Zur kurzfristigen Situation: Es sieht so aus, als ob der DAX seine Korrektur schon beendet hat. Wenn sich das so bestätigt, fiel sie ziemlich knapp aus. Lediglich ein sehr kurzer Abrutscher gleich nach Eröffnung am Montag auf 4726 brachte ein akzeptables Nieveau. Ich finde, das war viel zu schnell. Es könnte deshalb gut möglich sein, daß es ein nochmaliges Abrutschen unter 4800 gibt. Jedenfalls sollte der starke Anstieg seit April etwas länger verdaut werden. Zur längerfristigen Situation: Im Moment herrscht in Deutschland eine Art Aufbruchstimmung, viele glauben, eine neue Regierung wird es schon richten. Das gibt dem DAX offensichtlich Rückhalt. Aber wie lange hält diese Stimmung an? Ob man es mag oder nicht, Frau Merkel wird wohl mit größter Wahrscheinlichkeit 'unsere' Bundeskanzlerin und will Deutschland dienen (es sei denn, sie stirbt noch schnell vorher weg oder verschwindet für immer unsichtbar unter einem übergroßen Schwitzfleck). Für ein paar Monate könnte eine verhalten positive Stimmung anhalten, bis sich herausstellt, daß das Parteiengezänk nach der Wahl wie vor der Wahl wie üblich weitergeht. Die vollmundigen Wahlversprechen werden sich als Phrasendrescherei und als kaum durchführbar herausstellen. Man wird schnell das 'richtige' Gefühl bekommen "daß sich wieder mal nichts ändert". Nun ist die CDU auch bekannt dafür, daß sie sich stets für die Besserverdienenden einsetzt, zu denen aber immer weniger in Deutschland gehören. Obwohl man das längst weiß, kommt diese Erkenntnis beim langsam-denkenden Volk (siehe PISA-Tests) recht spät an. Ich schätze, Frau Merkel wird man schnell überdrüssig und die Stimmung kippt! Die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung schwindet, die Arbeitslosigkeit steigt weiter, Aktienkurse sinken. Auf Sicht von etlichen Jahren rechne ich nicht mit einer merklichen Wirtschaftsbelebung. Diese Hoffnungen wurden schon vor Jahren zunichte gemacht. Hauptursache waren m.M. die ABM-Maßnahmen und die Einführung von Minjobs. Das war von der CDU vielleicht gut gemeint, hat aber katastrophale Folgen für die Zukunft. Denn: Dadurch wurde den Firmen und sonstigen Gewerbetrebenden die Möglichkeit gegeben, Menschen zu (anfangs noch) akzeptablen Löhnen einzustellen. Brutto wie Netto. Vollzeitstellen wurden Stück für Stück wegrationalisiert und ersetzt durch 'geringere' Arbeitsverhältnisse zu etwas geringerem Lohn. Die Löhne für einfachere Tätigkeiten sanken beständig und erreichen heute, gut 20 Jahre nachdem diese Abwärtsspirale in Gang kam, ein Niveau wie es dieses in den 70ern gab. Wach-und Sicherheitsleute müssen sich mit teils weniger als 5 Euro/Std. zufrieden geben. Dieser Trend setzt sich bis heute fort! In den letzten 5 Jahren der Kohlregierung vielen satte 1,5 Mill sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen weg, in 7 Jahren Schröderregierung verlangsamte sich dieser verhängnisvolle Trend, brachte aber dennoch einen weiteren Wegfall von 0,7 Mill Stellen. Und dennoch wurde von Wirtschafts/Regierungsberatern verlangt, daß der Niedriglohnsektor weiter ausgebaut werden sollte, nach amerikanischem Muster, obwohl es völlig unrealistisch ist, diese Verhältnisse auf Deutschland umzulegen. Nun sieht es so aus: Die Lohnabwärtsspirale hat zur Folge, daß die Anzahl der Menschen, die sich etwas leisten können, immer geringer wird - Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt. Aber gerade Niedriglohnbeschäftigte sollten im Dienstleistungbereich tätig sein, fordern Politiker. Da die Nachfrage immer geringer wird, aus gutbezahlten Vollzeitstellen immer mehr Teilzeitstellen, aus Teilzeitstellen immer mehr geringer bezahlte Stellen und aus diesen schließlich Minijobs, entsteht eine Endlossschleife aus eben diesen Gesetzmäßigkeiten - geringerer Lohn - weniger Nachfrage - weniger Produktion - weniger Beschäftigung - mehr Arbeitslose - mehr Belastung der Sozialsysteme - noch höhere Abgaben/Steuern - noch mehr Druck dieLöhne zu senken, noch weniger Nachfrage .... - Ein Ende ist nicht in Sicht! Konsumverweigerung ist kein Spartrend sondern für eine immer größer werdende Zahl eine bittere Notwendigkeit, und hausgemacht durch gierige Firmenbosse. Die Gehälter der höchsten Einkommensklassen (Manager/Vorstandsvorsitzende) hatten in den vergangenen zig Jahren stets die höchsten Steigerungen. In den letzten Jahren sogar jährlich von über 10%. Jeder weiß, daß nach der Euro-Einführung die Kosten für Getränke/Essen im Gaststättengewerbe plötzlich angezogen sind. Die Löhne für die Mitarbeiter (Kellner, Kochpersonal) blieben aber unten - wer hat davon profitiert? Fazit: Ein Trendstop durch z.B. Einführung von Mindestlöhnen wird es nicht geben (das was die Linkspartei fordert wäre z.B. ein Lohn auf dem Niveau von vor 15 Jahren), gleichzeitig wird die Mehrwertsteuer angehoben. Jeder Wirtschaftswissenschaftler auf diesem Planeten wird bestätigen können das dies absolutes Gift ist für einen Wirtschaftsaufschwung. Deshalb wird es für die Börse "keine" rosigen Zeiten geben. viele Grüße