. November 2004, 02:08, Neue Zürcher Zeitung
Das Jahr der Rohstoffe wird wohl bald zu Ende sein
mkr. Das laufende Jahr wird vermutlich als Jahr der Rohstoffe in die Geschichte der Finanzmärkte eingehen. Seit Januar kletterten die Rohstoffpreise, gemessen am Commodity-Price-Index von Goldman Sachs, in ungeahnte Höhen. Vergleichbare Kursentwicklungen waren Anfang der neunziger Jahre und Anfang der achtziger Jahre zu beobachten. Kurzfristig dürfte sich das Rally möglicherweise fortsetzen, doch sind in Marktkreisen bereits Stimmen zu hören, die vor Kurskorrekturen warnen. Dazu gehören etwa die Experten der UBS. Sie begründen dies zunächst mit der nachlassenden Nachfrage nach Rohstoffen: Nachdem sich die Weltwirtschaft im Jahr 2003 und Anfang 2004 erholte, zeigen zurzeit viele Frühindikatoren eine Wachstumsverlangsamung an. Zugleich wird das Angebot in den nächsten zwei bis drei Jahren, nicht zuletzt aufgrund neu entdeckter Ressourcen, deutlich zunehmen. Auch die niedrigen erwarteten Inflationsraten sprechen eher für fallende Rohstoffpreise. In der Vergangenheit waren nur in Phasen hoher Inflation, beispielsweise in den vierziger oder in den siebziger Jahren, hohe Rohstoffpreise zu beobachten. Damals flüchteten sich viele Anleger in diese inflationsgeschützte Anlageklasse. Am Wendepunkt des sogenannten Rohstoffzyklus scheint es naheliegend, einen Blick auf die in dieser Branche tätigen Unternehmen zu werfen. Im Urteil der UBS sollten etwa Aktien der Metall- und Bergbauindustrie untergewichtet werden. Davon ausgenommen sind unter anderem Stahlproduzenten. Die derzeitige Konsolidierung dieser Branche dürfte die Preissetzungsmacht der Anbieter und damit deren Gewinne erhöhen.
http://www.nzz.ch/2004/11/05/bm/page-article9YYW9.html