Staatsanleihen ohne Eigenkapital?

  • Hallo,


    wer kann mir folgenden Zusammenhang erklären?


    Banken geben Kredit und müssen dafür lediglich einen geringen Anteil an Eigenkapital vorhalten - soviel ich weiß, ca. 4%. Der Hauptanteil des Kredites wird durch den reinen Buchungsakt erzeugt. Kredit in Form angekaufter Staatsanleihen bedurfte bisher aufgrund deren Mündelsicherheit überhaut keines Eigenkapitals, die Kreditsumme entsteht also vollständig aus dem Nichts.


    Warum gerät die Bank im Falle der Insolvenz des Kreditnehmers nun in Schwierigkeiten und wem gegenüber? Wenn doch die Kreditsumme ohnehin nur durch Buchung erzeugt wurde, kann sie dann nicht auf ebenso magische Weise wieder neutralisiert werden?


    Viele Grüße
    - Talerpflücker

  • Das Problem ist, dass das aus dem Nichts erzeugte Geld ja in das Land geflossen ist, welches die Staatsanleihen ausgegeben hat und längst weg ist. "Einfach wieder neutralisiert" werden kann das aber nur, wenn sowohl die Schuld auf der einen Seite als auch das Guthaben auf der anderen Seite gestrichen werden. Wenn die eine Seite der Gleichung schon "weg" (ausgegeben) ist, ist das Neutralisieren somit nicht mehr möglich. Wäre schön wenn´s so einfach wäre...

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.”
    Mahatma Gandhi

    2 Mal editiert, zuletzt von Precious ()

  • Wenn Du mir 1000 EUR gibst und ich Dir einen Zettel (Rückzahlungsverpflichtung), hat sich ja an Deinen Besitzverhältnissen zunächst nichts geändert. Die Bank hat jedoch die 1000 EUR gar nicht, sondern sie schreiben die 1000 EUR dem Gläubiger(-Staat) gut und gleichzeitig buchen sie auf der anderen Seite der Bilanz eine Forderung ein. Also hat sich an den Besitzverhältnissen auch nichts verändert!!! Zumindest solange die Rückzahlungsillusion aufrechterhalten wird. Denn tatsächlich getilgt wurden Staatsanleihen in letzter Zeit wohl nie in nennenswertem Umfang.
    Da man für diesen Zaubertrick kein Eigenkapital benötigt, kann natürlich auch bei niedrigen Zinsen die Illusion einer hohen Eigenkapitalrendite aufrechterhalten werden. Solange Zinsen und Neuverschuldung im Rahmen bleiben (so wie aktuell bei 2 bis 2% Prozent vielleicht), ist das natürlich das perfekte Perpetuum mobile für immer währende Gewinne bei den Banken und immer währende Finanzierungsströme bei den klammen Staaten. Eine wahrlich perfekte Symbiose die es unbedingt zu retten gilt! Koste es was es wolle!
    Gruß Dshhn

  • Zitat

    Staatsanleihen bedurfte bisher aufgrund deren Mündelsicherheit überhaut keines Eigenkapitals, die Kreditsumme entsteht also vollständig aus dem Nichts

    Sorry, meist falsch!


    Eine Bankbilanz besteht aus 2 Seiten (Aktiva/Passiva). Bekommt Jemand einen Kredit (Aktiva) von der Bank, so muss die Mittelherkunft auf der Passivaseite dargestellt sein. Es gibt dort die 2 großen Positionen Eigenkapital/Fremdkapital (EK/FK). Auf eine dieser 2 Positionen muss der Staatsanleihekauf bilanziert werden. Im Fall Griechenland z. Bsp. sind nur rund max. 10% der Griechenlandanleihen auf das EK der deutschen Banken gebucht, der Rest ist FK, d.h. die Bank hat hierfür bereits vorhandenes Giralgeld von Dritten eingenommen. Somit wurden hier exemplarisch für rund 90% kein "Geld aus dem nichts" erschaffen!


    Wurden Staatsanleihen auf EK ausgegeben, so müssen diese als EK-Passivposten bei den Banken auftauchen. Zeige mir bitte die Banken in Europa/USA, die eine entsprechende EK-Quote oder EK-Betrag aufweisen, die nur ansatzweise den Beträgen der verausgabten Staatsanleihen betragen! Es gibt sie nicht.


    Und so bleibt es was es schon immer war, das Märchen von der "Kreditsumme aus dem Nichts".
    Immer wieder gerne verwendet von selbsternannten Durchblickern, die dem Rest der Welt wortgewaltig erklären wollen, wie das Geldsystem inkl. der Geldschöpfung funktioniert, die aber selber nur unzureichende fachliche Ahnung davon haben. Eine prinzipiell ungünstige Ausgangslage.
    So kommen Sie selber auch gar nicht auf die Idee, ausgehend von Ihrer Geldschöpfungsthese, dass sich die Banken/Staaten ja einfach nur wieder neues "Geld aus dem Nichts" erschaffen müssten, um die aktuellen Probleme zu lösen.


    Das alles bezieht sich auf die angesprochenen Geschäftsbanken, nicht auf die Zentralbanken.


    edit: Staatsanleihen ziehen somit regelmäßig die EK-Rendite der Bank nach unten, weil es halt üblicherweise wenig Zinsen dafür gibt.

  • Sorry, meist falsch!

    Da bin ich wohl auch etwas voreilig auf den Zug aufgesprungen!?
    Zurecht weist Du auf den Unterschied zwischen Geschäfts- und Zentralbanken hin.
    Wenn man zunächst bei den Geschäftsbanken bleibt und davon ausgeht, dass diese die Staatsanleihen bei den Zentralbanken hinterlegen und dafür 100% "frisches Geld" bekommen, ergibt sich dann nicht genau das Perpetuum mobile, welches ich beschrieben habe?
    Auch bin ich mir ziemlich sicher jetzt zum wiederholten mal aus dem Munde führender Banker gehört zu haben, dass für Staatsanleihen eben kein Eigenkapital verwendet werden musste.
    Richtig ist, dass die eigentliche Geldschöpfung bei diesem Umweg bei der ZB stattfindet und der Geschäftsbank "nur" die Zinsdifferenz zwischen Staatsanleihe und ZB-Zinssatz bleibt. In Zeiten (moderat) sinkender Kurse und damit steigender Renditen dürften die von der Politik ermutigten Banken da schon ein ordentliches Geschäft zur Erhöhung der Eigenkapitalrendite gewittert haben. Würden die doch sonst nicht machen, oder?

  • Eigenkapital ist ein irrefuehrender Begriff: man denkt, dass ist irgendwie eingezahltes Geld, das bar vorhanden ist, oder sowas.


    Eigenkapital ist aber nichts anders als die Differenz zwischen Vermoegen und Schulden, d.h. eine abgeleitete Groesse. Englisch 'equity" ist besser: das, was die Bilanzseiten gleich macht (equal).


    Eure Diskussion ist ohne Sinn.


    K.

  • Auch wenn das Eigenkapital der Banken nur eine Differnenzgröße ist, stellt sich mir die Frage, wie die vielen Banken zeitgleich ihr Eigenkapital von etwa 4% auf z.B. 9% mehr als verdoppeln wollen.
    Das geht ja kurzfristig wohl nur über die Ausgabe von Aktien, gravierend gesteigerte Gewinne oder der Reduzierung von Verpflichtungen. Wo soll dieses Kapital herkommen?

  • Auch wenn das Eigenkapital der Banken nur eine Differnenzgröße ist, stellt sich mir die Frage, wie die vielen Banken zeitgleich ihr Eigenkapital von etwa 4% auf z.B. 9% mehr als verdoppeln wollen.


    weil eigenkaital nur die differenzgroese ist, muss kein geld fliessen, es reichen neubewertungen: assets hoeher bewerten. oder liabilities niedriger bewerten.


    k.

  • Wer soll diesen Hebel den bilden? Banken, Versicherungen, Staaten, Konzerne, reiche private Einzellne Personen? und was bekommen die dafür, was kaufen die für ihr Geld?


    Danke Gruß

    Wir sind bald nicht mehr wir selbst, sondern nur willige Vollzugsorgane für die Absichten anderer. Was uns nach dem Verlust unserer Selbstständigkeit noch bleibt, ist die Freude am äußeren Wohlstand, den wie uns erworben haben. Aber auch der gehört uns nur so lange, wie es anderen gefällt.

  • Theo

    du meinst also das das die menschen im hamsterrad hält? okay. aber wo liegt die rendite für… Anmelden oder registrieren

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