Quelle: DeutschlandBrief Mai 2006 (Abobeitrag)
Wer sich am Finanzplatz Frankfurt umhört, stößt in diesen Tagen immer wieder auf eine Firmengattung, die es in Deutschland noch gar nicht gibt: die REITS. Die Abkürzung steht für „Real Estate Investment Trusts". Es handelt sich um eine angelsächsische Erfindung. Sie bezeichnet börsennotierte Immobiliengesellschaften, die von der Steuer befreit sind und die ihre Gewinne zum größten Teil an die Anteilseigner ausschütten. Erst diese werden dann vom Fiskus zur Kasse gebeten.
Daß die Lobby der Frankfurter Großbanken und der ausländischen Finanzinvestoren die Regierung in Berlin massiv bearbeitet, um die Zulassung solcher REITS in Deutschland durchzusetzen, hat einen einfachen Grund: sie wittern ein großes Geschäft, denn der deutsche Immobilienmarkt gilt vor allem bei angelsächsischen Investoren als unterbewertet. Und gleichzeitig sitzen die deutschen Großunternehmen und die Kommunen auf einem hohen Wohnungsbestand, den sie gerne abstoßen würden.
Sie haben bereits damit begonnen. Allein 2004 und 2005 wurden in Deutschland Wohnungen im Gesamtwert von 20 Milliarden Euro an Fonds wie Cerberus und Blackstone veräußert. Klar ist, daß solche Transaktionen durch eine Steuerbefreiung der REITS gewaltigen Auftrieb bekämen. Nicht nur das, die Lobby dringt auch noch darauf, daß verkaufswillige deutsche Konzerne einen kräftigen Steuernachlaß auf die Gewinne aus künftigen Immobilienverkäufen erhalten.
Bei genauerem Hinsehen sind REITS überflüssig wie ein Kropf. Sie stehen diametral in Gegensatz zu einem radikal vereinfachten Steuersystem, wie es Professor Kirchhof durchsetzen wollte. Leidtragende wären erstens der Fiskus, zweitens die Mieter. Und drittens können auch die Anleger auf REITS verzichten. Denn in Deutschland sind ja bereits höchst erfolgreiche Immobiliengesellschaften an der Börse notiert, wie z.B. die Deutsche Wohnen AG oder Euroshop, die seit Jahren satte Dividenden ausschütten, die obendrein vom Anleger nicht versteuert werden müssen. (Beide Titel wurden vor Jahren zu sehr niedrigen Kursen von unserem Finanzdienst G&M empfohlen, sind aber jetzt nicht mehr besonders preiswert und vielleicht sogar
rückschlaggefährdet.)
Geschädigt würde der Fiskus auf zweierlei Weise: einmal durch die direkten Steuerausfälle und zum anderen höchstwahrscheinlich auch durch höhere Mietzuschüsse an Sozialhilfeempfänger. Denn letztere würden die Rechnung einfach an das Sozialamt weiterreichen.
Selbstverständlich setzen die ausländischen Finanzinvestoren auf steigende Immobilienpreise und steigende Mieten in Deutschland. Sie würden gerne - nach angelsächsischem Vorbild - hierzulande eine Immobilienblase erzeugen.
Dort, wo es möglich war, haben sie die Mieten bereits erhöht. Wir dürfen nun gespannt sein, ob sich die zuständigen Politiker in Berlin dem Druck der Finanzindustrie beugen und wieder einmal Steuern verschenken - während diese für die Masse der Arbeitnehmer und für die sogenannten Reichen empfindlich erhöht werden.