---Zitat aus der heutigen Onlineausgabe der Ftd,Marktberichte Rohstoffe---
Inflationssorgen: Amerikaner begeistern sich für Silberadler
Die Anleger vor allem in den USA wollen lieber echtes Silber in der Tasche haben als ihr Geld auf ein Bankkonto zu bringen. Hinzu kommen die oft immer noch erschreckenden Nachrichten über die Wirtschaftsprobleme des Landes - zusätzlich angefeuert durch die Schreckensbilder aus Japan, die Angst vor einer neuen Phase der Weltwirtschaftskrise aufkommen lassen.
Zurzeit kostet eine Feinunze (31,1 Gramm) Silber 38,77 Dollar und damit so viel wie seit 1980 nicht mehr. Damals hatten die Spekulationen der Gebrüder Hunt dafür gesorgt, dass die Notierung durch die Decke ging. Innerhalb von wenigen Jahren stieg der Preis damals von 2 auf 50,35 Dollar die Unze.
Seit Beginn dieses Jahres hat sich Silber bereits um fast 25 Prozent verteuert, während die Preise für andere Edelmetalle wie Gold , Platin und Palladium kaum zulegen konnten. Die Gold-Silber-Ratio ist auf ein 28-Jahrestief von 37,3 gefallen. Dieser Wert zeigt an, wie viele Unzen Silber gebraucht werden, um eine Unze Gold zu bezahlen.
Hintergrund für die aktuelle Hausse beim Silber ist neben dem Sicherheits- und Angstgedanken der Käufer auch ein anderer Faktor, der Silber sehr deutlich vom klassischen sicheren Hafen Gold unterscheidet: Für das weiße Metall gibt es eine Vielzahl von industriellen Anwendungen, so dass der Preis auch von einer wirtschaftlichen Erholung profitiert. Ob Plasmafernseher, Batterie oder Mobiltelefon, in vielen Geräten findet sich das Edelmetall. Rund die Hälfte der Nachfrage stammt aus der Industrie. Die Beratungsfirma Gold Fields Mineral Services hat erst kürzlich prognostiziert, dass die Silbernachfrage zwischen 2010 und 2015 um 36 Prozent auf rund 666 Millionen Unzen im Jahr ansteigen wird.
Einer der wichtigsten Gründe dafür sei, dass viele neue Solarkraftwerke entstünden. Dafür wird Silber-Paste als Bestandteil von Solarzellen benötigt. "Mittel- und langfristig wird die Nachfrage aus China stark sein", sagt etwa Natalie Robertson, Rohstoff-Strategin der australischen ANZ Bank. "Da China sich stärker auf erneuerbare Energien konzentriert - vor allem nach der Nuklearkrise in Japan - werden dort sicher deutlich mehr Solar-Anlagen gebaut."
Deshalb spricht viel für einen weiteren Anstieg des Silberpreises, und damit auch für eine höhere Nachfrage nach dem physischen Besitz. Zum einen sind Barren und Münzen einfach zu lagern, schließlich kann man sie in den Schrank legen oder im Keller einmauern. Zum anderen ist es auch die einfachste Methode für Kleininvestoren, sich das Edelmetall zu besorgen. Es gibt es auch noch einen weiteren, eher psychologischen Grund für die große Begeisterung der Anleger: Silber wirkt mir einem Preis von 38 Dollar je Unze einfach billiger als Gold, das derzeit 1434 Dollar je Unze kostet.
Die US-Münzanstalt hat gemeldet, in den ersten drei Monaten des Jahres 12,43 Millionen Unzen Silbermünzen verkauft zu haben, so viel wie nie zuvor. Das entspricht gut sechs Prozent der weltweiten Silberförderung. Im Nachbarland Kanada gab die Münze an, dass die Nachfrage das Angebot weiterhin deutlich übersteige. Und auch die Exhange Traded Funds auf Silber verzeichnen hohe Zuflüsse. Der weltgrößte Silber ETF iShares Silver Trust meldete am Montag den Zukauf von 23 Tonnen Silber. Insgesamt hat der Fonds jetzt insgesamt einen Bestand von 11.162 Tonnen Silber.
Der Preis für Silbermünzen und Barren steigt ebenso wie die reine Metallnotierung kräftig an. In vielen Fällen muss schon deutlich mehr gezahlt werden, als der Barren oder die Münzen an reinen Materialkosten eigentlich wert ist. Trotzdem sind in vielen Läden die Silbermünzen und Barren schlichtweg ausverkauft.
Eine ähnliche Entwicklung gab es auch auf dem Höhepunkt der Finanzkrise zu beobachten, als Gold-Münzen- und Barren schlichtweg nicht mehr zu bekommen waren - was übrigens für mache Produkte auch heute noch gilt. Auf Anlegermessen herrschte in den vergangenen Jahren häufig gähnende Leere bei den Ständen der Zertifikate- oder Fondsanbieter, während sich etwa die Österreichische Münze vor dem Andrang auf ihre goldenen Wiener Philharmoniker kaum retten konnte.
Inzwischen warnen die ersten Experten vor einer Blase bei Silber. So schreibt etwa die Commerzbank in ihrem Marktausblick, dass das Potenzial nach oben mittlerweile nahezu ausgereizt sei. Derzeit sei viel spekulatives Interesse im Markt zu beobachten, heißt es seitens der UBS.
Dass die 40-Dollar-Marke fällt, ist für die meisten Experten jedoch beschlossene Sache. Auch 50 Dollar sind etwa für die Deutsche Bank für das kommende Jahr in Reichweite. So mancher Silber-Bulle träumt sogar davon, dass das Rekordhoch aus dem Jahr 1980 fallen könnte. Es liegt inflationsbereinigt bei 150 Dollar.
Sollte die Entwicklung beim Silberpreis so weiter gehen, kann man sich sicherlich auf Bilder wie aus den Zeiten der Gebrüder Hunt freuen: Damals standen die Menschen in Frankfurt vor den Türen der Degussa Schlange, um ihr Silberbesteck einschmelzen zu lassen.
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