Warum wollen manche Staaten lieber schwache Währungen als starke?

  • Frage siehe Titel. Wenn mir das jemand schlüssig erklären kann, kriegt er oder sie eine [smilie_blume] .
    Ich habe das nie verstanden. Die Begründung ist irgendwie, dass dann die Waren aus Sicht des Auslandes
    billiger sind und daher mehr exportiert wird. Aber das Geld ist doch dann auch tatsächlich weniger Wert.
    Wo liegt der Unterschied, ob China 2 Säcke Reis für 1000 ¥ verkauft, die 2 Säcke Reis wert sind oder für
    100 ¥, die dann auch 2 Säcke Reis wert sind?

  • Diese Staaten wollen aus politischen Gründen ihre Ressourcen (dazu zählt auch Arbeitskraft) anderen billig zur Verfügung stellen.
    Diese Gründe können verschiedener Natur sein und liegen nicht ausschließlich in Vasallenverhältnissen.


    Kurz, es ist eine Art Steuer.

  • Für mich ist das einzig nachvollziehbare die Kaufkraft.


    Es mag ja sein, dass Löhne niedriger sind, oder dass gewisse Landeserzeugnisse wegen Lohnkosten
    und geringen Transportwegen billig sind. Mittelfristig kann es aber nicht gutgehen, wenn eine
    Währung "falsch" bewertet ist .... z.B. Schweizer Franken oder Norwegische Kronen, weil Spekulanten
    die Kaufen, und nicht Uhren oder Walfleischfans ;(
    Was hat das entsprechende Land davon ? Zunächst freuen sich die Bürger, dass sie im Ausland billig
    einkaufen können oder Urlaub machen. Aber die heimische Wirtschaft wird nichts mehr exportieren
    können. Wenn ein Land gross und wirtschaftsstark ist, kann sowas lange gutgehen (DM Deutschland),
    aber irgendwann muss die Korrektur kommen, weil irgendwann die Realwirtschaft zählt und kein
    Spekulant sich über Jahre eine Währung hinlegt, für die man sich nichts reales kaufen kann .. ausser
    der eigenen billigen Währung.


    Umgekehrt kann ein Land seine Währung drücken (China ist ein extremes Beispiel) .. so boomt die
    Exportwirtschaft, aber letztlich verkauft man die Leistung ja zu billig, erhält dafür Geld dass
    eigentlich weniger wert ist ... in der realen Situation haben die Chinesen riesige Dollar Guthaben,
    denen Abwertung droht, wenn man den Yuan nicht mehr künstlich billig hält.


    Ein vernünftiger Finanzminister oder Zentralbankchef freut sich über eine starke Währung nur,
    wenn die Stärke aus der eigenen Wirtschaft kommt, weicht die von der Realwirtschaft ab, dann
    muss er vernünftigerweise gegensteuern.

  • Umgekehrt kann ein Land seine Währung drücken (China ist ein extremes Beispiel) .. so boomt die
    Exportwirtschaft, aber letztlich verkauft man die Leistung ja zu billig, erhält dafür Geld dass
    eigentlich weniger wert ist ...


    Die Chineser erhalten nebenbei etwas, was ihnen viel wichtiger ist. Ihre Dollores haben die doch längst abgeschrieben.
    Den gigantischsten Technologie- und Industrietransfer aller Zeiten.


    Wenn hier dereinst nur noch Windräder und Biogetreide stehen, werden sie uns keine "Original Volkswagen" mit 90% Teilen aus chinesischer Produktion mehr für grünes Papier liefern.


    Dann spielen die mit uns und den Amis Opiumkrieg, statt andersrum.

  • Tja, warum wollen die Staate eine schwache Währung?
    Global betrachtet:
    - weil wir in einem System konkurrierender Wirtschaften leben,
    - weil wir unsere Bevölkerung mit (Sklaven-)Arbeit, Lohn und Brot versorgt wissen wollen,
    - weil das kapitalistische System auf Wachstum ausgerichtet ist,
    - weil nur das Delta zum Vorjahr zählt.
    Und nun zu Deutscheland:
    - weil wir unsere Maschinen im Ausland besser absetzen können,
    - weil wir die Konkurrenz aus Italien und Spanien an die Wand spielen können,
    - weil wir uns durch den Euro auf unserem (schwindenden) Produktivitätsvorsprung ausruhen können.


    Liebes Eurokissen, vielen Dank für die vielen Jahre des ruhigen Schlafes und der prosperierenden Wirtschaft. Es ist an der Zeit, wieder harte Bandagen anzulegen und eine harte Währung zu bekommen.
    Warum war Deutscheland trotz einer straken Währung (D-Mark) Exportweltemeister?
    Wegen Innovation und Produktivität !


    Durch den Euro haben wir unsere harte Währung verloren. Ergo müssen wir nicht mehr so produktiv und innovativ sein, wie früher. Der Vorsprung schwindet dahin.


    Harte Währung - harte Arbeit - soziales Geld



    Eurowährung - Innovationsverlust - Produktivitätsverlust - Verlagerung der Produktion ins Ausland - Exodus Deutschelands....


    Gute N8


    PPT

    Wie merke ich mir die 11 88 0 ?
    11 Millionen Griechen kriegen 88 Milliarden Euro und zahlen 0,- Euro davon zurück.

  • Ich denke durch die heutige Automatisierung sind die Lohnstückkosten trotz aller Unkenrufe in Deutschland drastisch gesunken. Nur den Besitzern von Industrie- und Handwerksbetrieben sowie der Finanzwirtschaft hat der EURO etwas gebracht - und zwar viel. Der normale deutsche Arbeitnehmer hingegen kämpft seit der EURO Einführung mit Reallohnverlust. Das heisst die berühmte Schere zwischen Arm und Reich wird weiter und weiter auseinandergehen - bis es irgendwann zu Unruhen kommt. Um unsere Absatzchancen zu verbessern brauchen wir Deutsche auch ein gesundes Verhältnis zwischen den Weltwährungen.


    Bei den Chinesen ist das etwas anders. Die Volksrepublik ist von einem Agrarstaat zu einer Industrienation in relativ kurzer Zeit geworden. Der chinesische Arbeiter bietet seine Arbeitskraft auf dem Weltmarkt viel zu billig an - die Schere zwischen Arm und Reich geht hier genauso schnell auseinander. Es geht dem Lohnarbeiter dennoch von Jahr zu Jahr besser, also nichts mit inneren Unruhen! Wenn dieser Trend durch einen teureren Yuan Renmimbi unterbrochen würde und die Exportchancen sinken, wären die 1,6 Mrd Chinesen aber ganz schnell nicht mehr im Zaum zu halten. Also nimmt es die Regierung billigend in Kauf, dass das eigene Volk im Vergleich zu einem Hungerlohn malocht und hält künstlich die Währung unten. :whistling:


    Nur der Ami, der seit Ende des Zweiten Weltkrieges seine komplette Industrie outgesourced hat und nur noch grünes Papier produziert, dass auf dem Weltmarkt irrsinnigerweise gerne gegen Rohstoffe und Waren getauscht wird.. kann so oder so profitieren. Am Ende zählt es nämlich doch, wer den Längeren hat. ;)

  • Deutschland ist stark exportorientiert, mir gefällt das eigentlich gar nicht.
    Vielleicht übersehe ich etwas, aber was spricht gegen folgendes politisches Wirtschaftsziel:


    Man fördert die eigene Wirtschaft so, dass sich Deutschland quasi selbst versorgt. Gleichzeitig führt man eine neue eigene Währung ein, die man nicht abwertet, sondern die stark bleibt.
    Die Folge wäre doch - wir hätten eine starke Wirtschaft und sind sehr unabhängig, und hätten gleichzeitig eine sehr starke Währung, mit der wir ohne Probleme benötigte Rohstoffe kaufen können. Der Export würde zwar deutlich zurückgehen, aber wenn die Wirtschaft aufs eigene Land fokussiert ist, benötigen wir den eh nicht mehr so stark.


    Ist das nicht eigentlich viel besser als eine exportorientierte Wirtschaft?

  • Frage siehe Titel. Wenn mir das jemand schlüssig erklären kann, kriegt er oder sie eine [smilie_blume] .
    Ich habe das nie verstanden. Die Begründung ist irgendwie, dass dann die Waren aus Sicht des Auslandes
    billiger sind und daher mehr exportiert wird. Aber das Geld ist doch dann auch tatsächlich weniger Wert.
    Wo liegt der Unterschied, ob China 2 Säcke Reis für 1000 ¥ verkauft, die 2 Säcke Reis wert sind oder für
    100 ¥, die dann auch 2 Säcke Reis wert sind?

    ist das geld billig, exportiert china nicht zwei säcke reis sondern drei. anstatt zwei chinesen haben dadurch drei chinesen eine arbeit. das schafft sozialen frieden im land.

  • Ist das nicht eigentlich viel besser als eine exportorientierte Wirtschaft?


    Nein, da du die Menschen vergisst, die in unserem System keine Arbeit finden. Der Sozialtransfer muss von irgend etwas bezahlt werden. Das geht nur durch Einnahmen von außen. Wenn du eine reine Selbstversorgung hättest, bei der gerade so viel Geld verdient wird, dass die Rohstoffe eingekauft werden können, dann bliebe nichts mehr übrig, das als Sozialleistung verschenkt werden kann.


    Außerdem hat das Selbstversorger-Modell einen Haken: um Rohstoffe einkaufen zu können, muss Deutschland Geld im Ausland verdienen, das dann zur Bezahlung der Rohstoffe ins Ausland überwiesen werden kann. Eine reine Selbstversorgung würde dieses Geld nicht erzeugen.


    Richtig ist aber auch, dass die Ungleichgewichte innerhalb der EU zwischen Produktivitätsvorteilen und -Nachteilen abgebaut werden müssen, wenn man eine gemeinsame Währung aufrecht erhalten will. Das geht auf zwei Wegen: Deutschland gibt seinen Vorteil auf (bzw. verschenkt den erwirtschafteten Überschuss in andere Länder der EU) oder die anderen Länder holen in ihrer Produktivität auf. Das geht durch Lohnverzicht oder Steigerung der Produktion bei gleichem Lohn. Theoretisch.

    In dubio pro aurum
    Um zu erfahren, wer über dich herrscht, finde heraus, wen du nicht kritisieren darfst. (Voltaire)

  • aber ohne sozialen frieden.


    möglicherweise erkennst du den vorteil.

    Sieht so sozialer Frieden aus?:
    [Blockierte Grafik: http://static.guim.co.uk/sys-i…ck-Motor-factory--006.jpg

    Zitat

    Chinese workers marched out on strike at a Honda parts supplier today as the swelling wave of labour unrest in the workshop of the world raised the prospect of fairer wages for local employees and an end to cheap products for western consumers.
    Following industrial action this week at foreign-invested plants in Jiangxi and Xian, labourers at Honda Lock in Zhongshan, Guangdong province, demanded a pay rise and improved collective bargaining rights.

    http://www.guardian.co.uk/business/2010/jun/11/honda-china


    oder so?:

    Zitat

    The problem is that there have been 11 suicide attempts in a span of just over five months, of those attempts only two survived. The allegations of the management’s military style conduct and inhumane treatment of employees was brought to light by two reporters from the China Business News earlier this year.

    http://www.szcpost.com/2010/05/foxconn-suicides.html

  • Wirklich? Warum? Warum reicht denn der bisherige Lohn der Arbeiter dort plötzlich nicht mehr? Fallen die Löhne dort jährlich? Oder fällt nur die Kaufkraft?

    die löhne in china waren schon immer erbärmlich. angesichts des geringen import-volumens ist die außenhandelskaufkraft des renminbi für die inlandspreise auch vernachlässigbar.


    warum führt denn ein niedriger renminbi-kurs deiner meinung nach zur verelendung von chinesischen arbeitern? ich bin gespannt großer volkswirtschaftsmeister.

  • ich sage dir, was meiner meinung nach bei steigendem renminbi-kurs passieren würde:


    das exportvolumen würde zurückgehen.
    daraus folgt weniger arbeit.
    das bedingt mehr arbeitslose.
    die arbeitslosen üben weiter druck auf die löhne aus.
    die löhne sinken.

  • Zitat


    die löhne in china waren schon immer erbärmlich. angesichts des geringen import-volumens ist die außenhandelskaufkraft des renminbi für die inlandspreise auch vernachlässigbar.

    Na klar, denn in China schießt das Erz aus dem Boden und im Jangtse fließt Öl.

    Zitat

    warum führt denn ein niedriger renminbi-kurs deiner meinung nach zur verelendung von chinesischen arbeitern? ich bin gespannt großer volkswirtschaftsmeister.

    Wodurch wird denn erreicht, dass der RMB-Kurs niedrig bleibt?

  • ich sage dir, was meiner meinung nach bei steigendem renminbi-kurs passieren würde:


    das exportvolumen würde zurückgehen.
    daraus folgt weniger arbeit.
    das bedingt mehr arbeitslose.
    die arbeitslosen üben weiter druck auf die löhne aus.
    die löhne sinken.

    Man sollte dich mal probehalber für ein paar Monate in so einer tollen chinesischen Fabrik internieren.

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