ERA ist eine Sondersituation. ERA sitzt noch auf alten Lieferverträgen, die sie momentan nicht am hohen Uranpreis partizipieren lassen. Falls Sie die Genehmigung für Ihr Jabiluka bekommen, steht eine Neubewertung ins Haus. Anbei ein Interview mit Ex -Chief Executive Harry Kenyon-Slaney aus der WiWo vom September 2006. ERA ist wieder im Depot ;).
Grüße
"Blockade bröckelt"
Harry Kenyon-Slaney, Chef des zweitgrößten Uranförderers Energy Resources of Australia (ERA), über den Uranpreis und Nachfrage aus China.
Herr Kenyon-Slaney, seit der Ölpreis zwischenzeitlich über 70 US-Dollar gestiegen war und seit Klimaschutz ein Thema ist, wird die Kernenergie international wieder beliebt. Australien besitzt 40 Prozent der weltweiten Uranvorkommen, produziert aber nur 20 Prozent des Minenangebots. Woran liegt das?
An der Drei-Minen-Politik der Labor Party. Die Partei regiert in allen Bundesstaaten und verhindert, dass in Aus- tralien mehr als drei Uranminen gleichzeitig produzieren. Aber die Blockade bröckelt allmählich.
Noch gilt das Gesetz.
Richtig. Aber vor allem der Klimawandel erhöht den Druck auf die Politik. Die Welt braucht dringend saubere Alternativen zu Öl und Kohle. Das ist eine Riesenchance für Australien. Inzwischen haben das auch die Verantwortlichen in der Labor Party begriffen. Ich bin zuversichtlich, das Drei-Minen-Gesetz kippt bald. Wir brauchen hier einfach mehr Uranminen.
Sie wünschen sich mehr Konkurrenz?
Wenn den Kraftwerken der Brennstoff Uran ausgeht, dann lässt sich die Atomindustrie nicht mehr aufrechterhalten. Das schadet am Ende den Uranproduzenten. Am Spot-Markt verteuerte sich ein Pound Uranoxid seit 2001 von sieben auf jetzt 52 Dollar. Daran erkennen Sie die Knappheit. Hier in Australien wurden viele Gebiete schon vor Jahren als ertragreich für die Uranproduktion eingestuft. Dort sondieren jetzt kleinere Gesellschaften intensiv den Boden. Wenn es die nicht gäbe, dann könnte der Uranpreis tatsächlich auf 100 Dollar steigen, wie es einige Analysten prophezeien.
Wie wirkt sich der Uranpreis auf Ihre Gewinne aus?
Der bisherige Preisanstieg nützt uns natürlich. Er wirkt sich aber noch nicht unmittelbar auf unseren Gewinn aus, weil wir so wie alle Uranproduzenten an Verträge mit drei bis fünf Jahren Laufzeit gebunden sind. Die Verträge laufen nach und nach aus und werden durch neue ersetzt. Dann können wir die gestiegenen Preise berücksichtigen.
Im Frühjahr schloss Australien mit China einen Grundsatzvertrag über künftige Uranlieferungen. Wann liefern Sie das erste Uran nach China?
Frühestens in acht bis zehn Jahren. Das Abkommen muss erst noch vom australischen Parlament abgesegnet werden. Damit rechne ich in den nächsten sechs Monaten.
In China besteht heute schon eine Riesennachfrage, warum liefern Sie nicht früher?
Dann müsste ich einem anderen Kunden das vertraglich zugesicherte Uran wegnehmen. Unsere Auftragsbücher sind randvoll. Selbst wenn die Politik jetzt auf eine Ausweitung der Uranproduktion drängt - wir Produzenten können so schnell nicht reagieren. Wir haben momentan kein Material, um zusätzliche Nachfrage zu befriedigen. Wie alle in der Branche erhöhen auch wir unsere Explorationsausgaben kräftig. Aber von der Bodenanalyse bis zur funktionsfähigen Mine vergehen Jahre.
Wäre es nicht einfacher, Ihre zweite große Uranmine Jabiluka in Betrieb zu nehmen?
Jabiluka ist ein Sonderfall. Das dortige Uranvorkommen zählt zu den größten und ergiebigsten der Welt. Allerdings liegt es auf dem Land von Aboriginals. ERA hat dort vor Jahren die Abbaurechte erworben, kämpfte aber bald gegen eine Front aus Umweltschützern und Ureinwohnern, die sich gegen den weiteren Ausbau der Mine wehrten. Seit Rio Tinto 2000 die Mehrheit an ERA übernommen hat, verfolgen wir einen anderen Kurs: Wir werden das Jabiluka-Vorkommen nicht ohne die Zustimmung der Aboriginals ausbauen. Das ist Verhandlungssache. Bis dahin werden wir uns auf unsere andere Mine konzentrieren.
Dort reichen die Vorkommen aber nur noch ein paar Jahre.
Wir hoffen, dass wir noch bis 2014 in der anderen Mine arbeiten können. Dank des hohen Uranpreises lohnt es sich für uns, dort auch weniger hochwertiges Uran zu verarbeiten, sodass die Vorräte länger reichen als ursprünglich gedacht. Natürlich wollen wir danach die Produktion in Jabiluka aufnehmen. Wir streben einen Kompromiss mit den Aboriginals an.
Die Börse bewertet Ihre Uranvorkommen mit 3,30 US-Dollar pro Pound. Das ist wenig im Vergleich zu Weltmarktführer Cameco, der auf 15 Dollar kommt. Fürchten Sie keine Übernahme?
Rio Tinto besitzt 68,4 Prozent unserer Aktien. Wer ERA kaufen will, muss an Rio Tinto vorbei. Das dürfte schwierig werden.
WW NR. 039 VOM 25.09.2006 SEITE 177 Sprothen, Vera