Nachfolgend ein Interview von Focus Money mit Graham Birch, Leiter
des Rohstoffteams bei Merril Lynch.
FM: Welchen Anteil seines Vermögens sollte ein Privatanleger in Gold
stecken?
Graham Birch: Goldbarren sind ein äußerst defensives Investment, das
Sie nur kaufen, wenn Sie sehr, sehr besorgt über die Entwicklung an den Finanzmärkten sind. Aktien von Goldminen sind dagegen deutlich
volatiler - mit einem entsprechenden Verlustpotenzial. In einem gut di-
versifizierten Portfolio können bis zu 5 % in Goldminenaktien stecken -
so viel, dass Sie nicht ruiniert sind, wenn etwas schief geht. Aber so viel,
dass Sie es merken, wenn es gut läuft.
FM: Werden die Zentralbanken das Washingtoner Abkommen von 1999
wie geplant im September verlängern - in dem sie sich verpflichten, kein
Gold zu verkaufen?
Graham Birch: Ich rechne bereits früher mit einer solchen Entscheidung,
vielleicht schon im März. Schließlich hat das Abkommen sehr gut funktio-
niert und Stabilität für den Goldmarkt gebracht - und Zentralbanken lie-
ben Stabilität.
FM: Wird der schwache Dollar dem Goldpreis weiter Auftrieb geben?
Graham Birch: Man muss sich doch fragen, wie sich die großen Dollar-
Käufer zurzeit fühlen - vor allem die Zentralbanken Chinas und Japans.
Sicherlich fühlen sie sich derzeit nicht sehr wohl. Da liegt es auf der
Hand, dass sie sich überlegen, wie sie ihre Reserven diversifizieren kön-
nen. Gut möglich, dass sie ihre Goldreserven etwas aufstocken.
FM: Welche Rolle spielt China für den Goldmarkt?
Graham Birch: Eine immens wichtige. Lange Zeit war China streng regu-
liert. Jetzt dürfen normale Bürger Gold kaufen. In den nächsten Jahren
sollte die Nachfrage aus China deutlich steigen.
FM: Die Nachfrage nach Gold wächst. Wie sieht es mit der Produktion
aus?
Graham Birch: Die Produktion wird sich wohl kaum verändern. In den ver
gangenen Jahren wurde unterdurchschnittlich in die Erschließung neuer
Minen investiert.
FM: Wo steht Gold Ende 2004?
Graham Birch: Der Goldpreis sollte etwa in gleichem Masse steigen wie
in 2003 - also auf rund 465 Dollar.
FM: Wie sieht Ihre Prognose für die anderen Edelmetalle aus?
Graham Birch: Platin und Palladium dürften auf längere Sicht sehr gute
Aussichten besitzen. Beide sind enorm selten. Und Platin hat viele wich-
tige chemische Eigenschaften, etwa für Katalysatoren. Die Chancen für
Papiere von Platinproduzenten wie Impala Platinum sind sehr gut.
FM: Wird die "China Story" bei Basismetallen wie Kupfer oder Zink wei-
tergehen?
Graham Birch: Jedes Land, das sich schnell entwickelt, hat eine negati-
ve Rohstoffbilanz. Es dauert länger, eine Mine in Betrieb zu nehmen,
als eine Fabrik zu bauen. Chinas Wachstumsraten werden hoch bleiben.
Im World Mining Fund investieren wir verstärkt in Unternehmen, die
Basismetalle produzieren, die China am dringendsten braucht - Kupfer,
Eisenerz, Aluminium und Nickel.
Quelle: Focus Money vom 12.02.2004
Gruss
Warren