Ich hoffe es paßt hier im Faden.
Auszug von Klaus Singer :
Die aktuelle Krise ist struktureller Natur. Das fing vor vielen Jahren
langsam an mit der Auslagerung ganzer Produktionszweige aus Europa, USA
und anderen entwickelten Industrieländern in Billig-Lohn-Länder (äh,
Emerging Markets). Damit sinkt in der "ersten Welt“ die auf
Arbeitseinkommen basierende Nachfrage. Das Reallohnniveau stagniert oder
sinkt sogar, hält jedenfalls nicht mit dem Produktivitätsfortschritt
mit. Lediglich die Tatsache, dass die Produktion in der "dritten Welt“
so billig ist (war), erlaubte es, den Lebensstandard noch einigermaßen
zu halten. Steigende Rohstoffpreise und steigender Wohlstand in den
Produzentenländern führen aber zu steigenden Preisen, der Lebensstandard
in der „ersten Welt“ sinkt. Wenn alles so bleibt wie es ist, sinkt hier
langfristig auch die Wirtschaftsleistung.
Schulden sind dann
nicht geeignet, das Problem zu lösen, denn es werden immer mehr
erforderlich. So lange die Finanzindustrie hieran problemlos verdient,
läuft das Spiel noch weiter. Aber diesen Punkt haben wir im Herbst 2008
überschritten. Schulden lassen sich in einer solchen Situation nicht mit
Schulden bekämpfen. Natürlich kann der Punkt, an dem es kracht, immer
noch ein Stück hinausgeschoben werden, z.B. indem die Notenbanken ein
Stück weit die Rolle des Staates übernehmen und Anreize finanzieren -
wie z.B. die EZB über ihre LTROs. Das hat aber den Nachteil aller
liquiditätspolitischen Maßnahmen der Notenbanken, dass sie sehr indirekt
wirken, nicht zielgerichtet eingesetzt werden können, kaum steuerbar
sind. Dementsprechend hoch müssen die bewegten Summen sein.
Sparen oder Anreize, sprich Schulden? Die Diskussion hierüber ist so
lange fruchtlos, so lange man nicht an die Wurzeln des strukturellen
Übels geht - siehe oben. Natürlich kann man mit “Medikamenten” aus der
zyklischen Werkzeugkiste Heilung versuchen. Aber man wird davon eine
enorme Überdosierung brauchen, damit sie überhaupt ein wenig wirken.
(Das Codewort der Volkswirte hierzu heißt “Liquiditätsfalle”.)
Dementsprechend groß sind dann die Nebenwirkungen. Und genau das
passiert auch.