gemünztes Gold - warum so billig?

  • Warum sind viele Goldmünzen so günstig?


    Was eine Goldmünze wert ist, das läßt sich anhand ihres Feingehaltes und des Goldkurses recht leicht ermitteln.
    Der aufmerksame Käufer im Münzenhandel oder bei ebay wird jedoch bereits beobachtet haben, daß viele gänige Münzen wie u.A. das Sovereign, 20 SFR oder 20 M erheblich unter ihrem Goldwert gehandelt werden.
    Mit Blick auf ebay kann man sagen, daß Feingold abzüglich aller Unkosten zwischen 5 und 10% unter dem Goldpreis frei Haus beim Käufer eintrifft. Beim Kauf in einer Münzhandlung liegt die Ersparnis noch etwas höher - wobei auf Grund der Allokation hier kein objektiver Vergleich möglich ist.


    Was ist nicht in Ordnung mit diesem Gold? Entsprechend dem "Gesetz der Risikoeinpreisung" wäre davon auszugehen, daß insbesondere ebay-gold deshalb billiger ist, weil Fälschungen oder Nicht-Lieferungen einen entsprechend hohen Prozentsatz vorstellen. Ein Einwand der aber beim Münzhändler bereits nicht mehr gelten dürfte!


    Die Annahme der Risikoeinpreisung ist in der Praxis widerlegt. Fälschungen seitens der hier berücksichtigten seriös erscheinenden privaten und gewerblichen Anbieter waren bislang keine zu Verzeichnen.
    Die Ausfallrate auf dem Versandweg liegt geringfügig jedoch nicht repräsentativ über dem üblichen Ausfallrisiko der Versender. Die Verlustrate beträgt unter einem Prozent - ist somit im Hinblick auf die realisierte Ersparnis hinnehmbar.


    Wo ist also das Problem? Es ist festzuhalten daß der Verkaufsdruck offensichtlich höher ist als die Nachfrage (zumal im Falle von ebay beim Verkäufer auch ebay-Kosten anfallen). Im Klartext bedeutet dies, daß gemünztes Gold, soweit es sich auf den reinen Goldgehalt bezieht, an Attraktivität beim Kleinanleger verloren hat.


    Eine Beobachtung, welche zu Denken geben sollte. Was heute bei Sovereign, 20-Franken und 20 Mark festgestellt werden kann, das kann bereits Morgen auch für Krügerrand, Mapelleaf und Liberty gelten.


    Vom objektiven Klein- und Kriseninvestor in physisches Gold wäre indes zu erwarten, daß zumindest dieser bekannte kleinere Stückelungen präferieren sollte, wenn deren Goldgehalt unter Kurswert erstanden werden kann.


    Erleben wir derzeit das Ende einer Hochzeit des Goldes? Die Beobachtung des Marktes legt diese Annahme jedenfalls in einer Besorgnis erregenden Weise nahe.


    Paddl

  • Das alles mag ja für alte Münzen wie Reichsgold oder den Sovereign zutreffen, gilt aber überhaupt nicht für moderne Münzen wie Panda, Nugget oder die €100,- Gedenkmünzen. Diese erzielen oft Preise weit oberhalb des Goldpreises, weil eben viele Leute diese Münzen kaufen wollen und auch beurteilen können.


    Beim Reichsgold ist das anders, weil es so viele Fälschungen gibt und man sich ein großes Fachwissen erarbeiten muß um diese zu erkennen. Diesen Markt beobachte ich nicht einmal, da mir jedwede Grundlage fehlt um die Echtheit der Münzen zu beurteilen. Das geht sicherlich allen Anlegern und auch vielen Sammlern so, deshalb ist der Markt für diese alten Schätzchen so klein.


    Irgendwann werde ich sicher das nötige Fachwissen erwerben, denn es ist schon faszinierend so alte Münzen zu sammeln. Aber bis dahin mache ich lieber einen weiten Bogen um dieses Gebiet.


    Das gleiche gilt für den Sovereign und die wunderschönen arabischen Goldmünzen. Solange ich es nicht weiß, bin ich auf den Münzhändler angewiesen der mir eine Echtheitsgarantie gibt, der Kauf von Privat über ebay bleibt Tabu.


    Gruß
    mvd

  • Hi,


    der Versuch einer einfachen Erklärung:


    1. Viele Leute haben einfach generell kein Geld (mehr).


    2. Die von Dir angesprochenen Münzen sind "out", sprich für viele Sammler zu wenig attraktiv (fast immer gleiches Motiv, glänzen nicht so sehr; Goldeuros oder Lunars machen optisch mehr her). Als Käufer bleiben da nur noch die Metallsammler und das sind ja bekanntlich Pfennigfuchser.
    Trotzdem erzielt man bei den Auktionen immer noch mehr als wenn man die Münzen an die Bank verkauft (zumindest vor Gebühren)


    3. Im Dezember gehen die Ebay -Preise oft in den Keller. Vermutlich haben die Leute da andere "Interessen", sprich Konsum.


    Besorgt stimmt mich das alles aber nicht.


    Gruß
    cabrito

  • Zitat

    Original von cabrito
    der Versuch einer einfachen Erklärung:


    1. Viele Leute haben einfach generell kein Geld (mehr).
    ...
    3. Im Dezember gehen die Ebay -Preise oft in den Keller. Vermutlich haben die Leute da andere "Interessen", sprich Konsum.


    Ich überlege jetzt gerade angestrengt wie man in Anbetracht der Fakten diese Argumente jetzt den erklärten Kritikern des "Fiat-Money" näher bringen könnte... ?(
    :)

  • Hallo,


    ... ich habe einige Male versucht 20-Mark-Münzen für den proaurum-ankaufspreis (mit Porto damit darüber!!) zu erwerben - und bin jedesmal überboten worden (war allerdings etwas vorsichtig, was die Anbieter anging...)


    Insofern hab´ ich da keine Bedenken


    einen goldigen Abend :)

  • ... meiner meinung nach sind Käufer von Goldmünzen auch nicht zwangsläufig "Kriseninvestoren".


    Eher Leute, die ein (relativ) teures Hobby pflegen. Siehe Goldeuro zur Fußball-WM.
    Die wissen gar nicht, was Fiat-Money sein soll ...


    Gruß
    cabrito

  • Vielleicht kann ja ich dir weiterhelfen.


    Wie schon geschrieben gibt es auf diesem Sektor eine nicht


    unerhebliche Anzahl von Fälschungen, das heißt, die Münze hat außer


    dem Goldgehalt keinen Wert.


    Diese Münzen sind aber keine reinen (999,9) Goldmünzen.


    Um reines Gold aus diesen Münzen zu gewinnen, müssen sie in die


    Scheideanstalt. Im Gegenzug zu reinen Goldmünzen müssen dort die


    Scheidekosten übernommen werden. Darum ist auch der Krügerrand


    billiger wie z.B. der Maple Leaf. Wenn man von der Sicht der


    Scheideanstalt ausgeht ist der Maple Leaf eine Feingoldmünze,


    der Krügerrand aber nur eine Scheidemünze mit Goldgehalt.

  • Zitat

    Original von S 04
    unerhebliche Anzahl von Fälschungen, das heißt, die Münze hat außer
    dem Goldgehalt keinen Wert.


    Hätte als Fälschung wohl (außer Erfahrungswert :) )eher gar keinen Wert - weil dann wohl aus unedlem Metall :(


    Zitat

    Diese Münzen sind aber keine reinen (999,9) Goldmünzen.
    Um reines Gold aus diesen Münzen zu gewinnen, müssen sie in die
    Scheideanstalt. Im Gegenzug zu reinen Goldmünzen müssen dort die
    Scheidekosten übernommen werden. Darum ist auch der Krügerrand
    billiger wie z.B. der Maple Leaf. Wenn man von der Sicht der
    Scheideanstalt ausgeht ist der Maple Leaf eine Feingoldmünze,


    Das ist ein Argument! - wobei (anders als z.B. bei Zahn- oder Schmuckgold) bei einer Münze das Feingewicht allgemein bekannt ist. Dieser also nicht bei jedem Besitzerwechsel auf´s Neue bestimmt werden muß.
    Im (Zahlungs-)Verkehr bliebe also nur der Nachteil daß einige Prozent "Ballast" in Form von Gewicht das selbst kein Gold ist transportiert werden muß.


    Das Argument mit den Scheidekosten würde im Übrigen darauf deuten, daß der Goldpreis primär ein Rohstoffpreis ist - nur in diesem Zusammenhang kann einer hohen Reinheit eine praktische Bedeutung zukommen.


    Damit ist aber immer noch nicht erklärt warum "Krügerrandgold" mehr kostet as das "20-Mark-Gold" - zumal ja "gestückeltes" Krügerrandgold wieder erheblich teuerer ist als ähnlich klein gemünztes "Markgold".
    Man würde ja erwarten daß generell kleinere Münzen begehrter sind, weil sie sich "dosierter ausgeben lassen". Vom Kilobarren "runterfeilen" ist schließlich sehr mühsam :)


    Paddl

  • Zitat

    Original von fundamentalist
    Hätte als Fälschung wohl (außer Erfahrungswert :) )eher gar keinen Wert - weil dann wohl aus unedlem Metall :(


    Nein, auch die Fälschungen bestehen aus einer 900er Goldlegierung.


    Zitat

    Original von fundamentalist
    Damit ist aber immer noch nicht erklärt warum "Krügerrandgold" mehr kostet as das "20-Mark-Gold" - zumal ja "gestückeltes" Krügerrandgold wieder erheblich teuerer ist als ähnlich klein gemünztes "Markgold".
    Man würde ja erwarten daß generell kleinere Münzen begehrter sind, weil sie sich "dosierter ausgeben lassen". Vom Kilobarren "runterfeilen" ist schließlich sehr mühsam :)


    Siehe mein Argument oben, es sind keine Fälschungen vom Krügerrand bekannt, deshalb liegen Nachfrage und Preis höher als bei historischen Münzen, von denen Millionen Fälschungen im Umlauf sind. Das Problem habe ich doch beim Wiederverkauf der Münzen. Auch wenn die gefälschten Münzen aus der gleichen Legierung wie die echten bestehen, könnte der potentielle Käufer daran Zweifel hegen, wenn er die Fälschung erkennt. Der Verkauf wird dann nicht ohne Probleme abgewickelt werden können, da zunächst das genaue Material bestimmt werden muß.


    Man tut sich also keinen Gefallen damit, wenn man gefälschte Goldmünzen kauft und wie schon gesagt, man muß sehr viel lernen um die Spreu vom Weizen zu trennen.


    Gruß
    mvd

  • Zitat

    Original von mvd
    Nein, auch die Fälschungen bestehen aus einer 900er Goldlegierung.


    Ich will ja keineswegs in Abrede stellen, daß es auch Fälschungen gibt, deren Feingehalt dem Echter Exemplare entspricht - nur handelt es sich hier um Fälschungen welche auf den Sammlerwert sehr seltener Exemplare abzielen.
    Gerade zeitgenössische Fälschungen wurden mit der Absicht hergestellt billiges Metall als Gold "zu verkaufen".


    (Hinweis Es gibt sogar Sovereign-Fälschungen welche aus einer Platin-Kupfer-Legierung gefertigt sind - deren Metallwert liegt heute sogar über dem der echten Goldmünze - allerdings war Platin in der Vergangenheit ein wenig gefragtes und somit billiges Metall. )


    Zitat


    Man tut sich also keinen Gefallen damit, wenn man gefälschte Goldmünzen kauft


    Da werde ich nicht widersprechen :) Es geht hier aber um echte Münzen. Alte Fälschungen kann man schon mit relativ wenig Erfahrung identifizieren - Und die neuen - kaum zu identifizierenden - Fälschungen sind in der Herstellung viel zu teuer - offensichtlich sogar so teuer daß nicht einmal die Fälschung eines Krügerrand lukrativ erscheint. ;)
    (Was nicht ist kann bei steigendem Goldpreis natürlich noch werden... :P)

  • Zitat

    Original von fundamentalist
    Alte Fälschungen kann man schon mit relativ wenig Erfahrung identifizieren


    Wenn es um Reichsgoldmünzen geht, darf man nicht die Fälschungen des Dr. Schmidt/Hausmann vergessen der in den 60er Jahren eine richtige Massenproduktion unterhielt. Die Fälschungen sind so perfekt, daß selbst Experten sich nicht immer sicher sind.


    Man schätzt, daß etwa 90% aller noch existierenden 5RM Münzen Fälschungen des Dr. Schmidt sind.


    Gruß
    mvd

  • Das Argument mit den Scheidekosten würde im Übrigen darauf deuten, daß der Goldpreis primär ein Rohstoffpreis ist - nur in diesem Zusammenhang kann einer hohen Reinheit eine praktische Bedeutung zukommen.


    Natürlich ist der Goldpreis ein Rohstoffpreis. Mal übertrieben dargestellt:


    Ich verkaufe dir ein gramm Gold, und du bekommst 100 Kilo Gestein von


    mir geliefert in dem des Gramm Gold enthalten ist. :D


    Deine Begeisterung möchte ich sehen. X(


  • Zufall, schaut mal in EBay unter Art.Nr.8359510306 .
    Schade das die Auktion schon zu Ende ist.

  • Zitat

    Original von mvd
    Man schätzt, daß etwa 90% aller noch existierenden 5RM Münzen Fälschungen ... sind.
    Gruß
    mvd


    Bislang wurden die Reichs-5-er meines Wissens auch nie zum Metallwert (oder gar darunter) gehandelt... (Die 90%-Angabe lasse ich jetzt einfach mal als rhetorische Übertreibung so stehen. :) ) Müßig jetzt eine Liste aller seltenen und damit fälschungsgefährdeten Münzen anzulgen.


    Hier geht es um "Allerweltsmünzen" - um möglichst viel (echtes) Gold für möglichst wenig (echtes) Geld.


    Paddl

  • [


    Bislang wurden die Reichs-5-er meines Wissens auch nie zum Metallwert (oder gar darunter) gehandelt... (Die 90%-Angabe lasse ich jetzt einfach mal als rhetorische Übertreibung so stehen. :) ) Müßig jetzt eine Liste aller seltenen und damit fälschungsgefährdeten Münzen anzulgen.


    Hallo Paddl,


    schade das du nicht unter der Artikel Nr. in meinem oberen Artikel nachgeschaut hast. Habe es halt jetzt bei Ebay kopiert.



    Fälscher Dr. Schmdt = Dr. Hausmann – gebundene Akte über Fälschungen - Sein Werk und Fälscherleben



    Sie bieten auf eine gebundene Abschrift/Kopie der Gerichtsakte über diesen bekannten Fälscherprozess. In dieser Mappe wird der Lebenslauf, die Aussagen und die gesamte Fälschertätigkeit des erfolgreichen Fälschers Dr. Schmidt/Hausmann dargestellt. Ebenso wird sein Vorgehen beschrieben und alle bekannten gefälschten Stücke aufgelistet.



    Dr. Hausmann war in den Sechzigern einer der bekanntesten und erfolgreichsten Fälscher von Altdeutschen Gold- und Silbermünzen. Ihm ist es zu verdanken, dass noch heute etwa 90% aller auf dem Markt befindlichen 5 - Goldmark - Stücke Fälschungen sind. Diese sind so perfekt, dass nur Hausmann den Unterschied wusste. Sogar die Experten können nicht alle Fälschungen entdecken. Auf diese Weise hat seine Tätigkeit bis heute weitreichende Folgen. Auch zahlreiche seltenere Reichsgoldmünzen dienten dem Fälscher als Vorbild. Da er mit den angefertigten Stempeln Massenprägung betrieb, sollen über 20 000 gefälschte Reichgoldmünzen unter uns gelangt sein. Diese Tüchtigkeit machte in vermögend. Die meisten Fälschungen sind so perfekt, dass sie kaum jemand identifizieren kann. Seinen eigenen Schätzungen nach sind etwa 20% aller selteneren Reichgoldmünzen (Preisspanne 100-1000 DM) seine „Kinder“. Auch im vorliegenden Prozess hat er nur einen Bruchteil zugegeben. Jedoch sind alle Fakten über seine Tätigkeit aufgelistet: seine Werkzeuge, sein vorgehen, seine Kontaktpersonen und seine Strategie.



    Wegen Dr. Hausmann wurden einige neue Gesetze gegen nicht unterscheidbare Nachprägungen erlassen, da er die damaligen Gesetzeslücken schamlos ausnutzte und so lange Zeit unbemerkt agieren konnte – in Massenproduktion.



    Ein sehr interessantes Werk über sein Leben und Schaffen. Interessant für jeden Sammler von Münzen des Kaiserreichs und seltener gepräge ab 1800.

  • Ich habe zwar auch von gefälschten Gold-Münzen schon gehört, aber daß das solche Mengen sein sollen ist mir völlig neu.


    Vielleicht können die user, die hier solche Zahlenangaben machen, einmal verlässliche Quellen (links) angeben zu Art und Umfang dieser Fälschungen.


    Mir ist in all den Jahren noch keine begegnet (zumindest keine, die man ernsthaft als solche bezeichnen könnte, d.h. die dem Original so ähnlich war, daß Verwechslungsgefahr bestanden hätte). Oder werden hier auch Primitiv-Machwerke à la ebay-Mitglied "baywatches" oder "moechus" in diese "Statistik" mit einbezogen?

  • Danke, da haben sich unsere postings überschnitten.


    Sind diese Nachprägungen des Dr. Hausmann auch aus 90% Gold?
    Müssen sie ja eigentlich sein, wenn selbst Experten sie nicht von den staatlich geprägten unterscheiden können.


    Insofern hat doch ein Investor, der nur den Goldpreis dafür bezahlt auch keinen Nachteil, oder sehe ich das falsch?

Schriftgröße:  A A A A A