Australische Bergbauaktien stehen vor einer Kurserholung
Chinas Rohstoffhunger hilft der Branche nach einer kurzen Verschnaufpause wieder auf die Sprünge - Fünfter Kontinent liegt dem Boom-Land geographisch näher
London - Die Aktienkurse von BHP Billiton, Rio Tinto Group und anderen australischen Bergbaukonzernen dürften sich wieder erholen, erwarten Investoren und verweisen auf die China-Phantasie. Im letzten Monat waren die australischen Rohstoffwerte in den Abwärtssog der Emerging Markets geraten, BHP verloren 6,6 Prozent, Rio Tinto 4,5 Prozent. "Australische Bergbauaktien sind ein Muß für Investoren, die auf eine risikoärmere Weise am China-Boom teilhaben wollen, sagt Martin Schulz, Fondsmanager bei National City Investment Management in Cleveland. Die chinesische Wirtschaft ist letztes Jahr 9,4 Prozent gewachsen und wies damit die höchste Expansionsrate seit acht Jahren und eine der höchsten Wachstumsraten weltweit auf. Für 2005 rechnet die Asian Development Bank mit einem Wachstum von 8,5 Prozent.
. Wenn die Entwicklung der zehn Branchengruppen des MSCI Asia-Pacific Index herangezogen wird, haben Investoren, die auf Rohstoffaktien gesetzt haben, am stärksten von dem Wachstum profitiert. Der Rohstoffindex hat in den letzten zwölf Monaten 14 Prozent zugelegt und damit alle andere Branchen bis auf die Energiewerte abgehängt.
"Die australischen Bergbauwerte sind als stellvertretende China-Investments attraktiv, im Vergleich zur direkten Anlage in chinesische Aktien. Man kann davon ausgehen, daß die Nachfrage Chinas bestehen bleibt", erklärt Arnout van Rijn, Fondsmanager bei der Robeco Group in Rotterdam.
Die Risiken von China-Investments zeigen sich in der Performance der chinesischen Aktien in den letzten zwölf Monaten: Der Hang Seng China Enterprise Index, der Aktien von 38 staatlichen Gesellschaften mit einer Notierung in Hongkong enthält, ist 2,9 Prozent gesunken. Das chinesische Börsenbarometer Shanghai Composite Index ist in knapp sechs Jahren 31 Prozent abgesackt.
Hingegen kletterte der Aktienkurs von BHP, der weltgrößten Bergbaugesellschaft, in den letzten zwölf Monaten 47 Prozent. Rio, die Nummer drei der Branche, verteuerten sich 29 Prozent. Der Halbjahresgewinn von BHP hat sich in den sechs Monaten bis 31. Dezember mehr als verdoppelt auf ein Rekordvolumen von 2,8 Mrd. Dollar. Rio Tinto wartete für 2004 mit einem Anstieg des Nettogewinns von 86 Prozent auf 2,81 Mrd. Dollar auf.
Die beiden Bergbauwerte machen etwa die Hälfte vom australischen Rohstoffindex S&P/ASX 200 Materials Index aus. Auf die 38 Werte des Branchenbarometers entfiel im letzten Jahr etwa ein Drittel der australischen Exporte von 108,9 Mrd. Dollar. Australiens Kupfer-Ausfuhren nach China sind 2004 um 30 Prozent auf 1,6 Mrd. Austral-Dollar (960 Mill. Euro) gestiegen. Die Nickel-Exporte ins Reich der Mitte kletterten 88 Prozent, die Kohle-Exporte 72 Prozent und Eisenerz-Ausfuhren zogen 41 Prozent an.
Investoren in australischen Bergbauwerten dürften außerdem von Übernahmespekulationen profitierten. BHP übertraf letzten Monat ein Gebot von Xstrata für WMC Resources. Als weitere Übernahmeziele gelten die Kohleminen Macarthur Coal, Excel Coal und Felix Resources und die Eisenerzproduzenten Mt. Gibson Iron sowie Azrec Resources, schrieben die Analysten Glyn Lawcock und Fleur Grose von UBS Investment Bank in einer Studie.
Zwar haben auch Schwellenländer wie Indonesien und Brasilien von der Nachfrage aus China profitiert. Aber die australischen Bergbauwerte bieten die beste Chance, die China-Story auszureizen, wobei sie weniger Risiken bergen, wenn in den USA die Zinsen erhöht werden.
Des weiteren hat Australien den eindeutigen Vorteil, geographisch näher zu liegen als Konkurrenten in Brasilien oder Kanada, erläutert Tim Barker, Fondsmanager bei BT Financial Group in Sydney. Damit sind die Transportkosten niedriger. Bloomberg
Artikel erschienen am Di, 12. April 2005