Ein Belgier dirigiert den Goldhandel Salehs Schwager Taremwa fädelte den Bau der Raffinerie ein. Er traf sich 2012 im Hyatt Regency Hotel in Dubai mit einem der führenden Goldhändler weltweit zum Mittagessen: Alain Goetz, einer der reichsten Belgier, Sohn des mittlerweile verstorbenen Gold- und Diamantendealers Tony Goetz aus der belgischen Diamantenhauptstadt Antwerpen. Der Vater Tony Goetz war sozusagen der Pate aller Goldhändler im Afrika der Großen Seen. Er eröffnete in den 1980er Jahren die erste Goldfirma der Region: Affimet, in Burundi.1984 gründete er in Antwerpen die Raffinerie „TG“. Das Gold holte er mit seiner eigenen Fluggesellschaft CongoCom aus dem Kongo ab, auch während der Kriege dort ab 1996. Mit Burundis Regierung verkrachte er sich wenig später, aber die Geschäfte im Kongo gingen weiter. Zu CongoComs Angestellten gehörte Mutoka Ruganyira, ein Geschäftsmann in Burundi. Nach UN-Informationen kaufte er Gold von Milizen im Kongo. Seine Firma befand sich hinter einem rostbraunen Hoftor in Burundis Hauptstadt Bujumbura. Ihre offizielle Adresse aber war die Jacobsstraat 58 im 6.000 Kilometer entfernten Antwerpen – der Sitz von Tony Goetz’ Raffinerie in Belgien. Nach Tony Goetz’ Tod übernahmen seine Söhne Alain und Sylvain sein Firmenreich. Auf dieselbe Antwerpener Adresse sind noch weitere sieben Firmen gemeldet. Bis heute halten die Brüder ein Netzwerk von 14 Tochterfirmen in Belgien, Luxemburg, dem Nahen Osten und Afrika. Eine davon: die AGR in Uganda. AGR-Goldbarren gehen an die Handelsfirma „Goetz Gold“ in Dubai und kommen von dort. Ein Teil erreicht TG in Belgien. So landet das Gold auf dem Weltmarkt. Laut Handelsregisterauszug gehören 99 Prozent der AGR-Anteile der TG in Antwerpen. Ein Prozent gehören Taremwa, dem Mittelsmann aus Uganda und Schwager des Präsidentenbruders. Beim Mittagessen mit Taremwa in Dubai 2012 hatte Goetz Bedingungen gestellt: zehn Jahre Steuerfreiheit, ein Grundstück in Flughafennähe. Dafür war er bereit, 20 Millionen Dollar zu investieren. „Das ist machbar“, sagte Taremwa und schlug ein, so die belgische Zeitung De Standaard. Als die Schmelze 2017 eröffnete, rollte Goetz für Präsident Museveni den roten Teppich aus. Der warnte seine Regierung: „Jeder, der Herstellung, Produktion oder Investition verzögert, wird in die Mangel genommen.“ Um den reibungslosen Ablauf zu garantieren, ernannte Goetz einen alten Schulfreund Musevenis zum AGR-Vorstandsvorsitzenden: Richard Kaijuka, Vizevorsitzender der ugandischen Bergbaukammer. Seitdem steigen die Exportzahlen stetig: Laut Angaben der Zentralbank exportiert Uganda heute 70 Mal so viel Gold wie vor fünf Jahren. Mittlerweile ist AGR die zweitgrößte Goldschmelze Afrikas. Goetz’ Firmen beliefern 283 Konzerne in den USA und Europa, darunter Giganten wie Sony, Amazon und General Electric. Die Internetseite wirbt mit „Transparenz“, „Sicherheit“ und „Menschlichkeit“. Abnehmern werden ugandische Herkunftszertifikate vorgelegt. Doch dass etwas faul war, wurde schnell klar. Noch bevor AGR eröffnete, listete die Internationale Behörde zur Bekämpfung von Geldwäsche (FATF) Uganda wegen „Steuerhinterziehung durch die falsche Interpretation der Herkunft“ sowie „Dokumentenfälschung“ als „Indikator von organisiertem Verbrechen im Goldsektor“. Das setzte Ugandas Finanzaufsicht unter Druck. Die Steuerbehörde gab an, sie habe AGR für das Finanzjahr 2016/2017 nur eine Exportlizenz über 93 Kilo Gold im damaligen Wert von 3,7 Millionen Dollar ausgestellt. Von der geforderten Steuerbefreiung war keine Rede mehr. Laut eigenen Angaben schaffte AGR 57-mal so viel aus dem Land. Ugandas Finanzaufsicht forderte 2017, die AGR wegen Verdacht auf Geldwäsche zu prüfen. Als der Staatsanwalt von AGR Akteneinsicht verlangte, ignorierte die Firma das. Offenbar verließ sich Goetz auf Museveni. Er fühlte sich sicher. „Ich bin einer der führenden Goldexperten in der Region“, sagte er in einem Interview. Zwischen normalem Gold und Konfliktgold „sehe ich keine Unterschiede“. Letztlich wurde nicht Kongo, sondern Venezuela Goetz zum Verhängnis. Am 1. März 2019 landete eine russische Chartermaschine in Entebbe. Sie kam aus Venezuelas Hauptstadt Caracas, in ihrem Laderaum befanden sich 3,8 Tonnen Gold. Zehn Stunden später flog die Maschine zurück und landete am 4. März erneut mit weiteren 3,6 Tonnen Gold in Entebbe. Weiter ging es über Sansibar nach Moskau. Auf den zweiten Flug wurde Ugandas Flughafenpolizei aufmerksam. Ein Augenzeuge sagte der Polizei, er habe auf den Barren das Abzeichen der Zentralbank von Venezuela erkennen können. Als die Polizei am frühen Morgen des 7. März die AGR-Raffinerie stürmte, war ein Teil der Lieferung im Wert von 300 Millionen Dollar angeblich schon an die Firma GoetzGold nach Dubai gegangen. Diese streitet das ab. Doch aus den USA, die das Regime in Venezuela unter Sanktionen gestellt haben, kamen Ermittler nach Entebbe. Ugandas Polizei und Soldaten belagerten die AGR, Belgien leitete Ermittlungen ein. Zu Beginn dieses Jahres verurteilte ein Gericht in Antwerpen die beiden Goetz-Brüder wegen Geldwäsche in den Jahren 2010 bis 2012 zu 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung und eine Geldstrafe von 99.000 Euro. Das Verfahren geht in Berufung. Man könnte meinen, dass die goldene Karriere von Goetz damit zu Ende sei. Doch 2019 öffnete im Nachbarland Ruanda die Goldraffinerie Aldango, die erste des Landes. Deren Internetseite sieht der von AGR zum Verwechseln ähnlich. Und tatsächlich: Laut Registerauszug der ruandischen Investmentbehörde gehören die Hälfte der Anteile der Firma Aldabra in Dubai, ein Tochterunternehmen von TG in Antwerpen. Als Aldango im Juni 2019 im neu erschlossenen Industriegebiet der Hauptstadt Kigali den Betrieb aufnahm, sagte Vorstandschef Jean de Dieu Mutunzi, man strebe an, „Weltmarktführer“ zu werden. Die Schmelze könne 200 Kilo Gold pro Tag raffinieren. Gegenüber UN-Ermittlern geben ruandische Offizielle an, sie exportieren fünfmal so viel, wie Ruanda selbst produziert, darunter Gold aus dem Kongo. Offiziell sind es alles legale Geschäfte. Die UN-Ermittler aber vermuten: Aldango ist nur eine goldene Fassade. Im Hintergrund geht der Schmuggel weiter. Kongo macht es Schmugglern leicht. Direkt hinter Ruandas Grenze liegt Bukavu, die brodelnde Hauptstadt von Ostkongos Provinz Süd-Kivu. In Süd-Kivu allein gibt es 29 Goldminen. Nur ein Viertel von ihnen ist von der Regierung als „grün“ markiert und damit für den legalen Export freigegeben. Die übrigen sind von Milizen besetzt: Ihr Status ist „rot“, wer von dort kauft, handelt illegal. In Bukavu ist aber nicht mehr nachvollziehbar, aus welcher Mine welches Gold stammt. Unweit des Bergbauministeriums der Provinzregierung in Bukavu befindet sich ein blauer Wellblechzaun. Schutt liegt auf dem Gehweg, von außen wirkt es wie eine Baustelle. Innen hängt ein Schild mit der Aufschrift „CGR“. Laut Gründungsurkunde ist dies der Sitz der neuen „Congo Gold Raffinerie“ (CGR). In Zukunft soll das Gold aus den Minen im Hinterland hinter diesem blauen Tor eingeschmolzen werden. Es wäre Kongos erste Goldschmelze. Doch es tut sich nicht viel. Maschinen und Schmelzöfen – Fehlanzeige. Und wer genau hinter CGR steckt, ist unklar. Das Grundstück ist eigentlich Sitz der Firma Mines Propres. Ihr Direktor, der belgisch-burundische Geschäftsmann Karim Somji, ist ein ehemaliger Goetz-Angestellter. In Ruanda gehört ihm die Firma „Golden Gold“, die Gold an die ruandische Raffinerie verkauft. „Mines Propres“ heißt „Saubere Minen“, aber nach UN-Recherchen bezieht die Firma Gold aus Minen unter Kontrolle von Milizen. Die Bergleute müssen einen Teil ihrer Ausbeute an die Kämpfer abgeben. UN-Ermittler verfügen über entsprechende Quittungen der Milizen – und ein Teil des Goldes geht demnach an die Adresse hinter dem blauen Tor in Bukavu. Offiziell ist CGR ein Vorzeigeprojekt von Kongos Regierung. Kongo soll mit seinen wertvollen Mineralien das „Saudi-Arabien Afrikas“ werden, wie es John Kanyoni vom kongolesischen Mineralienhändlerverband beschreibt. In Zukunft soll Kongos Nationalbank alles Gold aufkaufen und es im Land verarbeiten lassen, beispielsweise bei CGR. Doch noch ist das nicht der Fall. Und zugleich verbietet Kongos Minengesetz die Ausfuhr unverarbeiteter Mineralien und erhebt auf die Förderung „strategischer“ Rohstoffe wie Gold eine Sondersteuer von 10 Prozent – geradezu eine Aufforderung zum Schmuggel. Also machen weiter andere das große Geld: die Generäle und die Dealer. >>> Diese Geschichte habe ich im Internet gefunden. Sollte die Geschichte wahr sein, stellt sich mir die Frage, wo das ganze Gold ist? Tony Goetz Barren sind eher seltener auf dem Markt anzutreffen. Beste Grüße Schlagzeile