert die Sauerstoffaufnahme im Blut und führt so zum Erstickungstod. Während des Laugungsvorgangs muß der pH-Wert der Zyanidlösung über pH 11 gehalten werden, sonst reagieren Wasserstoffatome aus dem Wasser mit Zyanid zu Blausäure (HCN), einem tödlichen Gas. Selbst in gelöster Form genügen rund 50 bis 250 mg Zyanid um einen erwachsenen Menschen zu töten. Die Lösungen mit denen Golderz behandelt werden, enthalten rund 250mg/Liter.
    Da Zyanide in Kontakt mit Luftsauerstoff zu Wasser, Kohlendioxid und ungiftigen Stickstoffverbindungen oxidieren, werden zyanidhaltige Abwässer aus dem Laugungsprozeß in Rückhaltebecken gelagert, bis sie aufoxidiert und so unschädlich geworden sind. Anschließend werden sie in die örtlichen Flüsse geleitet. In modernen Betrieben werden die zyanidhaltigen Laugen soweit wie möglich in Tanks im Kreislauf gehalten und für reichere Erze wiederverwendet. Der Oxidationsprozeß nicht länger verwendbarer Lösungen wird schließlich beschleunigt, indem das Abwasser in Anwesenheit von Schwefeldioxid und Bakterien geschüttelt wird.
    Umweltbedenken bestehen im Normalbetrieb, weil Wasservögel versuchen, trotz aufwendiger "Vogelscheuchen" auf den einladenen Teichen zu landen und weil in feuchten Klimazonen die Oxidation nur langsam abläuft, während starke Regenfälle zum Überlaufen der Oxidationsbecken führen könnten. Während in vielen Industrienationen das Verfahren mittlerweile verboten ist, können es sich ärmere Länder nach wie vor nicht leisten, investierenden Bergbaugroßbetrieben, die weltweit operieren, entsprechende Umweltvorschriften zu machen.
    Schwere Umweltkatastrophen können ausgelöst werden, wo wie vor rund zwei Wochen bei Baia Mare in Rumänien geschehen, Dämme von Oxidationsbecken brechen, und große Mengen giftiger Lauge in die Flüsse freigesetzt werden. In diesem Falle waren es rund 10.000 m3 Zyanid-Lösung. Am 14. Februar 2000 reichte die Todeszone bereits über Theiß und Donau bis nach Belgrad. Nicht nur Fische, auch Mollusken, ja sogar Bakterien fielen dem Gift zum Opfer, und es wird wohl viele Jahre dauern, bis sich das ökologische Gefüge der betroffenen Flüsse erholen kann. Immerhin wird Zyanid nach und nach aufoxidiert und verbraucht sich auch, wenn es seine giftige Wirkung entfaltet, so daß es nicht in der Nahrungskette angereichert wird. Dieses gilt jedoch nicht für die mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls freigesetzten Schwermetalle, die zumindest die nähere Umgebung der Unglücksstelle langfristig stark belasten werden.
    Gold wird in 67 Ländern produziert, wobei Südafrika mit 30% Weltmarktanteil der größte Produzent ist. Die Weltreserven für Gold reichen bei der derzeitigen Abbaugeschwindingkeit noch für rund 20 Jahre, allerdings werden große Mengen an Gold sowohl von Banken als auch Privatpersonen gehortet. Der größte Teil des geförderten Goldes dient zur Schmuckverarbeitung, als Währungsreserven von Staaten und als privates Investitionsmittel. Etwa 20 % der Produktion wird in der Elektronikindustrie, weitere 5 % für Zahnersatz verarbeitet.




    http://www.iaag.geo.uni-muench…ung/AndererGoldpreis.html