@ All,
da über das für und wieder, über die Fakten und Vermutungen geschrieben wird, Artikel mit der Überschrift „Silber - Angebot übersteigt Nachfrage“ erscheinen, hier die verschiedensten Meinungen zum Besten gegeben werden, will ich mal versuchen einige Fakten aufzulisten und - ganz wichtig - mögliche (meine) Interpretationen aufzeigen. Wer welche Argumente wie gewichtet ist mir egal, jedoch sind die verfügbaren Daten sehr knapp und wenn jemand zu einzelnen Punkten genauere Angabe hat (z.B. genaue Recyclingquoten) fände ich dies sehr hilfreich. Das ganze habe ich etwas ausführlicher gemacht, da viele „Neue“ auf den Goldseiten mitlesen. Los geht´s.
Auf der Homepage vom Silverinstitute (http://www.silverinstitute.org) findet man u.a. Daten über die Förderung und den Verbrauch von Silber für das Jahr 2006, die 2007 vom World Silver Survey (http://www.gfms.co.uk) veröffentlicht wurden. Angaben in Millionen Unzen.
Angebot
Minen Produktion 646,1
Regierungsverkäufe (netto) 77,7
Altsilber Recycling + Rückkauf 188,0
Produzenten Hedging 0,0
Netto-Investment-Verkäufe 0,0
Summe 911,8
Nachfrage
Industrielle Anwendungen 430,0 endgültiger Verbrauch
Photographie 145,8 teilweise Recycling (siehe Angebot)
Schmuck 165,8 Recycling möglich
Silberwaren (Bestecke etc.) 59,1 Recycling möglich
Münzen + Medaillen 39,8 Recycling möglich
Regierungskäufe (netto) 0,0
Produzenten De-Hedging 6,8 Sondersituation
Netto-Investment-Käufe 64,5 Recycling möglich
Summe 911,8
Ich habe versucht die Aussage „Angebot übersteigt Nachfrage“ nachzuvollziehen. Ausgangspunkt sind die 77,7 Millionen Unzen (Mio oz) Netto-Regierungsverkäufe. (Netto bedeutet das Regierungen im Laufe des Jahres durchaus auch Silber kaufen können. Wichtig ist aber, ob am Jahresende mehr verkauft als gekauft wurde, oder umgekehrt. Bei Netto-Verkäufen, wie in 2006, sind 77,7 Mio oz aus den Lagerbeständen verkauft worden. (Diese Lagerbestände, sollen in der Spitze einmal bei ca. 5 Milliarden Unzen gelegen haben und werden heute auf ca. 100-500 Millionen Unzen geschätzt. Fakten darüber sind nicht zu erhalten.)
Wenn man von diesen 77,7 Mio oz nun die Netto-Investment-Käufe von 64,5 Mio oz abzieht (also das, was Investoren kaufen und als „Geldanlage“ in Schliessfächern einschliessen, in Gärten verbuddeln, einmauern etc.), bleibt immer noch eine Differenz von 13,2 Mio oz, die die Regierungen aus ihren Lagerbeständen dem Markt zur Verfügung stellen um die Nachfrage zu befriedigen.
Nachdem ich mir dies angeschaut habe fiel mein Blick auf die Position Münzen + Medaillen, die mit 39,8 Mio oz angegeben ist. Hier im Forum sind viele, die „Silberzehner“, Maple Leaf, American Eagle und andere Münzen sammeln. Besser gesagt, als Investment kaufen. Dieses „Investment wird allerdings in der Rubrik „Münzen + Medaillen gebucht. Wenn man also die 39,8 Mio oz der Rubrik Investment zurechnet und von den vorher errechneten 13,2 Mio oz abzieht, ergibt sich tatsächlich ein rechnerischer Angebotsüberhang von 26,6 Mio oz.
Jeder möge sich seine eigene Meinung bilden.
Weiterhin heisst es häufig rund 80% allen (industriell?) verbrauchten Silbers wären endgültig verloren, ein Recycling aufgrund der minimalen Mengen nicht wirtschaftlich.
Wenn ich versuche, die Daten (realistisch?) einzuordnen, was endgültig verbraucht wird (verloren ist) und was wieder dem Silberkreislauf zugeführt wird/werden kann komme ich zu folgender (subjektiver) Einschätzung:
Nachfrage (Verbrauch - zu - Rückgewinnung)
Industrielle Anwendungen 430,0 (95% - 5%)
Photographie 145,8 (30% - 70%)
Schmuck 165,8 (2% - 98%)
Silberwaren (Bestecke etc.) 59,1 (5% - 95%)
Münzen + Medaillen 39,8 (1% - 99%)
Regierungskäufe (netto) 0,0
Produzenten De-Hedging Sondersituation
Netto-Investment-Käufe 64,5 (0% - 100%)
Summe 905,0 = (458,8 - 446,2) mio oz
abzüglich der Angebotsposition „Altsilber Recycling + Rückkauf“
-188,0 (0,0 - -188,0)
Summme 717,0 = (458,8 - 258,2)
100 % (64 % - 36 %)
Schmuck = 2% Verbrauch, z.B. Verlust
Silberwaren = 5% Verbrauch z.B. polieren, Entsorgung
Münzen + Medaillen = 1% Verbrauch z.B. Verlust
Aus meiner Einschätzung habe ich die Ansätze für den Verbrauch sehr hoch angesetzt. Trotzdem komme ich auf „nur“ ca. 64% Verbrauch und ca. 36% Material, welches bei höheren Preisen wieder in den Marktkreislauf zurückfliessen könnte. Wie eingangs erwähnt wird allerdings behauptet das rund 80% auf nimmer wieder sehen verbraucht werden. Beziehen sich die 80% nur auf das industrielle eingestzte Material – wer weiss was?
Nun noch eine Angabe:
Quelle: US Geological Survey (http://www.usgs.gov)
Laut einer vom USGS im Jahre 2005veröffentlichten Aufstellung verschiedener Rohstoffe sieht die Situation bei Silber wie folgt aus:
Resourcen: keine Angaben
Förderung 2003 18.800 to
Förderung 2004 19.500 to = ~625 Mio oz
Reserven wirtschaftlich 270.000 to = ~8,7 Mrd. oz
Reserven gesamt 570.000 to = ~18,3 Mrd oz
Reserven zur Förderung, wirtschaftlich ca. 14 Jahre
Reserven zur Förderung, gesamt ca. 29 Jahre
Quelle: USGS 2005
Anmerkungen:
- Die Angaben in Milliarden Unzen ist von mir ergänzt worden.
- Die geologische Definition für Reserven und Resourcen kann man im Internet nachlesen.
Die entsprechenden Daten zu Gold:
Förderung 2003 2.600 to
Förderung 2004 2.500 to
Reserven wirtschaftlich 42.000 to
Reserven gesamt 90.000 to
Reserven zur Förderung, wirtschaftlich ca. 17 Jahre
Reserven zur Förderung, gesamt ca. 36 Jahre
Quelle: USGS 2005
So das sind nun einige Fakten. Über die Einschätzungen (Recyclingquoten, Interpretationen, Definitionen) kann man hervorragend streiten/diskutieren. Nicht zu vergessen die Frage wer hat die Daten gesammelt. Regierungsbehörden, Minenbetreiber,
abhängig-unabhängige Gutachter …… ?
Wenn jemand andere und/oder ergänzende Fakten hat, bitte mit Quellen einstellen – Danke.
Gruss
wert
P.S. Leider bekomme ich die Daten nicht in Tabellenform eingestellt - das macht es etwas unübersichtlicher - sorry.