Gold – der Tag, an dem Gold nicht mehr unterbewertet war

  • Manche modernen Mythen sind so richtig schön. Zum Beispiel der Goldmythus.
    Der Mythos geht in etwa so, dass Gold total unterbewertet ist, aber wer jetzt noch rechtzeitig kauft, der wird von den märchenhaften Preissteigerungen der Zukunft profitieren können.


    Der nächste Mythos ist, dass Gold immer seine Kaufkraft erhält.
    Da wird zitiert, dass man im alten Rom für eine Unze Gold eine Toga kaufen konnte und heute für Gold einen Anzug.


    Dass verleitete jemanden zu der lustigen Bemerkung: „ich investiere in Maßanzüge – denn dafür bekommt man immer eine Unze Gold“.


    Man merkt: beide Mythen beißen sich.

  • Als Gold bei 500 Dollar stand, da hieß es, dass man ja für 500 dollar einen guten Anzug bekommt. Jetzt, wo Gold bei 1200 Dollar steht, erinnert Goldbug und Autor Marc Malony von Goldsilver.com daran, dass die Goldunze im alten Rom ja für eine handgemachte Toga inklusive handgemachter Schuhe galt.
    Und wer heute maßgeschneiderte Schuhe und einen maßgeschneiderten Anzug aus bestem Stoff haben will, der müsse deutlich mehr als 1250 Dollar dafür zahlen.
    http://www.youtube.com/watch?v=d7RVHl8pwk8&feature=related
    Wenn Gold bei 2000 dollar steht, wird man wahrscheinlich herausfinden, dass die römische Toga inkl Schuhe UND Diamantbrosche eine Unze gold kostete.


    Irgendwo kulminieren diese beiden Mythen darin, dass
    a) Gold unterbewertet ist und wir gut daran tun, unsere Euros nicht im Mittelstandsbauch zu investieren, sondern im dramatisch unterbewerteten Gold


    b) dass Gold irgendwie immer seine Kaufkraft erhält, auch wenn sich dass mit der Unterbewertung aus Punkt a beißt.

  • Das hat mich bewogen, mal ein paar Kaufkraftvergleiche zu machen.
    Ich habe Gold ins Verhältnis zu Verdiensten und Vermögen aus den letzten 100 Jahren gesetzt.


    Vorher ein kurzes Wort zu supply & demand bei Gold.


    Kaufkraftvergleiche aus der Zeit vor 1900 und vor 1500 sind sehr schwierig.
    Im Mittelalter war Europa ziemlich „ausgetrocknet“, nach 1500 überspülte ein warmer Regen aus den Minen der neuen Welt den Kontinent und sorgte für regelrechte Inflation an Edelmetallen.


    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die extrem reichen südafrikanischen Minen entdeckt, die an Goldförderung alles bisher dagewesene in den Schatten stellten.


    Und ab 1950 zogen Methoden in die Industrie ein, die die Goldförderung revolutionierten.
    Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ca. 85% alles Goldes erst nach 1950 gefördert wurde.


    Von daher will ich mal Kaufkraftvergleiche anstellen, die von 1930 bis heute gehen.

  • http://wiki-de.genealogy.net/G…uelle_Einkommensbeispiele


    • Eine Lehrerin verdiente 1914 etwa 150 Reichsmark. Damals herrschte ein Goldstandard: das waren also 1,7 Unzen Gold pro Monat.
    • Um 1900 Monatslohn eines Hafenarbeiters in Hamburg: 61 Mark
    • Um 1900 Monatslohn eines Lehrlings bei den Farbwerken Hoechst: etwa 60 Mark
    • Um 1900 Monatslohn eines Chemiearbeiters: etwa 120 Mark


    Die Leibrente des Herero Häuptlings, gezahlt durch die Reichsregierung waren 2000 Mark pro Monat. Der Reichskanzler verdiente p.a. 45.000 RM, Minister 36.000 RM und 3600 RM gab es als Aufwandsentschädigung für eine Wohnung am Dienstort.
    d.h. der Reichskanzler bekam p.a. ca. 513 Unzen Gehalt p.a., also ca. 500.000 Euro. Korrektur


    Man erkennt, dass damals die Unterschiede sehr groß waren.


    In den USA betrug 1930 das statistische Bruttodurchschnittseinkommen 1970 Dollar. Davon konnte er sich 6,5 Unzen Gold, oder 28% eines Hauses oder 3 Autos kaufen.


    (Klar, 1930 war Hochkonjunktur und danach ging es rapide bergab).


    1930 war das Durchschnittseinkommen nur noch 1730 Dollar. Gold gab es nicht mehr zu kaufen, aber in Kanada oder der Schweiz hätte ein US Bürger seinen Monatslohn umtauschen können: in 4,11 Unzen Gold.

  • 1949 war das durchschnittseinkommen auf 2950 dollar gestiegen, was für 7 Unzen im Monat oder 2 autos pro Jahr gereicht hätte. Oder 0,35 Häuser pro Jahr


    http://www.thepeoplehistory.com/1930s.html
    http://www.monetos.de/altersvo…undsicherung/statistiken/



    Wie sah es in Deutschland aus: nach dem Krieg ziemlich bitter!


    1950 betrug das westdeutsche Durchschnittsgehalt 3500 DM pro Jahr, beim Kurs von 4,2 waren das 842 Dollar.
    Tja, da haben sich die Deutschen dann bei 35 dollar pro Unze für 2,02 Goldunzen pro Monat abgeschuftet.


    In den 50er Jahren war unter diesen Konstellationen klar, dass es zu einem Exportboom kommen musste: arme qualifizierte Deutsche produzieren für reiche Amerikaner.
    Das Wirtschaftswunder war nichts weiter als eine Wechselkursakrobatik.
    In den Folgejahren wertete die DM deutlich auf. Gleichzeitig verdienten die Deutschen mehr.
    Die Kaufkraft explodierte.



    1960 betrug ein US Gehalt 5315 dollar p.a., was für 12 Unzen im Monat reichte oder für 0,41 Häuser pro Jahr. Oder drei Beetles pro Jahr. Oder 2,8 Limousinen.

  • Zwischen 1969 und 1972 stieg das deutsche Durchschnittseinkommen von 10.800 DM auf 16.300 DM.
    http://www.bundesbank.de/stati…&open=&func=row&tr=WU5500


    http://de.wikipedia.org/wiki/D…Wechselkurs_zum_US-Dollar




    Das war übrigen vor der Inflation durch den Ölpreisschock.
    d.h. ein Anstieg von 50,9 % in drei Jahren. Bei gleichzeitig steigendem Außenwert der Währung.


    1969, bei 42 Dollar pro Unze und 3,92 DM pro Dollar reichte ein durchschnittliches deutsches Bruttogehalt um nach Adam Riese für 5,4 Unzen pro Monat zu kaufen.


    1973 war Gold schon mitten in der Hausse: der Goldpreis hatte sich in Dollar verdreifacht (huch, eine Blase? Gold kostet 90 dollar!!):
    Aber die deutschen Gehälter waren gestiegen. Und die DM war höher bewertet!
    Bei 2,69 DM pro Dollar und 90 dollar pro Unze feingold (märz 1973) konnten die Deutschen dank hoher Gehälter und aufgewerteter D-Mark dann 5,6 Unzen Gold kaufen.


    (achtung: werte korrigiert: da war ein rechenfehler drin)




    1980 gab es einen kurzzeitigen Overshoot von wenigen Tagen beim Gold auf 800 dollar, der eigentliche 1980er Preis waren ca. 650 dollar.
    http://www.bundesbank.de/stati…&open=&func=row&tr=WU5500


    Das waren dann 2,2 Unzen pro Monat.
    In den wenigen Tagen des Overshoots von 800 dollar (die heute gerne als Maßstab genommen werden) konnten Deutsche 1,7 Unzen pro Monat kaufen – gerechnet vom theoretischen durschnittlichen Monatsbruttogehalt.


    Oder vom deutschen Durchschnittsgehalt von 29800 DM hätte man drei Mexikokäfer kaufen können.

  • 1995 sank der Goldpreis, das deutsche Durschnittsbruttoeinkommen stieg auf 50.600 DM, was für 7,5 Unzen reichte.


    2001, während des Höhepunktes der Goldpreisdrückung waren 7.73 Unzen pro Monat.


    Wie sieht es heute aus?


    Das letzte aus der liste verfügbare deutsche Durchschnittsbrutto sind 29.500 €, also ca. 60.000 DM. Ich rechne einfach mal mit 31.000€ für 2010
    (das ist recht wenig, ich vermute, dass das „all in“ ist, also inklusive rentner und arbeitslose. Das echte Durchschnittsgehalt soll ja so bei 40.000 € liegen)
    .
    In den USA ist das durchschnittliche Familieneinkommen 37.000 Dollar.


    Beim Spotpreis von 670 euro im sommer 2009 (da habe ich Positionen aufgebaut), waren es 3,8 Unzen pro Monat.
    Beim Spotpreis von 1000 euro reicht ein durchschnittliches deutsches Monatsbrutto für 2,68 Unzen.

  • Auch anhand der Kaufkraftvergleiche für Autos und Häuser kann man sehen, dass das durchschnittliche Einkommen seit dem gewaltig gesunken ist.


    Heute zahlt man einen Spotpreis von 950-1000 euro pro Unze.
    Wenn also irgendjemand 1000 euro für ne Unze rüberschiebt, dann sagt einem das Gefühl,
    dass das ziemlich teuer ist.
    Und: ja, es stimmt. Das zeigen diese Kaufkraftvergleiche.


    Und auch wenn Saiger und Eichelburg war anderes erzählen: im Prinzip muss man sagen, das Gold jetzt teuer ist.


    Es ist verdammt teuer. Verglichen mit unseren Bruttoeinkommen arbeiten wir derzeit durschnittlich für 2 Unzen pro Monat: also so wie 1980, 1950 oder 1914.


    Das öffnet den Weg für zwei verschiedene Erklärungsmuster.
    Entweder haben wir gerade den Preispeak gesehen, wie 1980.
    Oder wir arbeiten für so wenig Geld wie 1950 oder 1914.


    Und es gibt natürlich ein drittes Muster, das sich etwas davon ableitet: der Goldpreis hat nichts mehr mit unserem Einkommen zu tun, da er zu 90% von Markteilnehmern gebildet wird, die das Gold nicht vom Einkommen kaufen, sondern vom Vermögen.


    Zurück zum ersten Erklärungsmuster:


    Im Herbst 2009 gab es schon mal ein richtig großes Publikumsinteresse an Gold.
    Als ich im Febr oder März 2009 mein erstes Gold gekauft habe, bin ich mit der Tüte aus der Bank geschlichen als hätte ich da ein paar Pornohefte drin. Trotz Lehman-Kollaps: es war schlichtweg peinlich, Gold zu besitzen.

  • Erst im Herbst 2009 wurde es bei Investoren chic, Gold zu haben.


    Und seit April 2010 wird Gold wieder als Währung gesehen, da gab es dann dauernd Bloomberg News zu Gold. Vom Sentiment her würde ich sagen: dass ist alles noch so frisch und jung, da ist noch so viel Platz.
    Technisch und vom Sentiment her ist da noch jahrelang Platz für eine Hausse. 1-5 Jahre, je nachdem wie schnell sich das Sentiment ändert.




    Für den weltmarkt war es egal, ob die Griechen oder Spanier sich Gold leisten können oder nicht.


    Damit kommt man zu der absurden Situation: obwohl jeder Grieche 1960 wohl nur ein geschätzes Monatseinkommen von 1 oder 2 Goldunzen hatte, wäre Gold trotzdem ein perfektes Investment gewesen.


    Wie sieht es heute aus?


    Um es mal ganz geradeheraus zu sagen: heute sind wir die Griechen von 1960.


    Das war eine Jahrhundertchance: aus dem Missverhältnis des 40 Jahre lang manipuliertem Goldpreises und den hohen deutschen Löhnen in der hoch bewerteten DM entstand eine Jahrhundert-Investmentchance.

  • Aber ich will noch zu einem anderen Punkt führen,


    Es gibt Untersuchungen zur Ungleichverteilung von Vermögen (Stichwort Gini Index, Lorenz Kurve etc).
    Länder mit sehr homogen verteilten Einkommen sind Dänemark und Schweden, Länder mit den größten Unterschieden sind z,B Brasilien und Südafrika.


    In Deutschland sind die Einkommen halbwegs homogen verteilt:
    Die reichsten 10% verdienen 25% des Einkommens.
    Aber beim Vermögen sieht es anders aus: hier besitzen die reichsten 10% etwa 66% allen Vermögens.
    Das Vermögen ist heute ungleicher verteilt als das Einkommen.


    Nochmal: Vermögen ist heute ungleicher verteilt als Einkommen. Verstanden?


    Vermutlich war der letzte Zeitpunkt, als Lohnempfänger in Deutschland was zu sparen und Vermögen aufzubauen in den 80ern.
    Als Unternehmer schloss sich das Fenster um die Jahrtausendwende mit den niedrigen Zinsen.


    In den USA und GB ist die Umgleichverteilung von Vermögen noch viel extremer.

  • Ähnlich wie 1929 ist das Vermögen wieder extrem ungleich verteilt:


    da gab es Untersuchungen dazu, dass 1929 in den USA etwa 1% der reichsten etwa 80% allen Besitzes hatten.
    1950 war das wieder ausgeglichen, da hatten die reichsten 1% wieder nur 25%


    Und derzeit gibt es wieder eine extreme Konzentration!


    Kurz gesagt: wenn die Reichen so reich sind, dass sie ihre Zinseinkünfte nicht für reale Rolls Royce und Yachten verfrühstücken können, sondern neu anlegen müssen,
    dann steigen Vermögen und Schulden exponentiell.
    Und dann wird die Sache instabil. Zumindest war es bisher immer so.


    Soweit verstanden?


    Der Markt wird immer wieder für seine Effizienz gepriesen, Sachverhalte richtig einzuschätzen. Immer klappt das nicht: wenige Monate vor Beginn der Krise 2007 zeigte der Markt Hochkonjunktur an, die Investoren waren „am Steuer eingeschlafen“. Manchmal beachtet der Markt bestimmte Zeichen nicht, er liegt falsch.


    Wenn der Markt aber etwas anzeigt, dann sollte man nachdenken, was es bedeuten könnte:
    Wenn man zu einem anderen Ergebnis kommt, als der Markt, dann sollte man sehr sehr gute Gründe haben.


    Derzeit schätzt der Markt also Gold so hoch ein, dass ein deutsches Durchnittsbruttoeinkommen nur noch für 2 Unzen reicht.

  • Was zeigt der Markt uns damit?
    Er zeigt uns die Ungleichheit der Vermögen und Einkommen an. Auch in Deutschland sind die Vermögen überportional größer als die Einkommen:


    Die gigantischen weltweit in Schuldpapieren gebunkerten Vermögen suchen einen Notausgang: norwegischen Staatsanleihen, schweizer franken, Gold.
    Auch dem Markt ist Gold noch ein bischen peinlich, er klammert sich an die tradierte 1000 dollar-Grenze, die jahrelang als Kursziel galt. Der chinesische Staat muss erklären, dass er Gold nur „lauwarm findet“. Jeder will Gold, aber niemand will „Feuer“ schreien, bevor er seine Schäflein nicht ins Trockene gebracht hat.


    Der Goldpreis hat weltweit nichts mehr damit zu tun, ob deutsche Arbeitnehmer Inflationsschutz suchen (wie in den 70ern), sondern der Goldpreis zeigt vermutlich an, wie groß die Gefahr der Vernichtung von Papiergeld und Schulden sind


    Ich glaube, dass auch die Gefahr von unwahrscheinlichen Szenarien schon Wirkung hat:
    Wenn 10% der reichsten Menschen von einer 10%igen Chance ausgeht, dass Schulden nicht bedient werden und deswegen 5% von Schuldpapieren in Gold umschichten, dann ist das eine gewaltige Vermögensumschichtung.


    Jedem auf der welt ist klar, dass jeder größere Kauf von Gold zu einem Goldspike führen würde.
    Eine Milliarde pro Monat: so was geht noch. Aber der Goldmarkt würde mehr Geld nicht fassen.


    Falsch.
    Das wird zwar immer wieder gesagt.


    Das ist wie mit den Investmentfonds und den kleinen Unternehmen: mit 4 euro pro aktie ist die high tech firma zu klein für Investmentfonds. Mit 4 euro pro aktie und einer Marktkapitalisierung von 100 mio konnte kein großer Fond mal schnell 10 mio anlegen.
    Erst als der Kurs bei 40 euro lag und die kapitalisierung bei 1 Mrd, da konnten Fonds kaufen.


    Auch wenn es absurd ist: vermutlich muss Gold erst auf 5000 dollar/ unze steigen, damit Gold teuer genug ist, um als währungsreserve und vermögensspeicher für superreiche und staaten eine rolle zu spielen.


    Gold ist nicht mehr der Anti-Dollar oder der Anti-Euro. Gold ist das Gegenteil von Schuldpapieren – und der mit ihnen verheirateten Papierwährungen.

  • Outlook:


    Falls es in den kommenden Monaten Entwicklungen gibt, die darauf hindeuten, dass innovative Technologien, kostenlose Energieherstellung o.ä. zu einem beispiellosen Wachstum führen – und die Schuldner bei moderater Inflation aus ihren Schulden herauswachsen, dann sollte man mit Gold vorsichtig sein, es absichern, vielleicht sogar einen Teil verkaufen und gegen andere Sachwerte eintauschen.
    Gold über 1200 Dollar zeigt an, dass auf Schulden gebautes Vermögen nach dem Ausgang sucht.
    Falls das Schuldsystem ächzt und knarrt, aber die Völker brav ihre Zinsen zu den Caymen-Islands übweisen. Wenn Notenbanken Zinsen oberhalb der realen Inflation durchsetzen und das Geld drucken einstellen, falls sich das Geldsystem nachhaltig stabilisiert, dann muss man bei Gold vorsichtig werden.
    Auch in den 70ern erzwang der hohe Goldpreis Zinsteigerungen – die die Wirtschaft abwürgten aber das Vertrauen in Schuldpapiere wieder herstellten.
    In diesem Szenario ist Gold kritisch zu sehen.
    Es müsste eine leichte Inflation bei starken Gehaltszuwächsen geben, die zu Gehaltsempfängern neuen Wohlstand bringt und altes Vermögen nicht komplett vernichtet.
    Dadurch müsste erarbeitetes und altes Vermögen sich ausgleichen, wie in den 40er Jahren in den USA.
    Ich weis zwar nicht, ob das überhaupt möglich ist, aber man muss eine nachhaltige Stabilisierung zumindest theoretisch für möglich halten und immer wieder nach Anzeichen suchen (derzeit sehe ich keine).


    Das andere Szenario wurde oft diskutiert: Zerstörung der Schulden, Zerstörung des Papiergeldes.
    Wenn es bei den Schulden zum Showdown kommt, dann wird Gold abheben.
    Wie diese Hausse dann aussehen wird?
    Schwer zu sagen.
    Dass 1/10 Unzen Krügerrands erst seit 1980 geprägt werden hat wohl damit zu tun, dass sich die Deutschen bis 1980 noch ganze Unzen leisten konnten.
    Keine Ahnung, ob die kommende Hausse eine Hausse der 1/10 Unzen im Hosenknopf-Format wird.
    Vielleicht wird es auch eine Hausse der 400 oz-Barren, weil nur die Besitzer von gigantischen Mengen an Schuldpapieren um das Gold streiten.


    Was hätte man einem Griechen 1970 raten sollen? Obwohl er nur 10 mal weniger Gold als die Deutschen kaufen konnte, wäre er nicht schlecht gefahren, sein Geld in der härtesten Währung der Welt anzulegen.



    Eingangs hatte ich einige Kaufkraftvergleiche: die haben gezeigt, dass Gold – gemessen an dem, was Deutsche verdienen – schon sehr teuer ist.


    1970, noch vor dem Ausbruch der Ölkrise, kostete Heizöl 7 Pfennig.
    Für ein Monatsbrutto konnten die Deutschen 17.000 liter Heizöl kaufen.
    Heute reicht ein Monatsbrutto bei 60 euro/l für 500 l Heizöl.
    Trotz des sensationellen Monatsbruttos von 60 Unzen wäre Heizöl also ein fünf mal besserer „performt“, wenn man es eingelagert hätte.

  • Dass wir die letzten 15 Jahre noch gut über die Runden gekommen sind, hat damit zu tun, dass wir massenhaft billige chinesische Importgüter konsumiert haben.
    In Asien rumort es. In Bangladesh steht eine verdreifachung des Mindestlohnes an. Bei Foxcon in China wurden die löhne um 70% erhöht.
    Herr Trichet, der gerne erzählt, die EZB hätte in den 90er die Inflation niedrig gehalten, sollte schon mal den Taschenrechner zücken und ausrechnen, wieviel die Consumer Price Inflation in den 90ern durch billige chinesische Importe gedrückt wurde.
    Das wird nun oben drauf kommen.
    Chinesische Löhne werden mit Foxcon mitziehen nähern sich 500 euro.


    In Deutschland entstehen aus 2300 euro arbeitGEBERbrutto etwa 2000 euro Arbeitnehmerbrutto (was man auf der Lohnsteuerkarte sieht) und daraus dann 1341 euro netto.
    Beim Benzinpreis gehen von den 1,34 euro/l 87 cent als steuern an den Staat. In China, Indien und Thailand gibt es keine Mineralölsteuern.
    Anbei ein kurzer Kaufkraftvergleich: ein Deutscher kann mit seinem nettoverdienst von 2000 euro brutto dann 1007 Liter Super tanken.
    Ein Chinese tankt von seinen 500 euro brutto = gleich netto verdienst etwa 888 liter normalBenzin. Der indische Gastarbeiter in Saudi Arabien kann von seinen sauer verdienten 600 euro in Saudi arabien 6000 liter tanken, zu Hause in Indien immer noch 769 liter.
    http://benzinpreis.de/international.phtml

  • ich habe vor ein paar Wochen eine Statistik gesehen, da wurden alle Arbeitnehmer mit Gehältern über 2200 euro den Besserverdienenden zugeordnet:
    Man sieht, dass wir davon in Deutschland kaum mehr Benzin kaufen können, als ein chinesischer oder indischer Arbeiter. Heiligs Blechle.


    Hier im Forum wurde ja mal über Edelmetallsparpläne diskutiert: völliger Quatsch.
    Wie oben gezeigt sind die deutschen Gehälter viel zu gering – im Vergleich zum Goldpreis – um über die Jahre nennenswertes echtes Vermögen zu bilden.


    Wenn es wirklich um etwas geht, dann darum deutsches Vermögen aus den „guten Jahren“ in Anlageformen zu bringen, in denen es möglichst wenig gerupft wird.


    Papiergeld?
    Die EZB hat mal gerade 50 Mrd euro neu gedruckt. Die SNB musste 80 Mrd Franken erschaffen, um eine zu starke Aufwertung zu verhindern.


    Vor 12 Jahren während der Russland Krise verbrauchte die russische Notenbank 5 Mrd dollar, um den Rubel zu stützen, - 50% der Devisenreserven.
    Im Jahre 2009 hat die russische Notenbank 200 Mrd dollar gebraucht (ein drittel der devisenreserven) um den Rubel zu stützen.
    Das Bail out Paket für Russland 1998 vom IWF waren 25 Mrd dollar. Damals eine Summe, die als „gigantisch“ bezeichnet wurde. Heute braucht allein das kleine Griechenland 150 Mrd für 3 Jahre.


    Egal was man über Geldmengen denkt oder weis: anhand der Summen von Devisenreserven und Bailout-Paketen ist zu erkennen, dass die wahre Geldmengen- und Schuldenmengenausweitung sehr hoch ist.
    Auch wir haben uns schnell an die vielen Nullen gewöhnt.
    Das „gigantische“ Bailout Paket des IWF 1998 für Russland: 25 Mrd dollar?
    Da würde man heute gleich weiterzappen.


    Der EZB Tender für 443 Mrd euro würde ausreichen, um die Hälfte des weltweiten, nicht durch Schmuck und Kunstschätze gebundenen Goldes zu kaufen.

  • Was tun mit den Ersparnissen.
    Wer heute in Papiergeld in Gold tauscht, der erwirbt kein heillos unterbewertetes Asset wie 1970 oder 2001, sondern ziemlich teures Hartgeld.


    Ich habe volles Verständnis für jeden, der Gold zu teuer findet.
    Dummerweise wird der Goldpreis von denjenigen gemacht, die Zugang zum billigen Notenbank-Geld haben.


    Da gab es diesen griechischen Bankenbesitzter, der Drachmen-anleihen in Milliardenhöhe besaß, mit 10% Koupon. Die hat er jetzt brav mit europäischem Bailout Geld zurückbekommen – und all die Jahre seine 10% in Euros.
    Der Goldpreis wird von Leuten wie ihm gemacht, die quasi kostenlos an die Milliarden herankommen. Ich wette, dass der Mann heute keine Anleihe mehr hat, sondern aus der Verdopplung des Geldes in 10 Jahren jetzt locker was übrig hat, um Gold zu kaufen. Ob für 800 oder 1000 euro ist ihm sicher wurscht.


    Was können wir machen? Falls es Sachwerte gibt, die heillos unterbewertet sind und nach Möglichkeit auch counterpartfrei: her damit. Gold ist nicht mehr unterbewertet.


    Was könnte man kaufen, was noch unterbewertet ist?
    (nicht unterbewertet im Vergleich zu unserem Gehalt, aber unterbewertet im Vergleich zu den Schuldensummen, die unser Papiergeld zerstören)
    Lebensmittel, Medikamente, Schuhe?
    Letztens gab es bei Fiat eine Sonderaktion: Panda für 6000 euro.
    Ich vermute, dass das auto ( das wohl recht gut sein soll) unter Kaufkraftparitäten historisch gesehen ein Schnäppchen ist: für ein durchschnittliches deutsches Bruttoeinkommen bekäme man jetzt fünf Fiat Pandas:
    Selbst die US amerikaner konnten sich 1950 nur drei Beetles vom Jahreseinkommen kaufen.
    Vermutlich hat man seit 1930 selten mehr Auto/Gehalt bekommen.
    Luxusuhren und Oldtimer würde ich nicht kaufen: das lief zwar während der 70er Jahre gut, weil die Deutschen trotz Inflation sehr wohlhabend waren. Bei einer kommenden Geldzerstörung durch Default oder Gelddrucken wird die breite Masse der wohlhabenden Schichten kaum Zeit und Geld haben, um sich um Oldtimer, Perserteppiche und Kunst zu kümmern.


    Auf der sicheren Seite ist man eigentlich, wenn man unabdingbare Verbrauchsgüter, Medikamente, Lebensmittel kauft. Dabei sollte man sich sehr genau kontrollieren, damit man auf keinen Fall in einen Kaufrausch kommt. Nicht das kaufen, was man gut gebrauchen könnte, sondern Dinge, wie man sie in den letzten 10 jahren gebraucht und 100%ig benutzt hat. Auch in einer Depression lebt man nicht wie in der Steinzeit.
    Wer zeit hat, kann Bücher aus der Zeit der großen Depression lesen – oder informiert sich in Bulgarien, Polen, Ungarn, Serbien, wie moderne Gesellschaften mit hoher Inflation und geringem Einkommen auskommen, was die Menschen dort brauchen und auf welche Gebrauchsgüter dort verzichtet wird.


    Nicht zu vernachlässigen ist das Thema Bildung – und Netzwerke. Auch eine Familie ist letztlich ein Netzwerk.

  • Bei einem Goldpreis für 1000 euro sagt uns der Markt, dass wir Deutschen inzwischen wenig Geld verdienen. Und der Markt zeigt uns auch, dass er eine Zerstörung von Schulden und Geld langsam einpreist.


    Auf was ich schon alles spekuliert habe in den letzten 10 Jahren:
    Auf den Wideraufstieg von Alstom, auf den globalen Siegeszug des Mobilfunkers Orange, auf Tele Atlas und den Turn around von Sulzer.
    Alstom war eine französische Industrieperle und ich ging davon aus, dass Frankreich sie nicht pleite gehen lassen wird. Der Gedanke war richtig. Die aktionäre wurden enteignet und Alstom mit frischem Staatskapital gerettet. Gedanke war richtig, Geld war trotzdem weg.
    Orange entwickelte sich so prächtig, wie ich dachte. So prächtig, dass Mutterkonzern France Telecom das Unternehmen per Squeeze out von der Börse nahm. Nichts gewonnen, nichts verloren. Trotzdem blöd gelaufen.
    Tele Atlas nahm den Weg, den ich annahm: Marktführer von weltweit 2 Unternehmen, die Karten für Navis machen. Und aus den vielen Interessenten für Navi geräte, die ich 2001 in den Mafos gesehen hatte, wurden Käufer. Der Kurs verachtfachte sich.
    Eine Woche nachdem ich verkauft hatte, explodierte der Kurs: denn Tom Tom machte ein Übernahmeangebot. An so was hatte ich gar nicht gedacht.
    Sulzer hatte in den 90ern Maschinenöl in künstlichen Kniegelenken gelassen und ca. 8000 Amis mussten noch mal eine Kniegelenksoperation ertragen. Danach war das Unternehmen halb Pleite, hat aber einen klassischen Turn around hingelegt, da es ein sauber geführtes Schweizer unternehmen war.
    Spekulationen – also etwas vorhersehen, was noch keiner sieht – gehen bei mir oft auf.
    Aber auch dem besten Spekulanten passiert es, dass die Spekulation zwar richtig war, aber sie doch anders ausgeht, als man dachte.


    Bisher hat Gold einen für Spekulanten eher leichten weg hinter sich:
    Kaufe irgendwas, was mal gut war, was die chance auf einen Turn around hat und warte.
    Gold war gnadenlos unterbewertet im Jahr 2000 oder 2001.
    Leider nicht so stark wie 1969.


    Jetzt ist Gold so was wie eine normal bewertete Aktie von einem Unternehmen, dass eine bahnbrechende Technologie entwickelt,
    die dem eigenen Unternehmen nützen und die Konkurrenz zerstören wird.
    Apple vor der Einführung des iPod oder Microsoft vor der Einführung von Windows.
    Die Spekulation ist aussichtsreich, in sich logisch – aber man muss in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob man sich nicht doch getäuscht hat.


    d.h.: anders als in den 70ern kommt es nicht so drauf an, ob Lieschen Müller vom Goldfieber gepackt wird, sondern wie sich die Superreichen verhalten,
    die derzeit immernoch weit überproportional in Schuldüaüieren investiert sind,
    Falls man merkt, dass sich diese Superreichen zwar von Schuldpapieren abwenden, aber in Kauri-Muscheln investieren,
    dann muss Gold neu überdacht werden.

  • tja herr dr.


    danke für die ausführungen. aber auch deine worte sind "nur" eine meinung.


    auch bei deiner meinung gilt: ob du richtig liegst wird die zeit zeigen. ich bin viel zu sehr verunsichert, als das ich bereit wäre, em zu verkaufen. dafür ist mein vertrauen in die s.g. eliten einfach zu stark beschädigt, um nicht zu sagen, dahin. also mache ich mir im moment gar keine gedanken um eine bewertung des goldes. das verwirrt nur noch mehr.


    goldhamstern


  • das ist sicher nicht falsch.
    verkaufen tu ich keine Unze, ich hoffe, dass noch ein paar monate lang Preise zum akkumulieren bleiben.
    aber dann kommt für mich irgendwann der Punkt, wo ich auch über andere Sachwerte nachdenke.

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