Am Golde hängt, zum Golde drängt...?
Alle Umkehr ist schwer. Je größer das Schiff, das plötzlich rückwärts fahren soll, desto länger treibt es in der bisherigen Richtung weiter, wenn sich die Schrauben schon mit vollen Touren andersherum drehen. Bei Menschen ist das nicht anders. Nichts hatte mich als Kind wütender gemacht, als die Tatsache, etwas zu Hause vergessen zu haben und deshalb den bereits gegangenen Weg noch einmal gehen zu müssen. Etwas Ähnliches ist mir später einmal in Essen passiert, als ich Richtung Dortmund statt nach Düsseldorf auf die B1 gefahren bin. Ich habe mich maßlos geärgert. Der Ärger stand in keinem Verhältnis zu den Kosten an Zeit und Sprit. Hier war mehr im Spiel, nämlich Psychologie. Wie erst, wenn die Umkehr das ganze bisherige Leben und Schaffen betrifft. Hierbei läßt die Resignation - weil sich das versäumte kaum zurückholen oder einholen läßt - meist nicht viel Ärger aufkommen. Doch bis es zum Umschalten kommt - siehe Ozeandampfer.
Umkehr täte heute wohl Not. Denn wer wollte weiterhin unserer Weltführung hinterherlaufen? Die Herren über Einkommen, Renten und die Lebensinhalte unseres Arbeitslebens, kurz die G-7 Führer des Weltfinanzsystems trafen sich letztes Wochenende in Boca Raton in Florida, um über die Situation zu sprechen.
Natürlich ist von den Gesprächen außer ihrer Abschlußerklärungen nichts bekannt, doch die fordert: Waschen ohne naß zu werden. Da steht: "Wir halten fest, die Wechselkurse sollten die wirtschaftlichen Grundtatbestände widerspiegeln. Übermäßige Volatilität und ungeordnete Bewegungen auf den Währungsmärkten sind für das Wirtschaftswachstum nicht wünschenswert". Aber schon wenige Absätze später forderten sie: "Mehr Flexibilität bei den Wechselkursen sei für große Länder und Wirtschaftsgebieten zu wünschen, denn das Fehlen dieser vom Marktmechanismus bedingten Flexibilität verhindert es, im internationalen Finanzsystem eine weiche, weitreichende Anpassung zu erzielen".
Greenspan trat in seiner Rede vor dem Kongreß am 11.2. vehement für "Flexibilität" und gegen Protektionismus ein. Mit letzterem meinte er nicht Bushs Protektionismus gegen Terroristen. Greenspan und Co. sagen nicht so recht, wovor nicht geschützt werden soll. Das soll sich jeder nach Wunsch ausdeuten. Nur, wer sagt uns, daß denen "Wirtschaftswachstum (das Volatilität verhindert) wünschenswert" ist? Immer diese trügerischen Selbstverständlichkeiten! Eher wünschen sie sich schon die "Anpassung".
Sollte man, kann man das Ruder herumreißen? Der russische Nachrichtendienst Novosti berichtete von der Pressekonferenz des russischen Präsidentschaftskandidaten Sergeij Glazjew am 5.2. in Moskau. Der sagte: "Die entscheidende Priorität kommt in der heutigen Weltpolitik der Formierung einer neuen Finanzarchitektur zu. (...) Unter dem Druck der übertriebenen Dollaremissionen der letzten 30 Jahre bricht zur Zeit das Finanz- und Wirtschaftssystem der gesamten Welt zusammen". Die Russen hätten, weil die Regierung nicht auf seine Warnungen gehört hätte, bereits 20 Mrd. Dollar verzockt, dann wieder wörtlich: "Heute kann nur Rußland der Welt den Übergang zu einem neuen, gerechten und verläßlichen Weltfinanzsystem anbieten, das sich auf eine breite Grundlage vieler gleichberechtigter nationaler Währungen stützt".
Er führt dann aus, warum Europäer und Chinesen das nicht können, und daß er nicht zuletzt aufgrund eines Gesprächs mit Prodi von der EU wisse: "Die Europäer wollen so etwas, die Chinesen und die Inder. Es zeigt sich, daß sich ein Konsens zwischen großen Ländergruppen finden läßt, um zu einem neuen Weltfinanz- und Geldsystem überzugehen, das stabiler, verläßlicher und gerechter wäre. Das wäre die höchste Priorität für Rußland, um es in der Welt durchzusetzen." Wer wollte das? Und das auf der Seite Rußlands? - siehe Ozeandampfer.
Etwas Neues ist nötig, das zeigt die Hektik der "Finanz-Experten" hinter den Kulissen der G-7 und anderer Clubs. Wem soll man den Schwarzen Peter zuschieben: der internationalen Großfinanz oder der Bevölkerung. Die Antwort des Westens dürfte klar sein. Dabei sollte zusätzlich noch etwas herausspringen. Was, welche Lösung ist denkbar? Spekulieren wir also!
Laß den Dollar in den Keller rauschen, erkläre ihn schließlich für wertlos und führe im allgemeinen Chaos ein neues goldgedecktes, also Gewißheit ausstrahlendes Zahlungsmittel ein, zum Beispiel den Mundo! "Geht doch nicht", weiß Otto Normverbraucher ohne an den 11. Juli 1836, den 13. August 1841 und viele ähnliche Ereignisse in den USA zu denken - "die USA ist hochverschuldet, wo wollen die die Golddeckung hernehmen?"
Er braucht nicht zu fragen wer ist die USA, eher, wohin ist all das Gold gegangen. Wo ist das "Nazi-Gold" geblieben oder viel interessanter, weil es viel mehr war, wohin ist das in Südostasien über Jahrhunderte gehortete Gold geraten, das sich die Japaner im 2. Weltkrieg mit äußerster Brutalität aus den Schatztruhen der Familien und Clans geholt hatten. Und dann das ganze Gold, das die Zentral- und Nationalbanken in den letzten Jahrzehnten auf Anregung der Federal Reserve Bank und der US-Papiergoldpolitik abgestoßen haben, nachdem man vereinbart hatte, den Goldpreis zu Gunsten der Wertpapierspekulation in den Keller zu drücken?
Wo ist es geblieben, und wo die Goldbergwerke, die für Nachschub sorgen könnten? Sie hatten in den letzten Jahren sehr schlechte Karten, weil der Goldpreis Jahrzehnte unter den Gestehungskosten lag. So etwas hält man als Unternehmen nicht lange aus, wenn nicht...
Nun, wenn nicht was? Wenn einem nicht die Banken dabei helfen. "Sind die schizophren? Einmal drücken sie den Goldpreis unter die Herstellungskosten, andererseits sichern sie sich die Goldbergwerke".
Schizophren oder Schlau, jedenfalls haben sie etwas vor - und sicherlich keine Geschenke. Vermutlich ahnen Sie schon, wo das Gold geblieben ist. Etwas davon haben sicherlich weiterblickende Scheichs im Wüstensand vergraben, denn - man kann ja nicht wissen, und Großvater und Urgroßvater waren nicht so dumm, wie uns die vom Westen weis machen wollen. Auch wird so mancher Südostasiate, der dazu in der Lage war, den alten Familienschatz wieder etwas aufgefüllt haben. Und der Rest?
Dann ist da noch Rußland. Es hatte beträchtliche Goldreserven, weil es ja auch eine nicht unerhebliche eigene Goldproduktion hatte. Nun, das hat die internationale Mafia unter ihrem Präsident Gorbatschow und noch westlicher unter ihrem Mitbruder Jelzin nach 1985 gründlich geändert. Außerdem gab es 1998 eine Krise der russischen Zahlungsfähigkeit, in der alles, was nicht niet und nagelfest - und selbst dieses - verscherbelt wurde, darunter natürlich auch das verfügbare Gold. An wen wurde es verscherbelt? Jedenfalls dachte Glazjew nicht an eine Goldwährung, sondern an einen Währungskorb wie den in Bretton Woods 1944 geflochtenen - nur sollte der nicht nur in einer Hand sein.
Der Polit-Buhmann Lyndon LaRouche hatte um 1975 (als es noch möglich war) schon einmal einen goldenen Rubel als Internationales Zahlungsmittel in einem Entwicklungsdreiecksgeschäft vorgeschlagen: Rußland rüstet Entwicklungsländer mit derber aber leistungsfähiger Technik aus, kauft für den Ertrag westliche Hightech und der Westen deckt sich aus den Entwicklungsländern mit exotischen Früchten, Rohstoffen und - das stand nicht im Programm - Arbeitskräften ein. (Seitdem ist er eine Person, die keine "anerkannte" Person kennen darf). Die Idee entsprach damals ganz offensichtlich nicht westlichen Interessen. Aber sie war bei Grünspan und Co. bekannt. Doch inzwischen verlangen andere Verhältnisse andere Maßnahmen.
Vor einigen Jahren dachte man in Rußland später in Malaysia über eine neue internationale Goldwährung nach. Vor 14 Tagen sprach - wie berichtet - sogar der Japanische Finanzminister von so etwas. Was würde geschehen? Die USA wären auf einen Schlag schuldenfrei, behielte aber alles, was sie für ihr luftwaffengedecktes Papiergeld an realen Werten erworben hatten: Fabriken. Eisenbahnlinien, Rechte an Medien, Politikern und anderes.
Freilich wären auch alle Dollar-Forderungen der USA an andere wertlos. Doch was sind die schon wert? Nehmen Sie Argentinien. Sein Präsident, Nestor Kirchner, kommt mit dem IWF nicht klar, weil er seinen Landsleuten nicht Sherlocks Pfund Fleisch aus den Rippen schneiden lassen will. Etwas anderes ist dort nicht mehr zu holen, denn es ist bereits verpfändet - nur auf dem Botschaftsgebäude in den USA klebt noch kein Kuckuck. Was also sind solche Forderungen wert? Das gilt inzwischen für die meisten Schuldner. Die Schulden haben ihren Dienst getan, sie können gehen. Außerdem trifft es die Konkurrenz, die weit mehr zu fordern hat, noch schlimmer: Zum Beispiel Ihre Versicherung, das heißt Ihre "hohe Kante".
Was wäre gewonnen? Im dann einsetzenden Chaos, sucht jeder nach "wirklichen" Werten, "Goldgedeckten". Da kann Glazjews Währungskorb nicht mithalten. (Damit er gar nicht erst ins Gespräch kommt, wetterten Rumsfeld und McKain auf der jüngsten Wehrkundetagung wie in alten Zeiten gegen die Kommunisten, pardon natürlich gegen Rußland (Ihre Zeitung auch schon?).
Das neue Geld wird der ausgeben, der das Gold gesammelt hat: Private Bankenkonsortien vereinigt als FED oder Weltbank oder etwas anderes. Da bekanntlich Geld die Welt regiert, regieren die alleinigen Gelddrucker dann auch alleine die Welt. Wie sagte doch der später US-Präsident John Quincy Adams 1821 in einer Rede vor dem US Kongreß über die US-Unabhängigkeit: "Sie war der Grundstein eines neuen (politischen) Gebildes, das dazu auserkoren ist, die gesamte Erdoberfläche zu bedecken". (Wer war und ist die US und was meint ihre
Unabhängigkeit? Immer diese Selbstverständlichkeiten)
Die Weltrevolution drängt an ihr Ende. Ist es die von Karl Marx? Völlig ausgeschlossen? Lesen Sie mal wieder das Kommunistische Manifest und was dort über Bankierssozialismus steht. Doch halt, fast hätte ich vergessen daran zu erinnern. Spekulation! Das alles war nur Spekulation. Was Grünspan und Co. vorhaben wissen wir nicht und werden es von den Medien nicht erfahren. Also weitermachen - siehe Titanic. Ist ja auch bequemer so.
Gelesen auf http://www.spatzseite.de - Aktualität: 15.02.04
mfg
Hallo