Schockwelle bis nach Hongkong und Tokio mo. Bangkok, 19. Dezember Die Bangkoker Aktienbörse, die Stock Exchange of Thailand (SET), hat am Dienstag den schwärzesten Tag ihrer 31-jährigen Geschichte erlebt. Am Montagabend hatte Thailands Notenbank Einschränkungen des freien Kapitalverkehrs verfügt, um den spekulativen Geschäften, die für den hohen Kurs der Landeswährung Baht verantwortlich gemacht werden, ein Ende zu bereiten. Die Notenbank befürchtet, dass die Stärke der Währung den Exporteuren schaden könnte. Offensichtlich wurde diese Massnahme von den in- und ausländischen Investoren als zu drastisch eingestuft. Angesichts des Kurseinbruchs reagierte das thailändische Finanzministerium und erklärte, dass der Aktienmarkt ab Mittwoch von diesen Massnahmen ausgeschlossen sei. Auch ausländische Anleger können damit Aktien ohne Einschränkung handeln. Grösserer Einbruch als bei der Asienkrise Am Dienstag um 11 Uhr 30 Lokalzeit belief sich das Minus des Indexes der SET (SETI) bereits auf 10%, worauf die Börsenaufsicht erstmals in der Geschichte des Marktes eine halbstündige Unterbrechung des Handels anordnete. Doch auch nach Wiederaufnahme der Geschäfte setzte sich der Abwärtstrend fast ungebremst fort. Vorübergehend sackte der SETI, der am Vorabend noch auf einem Stand von 730,55 Punkten geschlossen hatte, auf einen Tiefstand von 587,92 Zählern ab. Danach erholte sich der SETI zwar noch etwas und schloss bei 622,14 Punkten. Das Endresultat entspricht dennoch einem Absturz um 108,41 Punkte bzw. um 14,84% und stellt den grössten Index-Einbruch innert Tagesfrist in der Geschichte der SET dar, heftiger noch als die Verluste vor und nach dem Ausbruch der Asienkrise von 1997. Von insgesamt 482 an der SET gehandelten Titeln schlossen am Dienstag nur gerade 8 im «grünen» Bereich und 13 unverändert. Alle anderen verzeichneten teilweise herbe Verluste. Gewinnmitnahmen oder Kettenreaktion? Der spektakuläre Absturz an der SET, immerhin nach Singapur und Kuala Lumpur die drittgrösste Börse Südostasiens, löste eine Schockwelle aus, die an den Märkten der ganzen Region zu verspüren war. Malaysias KLCI schloss am Dienstag um 1,96% tiefer, Jakartas Index sackte um 2,85% ab, Singapurs Straits-Times-Index gab um 2,2% nach, der Hang-Seng-Index in Hongkong um 1,19% und Indiens Börse in Mumbai um 2,54%. Selbst Japans Nikkei verbuchte einen Rückgang um 1,09%, und die Börsen in Manila und in Seoul schlossen um 0,98% bzw. um 0,38% tiefer. Umstritten waren allerdings an diesen Märkten die eigentlichen Ursachen für die Einbrüche. Manche Beobachter erklärten, nach den grossen Kursanstiegen in der vergangenen Zeit seien Gewinnmitnahmen geradezu vorprogrammiert gewesen und die Akteure hätten nur auf einen geeigneten Anlass gewartet. Ausser an der SET sei nicht mit länger anhaltendem Schaden zu rechnen. Andere hingegen wiesen darauf hin, dass die Massnahmen von Thailands Notenbank das eigentliche Ziel, die Eindämmung der Spekulation auf einen stärkeren Baht, erreicht hätten, wenn auch mit einer «Holzhammermethode». Weil nun wohl niemand mehr den Wert des Baht hochzutreiben versuche, bestehe das Risiko, dass Akteure am Devisenmarkt nun ein neues «Opfer», beispielsweise den philippinischen Peso oder Indonesiens Rupiah, suchen, wonach die jeweilige Notenbank zu ähnlichen Massnahmen gezwungen werden könnte wie die thailändische. Damit stünden Asien schwere Zeiten bevor, gewissermassen eine 1997er-Krise «mit umgekehrten Vorzeichen», die statt wie damals vom Wertzerfall der asiatischen Währungen gegenüber dem Dollar von einem Kursanstieg ausgelöst würde. Bericht Seite 27, Marktberichte Seite 32 und 33