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Rohstoffe
Der Dollar steigt - und Gold verliert an Glanz
07. Januar 2005 Zum Wochenschluß ist der Dollar den sechsten Tag in Folge gegenüber dem Euro gestiegen. Und das Kursplus fiel am Freitag besonders kräftig aus: Der Euro verlor bis zum frühen Abend 1,12 Prozent auf 1,3031 Dollar. In dieser Region hatte er zuletzt Mitte November sich bewegt. Seit dem Ende Dezember markierten Rekordhoch von 1,362 Dollar hat die europäische Gemeinschaftswährung fast fünf Prozent an Wert verloren.
Da der Goldpreis zumeist mit dem Euro läuft, geht die kurzfristige Aufwertung der Weltleitung am dem Edelmetall nicht spurlos vorüber: Gold hat am Freitag weiter nachgegeben und kurz vor Handelsschluß in Europa den tiefsten Stand seit elf Wochen erreicht. Am frühen Abend kostete die Unze 417,30 Dollar. Seit dem 27. Dezember ist ein Kursverlust von 6,4 Prozent aufgelaufen. Im Zuge dessen ist Gold aus dem seit Ende Juli aufgebauten kurzfristigen Aufwärtstrend gelaufen. Nun droht der Fall unter die Unterstützung bei 415 Dollar. Ein starker Dollar macht das in der amerikanischen Devise angeschriebene Gold für Investoren außerhalb des Dollar-Raums teurer.
Gold-Händler: Wir sind derzeit Sklaven der Währungen
Das offizielle Fixing des Goldpreises in London erfolgte am Nachmittag bei 422,20 Dollar nach 423,15 Dollar am Vormittag und 424,35 Dollar am Donnerstagnachmittag. Händler führten die nach den Rekordständen gegen Jahresende anhaltenden Gewinnmitnahmen und die am späten Nachmittag einsetzende Erholung des Dollar als Begründung für den anhaltenden Kursverfall bei Gold an. Die amerikanische Devise litt vorübergehend unter dem im Dezember geringer als erwarteten Stellenzuwachs in Amerika, erholte sich dann aber auch auf Grund der Kommentare von Finanzminister John Snow, wonach die Vereinigten Staaten ihre Defizitprobleme angehen wollten.
„Wir sind derzeit Sklaven der Währungen", sagte ein Händler. Ein anderer erklärte, daß unter 419 Dollar Stopp-Loss-Verkäufe eingesetzt hätten, mit denen Anleger ihre Verluste begrenzen wollten. Ein von Reuters befragter Edelmetallanalyst will weitere Verluste bei Gold nicht ausschließen, hält die Schwäche aber für kurzlebig. Sie sei eher ein Einbruch als eine Umkehrung der Gold-Rally der vergangenen Jahre. Die fundamentale Dollar-Schwäche dürfte nicht überwunden sein und eine Rückkehr der Weltleitwährung zu einem Abwärtstrend könnte Gold bis Jahresende auf 480 Dollar hieven.
Goldpreis könnte mittelfristig wieder steigen
Mit Blick auf die weitere Entwicklung des Goldpreises lautet die wesentliche Frage: Wird sich der Dollar weiter erholen? Der Dollar könnte seine seit drei Jahren andauernde Talfahrt im Vergleich zum Euro in diesem Jahr beenden, mutmaßt Bloomberg News. Stephen Jen, Devisenstratege von Morgan Stanley, verweist auf die Ankündigung weiterer Zinserhöhungen in Amerika, die den Zinsvorsprung vor Europa vergrößerten und amerikanische Staatsanleihen attraktiver machten. Zum Vorteil des Dollar. „Wenn die amerikanische Notenbank Fed die Leitzinsen von 2,25 Prozent auf drei Prozent erhöht und die Europäische Zentralbank bei zwei Prozent bleiben sollte, wirkt sich das auf die Währungen aus”, meint Jen.
Angesichts solcher Aussagen sollte aber nicht unbedingt auf eine nachhaltige Erholung des Dollar gewettet werden: 53 von Bloomberg News befragte Devisenstrategen sehen die amerikanische Devise zum Jahresende bei 1,34 Dollar je Euro. Das ist zwar höher als zum Jahresende 2004, vor dem die Experten befragt wurden, aber niedriger als derzeit. Für den Goldpreis müßte dies gemäß der üblichen Wechselwirkung mit dem Euro bedeuten, daß es mittelfristig wieder aufwärts geht.
Aus technischer Sicht wäre ein Fall unter die Marke von 415 Dollar jedoch ein weiteres kurzfristiges Verkaufssignal. Bei einem Rutsch unter 410 Dollar wäre der seit einem Jahr geltende Aufwärtstrend perdu, der langfristige positive Trend aber erst bei weniger als 385 Dollar. Dessenungeachtet sind Wetten auf Gold aus europäischer Sicht ein zweifelhaftes Vergnügen: Kursgewinne beim Edelmetall wurden im vergangenen Jahr durch die Dollarabwertung aufgefressen. Und Goldaktien-Fonds verloren sogar durch die Bank weg an Wert (Mit Gold gab es 2004 auf Euro-Basis nichts zu verdienen).
http://www.faz.net/s/Rub3B5979…Tpl~Ecommon~Scontent.html