SZ-Interview mit Wladimir Putin
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10.10.2006
SZ: Der Gasstreit mit der Ukraine hat dem Energielieferanten Russland einen erheblichen Imageschaden zugefügt. Haben Sie diesen Schaden während des G-8-Gipfels im Juli in St. Petersburg beheben können?
Putin: …
Das Gas wird vom Gasfeld Juschno-Russkoje stammen. Aber denken Sie auch an das Stockman-Gasfeld. Hier lagern 3,7 Trillionen oder sogar vier Trillionen Kubikmeter Gas. Das ist eines der größten Gaslager der Welt. Es kann 50 bis 60 Jahre ausgebeutet werden. Gazprom hat gerade bekanntgegeben, dass vom Stockman-Feld Gas teilweise auch in die Ostsee-Pipeline geleitet werden soll.
SZ: Hat Gazprom nicht auch mitgeteilt, dass es bei der Erschließung keine ausländische Hilfe braucht?
Putin: Nein, das ist nicht so. Gazprom hatte eine Ausschreibung veranstaltet, an der fünf Unternehmen teilnahmen. Gazprom machte den Bewerbern zur Bedingung, dass sie für eine Beteiligung entsprechende Aktiva anbieten. Es geht um Werte und nicht um Geld, denn das können Sie für so ein Projekt leicht von den Märkten bekommen.
Für das riesige Vorkommen von 3,7 Trillionen Kubikmetern Gas konnte aber keiner einen Gegenwert erbringen. Gazprom hat deshalb die Ausschreib ung ausgesetzt. Früher war geplant, das Gas zu verflüssigen und mit Schiffen nach Nordamerika zu bringen. Ein Teil des Gases kommt nun aber in die Ostsee-Pipeline und damit nach Deutschland.
SZ: Aber Sie wollen das Feld ohne fremde Hilfe ausbeuten?
Putin: Nein, wir verzichten nicht auf Partner bei der Förderung und beim Transport des Gases. Alleiniger Eigentümer aber bleibt Gazprom. Es war übrigens Frau Merkel, die während einem ihrer ersten Besuche in Russland diese Frage aufgeworfen hat. Sie bat mich zu prüfen, ob das Gas vom Stockman-Feld zumindest teilweise nach Europa und Deutschland geleitet werden könnte.
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SZ: Herr Präsident, Ihre Amtszeit endet 2008. Die Verfassung erlaubt es nicht, dass Sie zum dritten Mal hintereinander antreten. Was wollen Sie in der verbleibenden Zeit unbedingt noch durchsetzen?
Putin: Das wichtigste Ziel ist die Entwicklung der Wirtschaft. Wir haben ein hohes Wachstum unserer Wirtschaft garantiert, in den vergangenen vier Jahren lag es bei etwa sieben Prozent. Als wir angefangen haben, betrugen die Goldreservenzwölf Milliarden Dollar. Allein in diesem Jahr sind sie um 80 Milliarden Dollar auf 270 Milliarden Dollar gestiegen. Wir haben alle unsere Schulden bezahlt…http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/274/88186/