Das Orakel von Omaha, Investmentlegende Warren Buffet, lässt verlauten, dass er an der Übernahme der „guten“ Portfolioteile der Monoline-Insurers, nämlich des Geschäfts mit Kommunalobligationen (Municipal Bonds, kurz „Munis“) interessiert ist, immerhin im Umfang von rund 800 Mrd US Dollar. Soweit, so gut. Für Buffet, wohlgemerkt. Denn was die Monoliners betrifft, müsste man ihnen schon grandiose Dummheit unterstellen, wenn sie das Angebot von Buffet überhaupt nur erwägen. Da mögen die Aktienbörsen noch so himmelhoch jauchzen über die vermeintliche „Rettung“, auf dem Spielplan steht leider, mit oder ohne Buffets Angebot, nach wie vor ein ganz anderes Stück, nämlich das der „Tragödie“. Und darin, wie man aus Erfahrung weiß, mögen zwar vereinzelte Nebendarsteller immer wieder mal glücklich mit dem Leben davonkommen, ihre große Liebe finden, moralisch geläutert werden oder dergleichen. Aber der Hauptdarsteller erleidet immer und ausnahmslos ein Fiasko, an dessen Ende zumeist die physische Vernichtung steht. Und das wiederum meist nicht „kurz und schmerzlos“, sondern ganz im Gegenteil, unter allergrößten Qualen. Tja, und leider sieht die Besetzungsliste unseres Stücks vor, dass die „Monoliners“ die Hauptrolle übernehmen. Schade für sie, aber keiner hat sie dazu gezwungen. Die Gier, wie üblich, hat sie aus ihrem angestammten, drögen Geschäft mit den Munis in die verheissungsvolle Glitzer-Welt der „Subprime-Mortgages“ geführt, und jetzt gucken sie halt alle ein wenig blöd aus der Wäsche. Soll vorkommen. Muß aber andererseits nicht heißen, dass man am Ende des Stücks nun jeglichen Rest unternehmerische Intelligenz über Board wirft und sich von Herrn Buffet über den Tisch ziehen lässt. Der gute Warren hat nämlich nachweislich kein Geld zu verschenken, daher wird sein Gebot für die Muni-Portfolios keine direkten Gewinnmöglichkeiten für die Monoliners eröffnen, vermutlich eher das Gegenteil. Mit anderen Worten, ein Verkauf an Buffet könnte höchstens irgendwo in der Nähe des Buchwerts stattfinden, mit denen diese Portfolios bei den Monoliners in den Büchern stehen. Wo aber kein Gewinn, da auch keine „Eigenkapitalstärkung“, doch genau darum geht es bei den Monoliners: eine Stärkung ihrer Eigenkapitalbasis. Aus diesem Grunde sollten sie das Angebot von Buffet höflich, aber bestimmt zurückweisen, was angeblich einige auch schon getan haben. Der alte Mann hatte sicher Gutes im Sinn, aber hauptsächlich für sich selbst bzw. seine Shareholders, das ist offensichtlich auch den Managern der Monoliners nicht verborgen geblieben. Es würde aber nicht wundern, wenn jetzt „offizielle Stimmen“ laut würden, die den Monoliners nahe legen, Buffets Spiel doch mitzuspielen. Und zwar aus „übergeordnetem Interesse“, soll heißen, den Verbleib der Kommunalobligationen in „starken Händen“. Klar ist, dass die finanzielle Solidität des Berkshire Hathaway Imperiums natürlich eine ganz andere ist, als die der schwer mit Schlagseite durch raues Wasser treibenden Monoliners. Aber klar ist auch, dass wenn die Monoliners sich von diesem Teil ihres Geschäfts trennen, ihr eigenes Schicksal besiegelt ist. Und die Frage nach dem Verbleib des „toxic waste“ der Suprime-Versicherungspolizzen zudem keineswegs gelöst. Es müsste sich nach wie vor jemand finden, der sich dieses Problems annimmt. Und dass das leichter geht, sobald die Munis abgespaltet sind, ist überhaupt nicht gesagt. Somit hätte Buffets Plan 3 Gewinner: Buffet, seine Shareholders und die Player auf dem Markt für Kommunalobligationen (Emittenten, Investoren). Die Monoliners aber hätten damit endgültig die Arschkarte gezogen … sie wären daher allesamt verrückt, Buffets Angebot anzunehmen.