"Was für GM gut ist, ist gut für die USA"
Wie lange noch?
Natürlich sind die Herren der Welt terrorisiert, es fragt sich nur, wovon wirklich, und was sie dagegen zu unternehmen gedenken. Am 11.9.2005 berichtete Walter Pincus in der Washington Post zum ersten Mal über die neue US "Doctrine for Joint Nuclear Operations". Sie bedeutet "antizipatorische Selbstverteidigung" mit Kernwaffen, "selbst wenn Unsicherheit darüber besteht, wann und wo der Feind angreifen wird", oder ob solche Angriffsabsichten nur zur Ablenkung erfunden werden. Hatte denn Saddam Hussein die USA angreifen wollen? Und wer hat den US-Agenten Atta ins Flugzeug gesetzt, um ihn mit den anderen Insassen per Autopiloten ins World Trade Center zu steuern? Das ist bisher nicht und wird dank antizipatorischer Spurenbeseitigung auch nicht mehr geklärt. Als Angreifer gelten nicht nur Schurkenstaaten, sondern auch Terrorgruppen. Aber sind ihre eigenen Erzeugnisse wirklich das, wovor sie Angst haben? Die von Medien Berieselten "da unten" mögen sich auf Kommando fürchten, "die da oben" terrorisiert etwas anderes.
Und das mit Recht. Der Widersinn zwischen dem, was technisch herstellbar wäre und der Tatsache, daß es immer mehr Menschen am Nötigsten fehlt, läßt sich durch nützliche "grüne" Idioten, die zudem immer unglaubwürdiger werden, nicht mehr verdecken. Es bedarf wohl keines Wirbelsturms Katrina, um zu bemerken, daß diejenigen, die für die Entwicklung der Wirtschaft verantwortlich sind und denen die Massen wie der Macht des Schicksals noch vertrauen, nicht alle Tassen im Schrank haben. Nehmen wir ein jüngstes Beispiel.
In den USA macht der größte Autoteilehersteller Delphi dicht. Das gilt nicht für Delphi International, denn in Mexiko und anderswo, wo die Löhne entsprechend niedrig sind, laufen die Geschäfte weiter. Der Top Manager mit Millionen-Gehalt, Steve Miller, verteilte vor dem Bankrott noch schnell 88 Millionen Dollar als Abfindung an seine Managementkollegen, dann fordert er von seinen Arbeitskräften 60% Lohnkürzungen, falls sie weiter arbeiten wollen. Steve Miller ist kein unerfahrener Manager, er hatte zuvor BethIehem Steel in den Bankrott gemanagt, so daß die International Steel Group seines Freundes Wilbur Ross die Konkursmasse ohne die zu teuren Arbeitskräfte und ohne deren Pensionsansprüche billig übernehmen konnte. Der Bankrotteur Miller ist ein hochdotierter Manager, weil solche Bankrotte erwünscht sind.
Im Falle Delphi entledigt man sich nach Reuters 4,3 Mrd. US$, nach Angaben der Pension Benefit Guaranty Corp. (PBGC) 10,9 Mrd. US$ Rentenansprüche, für die Arbeiter mit Lohnabzügen einbezahlt hatten. Bei der ebenfalls bankrottierten Fluggesellschaft Delta Airline waren es 10,6 Mrd. Sollte General Motors folgen, werden es weitere 31 Mrd. sein. "Als die Leute bis 65 arbeiteten und mit 70 starben, machten die Sozialverträge wirtschaftlich noch Sinn", meinte Miller in Business Week. Jetzt sollten sie sich wie ihre Kollegen in Mexiko mit 7.000 US-Dollar im Jahr zufrieden geben und ihre Sozialversicherung selbst bezahlen. Die ehemaligen Beschäftigten des Bankrotteurs stehen zwar als Rentner nicht ganz im Regen, weil die Auffanggesellschaft PBGC des überverschuldeten Staates noch für einen Teil der Rentenansprüche aufkommt, aber eben nur für einen Teil. Der Rest ist das Überlebensrisiko des "selbstverantwortlichen" Bürgers.
Die Sache hat aber auch eine zweite Seite: Delphi kaufte jährlich für 14 Mrd. US$ Teile von rund 3.800 mittelständischen Betrieben der USA, um sie für die großen Autofirmen, General Motors, Ford etc. weiterzuverarbeiten. Die Firma behauptet zwar, sie könne offenstehende Rechnungen noch bezahlen, doch das letzte Wort wird der Konkursverwalter haben. Der wird - vor allem nach dem Segen des Nobelpreiskomitee für Wirtschaftsideologie - wahrscheinlich "spieltheoretisch" vorgehen, das heißt, er entscheidet wie zuvor schon das Management nach eigenen Nutzen, auch wenn Firma, Arbeitskräfte oder Staat dabei draufgehen. Von den Mittelständlern wird er keine Vorteile für sich erwarten können, von den Banken und deren Finanzierungsgesellschaften schon eher.
Bankrotteur Steve Miller wußte genau, was er tat. Er sagte am 9.10. den Detroit News "Ich selbst habe den Bankrott vorgeschlagen... Man versteht knusprig gut, welche Alternativen wir hatten... Viele sehen in dem Bankrott den Moment der Wasserscheide in der Geschichte der Autoindustrie... Und was hier geschieht ist ein Vorläufer von dem, was auf die drei Großen der Autoindustrie zukommt". Die Bank of America sieht es auch so und empfiehlt ihren Kunden "Autoaktien verkaufen!" Denn Autos sind künftig nur noch für wenige erschwinglich.
Ja sind die wahnsinnig? Nein, sie spielen Wirtschaft nach den neuesten Erkenntnissen der Spieltheorie, für die man heute den Nobelpreis bekommt. Es kommt nur darauf an, daß es sich für einen persönlich geldmäßig auszahlt, die Firma, die Gesellschaft, der Staat mag dabei draufgehen. Das gilt auch für die Politik, die im Namen der Zahlungsfähigen in Auftrag gegeben wird. Am 11.10 verwies zum Beispiel US-Senator Frank Lauterbach in einer Presseerklärung darauf hin, daß das Aktienpaket Vizepräsident Cheneys, des früheren Vorstands bei Halliburton, dank der von ihm eingeleiteten Politik im letzten Jahr allein um 3281 Prozent (da fehlt kein Komma!) an Wert gewonnen hat. Die Wertsteigerung war in diesem Fall nicht einem erfolgreichen Bankrott sondern Staatsaufträgen zum "Wiederaufbau" im Irak von über 10 Mrd. US$ und neuerdings im Gebiet um New Orleans zu danken. Lukrative Bankrotte und spendable Staatsaufträge liegen ihrem Wesen nach nicht so weit auseinander. In beiden Fällen sind die möglichen Gewinne an vorausgegangene Zerstörungen gebunden, absichtliche oder naturkatastrophale.
Dumme und wohlmeinende Kritiker führen vielerlei Ursachen für die sich zur Zeit zuspitzenden Krise an. Sie reden von Naturkatastrophen, von Umweltproblemen, davon daß die Menschen zu alt werden und der medizinische Aufwand für sie zu teuer ist. Daß aber Millionen Menschen arbeitslos sind, d.h. Werte schaffen könnten, wenn man sie ließe, und zwar mehr Werte, als sie für den eigenen Bedarf benötigten, wird nur als Belastung gesehen, nicht als Chance. Offensichtlich fehlt es an Unternehmern, an Leuten "mit Kapital", die etwas Sinnvolles mit diesen unbeschäftigten Menschen anstellen können. Aber wir verehren Manager als Halbgötter, staffieren sie wie Popanze aus, statt über ihre Inkompetenz zu lachen. Geldgewinne können sie anschaffen, gewiß, aber Gewinne "realisieren", dazu fehlt ihnen der Begriff.
Doch liegt das eigentliche Problem anderswo. Manager sind darauf getrimmt Geldgewinne zu machen. Aber wie lassen sich auf dem Markt Gewinne überhaupt machen? Der Markt ist im Gleichgewicht, das heißt Angebot und zahlungsfähige Nachfrage sind identisch. Das ist unklar ausgedrückt. Der Sachverhalt wird klar, wenn man ihn nüchtern betrachtet: Des einen Kosten sind des anderen Einnahmen, die Einnahmen sind die zahlungsfähige Nachfrage, die Kosten schaffen das Angebot, tertium non datur. Wie will man da Gewinne machen, Gewinne, auf die alles zielt, was in der Wirtschaft unternommen wird?
Um Gewinne zu machen, müssen von außen neue Zahlungsmittel auf den Markt kommen. Von außen, das kam von anderen Besitzständen, z.B. vom Adel, oder aus anderen Ländern, die man imperialistisch in Abhängigkeit gebracht hatte. Solche Außenbereiche sind knapp geworden. Heute bleiben nur noch der islamische Wirtschaftsbereich und die chinesische Staatswirtschaft. Von außen, das ist auch Geldschöpfung. Wer schöpft Geld? Dummköpfe verweisen auf halb- oder ganzstaatliche Zentralbanken. Diese drucken zwar das amtliche Notengeld (z.B. Dollars, Euros etc.), sie schöpfen aber kein Geld. Das ist ihnen seit der in zwei Weltkriegen durchgesetzten Weltordnung verboten. Geldschöpfung geschieht durch Kreditschöpfung bei den großen internationalen Privatbanken.
Wenn Sie einen Kredit haben wollen und entsprechende "Sicherheiten" bieten, nimmt die Privatbank ein Nichts, teilt es in +a und -a. Über +a dürfen sie verfügen, das -a müssen sie nach Ablauf der gewährten Frist auffüllen und für den Zeitraum der Frist müssen Sie außerdem noch Zinsen zahlen. Bei Ihnen hat sich im günstigsten Fall das Konto ausgeglichen, was sie bekamen, ist zuzüglich der Zinsen wieder zurückgegeben. Bei der Bank entstand aus dem -a auf wundersame Weise nun ein +a (das zurückgezahlte neu geschöpfte Geld) und dazu noch die Zinsbeträge. Ein schönes Geschäft für Banken. Neu geschaffene Zahlungsmittel ermöglichen, wenn sie wieder auf dem Markt erscheinen, Geldgewinne. Doch den Gewinnen entsprechen die angesammelten Schulden bis die Wirtschaft an ihnen erstickt. Das dauert in der Regel eine Weile und fällt daher nicht auf.
Die Schuldenlast wird besonders schnell drückend, wenn das neu geschöpfte Geld nicht auf dem Markt erscheint. Wie das? Geld muß arbeiten und Gewinne bringen, sagt sich auch die Bank und sucht dafür gewinnbringende Anlagemöglichkeiten bei Unternehmen mit gewinnversprechenden Geschäftsideen. Erscheint mehr Geld auf dem Markt steigen die Preise. Wer jetzt kauft, kauft billiger als später, wer jetzt Geld aufnimmt, kann es später leichter zurückzahlen. Schuldenmachen rentiert sich also. Die Geschäfte blühen, das hält eine Weile an. Aber spieltheoretisch denkende Banken verschenken ungern Vorteile. Zum Zeitpunkt der Geldausleihe, kann man für den gleichen Geldbetrag mehr bekommen, als zum Zeitpunkt der Rückzahlung. Das sieht für Spieltheoretiker nicht nach Gewinn aus. Zinsen würden den Wertverlust wettmachen, aber sie zählen nicht, sie werden als selbstverständlich beansprucht. Die Spieltheorie empfiehlt den Bankiers "Inflation!" zu schreien. Geld muß knapper und damit teurer werden (noch mehr Zinsen). Sie dürfen aber nicht zu früh schreien, erst, wenn die Möglichkeiten der Geldschöpfung weitgehend ausgeschöpft sind und kaum noch einer kreditwürdig ist, weil alle ihre "Sicherheiten" verpfändet haben, bis unter die Hutschnur verschuldet sind und das Eigenkapital der Firmen weitgehend in Fremdkapital umgewandelt wurde. Keine Kreditwürdigen, keine Geldschöpfung, keine Anlagemöglichkeiten!
Erst jetzt rentiert sich das Inflationsgeschrei. Geld wird knapp und teuer, aber die Verpflichtungen müssen eingehalten werden. Zum Kaufen fehlt das Geld, wer jetzt verkaufen will, muß mit den Preisen herunter. Er muß froh sein, wenn er gerade noch so viel erlösen kann, daß er seine Schulden bezahlen kann, um im Geschäft zu bleiben. Jetzt endlich bekommen die Banken beim Rückzahlungstermin mehr für ihr Geld als beim Ausleihtermin. Das Spiel heißt Deflation und ist das Endspiel der Wirtschaft. Die Banken streichen ihren Spielgewinn ein und die Betriebe drosseln Kosten, d.h. sie investieren kaum noch, drücken Löhne und feuern Arbeitskräfte. Der Lebensstandard der Bürger wird abgebaut und man wartet auf den Aufschwung, der nicht kommen kann, weil alle Voraussetzungen dazu bereits ausgeschöpft sind. (So war nach den Wirtschaftssubjekten der Staat aufgeschuldet worden, dann hat man einen künstlichen Finanzmarkt geschaffen, auf den sich mit dem überflüssigen, auf dem realen Markt nicht mehr unterzubringenden Geld Roulett spielen ließ, und viele andere Innovationen zum Aufblähen oder Absaugen von Geldkonten - sie zu untersuchen ist unerheblich, weil sie nichts zur realen Versorgung der Menschen beitragen)
Deflation ist das Endspiel der Wirtschaft. Jetzt gibt es nur zwei Lösungen: allgemeine Entschuldung oder Revolution, tertium non datur. In beiden Fällen fliegen Geldansprüche aus dem Fenster. Das ist es, was die Herren eigentlich terrorisiert - Sie auch?
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