Experten empfehlen Barren ab 100 Gramm aufwärts
Anleger finden Goldstücke wieder schick
Von Ingo Narrat, Handelsblatt
Wer sein Geld in Goldmünzen oder -barren anlegen will, ist mittlerweile bei vielen Banken an der falschen Adresse. Denn die Geldhäuser ziehen sich seit Jahren stetig aus dem Edelmetallhandel zurück, obwohl das Interesse privater Anleger steigt und das Edelmetall deutlich teurer geworden ist. Metallhändler einiger Institute haben sich daher selbstständig gemacht und bieten Gold in vielen Varianten an.
FRANKFURT/M. Fachleute raten den in Euro denkenden Anlegern allerdings, Währungsschwankungen einzukalkulieren. Denn wenn der Dollar-Kurs fällt wie seit über einem Jahr, zehrt das an den Gewinnen, auch wenn der Goldpreis deutlich zulegt.
Die Experten warnen außerdem vor überzogenen Engagements. Bis zu zehn Prozent des Vermögens seien eine sinnvolle Beimischung, meinen sie, mehr nicht. Und grundsätzlich solle der Anleger beim Kauf von Gold in physischer Form – also von Münzen oder Barren – das Metall auch diebstahlsicher lagern können, etwa in einem Banktresor.
„Die Aktiengier der New-Economy-Ära ist abgehakt, hat in Enttäuschung geendet. Jetzt steht Werterhaltung im Vordergrund, und da kommt zwangsläufig Gold ins Spiel“, sagt Robert Hartmann, einer von zwei Geschäftsführern des im vergangenen September gegründeten Handelshauses Pro Aurum in München. Hartmann und einige seiner Kollegen standen viele Jahre im Dienste der Deutschen Verkehrsbank, die die Institute des genossenschaftlichen Sektors mit Metallen versorgte.
Ein beachtlicher Teil der Pro-Aurum-Kunden sind Privatleute. Bei Pavol Jurecko stellen sie sogar die Mehrheit. Er übernahm Ende 2002 von der Dresdner Bank deren traditionsreiches Münzkabinett in Frankfurt. Als Geschäftsführer des Münzkabinett Frankfurt/M. registriert er ähnlich wie Hartmann: „In letzter Zeit kaufen die Kunden viel Gold. Sicherheit ist ein wichtiges Kaufmotiv.“
Es regt sich Interesse von Anlegern, die früher von den – vermeintlich – unzeitgemäßen Metallen nie etwas wissen wollten. „Heute rufen uns Leute im Alter zwischen 30 und 40 Jahren an, die sich Sorgen um ihre Altersvorsorge machen“, sagt Mirko Schmidt, Mit-Geschäftsführer von Pro Aurum. Auch Jurecko spürt steigende Nachfrage aus dieser Altersklasse. Teilweise sind es Erben: „In der Aktienhausse haben die mehr Gold verkauft als gekauft, jetzt ist es umgekehrt.“
Roger Breitkopf, bei der Deutschen Bank mitverantwortlich für die Metallversorgung der Filialen, bestätigt die Trendwende. „Ende der 90er-Jahre haben wir von Kunden etwa zehnmal so viel angekauft wie verkauft, heute halten sich Abgaben und Rücknahmen nahezu die Waage.“
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