Ein durch EK finanziertes Leistungbilanzdefizit - ist so etwas möglich?

  • Ich habe eine allgemeine Frage zur Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten und den damit verbunden Problemen:


    Angenommen eine zunächst autarke Volkswirtschaft schafft es über Jahre solides organisches Wachstum zu generieren dabei eine stabile Währung zu haben.
    Wenn diese Volkswirtschaft nun anfängt, doch Außenhandel zu betreiben und zwar nur in dem Ausmaße, dass sie lediglich Güter und Dienstleistungen importiert und selbst nichts exportiert entsteht ja ein negativer Ausenbeitrag bzw. ein Leistungsbilanzdefizit.
    Angenommen dieses Defizit wird nicht über die Kreditaufnahme im Ausland finaziert sondern durch eigene Mittel sofort bezahlt, also d.h. in der Kapitalbilanz wird nur der Posten kurzfristige Verbindl. positiv,nicht jedoch die Kredite, wo liegen die Probleme dieses Defizits?
    Ich schaffe es gedanklich nur, Probleme darin zu finden, dass


    1. Dieses Land den Wechselkurs seiner eigenen Währung, durch massiven Verkauf dieser, respektive Kauf der anderen Währung, neagtiv beeinflusst.


    2. Dieses Land über die Dauer Vermögen abbaut und sein BIP um den negtiven Wert des Ausenhandels schrumpft.


    Natürlich ist dieser Fall sehr konstruiert und es wird kaum ein Land mit einem negativen Außenbeitrag geben, das diesen rein durch Eigenkapital finanziert, (oder gibt, bzw gab es solche Länder?)


    Wo liegen die weiteren Probleme?


    Ich wäre über Erklärungen oder Anregung sehr erfreut, da ich mir seit Tagen darüber schon den Kopf zerbreche.


    Viele Grüße


    Markus

  • ... erst wird durch EK sofort bezahlt, dann durch Schuldschein und dazu ist jetzt
    auch noch die Währung durch Vermögen gedeckt (so ne´Währung hätte ich auch gerne)


    Vielleicht solltest Du mal an die frische Luft gehen....


    Gruß
    cabrito

  • kurzfristige Verbindl werden in der Kapitalbilanz dann negativ ( bei Leistungsbilanzübeschuss), wenn der Importeur sofort bezahlt.
    Das ist so und unter diesem Punkt wird das ganze dann in der Kapitalbilanz gegengebucht.
    Vielleicht ist mein Fall zu konstruiert, da er so in der Realität nicht vorkommen wird.

  • Da fällt mir nur ein Spruch von meinem früheren VWL Prof ein...
    Es scheint als wurde die VWL von Buchhaltern und Erbsenzählern infiltriert. Ricardo hat hierzu leider einen großen Beitrag geleistet.


    Und hier noch einer...
    Die Genialität liegt in der Einfachheit, man kann es auch unnötig kompliziert machen... ;)

    "Ess und trink so lang Dir´s schmeckt scho 2mal ist uns´s Geld verreckt!"; "Steuerbetrug ist der strafbare Versuch des Steuerpflichtigen den legalisierten Diebstahl durch die Herrschenden zu verhindern." "Goldpreis = Gold/Vertrauen in die Geldwertstabilität."

  • Kurz gesagt ist die Frage doch ob die die Handelsbilanz ausgleichenden Zahlungsströme nun ausländische Investitionen oder repatriierte Gewinne amerikanischer Subunternehmen sind.


    Richtig spannend wird es ja, wenn man sich Spannen von mehreren 1000% vorstellt. Importiert z.B. Bosch billige Plastikteile für eine Scheinwerferreinigunganlage für wenige Euro und exportiert sie als 90 Euro teures Ersatzteil ins europäische Ausland, so entsteht ein Handelsbilanzüberschuß für Deutschland dem keine reale Wertschöpfung (zum. Produktion) gegenübersteht.


    Würde Bosch dagegen für 90 Euro importieren und 2 Euro exportieren, sähe es anders aus, obwohl die Lage real die gleiche wäre abgesehen davon wo man die Steuern für die Differenz zwischen 90 und 2 Euro zahlt..


    Gruß
    S.

  • @ Saccard:


    Danke, genau das ist die Frage!


    Mir geht es einfach darum, zu verstehen, ab wann ein LB-Defizit wirklich zum Problem für ein Land wird (bitte jetzt keine pauschalen Antworten wie: "Weil es mehr verbraucht, als es selbst herstellt", oder: Weil es über seine Verhältnisse lebt. ich habe mich durchaus mit der Materie auseinander gesetzt).
    Man stelle sich einfach vor ein Land besitzt die meisten Rohstoffe und generiert ein BIP von Anfangs 1000 Mrd und wächst über die Jahre mit konstanten 3% (real), ohne, dass es Außenhandel betreibt (Lassen wir Kostenvorteile aller Ricardo außen vor)
    Die Währung ist stabil da die Geldmenge lediglich in dem Ausmaße wächst, dass es inflationsverträglich ist.
    Nun fängt dieses Land nach ca. zehn Jahren an, Außenhandel zu betreiben und importiert Güter im Wert 30 Mrd und exportiert im Wert von 10 Mrd. Es ensteht eine Differenz von 20Mrd um die das jährliche BIP nun verringert wird. Da dieses Land und seine Unternhemen sowie die Bevölkerung in solch guter finanzieller Verfassung sind, können sie sich den Mehrkonsum durchaus leisten und bezahlen ihn auch immer sofort, ohne sich an die (an sie) exportierenden Länder zu verschulden.
    Wo liegt nun das Problem? Meiner Meinung gibt es keins. Natürlich werden die Länder, die im Gegenzug die Währung des "Superlandes" bekommen, irgendwann, irgendetwas mit ihrem Geld anfangen wollen, aber wann ist ja egal und wenn, dann tun sie es halt und wenn nicht dann halt nicht. So kommt es irgendwann eventuell zum ausgleich, aber wenn nicht ist es dem "Superland" auch egal, da es keinerlei Verpflichtungen gegenüber seiner Handelpartner hat.
    Ich möchte lediglich versuchen, zu verstehen, was in Amerika passiert und warum es zum Problem werden kann oder warum auch nicht.



    @ Mehlwurm:


    Ich habe lediglich die Sichtweise geändert und wollte nur auf die Gegenbuchung in der Kapitalbilanz hinaus ob diese jetzt positiv oder negativ ist ja völlig egal.


    @Homm 13:


    Ich bin kein Volkswirt sondern Bwl-Student und habe keine Lust mich mit Theorien von irgendwelchen Experten rum zu schlagen, die Lösungen für Probleme der Vergangenheit darstellen (könnten)
    Man betrachte lediglich die immer wieder auftretende Forderung, dass Amerika einen schwachen Dollar braucht um eben sein LB-Defizit auszugleichen: Während der Dollar in den letzten 5 Jahren um 66% gefallen ist, hat sich das LB-Defizit seit 2000 ca. verdreifacht!
    Ganz im Gegenteil also: Dieser Fall ist bewusst so konstruiert um die Realität zu verstehen und nicht um irgendwelche Modelle gedanklich zu entwerfen.

  • Ja, jetzt kann ich Dir schon eher folgen bzw. das ist im Grunde auch genau meine Meinung zu den USA.
    Du hast auch Recht, was die Deindustrialisierung angeht, dass die Amis eher die ausländer Arbeiten lassen als selbst zu arbeiten und somit ihre Wirtschaftskraft zurückgeht, die unnütze Rüstungsindustrie mit seinem großen Anteil am BIP, der faktisch aber eher sinnlos ist und niemanden etwas bringt, usw und sofort.


    Das ist ja alles klar und wird auch hinreichend in den Medien usw. diskutiert.
    Folgen kann ich Dir nicht bei deiner Aussage zum Anspruch auf Leistung, das Geld an sich (Fiat-Währung) verschafft Dir nämlich einen Anspruch auf gar nichts, wenn es nicht durch Gold gedeckt ist und du es gegen Gold eintauschen kannst.
    Ich glaube ich weiß was Du sagen willst, nur ergibt das keinen Sinn, da ich Dir ja nichts verkaufen muss, wenn du mir einen Geldschein auf den Tisch legst.
    Das BIP verringert sich nicht um den Import, sondern verändert sich um (Export-Import). Hast du Handelsbilanzdefizit, ist das BIP als um diesen Betrag veringerrt.

Schriftgröße:  A A A A A