Weißer, reicher, besser?

  • Weißer, reicher, besser?


    Die reicheren, meist weißen Einwohner kommen zurück. Die ärmeren Viertel stehen noch unter Wasser. Wie New Orleans nach dem Evakuierungs-Chaos mit den Ärmeren umgeht, wird das neue Gesicht und auch die Politik der Stadt prägen. Eine neue Rassen- und Klassendiskussion droht.


    New Orleans - Seinen Reichtum versteckt Finis Shellnut auch in den schwierigen Zeiten nach der "Katrina"-Katastrophe nicht. Mit einer gut gekühlten Flasche französischen Champagners sitzt der 53-jährige Immobilien-Hai vor einem seiner Häuser im French Quarter.


    Die Diamanten an seiner Rolex glitzern mit dem geschwungenen Rahmen seiner goldenen Brille um die Wette. Unter dem weit geöffneten Hemd baumelt ein silbernes Kreuz. Shellnut geht es dieser Tage richtig gut. Er wittert das große Post-"Katrina"-Geschäft. "Unsere Party wird hier bald wieder losgehen", sagt er. Neben ihm steht eine Werbung mit seinem Gesicht, daneben seine Telefonnummer. "Der Sturm hat vieles zerstört", sagt er und lacht, "viel Platz, Häuser zu bauen und sie teuer zu verkaufen".


    Der Sturm und die Fluten haben Shellnut nicht sonderlich mitgenommen. "Meine Immobilien liegen in den guten Gegenden der Stadt", freut er sich, "hier und da ist ein Baum herunter gekommen, doch sonst ist alles intakt". Mit Shellnut durch die Stadt zu fahren, gleicht einer Verkaufsshow. "Dieses Haus könnte ich für zwei Millionen beschaffen, für das mit dem Park müsste man schon etwas mehr locker machen."


    Der Weg führt durch die St. Charles-Street, vorbei an schicken Villen. Hier und da stehen dunkle deutsche Limousinen in den Einfahrten. Der Geldadel kommt langsam zurück aus seinen Fluchtorten irgendwo in Florida oder wo auch immer die Zwei- und Dritthäuser gerade stehen. Gut betuchte Besitzer scheuchen Hilfsarbeiter durch die Gärten und lassen ihre Balkone auf Vordermann bringen. "Wenn man Geld hat, gehen die Dinge eben etwas schneller", sagt Shellnut.


    Der Sturm als gewünschte Reinigung


    Der Sturm und die Fluten, für Menschen wie Shellnut haben sie neben allem Chaos und der Zerstörung auch gute Seiten. "Der Hurrikan trieb vor allem die Armen und die Kriminellen aus der Stadt", sagt er, "diese werden nun hoffentlich nie mehr wiederkommen". Für seine Theorie der heilenden Wirkung "Katrinas" bemüht Shellnut sogar gallische Sagen aus grauer Vorzeit. Demnach bedeutete damals "Katrina" symbolhaft eine Reinigung, die nur die puren Elemente einer Gesellschaft zurücklasse. Tausende Jahre später habe nun eben der Hurrikan mit dem gleichen Namen die Stadt New Orleans gereinigt, die Bösen sozusagen aus der Stadt gefegt. "Für diese Leute ist die Party nun endgültig vorbei", meint Shellnut, "sie werden sich nun einen anderen Platz irgendwo in den USA suchen müssen".


    Die Thesen des Immobilienmaklers stehen für ein Problem, dass auf New Orleans zukommt. Vergleicht man die Karten der überschwemmten und massiv zerstörten Gebiete und die Sozial-Atlanten der Stadt, fällt auf: Das Wasser schlug dort besonders heftig zu, wo die Armen und Schwarzen wohnten. Dorthin wird es so schnell keine Rückkehr geben. Viele Teile, gerade im Osten der Metropole, wird man nicht aufräumen, sondern abreißen müssen. Der Neuaufbau wird hier nicht Monate, sondern Jahre dauern. Wenn der ehrgeizige Plan des Bürgermeisters in zwei Wochen abgeschlossen ist und fast 200.000 Einwohner wieder in der Stadt leben, ist aus dem vorher mehrheitlich schwarzen New Orleans eine hauptsächlich weiße Stadt geworden.


    Kein Platz mehr für den "Abschaum"


    Wasser auf die Mühlen von Hardlinern wie Shellnut goss ausgerechnet der schwarze Bürgermeister Ray Nagin. Ohne Not äußerte er sich diese Woche in harschen Worten über scharfe Kontrollen, wer zurückkehren dürfe und wer nicht. Die Polizei werde keinen "Abschaum" in die Stadt lassen. "Wir haben nach dem Sturm eine Stadt ohne Drogen und Gewalt, und unser Willen ist es, dies so beizubehalten." Für Kriminelle kündigte er ein "bitteres Erwachen" an, wenn sie in die Stadt kämen, die sie nicht wieder erkennen würden. Menschen wie Shellnut verstehen die Äußerung auf ihre Weise. Kriminelle sind für sie grundsätzlich schwarz. Der polternde Bürgermeister, plötzlich gefiel er solchen Hardlinern richtig gut.


    Auch liberale Beobachter sehen das Problem, seitdem langsam wieder Leben in die Stadt einkehrt. Jim Amoss, Chefredakteur der lokalen "Times-Pcayune", kennt die Leute, die sich ein neues New Orleans erträumen. "Manche hier wünschen sich eine andere Stadt, und unzweifelhaft wird diese Diskussion in einer Rassenfrage münden", sagt er. Seine Reporter wittern schon jetzt eine große Debatte über die Demographie der Stadt. Unterlegt wird die Diskussion von einer Umfrage, welche die "Washington Post" veröffentlichte. Demnach will die Hälfte aller Evakuierten in den Notauffanglagern nicht wieder in die Stadt zurückkehren. Die meisten von ihnen gehören zu der Rasse und der Klasse, die Shellnut mit den Worten des Bürgermeisters gern als "Abschaum" betrachtet.


    Mardi Gras ohne schwarze Kapellen?


    Wie sich eine solche demographische Wende auf den dieser Tage oft zitierten Spirit New Orleans auswirken wird, ist kaum vorstellbar. Ein Mardi Gras ohne schwarze Kapellen der ärmsten Viertel der Stadt? Das Vergnügungsviertel im French Quarter ohne Jazz- und Blueskapellen? Eine hauptsächlich weiße Stadt mitten im Süden der Vereinigten Staaten? All das klingt nach unrealistischer Zukunftsmusik. Gleichwohl beherrschen solche Visionen schon jetzt die Diskussionen, wenn es mal nicht um die konkreten Schäden geht. Die Aussagen von Präsident George W. Bush und der Gouverneurin von Louisiana, Kathleen Blanco, haben die Problematik bisher nur gestreift. Gern sprachen sie vom "Charakter der Stadt", der einzigartig sei. Auch wenn Bush konkret Projekte für die Armen ankündigte, ließ er die heikle Rassenfrage bisher unberührt.


    Shellnut: "Die Party ist für diese Leute endgültig vorbei"
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    Shellnut: "Die Party ist für diese Leute endgültig vorbei"
    Gerade politisch könnte jedoch eine demographische Veränderung einen deutlichen Swing hervorrufen. Bis heute war die Stadt eine Burg der Demokraten. Die taten zwar auch nicht viel für die ärmeren Schichten, heimsten aber wie selbstverständlich ihre Stimmen ein. Die Republikaner könnten nach dem Sturm nun Morgenluft wittern. Mit den zurückgekehrten Reichen und den wegbleibenden Armen könnten sie im bisher demokratisch durchsetzten New Orleans die Macht an sich reißen - was ein großer Erfolg wäre. Bisher aber halten sich die Politiker aus der brisanten Diskussion zurück. Zu sehr steckt allen Beteiligten, Demokraten wie Republikanern, der Schock über die Bilder von randalierenden, plündernden Menschen in New Orleans in den Knochen. Eine neue Rassendiskussion wäre da wenig hilfreich.


    Ein stärkeres oder ein anderes New Orleans?


    Ob das Szenario einer ganz neuen Stadt tatsächlich Realität wird, hängt nun hauptsächlich von der Politik ab. Bürgermeister Nagin muss die Versprechungen, die er mit viel Mühe und medialer Wut aus Washington heraus gepresst hat, nun in Fakten umsetzen. Wenn er die Milliarden, die Bush ihm an die Hand geben will, wirklich für einen Wiederaufbau der zerstörten Viertel, für eine Verbesserung des Schulsystems und eine Angleichung der Chancen von Weißen und Schwarzen einsetzt, gäbe es eine Chance für einen tatsächlichen Neuanfang. Der Weg dorthin ist jedoch steinig. Im Schock der Katastrophe wird viel versprochen, am Ende wird ganz Amerika entscheiden müssen, wie viel dem Land ein solcher Neustart ist.


    Hardliner Shellnut sieht bisher alles nach Wunsch laufen. Die Umfragen über die Rückkehrbereitschaft der Evakuierten hat er mit Freude aufgenommen. Statt in der Stadt für die Ärmeren zu investieren, ist er eher für eine Bezuschussung für neue Unterbringungen der Menschen irgendwo anders in den USA. "Wir haben uns lang genug mit diesen Leuten herum geschlagen, nun haben wir mal eine Auszeit", sagt er.


    Wenn sich viele der reicheren Menschen in New Orleans auch nur in Gedanken solchen Theorien anschließen, droht der Stadt eine weitere Katastrophe nach "Katrina" und der Flut. Wie nach 9/11 könnte es plötzlich heißen: Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Für Bürgermeister Nagin steht auch die eigene Karriere auf dem Spiel, schließlich trat er als Kandidat der Demokraten an.


    Gruß Jürgen


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    Ausführlicher Bericht, vermutlich nicht von dir, Jürgen. Sollte ich ne Rechnung wegen (c) copyright des Autors bekommen, dann leite ich die an dich als Verursacher weiter...


    Gruß



    HORSTWALTER

  • Läuft wie ALLES letztendlich auf die Frage hinaus:


    Gibt es Zufall in unserem Universum oder sind Wir Statisten im göttlichen WELTENPLAN


    Mit dieser Frage und dem menschlichem Gehirn ist es möglich, den pubertären Gleicheits-und Gerechtigkeitswahn zu überwinden!


    Viel Spass beim Nachdenken, warum die Welt so ist, wie sie ist ;)

  • Zitat

    Original von Jürgen
    Vergleicht man die Karten der überschwemmten und massiv zerstörten Gebiete und die Sozial-Atlanten der Stadt, fällt auf: Das Wasser schlug dort besonders heftig zu, wo die Armen und Schwarzen wohnten. ... ist aus dem vorher mehrheitlich schwarzen New Orleans eine hauptsächlich weiße Stadt geworden.
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    Gruß Jürgen


    Hallo Jürgen - ich war jetzt einfach mal so frei und habe den Beitrag auf seine Fakten reduziert -den ganzen tendentiösen Reportagescheiß weggelassen... Und was sehen wir?
    Naja daß die Reicheren dort wohnen wo es besser ist - nicht *die* große Überraschung... Ja und? Auch bei uns haben Ärmere schlechtere Lebensbedingungen, die sich sogar auf die Lebenserwartung auswirken.


    Das mag man - vielleicht auch vollkommen zu Recht - nicht ok finden - nur begreife ich nicht warum man soche Inhalte mit Freund/Feind-Bildern emotionalisieren muß. Das ist nicht informativ - das ist einfach nur schlechter Journalismus!


    Paddy

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