Gold - ein "enger Markt" ???

  • Hallo!


    Da hat doch vorhin bei Bloomberg ein Rohstoff-Experte erzählt, dass der Dezember-Hype hauptsächlich durch zwei japanische Handelshäuser (?) "getrieben" wurde, so dass sozusagen tagelang übernacht die Kurse (in Tokio) immer heftigst anzogen ...


    Und gestern soll eine einzige Order (10t) den Preis beim Fixing (?) um gleich 3 USD hochgetrieben haben ...


    Wie sich "enge Märkte" auswirken können, werden sicher einige Nebenwerte-Fanatiker bei den Aktien in den Jahren 98 bis 01 zu spüren bekommen haben.


    Ich bin (noch ;) ) Laie in Sachen Goldmarkt, aber mir ist die "Preisfindung" schon vor der Bloomberg-Sendung nicht so ganz geheuer gewesen ...



    Grüsse
    Quentchen

  • Na ja, "enger Markt" würde ich ja nicht gerade über das Volumen einer einzelnen Order (beim Fixing!) definieren ... sondern eher über die Anzahl der Order (Marktteilnehmer) und deren Gesamtvolumen ... oder besser:
    über deren Ausbleiben.


    Ich denke mal, der Experte bei Bloomberg sieht/sah das auch so ... :)



    Grüsse
    Quentchen

  • Man sollte sich vielleicht auch mal fragen, wer das "meiste" Interesse an einem Gold-Hype hat ...


    Das sind sicher nicht die "Verbraucher", wie z.B. Schmuckindustrie, und auch nicht die reinen Handelshäuser, denn die leben grösstenteils vom kurzfristigen Spread.


    Da bleiben noch die, die "gehortet" haben ...


    Und vor allem die, die massenweise Papiergold emittieren ... diese "Papiertiger" haben ein massives Interesse an einem Hype ... und an einem anschliessenden Crash (!). Ganz nach dem Motto:


    Ich verkaufe Dir jetzt auf'm Papier das Kilo zu beispielsweise 14500€ ... und wenn es gekracht hat, bekommst von mir gerne noch 8000€ dafür ...


    Und wenn dann so ein Markt mit ein paar wenigen (physichen) Orders "kräftig" zu bewegen ist ... so dass auch der letzte BILD-Leser über den neuen Run in Gold "bestens informiert ist" ... dann geht die Post ab ... für die Emittenten wohlgemerkt.


    In dieser Bloomberg-Sendung wurde auch erwähnt, dass mittlerweile der Papiergoldmarkt mehr als das 60fache Volumen des realen Goldes beträgt (!!!) ... das gibt einem "alten" Börsianer (aber neu am Goldmarkt) wie mir schon arg zu denken ...


    Nach dem Neuer Markt- und dem Internet-Hype wird eben jetzt eine "neue Sau" durch's Dorf getrieben ... :)



    Grüsse
    Quentchen

  • Zitat

    In dieser Bloomberg-Sendung wurde auch erwähnt, dass mittlerweile der Papiergoldmarkt mehr als das 60fache Volumen des realen Goldes beträgt (!!!) ... das gibt einem "alten" Börsianer (aber neu am Goldmarkt) wie mir schon arg zu denken ...


    In welche Richtung gibt Dir das zu denken?


    Daß auch der Wert des physischen Goldes nachgeben wird, wenn über die Papiere der Wert inflationiert wird?
    Meinst Du nicht, daß das schon hinreichend versucht wurde?
    :D

    Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt :D (Albert Einstein)

  • Dass hier ausser den "Verbrauchern" und den "(Klein-)Anlergern" noch andere an der "Preisfindung" reges Interesse haben (könnten) ... ;)


    Bei dem "Papiergold" und dem genannten Volumen bleibt ja noch offen, ob es sich dabei vorwiegend um "Besitzurkunden" oder "Wettscheine" handelt ... und ob Letztere vorwiegend zum Hedgen einer "Hardware-Position" benutzt werden oder pure Spekulation sind.


    Aber anscheinend wird der Markt nicht vorwiegend von "fundamentalen" Marktteilnehmern bestimmt, wie ich naiverweise ursprünglich annahm.


    Wie schon gesagt, ich bin Neuling was den Goldmarkt etc. betrifft ... und muss mich erstmal etwas mehr "durchinformieren" ...
    Mein Interesse ist jedenfalls geweckt ... :)



    Grüsse
    Quentchen

  • Zitat

    Original von Fisiko


    In welche Richtung gibt Dir das zu denken?


    Daß auch der Wert des physischen Goldes nachgeben wird, wenn über die Papiere der Wert inflationiert wird?
    Meinst Du nicht, daß das schon hinreichend versucht wurde?
    :D


    Fisiko: Ein Goldstandard war lange Zeit möglich, wobei lediglich für 10 Prozent aller emmitierten Banknoten Gold vorhanden war.


    Wenn nun 60 mal mehr Papiergold existiert als es überhaupt Gold gibt und man mal davon ausgeht, daß etwa 10 bis 20 Prozent des Goldes überhaupt noch in Münzen- oder Barrenform existieren (der Rest ist Schmuck, steckt in Zahnkronen und Elektrogerägen), dann kommt man auf ein Verhältnis von 1:600 bis 1:300


    Wobei man dann noch feststellen muß, daß die Gruppe der Goldbarrenbesitzer nicht identisch ist mit der der Papiergoldemmitenten, d.h. die Verhältnisse in der Realität noch extremer sind und das Papiergold i.d.R. einen nur durch Geld und nicht durch Gold gedeckten Anspruch des Eigentümers der Zertifikate und OS darstellt.


    Im Grunde genommen ist Papiergold ein Wettschein auf die Goldpreisentwicklung. Juristische Hintertürchen und Insolvenzrisiko des als "Bank" oder "Investmentbank" getarnten Wettbüros inklusive.


    Und anders als auf dem Fußballplatz ist es dem Wettbüro gestattet, aktiv den Ausgang der Wette zu beeinflussen, oder zumindest versuchen, den Wettausgang zu beeinflussen.


    Das, so meine ich, sollte jedem Papiergoldkäufer klar sein.


    Stark vereinfacht:


    Papiergold ist eine Goldwährung, die faktisch zu Null Prozent durch Gold gedeckt ist.

  • Zitat

    Original von mesodor39
    ..., daß etwa 10 bis 20 Prozent des Goldes überhaupt noch in Münzen- oder Barrenform existieren (der Rest ist Schmuck, steckt in Zahnkronen und Elektrogerägen), ...


    Gibt da irgendeine Quelle für diese Zahl? Würde mich mal interessieren, weil ich das bisher immer anders gehört habe.


    Oskar

  • Zitat

    Original von mesodor39
    [ Fisiko:
    Papiergold ist eine Goldwährung, die faktisch zu Null Prozent durch Gold gedeckt ist.


    Richtig, das wollte ich damit sagen :)


    Das ist jetzt schon das 2. oder 3. Mal, daß Du auf meine rhetorischen Fragen so ausführlich und nett antwortest; sorry, scheinbar schreibe ich zu unverständlich - ich gelobe Besserung :)

    Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt :D (Albert Einstein)

  • Zitat

    Original von Oskar


    Gibt da irgendeine Quelle für diese Zahl? Würde mich mal interessieren, weil ich das bisher immer anders gehört habe.


    Oskar


    Mir ist keine Quelle bekannt.


    Ich gehe von 150.000 t Gold und ca. 30.000 t Zentralbankgold = Barrengold aus (das bereits großteils ausgeleihen und ggf. umgeformt ist? = Unsicherheitsfaktor, der den Preis belastet, was ja auch gewollt ist, Stichwort: Bilanzierung von Bestand und Forderungen in einem Posten).


    Aktuell gehen ca. 80 Prozent der geförderten Goldmenge für die Schmuckverarbeitung drauf, weswegen diese Relation in etwa passen könnte.


    Und ein Großteil des theorteisch börsenfähigen, handelbaren Goldes (Barren und Bullion-Münzen) ist es eben nur theoretisch, weil es als strategisches Element der Vermögensdiversifikation (Notgroschen, Reserve für Kriesen) und nicht als taktisches Element der Gewinnerzielungsmaximierung dient. Zumindest ist das noch der Fall. Und der Schmuckgoldanteil, der dürfte das Gold sein, das allerfrühestens in einer sehr schlimmen Kriese zur Veräußerung stünde - also als Rettungsanker für Terminzocker erst recht vernachlässigt werden kann.


    Auf die Gesamtgoldmenge aber kommt es auch nicht sonderlich an, wenn man davon ausgeht, daß die Leer- und Papiergeldverkäufer keine nennenswerten Goldbestände besitzen, sondern ihr Geld in Bonds, Aktien und Immobilien "arbeiten" lassen.


    Vielmehr stellt sich die Frage, für wen diese Gelder tatsächlich "arbeiten". Im Zweifelsfall vielleicht für diejenigen, die Metall physisch erworben haben :D:D:D


    Bis es aber so weit kommen könnte, werden Goldbucks gewiss noch hunderttausendfach von den Investmentbankern platt gemacht werden. Erst wenn deren Machtbasis (=Geldschöpfung = Möglichkeit sich durch Leerverkäufe und Lieferkontrakte für nicht verfügbares Material immer wieder neu zu finanzieren und so jede im Rahmen des Machbaren halbwegs denkbare Kursentwicklung zu provuzieren und ggf. selbst zu produzieren) nicht mehr gegeben ist, geht es auch denen an den Kragen.


    Das wirklich Böse an dem Spiel ist, daß sich diese Banken das Geld bei den Privatleuten holen, die zu gierig und zu unwissend sind, um zu verstehen, welche Produkte man ihnen aufdrückt.


    Und solange die Mittelzuflüsse größer sind, als die Abflüsse..... ist die Machtbasis der Investment-Banken ungefährdet.

  • Prinzipiell hätte ich ja nix gegen "Besitzurkunden" und "Wettscheine" ... aber wenn dann das zugrundeliegende Basisdingens das Kriterium eines "engen Marktes" erfüllt, halte ich das Ganze schon für eine ziemlich heikle Situation.


    Freut mich, dass man hier dazulernen kann, andere Argumente und Meinungen zu lesen bekommt usw.


    Einiges Interessantes habe ich auch in einigen Threads des "Papiergold & Co"-Forums gefunden ... alles in allem ist das hier ja die reinste "Fundgrube" :))


    Aber nochmal die Frage:
    Ist der physische Goldmarkt (tatsächlich so) ein "enger Markt" ???



    Grüsse
    Quentchen

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