Inflation/Deflation

  • habe einen Artikel in der letzten WIWO gelesen (die Barron's Ecke), dass die derzeitige Situation an den Finanzmärkten ähnlich ist wie 1835-1837. Kurz gesagt (hab leider kein Scanner) sind 1835 auch die Rohstoffpreise angestiegen aber nach dem unerwarteten starken Preisverfall der Baumwolle (von der Bedeutung her könnte heute Öl sein) die Deflation begann.


    Kann jemand den Artikel posten ?

  • Der Artikel ist interessant, aber nicht plausibel:
    Im Gegensatz zum 19. Jahrhundert stehen ca. 3 Milliarden Menschen (China, Indien, Russland, Brasilien u.a.) auf der Schwelle zu etwas mehr Wohlstand, das muss die Rohstoffpreise in die Höhe treiben, was wiederum zu Inflation führt. Hinzu kommt exzessives Nutzen der Druckerpressen seitens der Notenbanken und blindwütige Konsumwut der amerikanischen Verbraucher. Die Globalisierung hat erst zu deflationären Tendenzen geführt (preiswerte Konkurrenz aus China), in Japan bestand die Sondersituation der Nähe zu China, der demografischen Entwicklung und der im Vergleich zu den Amerikanern intelligenteren, da weitsichtigeren, sparsamen Konsumenten.
    Mit hoher Wahrscheinlichkeit setzt sich weltweit z.Z. der erstgenannte Trend durch.
    Skeptiker

  • Zitat

    Original von Skeptiker
    [...]
    Russland, Brasilien u.a.) auf der Schwelle zu etwas mehr Wohlstand, das muss die Rohstoffpreise in die Höhe treiben, was wiederum zu Inflation führt. Hinzu kommt
    [...]


    Ich stimme nicht zu.


    Die Schwellenposition von z.B. Russland, Brasilien, China, Indien, etc. bedeutet nicht nur einen steigenden Konsum. Die Öffnung dieser Märkte bringt vor allem eine Deregulierung der Wirtschaft mit sich, die zuvor stark staatskontrolliert (China) und/oder nur schwach ausgebaut (Indien) war. Das impliziert IMHO einen höheren Ausstoß an Rohstoffen weil die Förderquoten steigen, mehr Minen, etc. erschlossen werden aufgrund der nun gegebenen Rentabilität.


    Der von dir beschriebene Effekt wird meiner Meinung nach erst in vielen Jahren zum Tragen kommen und auch dann nur in abgeschwächter Form, weil in den westlichen Industrienationen längst der Rohstoffverbrauch auf einem relativen(!) Rückzug ist, diese Welle wird globaler werden und den Spread zwischen Mehrverbrauch und Mehrproduktion schwächen.


    Für viel wahrscheinlich erhalte ich es, daß USA, China, Indien, etc. Rohstoffe hamstern und den Preis künstlich hoch zu halten und dann zu gegebener Zeit mit Sekundärprodukten (dann ebenfalls sehr teuer) die Weltmärkte überschwemmen und danach dann ihre Rostoffreserven abbauen und damit gleich nochmal FIAT-Money in ihre Kassen spülen - DAS wird IMHO die Inflation galoppieren lassen, nicht der Rohstoffbedarf, sondern die Rohstoffspekulation.


    Just my personal 2 cent,


    /Bytewurm

  • Sorry, Widerspruch.
    Zu dem Thema gab es gestern irgendwo einen interessanten Link zur Zeit ,kann den mal jemand reinstellen? Es dauert Jahre bis Minen ihre Produktion hochfahren können. Der entscheidende Faktor sind die bevölkerungsstarken Staaten (China, Indien), die gemessen an ihrer Bevölkerungzahl über wenig Rohstoffe verfügen. Sekundär profitieren davon auch relativ bevölkerungsstarke und rohstoffreiche Länder wie Russland und Brasilien. Der entscheidende Faktor ist der unvorstellbare Nachholbedarf im Vergleich zu unserem Lebensstandard und die schiere Zahl an Menschen. Das wird auch von der demografischen Entwicklung und sinkendem Wohlstand (auf relativ hohem Niveau) in den Industriestaaten nicht kompensiert.
    Eine gemeinsame Aktion von China, Indien und den USA ist nicht gerade wahrscheinlich (noch eine Verschwörungstheorie?) zumal die USA größter Importeur sind.
    Gruß, Skeptiker

  • @ Skeptiker


    Verschwörungstheorie ehr nicht - dürfte inzwischen jeder wissen, daß ich zur semi-paranoiden Fraktion hier gehöre, aber Verschwörung will ich das ganze gar nicht mal nennen, ehr massive Ausnutzung von Märkten ohne globale Rücksichtnahme.


    Du hast aber recht, es dauert eine gewisse Zeit, bis die Produktion hochgefahren werden kann - ein Umstand, den ich nicht bedacht habe, das schwächt diese Faktoren wieder, so daß der Konsum die Oberhand gewinnen könnte.


    Muss ich nochmal in mich gehen ..


    Gruß,


    /Byte

  • @ghost_gold
    South Sea Company war nur die britische Antwort auf die John Laws Mississippi Company, da haste was verwechselt ;). Der Typ ist zwar ein Schotte, aber seine Idee vom ungedeckten Geld hat er zunächst in Frankreich realisiert. Der Typ hat mit seinem Mississippi Debakel möglicherweise die Französische Revolution ausgelöst... Meines Wissens nach, war es das erste Experiment mit dem [P]Papiergeld[/B]. Trotz seinem katastrophalen Ende, versucht man seit dem immer wieder ein stabiles Paipiergeld-Finanzsystem zu schaffen. Man lernt halt nie aus!


    P.S. John Law (damals der stärkste Gegner vom Gold und Silber) ist nach dem Crash aus Frankreich geflohen, wurde aber an der Grenze erkannt und verhaftet. Die Kutsche, in der er reiste war voller Gold und Silber Münzen (ähnlich wie Greenspan - schaut mal seine Zitaten aus den 60-70'gern Jahren)


    P.P.S. Das beste Buch zum Thema "Aktienblasen: historische Beispiele" ist "Devil Take the Hindmost" vom Chancellor. Er untersucht die Spekulationsblasen seit Römischem Reich über Tulpenblase in Holland und Greenbackblase (ich habe nicht gewusst, wieso der Dollar grün ist) bis zum heutigen Internet-Boom. Empfehlenswert!

  • Zitat

    Original von Skeptiker
    ... Im Gegensatz zum 19. Jahrhundert stehen ca. 3 Milliarden Menschen (China, Indien, Russland, Brasilien u.a.) auf der Schwelle zu etwas mehr Wohlstand, das muss die Rohstoffpreise in die Höhe treiben, ...


    Kann es sein, dass hier wieder einmal die Vergangenheit in die Zukunft extrapoliert wird?
    Es wird ja nicht ewig so weitergehen mit dem Wirtschaftswachstum in Asien. Wer soll den die ganzen Güter noch billiger produzieren, damit sie sich auch der Durchschnittschinese leisten kann?


    Kann es weiterhin sein, dass wieder einmal der Unterschied der Kulturen (Europäer bzw. US-Amerikaner im Vergleich zu Asiaten) einfach ignoriert wird?
    Ich meine, dass die 1,1 Mrd. Chinesen, die vergleichsweise so gut wie NIX haben, am Weltverbrauch von Rohstoffen kaum Anteil haben. Die meisten sind sicherlich froh, wenn sie jeden Tag eine Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf haben. Ich weiß jetzt gerade nicht, wie hoch das Prokopfeinkommen der chinesischen Landbevölkerung ist, aber WIR im Westen dürften darüber nur lachen. Wenn die ein bisschen Geld übrig haben, werden die wohl erst ihren Bauch vollschlagen.


    Ich meine, dass die Rohstoffpreise nicht unbedingt in die Höhe gehen MÜSSEN. Es ist nur ein Szenario unter vielen.


    extrel

  • Hallo extrel,


    Anbetracht der Verschuldung der USA und der EU, ist es gut möglicht dass wir einen Vertrauensbruch gegenüber „Papiergeld“ so wie „E-Geld“ erleben werden.


    Da werden Rohstoffe und Immobilien zu Fluchtstätte werden…


    Oder glaubst du dass Deutschland ihre Schulden zurückzahlen wird? :rolleyes:


    Grüße


    :) humm

  • Zitat

    Original von humm
    ... Da werden Rohstoffe und Immobilien zu Fluchtstätte werden…


    Oder glaubst du dass Deutschland ihre Schulden zurückzahlen wird?


    Hallo humm,


    ob Immobilien wirklich zu Fluchtstätten werden? Wenn du dir ein Haus kaufst, um darin zu wohnen, ist das OK, solange du keine oder so gut wie keine Schulden dafür aufnehmen musst.
    Aber was willst du mit einer Zweit- und Drittimmobilie, wenn du sie nicht vermieten kannst? Du hast dann nur laufende Kosten und der Staat wird sich schon etwas überlegen, um dich zusätzlich schön abzukassieren, z. B. wegen Solidarität mit dem Volk oder so einem Quatsch als Begründung.


    Dass wir unsere Schulden nie wieder zurückzahlen können, ist wohl schon eine Binsenweisheit. Bei einer Verschuldung der öffentlichen Haushalte (Bund und Länder also) von insgesamt über 1,3 E12 Euro (Bund: ca. 840 Mrd. Euro) - das sind über 16.000 Euro pro Kopf -, bedarf es schon einer gehörigen Portion Naivität, um zu glauben, wir würden das schon schaffen.
    Der Bundeshaushalt, der in 2004 ca. 250 Mrd. Euro groß ist, baut auf ca. 30 Mrd. Euro Nettokreditaufnahme - und das ist die optimistische Sicht der Bundesregierung. Schulden sind ein fester Bestandteil der Einkünfte des Bundes, d. h. wir können die Schulden niemals zurückzahlen, da wir ja ständig neue machen. Selbst wenn wir keine Schulden mehr machen würden, dann wären da immer noch die Altschulden und die daraus resultierende Zinsenlast, die jährlich noch dazukommt. Keine schönen Aussichten für uns.


    Grüße


    extrel

  • Hallo Extrel,


    Bin mit dir im Grunde genommen einverstanden, vermisse aber die Zukunftsprognosen.
    Die wichtigste Frage um die Probleme zu begegnen ist: wie wird das Ganze weiter gehen - „der Tag nach der Zusammenbruch“ - so zu sagen…


    Zu sagen dass die Schulden eben da sind reicht mir nicht aus.
    Ich erwarte und befürchte, dass es nicht mehr lange dauern wird bis das System kollabieren wird. Wir sind schon dabei!


    Ein Grundgesetz oder Verfassungsgericht der so ein Zustand zulässt, ist Verrat an dem Bürger.
    Ich glaube an das System nicht mehr.
    Ich muss mich selbst schützen. Das einzige was ich machen kann ist es die Entwicklung zu durchschauen, und dementsprechend zu reagieren.
    Es mag sein dass Immobilien nicht das richtige sind, wenn das System zusammenbrechen wird, sind sie bestimmt besser als Bargeld.
    Will nicht behaupten DIE Lösungen zu kennen, die ernst der Lage meine ich aber längst durchschaut zu haben.


    Zu Zukunftsprognosen:
    1. Die Staatsschulden werden nicht zurückbezahlt.
    2. Nicht nur die Arbeit sondern die Vermögen werden besteuert.
    3. Hyperinflation ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
    4. Zusammenbruch der Aktienmarkt


    Es reicht zuerst, oder? ;)
    Ich hoffe sehr dass ich mich täusche!


    Grüße


    humm

  • @ humm


    Ich möchte keine Zukunftsprognosen abgeben, das haben schon andere gemacht. Ich für meinen Teil habe aber ein ungutes Gefühl. Ich denke, wir werden US-amerikanische Verhältnisse bekommen, also eine immer stärkere Kluft zwischen der großen Masse, die gerade so um die Runden kommt mit ihren Zweit- und Drittjobs und den Reichen. Das wird die Neider auf den Plan rufen.


    Ob es einen Zusammenbruch geben wird, der ein bestimmtes Datum oder einen bestimmten Zeitraum haben wird, da bin ich mir im Moment nicht so sicher. Die Politiker und Notenbanker sind ja nicht auf den Kopf gefallen und werden sich evtl. sogar etwas einfallen lassen, das uns alle überraschen wird. Wie wär's z. B. mit einer Währungsunion von US-Dollar und Euro? Damit könnte man das Debakel an den Weltfinanzmärkten evtl. noch einige Jahrzehnte hinauszögern, was den derzeit Herrschenden nur recht wäre (nachdem Motto "Party jetzt, nach mir die Sintflut"). Vielleicht ist das aber auch nur eine blöde, unausgereifte Idee von mir.


    Hyperinflation erwarte ich nicht, aber hohe Inflationsraten in den kommenden Jahren auf jeden Fall.
    Insgesamt denke ich, dass man ganz gut fährt, wenn man einen guten Teil seines Barvermögens in Edelmetallen anlegt, und zwar aus den hier allseits bekannten Gründen.
    Andererseits solltest du genügend Cash bereithalten, um nach dem von dir erwarteten Zusammenbruch der Aktienmärkte billig Qualitätstitel kaufen zu können.


    Gruß


    extrel

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