Moin,
Hab' noch keinen Faden gefunden, der sich mit historischen Anekdoten, Geschichten, Sagen und Mythen beschäftigt.
Deshalb lege ich hier mal einen an.
22. Dezember 2024, 07:14
Moin,
Hab' noch keinen Faden gefunden, der sich mit historischen Anekdoten, Geschichten, Sagen und Mythen beschäftigt.
Deshalb lege ich hier mal einen an.
Gold und Silber - Die keltischen Wurzeln
Gold und Silber schmücken überreich den Weihnachtsbaum. Was ist ihre Aussage? Hängen sie nur zufällig da, aus Schmuckbedürfnis?
Nun, wer im Gebirge wandernd einem Jäger begegnet oder auch einem Almer, in dessen einem Ohrläppchen ein Goldplättchen befestigt ist (heute auch in der Stadt modern), ein sogenanntes Flinserl, der wird vielleicht stehen bleiben, ins Gespräch mit dem Manne kommen und ihn fragen, was denn dieses Goldplättchen am Ohr zu bedeuten habe; daß es weder Schmuck ist, noch durch seinen Wert beeindrucken soll, ist zu vermuten. Es muß daher ein anderer Wertgrad dieses Goldplättchens den Mann bestimmen, es zu tragen.
Man erfährt es: Dieses Plättchen ist ein magischer Wert für den Mann, denn er behauptet, durch das Tragen dieses Goldflinserls am Ohr sähe er nicht nur besser, sondern könne auch ruhiger zielen und schießen.
Wenn in einigen der bäuerlichen Gegenden während der Rauhnächte in die Astgabeln kränkelnder Bäume Gold- und Silberstücke gelegt werden, wenn ein graduierter Arzt, wie es vor zwanzig Jahren in einem Gebirgstal geschehen ist, einer Frau, die wegen ständiger Halseiterungen zu ihm kam, riet, sie solle es mit dem Tragen goldener Ohrringe versuchen, was die Frau tatsächlich mit Erfolg getan hat; wenn der Jäger mit dem Goldflinserl als gerühmter Schütze bekannt wurde, so ist das doch mehr als eine abergläubische Spielerei.
Gold und Silber, reichlich zur Weihnachtszeit verwendet, gehört zu den Weihnachtsbräuchen. In die Astgabeln der Bäume gelegt, sollen sie Krankheit und Fäulnis verhindern.
Was hat es mit nutzbringenden Eigenschaften des Goldes oder Silbers auf sich?
Gold wird in der Naturheilmedizin als Mittel gegen Frauenleiden angewandt. Gold und Silber besitzen beide bakterientötende Ausstrahlung. Man kann es leicht nachprüfen, indem man einen echten Gold- oder Silberlöffel in ein Gefäß mit bakterienverseuchtem Wasser steckt; in etwa einer halben Stunde ist das Wasser völlig keimfrei. Darüber hinaus muß man beim Beispiel des Jägers und der halsleidenden Frau auf heilbringende Ausstrahlung des Goldes schließen, vielleicht auch auf Entstrahlungsfähigkeit, um etwa den Jäger so zu beruhigen, daß er beim Anblick des gesuchten Wildes zum sicheren Schuß kommt.
Die Kelten liebten Gold und Silber außerordentlich, wie die Historiker berichten. Sie legten diese Edelmetalle verarbeitet oder in rohen Stücken auf die Altäre ihrer Götter und Cäsar raubte diesem Volke soviel Gold, daß es in Rom im Wert beträchtlich sank. Jeder Kelte trug den „Torques", einen Gold- oder Silberring, eng um den Hals. Lange wurde um die Bedeutung dieser Halsringe gerätselt. Derzeit werten einige Keltenforscher den Torques als Mondtalisman, was man glauben kann, wenn man die Zusammenhänge kennt, in denen die Kelten dachten. Wahrscheinlich kannten sie die entstrahlende Kraft dieser edlen Metalle.
Ziehen wir den vorhin erwähnten, noch heute lebenden Volksglauben an die Heilkraft des Goldes, an seine Hilfe zur Konzentration, in Betracht, darf man auf den Gedanken kommen, daß Gold nicht ursprünglich zu Schmuck, sondern zu Nutz- und Schutzzwecken getragen wurde. Dem Golde hingen die Völker nachweislich bereits an, bevor es zu einem Handelsund Kaufwert wurde. Sie mußten daher einen anderen Wert in den edlen Metallen entdeckt haben. Sollten die Goldreifen und Goldkronen um die Stirnen der Könige und Fürsten vielleicht Hilfsmittel gewesen sein, um bei wichtigen Beratungen die notwendige Ruhe und Konzentration zu haben? Sollte es nur Zufall sein, daß das Tragen der Stirn-, Hais- und Armreifen an jenen Stellen geschah, wo die arterielle Blutversorgung sichtlich pulst?
Auch das heutige Neujahr fällt in den Raum der zwölf Rauhnächte und der Weihnachtsbräuche. Dieses heutige Neujahr ist jedoch durch naturfremdes Denken willkürlich festgesetzt worden. Es steht in keinerlei Zusammenhang mit einem Naturvorgang, so daß es hier nicht mit eingeschlossen werden kann. Es ist lediglich ein errechneter Punkt zur Abwicklung bürgerlicher Geschäfte und hat mit den Betrachtungen des natürlichen Jahres und seinen Wirkungen nichts zu tun.
Erstaunlich aber ist es, daß die an sich natürlich lebenden Völker nördlich der Alpen damals dieses naturfremde Neujahr sich aufzwingen ließen und noch erstaunlicher, daß sie es bis heute beibehielten.
Erst wenn sie versuchen werden, den Tag des natürlichen Jahres, die Wintersonnwend, zum Beginn ihres Jahres zu machen und den heutigen ersten Januar als naturfremden, unnatürlichen Jahresbeginn zu verwerfen, erst dann haben sie den ersten Schritt zu ihrer Selbstfindung, zu ihrem Identitätsbewußtsein getan.
Quelle:
Martha Sills-Fuchs: Wiederkehr der Kelten