Im Handelsblatt heute ein Artikel über Öl-Explorer, der möglicherweise für den einen oder anderen von Interesse ist. Gruß Schwabenpfeil Die "Wildkatzen" gehen auf Ölsuche Kleinere Explorationsfirmen wittern Morgenluft - jede zusätzliche Reserve zählt THOMAS WIEDE HANDELSBLATT, 27.8.2004 DÜSSELDORF. Im August 1859 hallte ein lauter Schrei durch die abgelegenen Täler Pennsylvanias: Der Amerikaner Colonel Edwin Drake war nach langer mühevoller Suche auf Öl gestoßen und setzte damit die erste Boomphase des Rohstoffs in Gang. Drake wurde damit zum Urvater der so genannten "Wildcatter", Abenteurer und Inhaber kleiner Firmen, die in bisher unerschlossenen Regionen nach Öl suchen und bei Erfolg dann auch fördern. Heute kontrollieren die großen Ölkonzerne zwar auch das Gros des Explorationsgeschäfts, die Wildcatter (vom engl. Wort "wildcat" = Wildkatze) gibt es aber immer noch. Bei anhaltend hohen Ölpreisen und einem über Jahre entstandenen Defizit bei der Erkundung und Entwicklung neuer Resourcen wittern Analysten und Unternehmen nun Morgenluft für die Branche: Alles, was dazu beiträgt die steigende Nachfrage nach Rohöl zu decken verspricht Gewinne. Zu der Branche zählen Unternehmen wie Cairn Energy aus Großbritannien, Paladin oder Hardman Ressources aus Australien. Während Energie-Multis wie BP, Exxon-Mobil oder Royal Dutch/Shell bei Höhenflügen des Ölpreises gelassen bleiben und ihre auf 20 Jahre angelegten Investitionsprogramme allenfalls ein wenig modifizieren, können und müssen sich die Wildcatter schneller umstellen. Ihr Geschäft ist damit auch viel risikoreicher. Der Kurs der Cairn-Aktien hat sich seit Beginn des Jahres dafür mehr als verdoppelt. Das Unternehmen gilt als eines der erfolgreichsten der Branche, die oft auch dann auf den Plan tritt, wenn die "Großen" ein Feld nicht rentabel entwickeln können. So hat Cairn vor zwei Jahren Explorationsblocks von Shell im indischen Rajasthan übernommen, das die Spezialisten des Multis für unwirtschaftlich hielten. Jetzt sind die Briten an vier Stellen fündig geworden. "Die ziehen einfach los und bohren", sagt ein Branchenexperte. Für aufwendige Explorationen, wie sie die großen Multis betreiben, haben sie weder Zeit noch Geld. Sie müssen sich auf vorhandene geologische Daten verlassen, die meist nicht sehr genau sind. Die Kleinen sind dafür flexibel: "Weil sie keinen großen Verwaltungsüberbau haben, können sie auch selbst auf alten Ölfeldern noch profitabel arbeiten", sagt Ben Holt, Associate Director der Beratungsfirma Channoil in London. Ein Beispiel ist Paladin Resources, die nicht nur nach neuen Fördermöglichkeiten in der Nordsee sucht, sondern alte Gasfelder von Shell und Eni übernommen hat. "Wildcatters spielen eine wichtige Rolle auf dem angespannten Ölmarkt, weil sie diese reifen Reserven noch ausbeuten", sagt Holt. Das Risiko kann sich für die Firmen und ihre Anleger auszahlen: "Cairn zählt damit zu den Erfolgsgeschichten des Jahres", heißt es in einem aktuellen Report von Merrill Lynch. Der Glücksgriff in Indien dürfte der Firma sogar den Aufstieg in den FTSE-Index der 100 größten britischen Unternehmen bescheren. Cairn wird mit einer Reihe britischer Förderer im September Halbjahreszahlen vorlegen. Analysten sind trotz spektakulärer Erfolge bei der Exploration und des hohen Ölpreis aber skeptisch: Der Profit nach Steuern werde bei Cairn rund 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen, schätzt Merrill Lynch - bei 15,3 Mill. britischen Pfund. Der schwache Dollar, der starke Kostendruck im Explorationsgeschäft, den auch Multis wie Shell oder BP spüren, sie lasten auf der Branche. "Der Fokus wird daher mehr darauf liegen, ob und wie die Unternehmen ihre Explorationspläne ausweiten können", heißt es bei Merrill Lynch. Zu den Risiken, mit denen die Branche zu kämpfen hat, zählen auch staatliche Eingriffe: "Bei einem hohen Ölpreis sind die kleineren Förderer stärker den Versuchen der Förderländer ausgesetzt, an den Ölumsätzen Teil zu haben", sagt Holt. Wildcatter gehen aber auch dahin, wo sich die Großen nicht hintrauen, weil es politisch nicht korrekt oder zu gefährlich ist - zum Beispiel in den Irak. Die irische Firma Petrel Resources hat noch versucht, mit Saddam einen Deal über einen Explorationsblock in der westlichen Wüste zu schließen. Petrel-Chef David Horgan war nach dem Sturz des Diktators sechsmal im Land, um weitere Chancen zu erkunden und ist optimistisch. Seit März sind die Petrel-Aktien in London von 24 auf 53 Pence gestiegen.