Beiträge von Tyr-44

    ..ich würde als überzeugter "Bug" den Beitrag des Threaderöffners lockerer sehen, der Beitrag ist doch 'erfrischend' und 'überlegenswert'...lasst uns die nächsten Wochen abwarten, vielleicht treten seine Einschätzungen ja sogar ein?
    Einbrechender Goldkurs?
    Einbrechende Rohstoffkurse?
    Nichts ist unmöglich?


    Was denen Jahrzehnte gelungen ist, können die auch noch einige Jahre vor sich her "treiben"....gerade bei Gold!

    ich bin auch seit heute dabei....


    ...toller Speckstein-Kaminofen, lecker Holz und Feuer marsch....


    Soll E-on doch dumm aus der Wäsche gucken, die Gasrechnung wird definitiv ein Guthaben zu meinen Gunsten ausweisen ...

    http://www.spiegel.de/reise/metropolen/0,1518,380312,00.html


    besonders niedlich: "...Und auch für Bus- und Taxi-Fahrer hat sich Jacobs etwas einfallen lassen: Serviceschulungen und Waffenverbot...."


    JOHANNESBURG


    Operation am stockenden Herzen


    Von Roman Heflik, Johannesburg


    Johannesburg, chaotische Metropole im Touristenland Südafrika, bereitet sich auf den ersten nationalen autofreien Tag vor. Damit wollen die Behörden für Busse und Bahnen werben. Die Bewohner von "Joburg" reiben sich verwundert die Augen: Was für Busse und Bahnen?


    Eigentlich hatte Ignatius Jacobs den Morgenzug von Soweto ins nahe Johannesburg nehmen, dort mit einem der üblichen Minibus-Taxis ein bisschen herumfahren und schließlich einen Linienbus zurück in die Innenstadt nehmen wollen. Es wäre keine aufwendige Tour geworden - vorausgesetzt, sie hätte durch eine europäische Großstadt geführt.


    Skyline von Johannesburg: "What public transport?"
    Großbildansicht
    DDP
    Skyline von Johannesburg: "What public transport?"
    In Soweto dagegen rollte der Zug erst mit einer halben Stunde Verspätung aus dem Gleis, im Gruppentaxi fehlte der Tacho, und der Bus kam überhaupt nicht. "Meine Beamten haben die Strecke gestern abgefahren, und da fuhr noch einer", beteuert Jacobs. Der Verkehrsminister der Gauteng-Provinz, zu der auch die Multi-Millionen-Metropole Johannesburg gehört, lächelt amüsiert. Die kleine Erkundungstour hat seine schlimmsten Vermutungen über den maroden Zustand des südafrikanischen Transportsystems bestätigt. Aus gutem Grund antworten Südafrikaner auf die Frage nach öffentlichen Verkehrsmitteln häufig mit einem bitteren "What public transport?" Und Reiseführer raten zum Thema "Fortbewegung in Johannesburg" nur zu zwei Dingen: Mietwagen oder - sofern kein Minibus vorhanden - Taxi.


    Und trotzdem hat Südafrika den Oktober zum Monat des öffentlichen Personennahverkehrs ausgerufen. Dessen nicht genug: Den 20. Oktober haben die Politiker zum autofreien Tag erklärt - dem Ersten in der Geschichte Südafrikas und des ganzen afrikanischen Kontinents. So viele Johannesburger wie möglich sollen Jacobs' Erfahrungen teilen - auch die, die sonst lieber in ihren Limousinen durch die Stadt rollen. "Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir auf die Verkehrsunternehmen Druck ausüben", erklärt der vor Zuversicht strahlende Provinzpolitiker während einer Pressekonferenz. "Na toll, dann brauche ich ja von meinem Township zur Redaktion zwei Stunden mehr", knurrt ein schwarzer Reporter.


    Angst vor Überfällen


    Auf noch weniger Begeisterung dürfte der Plan bei der weißen Bevölkerung stoßen: Wenn sie ihre mit Mauern, Stacheldraht und Elektrozäunen gesicherten Heime einmal verlassen, dann höchstens im Wagen. Angesichts der großen Armut und den extrem hohen Kriminalitätsraten haben sie - die durchaus begründete - Angst, Opfer eines Überfalls zu werden. Dass sie sich am autofreien Tag zu Fuß zur nächsten Bushaltestelle vorwagen, ist wenig wahrscheinlich.


    Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie der Personennahverkehr in Johannesburg funktioniert, genügt es, sich morgens um acht Uhr an die Jan Smuts Avenue zu stellen. Die Sonne, die noch schräg am Himmel steht, heizt bereits den Asphalt der vierspurigen Fahrbahn auf, die von den hügeligen Villenvierteln im Norden auf die graubraune Skyline von Südafrikas größter Metropole zuläuft. Wagen drängt sich an Wagen. Johannesburgs Oberschicht macht sich auf den Weg zur Arbeit. Meist sind es Weiße, die die modern-mondänen Geschäftsviertel wie Sandton oder Rosebank ansteuern. Dorthin haben fast alle größeren Unternehmen in den neunziger Jahren ihre Firmensitze verlegt: Downtown-Johannesburg war nach dem Ende des Apartheid-Regimes zu schmuddelig und für Weiße zu gefährlich geworden.


    Vom Straßenrand drängelt sich hupend ein Toyota-Minivan zwischen die wartenden Fahrzeuge und bringt die langsam vorwärts rollende Karawane der Berufspendler ins Stocken. Hinter den Scheiben des Vans sind ausschließlich schwarze Gesichter zu sehen, zwölf Personen drängen sich auf die vier Bänke, die man hinter den Fahrersitz montiert hat. Aus einem heruntergekurbelten Fenster dröhnt Kwaitoo-Musik, die afrikanische Mischung aus House-Music und Gangsta-Rap. Die Autofahrer fluchen, doch sie lassen den Kleinbus einscheren: Die Beulen im Blech, die zerknickte Stoßstange und die zerbrochenen Scheinwerfer verraten ihnen, was demjenigen droht, der nicht den nötigen Respektsabstand wahrt.


    Minibus für alle


    Kaum ein anderes Verkehrsmittel ist in Johannesburg so umstritten wie das Minibus-Taxi - und kaum ein anderes Vehikel ist derart unverzichtbar wie die Fahrzeuge von Toyota, Nissan und VW, von denen einer amtlichen Erhebung zufolge in Johannesburg und Umgebung rund 24.000 als Taxis fungieren. Fast alle verkehren auf festen Routen in die Stadt hinein und wieder zurück. Wer mitgenommen werden will, muss vom Bürgersteig aus mittels bestimmter Handzeichen angeben, wohin er möchte. Für den Großteil der Bevölkerung stellen die Minibusse die einzige Möglichkeit dar, um zur Arbeit zu gelangen: Gerade mal fünf Rand, umgerechnet etwa 60 Cent, kostet eine Fahrt von Soweto, dem riesigen Township im Südwesten Johannesburg, in die Innenstadt.


    Viele der Minibus-Lenker haben nie eine Fahrschule von innen gesehen. Und ihre Hemmungen, das Tempolimit zu überschreiten, spülen nicht wenige mit einem ordentlichen Schluck Alkohol herunter. Wozu das führen kann, war erst in der vergangenen Woche in allen Zeitungen nachzulesen: In der Western Cape Provinz hatte es ein Autofahrer gewagt, einen Fahrer wegen seines rüden Fahrstils zur Rede zu stellen. Der beleidigte Chauffeur zog kurzerhand eine Pistole, schoss auf das Auto seines Kritikers - und traf dessen achtjährige Tochter in die Hüfte.


    Gewalt in Bahnen


    Auch Busse und Bahnen haben unter Johannesburgern einen Ruf, der schlechter nicht sein könnte - wobei Omnibusse lediglich als teuer, unpünktlich und dreckig verrufen sind. Bahnen dagegen gelten als gefährlich: Immer wieder berichten die Medien des Landes von Überfällen und Vergewaltigungen, die sich in den Vorortzügen ereignen. Pannen der im Schnitt 30 Jahre alten Züge sind an der Tagesordnung. Die entnervten Passagiere greifen mitunter zu drastischer Vergeltung: Aus Wut über mehrstündige Verspätungen zündeten Fahrgäste in East Rand in der Provinz Gauteng drei Züge an und verursachten einen Schaden von etwa vier Millionen Euro.


    Laut Ignatius Jacobs soll all dies nun anders werden - nicht zuletzt wegen der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft, die Südafrika 2010 ausrichtet. Milliarden Rand pumpen Land und Provinz bereits in einen Hochgeschwindigkeitszug, der Johannesburg mit dem Regierungssitz Pretoria verbinden soll. Weitere Milliarden sollen in neue Nahverkehrszüge, Busse, Straßen und moderne Verkehrsleitsysteme gesteckt werden. Und auch für Bus- und Taxi-Fahrer hat sich Jacobs etwas einfallen lassen: Serviceschulungen und Waffenverbot.

    Aladin: kann Dir nur zustimmen. Letztes mal von Ficksburg hoch nach Joburg. Die Traffic Police ist teilweise sehr lebensmüde und stellt sich mitten (als Person) auf die Highway und winkt heranrasende Autos heraus. Total krank die Jungs. Ich war immer heilfroh nie von diesen Typen angehalten worden zu sein.


    valueman: Midrand/Joburg. Ein totaler Scheiss dort. Habe wie im Knast in einer Pension übernachtet. Dieser bewachte Bereich wird natürlich von den Jungs von der Straße "bewacht". Ich empfand die Situation in Midrand, bspw. vor den ShoppingCentern ("bewachte" Parkplätze) als außerordentlich brenzlig, die Luft brennt da förmlich.


    SA hat m.E. keine große Zukunft, rein spekulativ und subjektive Empfindung. Ich "kenne" das Land seit 1992, die Regierung ist eigentlich die Gefahr (Korruption, Aufwiegelung wie in Namibia und Zimbabwe gegen Weisse, etc.), "Arbeitslosigkeit" halte ich gar nicht für entscheidend, da die Beschaffungskriminalität und die von Asiaten kontrollierte Mafia einen "Ausgleich" schaffen, dennoch kann das Faß dort jeden Moment zünden... Bin also ganz anderer Meinung...

    bin neu hier, aber öfters in SA auf "Urlaub"...


    eventuell von Interesse:


    http://blog.handelsblatt.de/ka…rechsler/eintrag.php?id=8


    Dienstag, 18.10.2005 um 13:16
    Die Tyrannei der Gewalt


    von Wolfgang Drechsler
    Viele Südafrikaner sind gegenüber der Kriminalität abgestumpft - und werfen der Presse vor, durch das Melden von Tatsachen Hysterie zu schüren.


    Nach einer Reise ins Innere von Afrika hat man bei der Rückkehr ans Kap jedesmal das Gefühl, in eine andere Welt zurückzukehren - im guten wie im
    schlechten Sinne. Während viele afrikanische Städte zerfallen und in Armut und Dreck ersticken, ist Kapstadt sauber, dynamisch und ungemein attraktiv. Anders als zum Beispiel in Harare oder Luanda gibt es hier Straßenschilder und die Highways wimmeln vor neuen Autos. Doch neben all dem Reichtum und der Schönheit gibt es Armut und Angst. Viele Menschen, schwarz wie weiß, fürchten latent die hohe Gewalt und ihr eines Tages zum Opfer zu fallen. Wer es, vor allem als ausländischer Beobachter, jedoch wagt, hin und wieder darüber zu schreiben, zieht sich rasch den Unmut von Politikern und Diplomaten zu.



    Doch auch einfache Südafrikaner empfinden jedwede Kritik an der vermeintlich so harmonischen Regenbogennation oft als eine Form der Nestbeschmutzung, jedenfalls solange sie nicht selbst direkt von der Gewalt betroffen sind. Vor allem viele Bleichgesichter sind spätestens nach den verbalen Ausfällen von Präsident Thabo Mbeki gegen den Chef des führenden Wirtschaftsunternehmens von einer geradezu panischen Angst beseelt, bei den Machthabern anzuecken. Einigen ist vielleicht noch der Fall eines Topmanagers in Erinnerung: Als publik wurde, dass er Zeitungsausschnitte über die Gewalt am Kap an Geschäftspartner ins Ausland schickte, wurde er landesweit verbal an den Pranger gestellt. Von mangelndem Patriotismus war die Rede, ja von üblem Rassismus. Die fristlose Entlassung folgte auf dem Fuß.


    Wie empfindlich viele Südafrikaner auf das Thema Gewalt reagieren, erlebte ich zuletzt auf einem Botschaftsempfang, in dessen Verlauf mich gleich zwei Gesprächspartner vorwurfsvoll auf ein kurz zuvor verfasstes Porträt zu Johannesburg ansprachen. Darin hatte ich neben der Dynamik der Stadt und ihrem rauen Charme auch die hohe Kriminalität erwähnt. Schließlich wurden allein in Johannesburg mit seinen rund fünf bis sechs Mill. Einwohnern im Jahr 2003 doppelt soviel Menschen ermordet wie in ganz Deutschland mit seinen 82 Mill. ein, wie ich dachte, nicht gänzlich uninteressanter Vergleich.


    Die Anwürfe sind stets die gleichen: der Artikel schaffe nicht ausreichend Kontext über die Ursachen der Gewalt und das Milieu, in dem sie stattfinden. Oder es wird moniert, das Stück verenge die Wahrnehmung der Stadt auf ein Stereotyp, das mit der Lebenswirklichkeit wenig zu tun habe. Erstaunlich daran ist für mich vor allem, wie viele Südafrikaner sich inzwischen mit
    einem Ausmaß an Gewalt abgefunden haben, das ausser von einigen Bürgerkriegszonen weltweit nur noch von Kolumbien und Jamaika übertroffen wird. Es scheint nur wenige am Kap Lebende zu stören, dass man in Südafrika, anders als in Europa, nach Einbruch der Dunkelheit kaum noch durch den eigenen Vorort, geschweige denn die Innenstädte des Landes schlendern kann. Statt dessen bewegen sich viele (oft unbewusst) von einer Sicherheitszone zur nächsten aus der eigenen Wohnung zur Schule oder dem Arbeitsplatz, später zum Fitnessclub oder ins Restaurant, und vielleicht auch noch zum Strand, aber selbst den besucht man nur am hellichten Tag. Weil der Staat dem gewalttätigen Treiben weitgehend tatenlos zuschaut, verschanzen sich immer mehr Menschen hinter mannshohen Mauern, Stacheldraht und schwer vergitterten Fenstern.


    Die Regierung, die seit längerem Statistiken zur Kriminalität nur noch sporadisch herausgibt, macht ihrerseits geltend, dass die Gewalt stagniere
    und in einigen Bereichen wie etwa bei Morden, sogar rückläufig sei. Dass dieses Niveau unakzeptabel hoch ist, wird gerne verschwiegen. Immerhin wurden letztes Jahr in Südafrika fast 19.000 Mordfälle registriert, womit die Rate neunmal höher lag als in den USA und 27 Mal höher als in Großbritannien. Wer dazu Fragen stellt, wird schnell zutrechtgewiesen. Erst letzte Woche platzte Polizeichef Jackie Selebi bei einer Anhörung im Parlament der Kragen: er habe Wichtigeres zu tun, als all die Fragen der Opposition zur Gewalt zu beantworten, entfuhr es dem höchsten Polizisten des Landes.


    Dies ist umso unverständlicher, als organisierte Banden allein im Großraum Johannesburg/Pretoria (Provinz Gauteng) zwischen Januar und Juli 56 Mal
    Einkaufszentren überfielen. Inzwischen warnt die Polizei bereits davor, dass selbst der Schaufensterbummel in der Wirtschaftsmetropole des Landes nicht mehr sicher sei, weil jeder dabei zum Opfer werden könne. "Die Täter haben keine Skrupel auf Supermarkt- und Restaurantkunden zu schießen, wenn diese bei einem Überfall im Weg stehen", sagt der stellvertretende Polizeichef der Provinz Gauteng. Bis zu dreimal am Tag werden Restaurants und Einkaufszentren dort inzwischen durchschnittlich von bewaffneten Gruppen terrorisiert.


    Selbst Kirchen sind nicht mehr sicher. Von der Polizei in der Küstenstadt Durban war zu vernehmen, dass Banden Woche für Woche bis zu drei
    Gotteshäuser überfallen, und die Besuchern um Bargeld, Autos, Schmuck oder Handys erleichtern. Vor kurzem sollen vier Kriminelle 50 Kirchengänger
    bedrängt haben. Sie raubten ihnen Schmuck und missbrauchten dabei sogar einige der Frauen.


    Neben diesen "leicht verwundbaren Zielen" (soft targets) hat auch die Zahl der Überfälle auf Banken und Geldtransporter mit Todesfolge stark
    zugenommen. Bei den Überfällen auf Geldtransporte blockieren oft 20 bis 30 bewaffnete Gangster ganze Autobahnabschnitte und erzwingen die Herausgabe des Bargelds durch wüste Schießereien. Letzten Monat wurden in der Provinz Gauteng nach einem solchen Überfall in schönster Wild-West-Manier über 430 Patronenhülsen gezählt.


    Wer das Land längere Zeit kennt, muss feststellen: Statt der politischen macht heute die gewöhnliche Gewalt immer mehr Südafrikanern aller Hautfarben ein normales Leben fast unmöglich. Doch wie viel einfacher ist es, vor dieser unschönen Realität die Augen zu verschließen und lieber die Presse und ihre Vertreter für alle Mißstände zu geißeln. Oder wie es im Englischen so treffend heisst: "to shoot the messenger".