Bernanke-Rede: Viel Lärm um nichts!
von Jochen Steffens, heute 17.07.13 um 18.30
Auch das ist wieder amüsant. Jede Rede von Ben Beranke wird nun „mit Spannung erwartet“. Und das led iglich, weil eine seiner Reden in jüngster Zeit zu kleinen Markturbulenzen geführt hat. Das Problem ist dabei, dass er nach wie vor nichts Neues verkündet und in seinen Aussagen insgesamt ein hohes Maß an Konsistenz beweist. Die Änderungen werden nur sehr vorsichtig und schrittweise bekannt gegeben. So beruhten die Kursturbulenzen im Zusammenhang mit seinen Worten auch lediglich auf einem Missverständnis, wie ich hier im Steffens Daily vom 20.6.2013 ausführlich dargelegt hatte.
Auch heute hat Ben Bernanke wieder einmal geredet, dieses Mal vor Vertretern des Repräsentantenhauses. Und wiederum hat er eigentlich nichts Neues gesagt.
Die Rede von Bernanke
Wobei, es gibt schon einige interessante Aspekte, zumindest für Sie als Leser des Steffens Daily. Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass Sie hier bereits sehr früh von der Erholung auf dem US-Immobilienmarkt und die Bedeutung dieser Erholung für die US-Wirtschaft gelesen haben. Damals hatte ich darauf hingewiesen, wie viele Gewerbe und damit Unternehmen, Handwerker und andere Dienstleister an dem Errichten eines Hauses beteiligt sind. Das geht bis hin zur Inneneinrichtung. Und deswegen ist die Bauindustrie ein derart wichtiger und weitgreifender Faktor für das Wirtschaftswachstum – so meine damalige Aussage.
Und genau das hat Ben Bernanke in seiner heutigen Rede noch vor den Hinweisen auf den US-Arbeitsmarkt betont. Er sagte (im Folgenden stark verkürzt), dass die niedrigen Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt unterstützt hätten und dass das nicht nur zu einer Stärkung der US-Wirtschaft und des Arbeitsmarktes, sondern auch noch zu einer Verbesserung der US-Haushaltskassen geführt hat.
Und dann sagte er den entscheidenden Satz: Trotz der leichten Erhöhung der Hypothekenzinsen scheint sich der Immobilienmarkt weiter zu erholen, aber die Entwicklung in diesem Sektor müsse genau beobachtet werden. (siehe aber weiter unten unter US-Konjunkturdaten die Entwicklung der Baubeginne und –genehmigungen) Darum wird es auch in den kommenden Monaten gehen
Meines Erachtens ist genau das nach wie vor der alles entscheidende Punkt: Wenn sich der US-Immobilienmarkt weiter belebt, wird auch mit einer weiteren Erholung der US-Wirtschaft zu rechnen sein. Und wenn sich die US-Wirtschaft weiter erholt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden, können die neu in Lohn und Brot stehenden Arbeitnehmer auch wieder neue Häuser kaufen. Das alles wird durch die aktuell niedrigen Zinsen begünstigt, ist auch der Sinn der Sache und scheint insoweit zu funktionieren.
Inflation, ick hör dir trapsen?
Das Ganze geht aber nur so lange gut, wie die Inflation nicht ausufert. Und auch dazu sagte Ben Bernanke ungewohnt klar, dass die niedrige Inflation ein Risiko für die Wirtschaft sei. Die Fed werde aber alles tun, damit sich die Inflation der Zielmarke von 2 Prozent wieder nähert - von unten, wohlgemerkt.
Wenn nun die Wirtschaft, stimuliert durch den US-Immobilienmarkt, tatsächlich nachhaltig wachsen sollte, wird auch Inflation ein Thema. Aber da gibt es noch einen Punkt, der die Sache erschwert:
Die Haushaltspolitik
Ben Bernanke ging zudem auf die Risiken durch die restriktivere Haushaltspolitik in den USA ein, die unter Umständen die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in den USA beeinträchtigen könnte. Tatsächlich könnten weitere Einsparungen seitens der Politik jede inflationäre Entwicklung wieder beeinträchtigen. Das hängt damit zusammen, dass Inflation immer auch mit einer Ausweitung der Geldmenge zu tun hat. Wenn der Staat aber anfängt massiv zu sparen, wirkt sich das wiederum eher deflationär aus. Ein Punkt, der in den kommenden Jahren sicherlich häufiger in die Analysen der institutionellen Anleger einfließen wird.
Alte Zielmarken lediglich als grobe Richtwerte
Schlussendlich bekräftigte er wieder einmal, dass das Erreichen der genannten Zielmarken für die US-Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent und die Inflation von 2 Prozent nicht automatisch zu einer Veränderung der Geldpolitik führen wird. Es gäbe keinen Automatismus, so Bernanke.
Und was machen die Märkte?
Während die Märkte im Vorfeld der Rede in eine Art Hasenstarre verfielen, wurde mit Veröffentlichung des Redetextes die Stimmung etwas positiver. Da jedoch neue Impulse für den Markt ausblieben, werden sich die Anleger neue Themen suchen. In diesem Zusammenhang sollten Sie nicht vergessen, dass die Berichtssaison auch noch einige Überraschungen bereithalten könnte.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Doch etwas passt nicht zu der Aussage von Ben Bernanke, dass sich der US-Immobilienmarkt trotz der zuletzt gestiegenen Hypothekenzinsen weiter erholt. Nach den neuesten Zahlen sind die Baubeginne in den USA um satte 9,9 Prozent auf 836.000 gefallen. Analysten hatten hingegen noch mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Allerdings wurde der für den Vormonat gemeldete Anstieg von 6,8 Prozent auf plus 8,9 Prozent nach oben revidiert.
Auch bei den Baugenehmigungen ist eine vergleichbare Tendenz festzustellen. Sie sind im Juni um 7,5 Prozent eingebrochen. Das ist der stärkste Rückgang seit mehr als zwei Jahren. Und auch hier haben die Analysten deutlich mehr erwartet, nämlich ein Plus von 1,5 Prozent.
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Als Grund für den auch für Sommermonate starken Rückgang kommen eigentlich nur die im Zusammenhang mit den Äußerungen Ben Bernakes zuletzt um ein Prozent auf 4,6 Prozent gestiegenen Hypothekenzinsen in Frage. Und auch an dieser Reaktion zeigt sich, wie fragil die gesamte Erholung der US-Wirtschaft tatsächlich ist. Wie drückte es Bernanke aus? Die US-Wirtschaft braucht noch lange niedrige Zinsen…