Staatliche Gefahr durch Nennwert

  • Habt ihr euch schon mal gefragt, warum die meisten Länder die Edelmetallmünzen mit einem Nennwert versehen? Man könnte sagen aus Gewohnheit aus Zeiten des Goldhinterlegungsstandards; glaube ich aber nicht! Ich traue denen eher zu, dass diese Münzen in Zukunft nur gegen den Nennwert bei der Bank abgegeben werden dürfen (müssen). Man kann Gold zwar einschmelnen, schmuggeln, ..., aber eine Menge durchschnittlicher Bürger werden einfach in den sauren Apfel beissen.


    Besser Krugerrands kaufen?


    Übrigens: Sogar beim idiotischen Nennwert versuchen sie einen zu verarschen. So wurde z.B. der Nennwert des Phillharmonikers zur Feier der Euro-Zwangseinführung um 31% gesenkt (von 2000 ATS = 145,35 EUR auf 100 EUR). Ist eigentlich egal, aber irgend jemand muss sich dabei etwas gedacht haben, statt den Nennwert einfach zu begragen. Ich glaube der wird noch ganz groß auferstehen.

  • Grundsätzlich sind alle Münzen gesetzliche Zahlungsmittel oder waren es in der Vergangenheit. Daher ist eine Nennwertangabe ganz normal. "Münzen" ohne Nennwertangabe nennt man Medallien (Ich möchte hier nicht auf die Diskussion eingehehen, ob es sich bei KR um eine Münze oder Medallie handelt). Ich denke nicht, dass der niedrige Nennwert ein Problem darstellt, bei nichtstaatlichen Stellen bekommt man diese Münzen zumindest zum "Schrottwert" eingetauscht.

  • die überlegung ist nicht ganz ohne...


    aber welcher halbwegs vernünftige mensch würde die zum nennwert zurückgeben? statt dessen wird sich wahrscheinlich hinz und kunz einen minischmelzofen anschaffen und das dann als schmelzgold zur scheideanstalt bringen (falls die scheideanstalten auch in sowas involviert sind)


    die rückgabequote wäre von daher minimal


    ertz78

  • meine Erklärung dafür wäre:


    1. Grund für die Prägung des Nennwertes.
    - Da diese Münzen als Handelsgold (Bullion) geprägt werden, ist die Prägung eines Nennwertes für den Fall einer Deflation zur Sicherung des Wertes gedacht. Weiterhin soll der Nennwert eine Sicherung der Währung darstellen.
    - Die Münzen lassen sich besser verkaufen, da die Leute eine Art Grundsicherung bevorzugen, sprich Sie fühlen sich Sicherer.


    2. Grund für die niedrige Bestimmung des Nennwertes.
    - Der Nennwert sollte so tief angesetzt sein, dass im Falle eines Goldcrashs der Nennwert weiterhin unterhalb des Goldwertes liegt, da diese Münzen dann Ihren Sinn, des Handelsgoldes verlieren und der Staat zur Abnahme gegen Nennwert verpflichtet ist. Es gibt nur wenige Ausnahmen.


    So denk ich mir den Sinn und Zweck.

  • Der niedrige Nennwert hat eigentlich zwei Funktionen:
    Einmal legitimiert er die Münze als gesetzliches Zahlungsmittel.
    Zum Anderen soll er sicherstellen, daß nicht eines schönen Tages die Leute diese Münzen "mit Gewinn" der Zentralbank um die Ohren hauen.


    Letzteres Szenario ist mit niedrigem Nennwert natürlich mehr als unwahrscheinlich - allerdings könnte man sich jetzt ja mal vorstellen was passiert wäre, wenn im Höhepunkt des letzten Goldbooms eine staatliche Münze ihre Goldmünzen leichtfertig "nur" mit dem Nennwert des halben Goldwertes emittiert hätte - Spätestens nach dem nachfolgenden Preisverfall um diese 50% wären die ersten Münzen zum Nennwert eingetrudelt... (Bsp: Unze 800$ - Nennwert 400$ - Wenn Unze später 260$ bekomme ich immer noch 400$ dafür) und die enttäuschten Goldkäufer hätten nicht noch mehr Geld verlieren können... Und die Zentralbank hätte Gold weit über Marktwert kaufen müssen.


    Das Argument mit dem "Zwangsankaufpreis" halte ich für sehr abwegig. Die Menschen haben schon immer Zahlungsmittel gehortet, wenn deren innerer Wert über dem Nennwert lag.
    Probleme gäbe es folglich nur bei einem generellen Verbot Gold zu besitzen - nur dann würde ja auch jeder gründlich aufpassen nicht mit seinem Gold erwischt zu werden - und man könnte (wenn man wollte :) ) sein Gold wenigstens zum Nennwert zur Bank bringen...

  • Zitat

    Original von markus1
    Habt ihr euch schon mal gefragt, warum die meisten Länder die Edelmetallmünzen mit einem Nennwert versehen? Man könnte sagen aus Gewohnheit aus Zeiten des Goldhinterlegungsstandards; glaube ich aber nicht! Ich traue denen eher zu, dass diese Münzen in Zukunft nur gegen den Nennwert bei der Bank abgegeben werden dürfen (müssen). Man kann Gold zwar einschmelnen, schmuggeln, ..., aber eine Menge durchschnittlicher Bürger werden einfach in den sauren Apfel beissen.


    Kann ein deutscher Apfel so sauer sein?
    Wenn ja...dann ist sicher auch ein Wurm drin :D


    Es grüßt
    Der Misanthrop

  • Zitat

    Original von markus1
    Habt ihr euch schon mal gefragt, warum die meisten Länder die Edelmetallmünzen mit einem Nennwert versehen? Man könnte sagen aus Gewohnheit aus Zeiten des Goldhinterlegungsstandards; glaube ich aber nicht! Ich traue denen eher zu, dass diese Münzen in Zukunft nur gegen den Nennwert bei der Bank abgegeben werden dürfen (müssen). Man kann Gold zwar einschmelnen, schmuggeln, ..., aber eine Menge durchschnittlicher Bürger werden einfach in den sauren Apfel beissen.


    Meinst du das wirklich ernst?
    Gold ist Gold, ganz egal was drauf steht.
    Wenn die Münzen keinen Nennwert hätten wären sie keine Münzen und man müsste wohl z.T auch MWSt darauf zahlen.

  • @0711


    zu den krügerrands als gesetzliches zahlungsmittel hab ich folgendes gefunden (siehe unten). allerdings blick ich bei dem bank act nicht so ganz durch (hab den zwar gefunden, aber inhaltlich ists mir etwas zu wirr)


    Krugerrands have been legal tender worldwide since their launch in 1967 under the South African Reserve Bank Act (No 90 of 1989).


    ertz78

  • Die meisten Gründe wurden ja schon genannt, mir ist es eigentlich wurscht ob da eine Zahl drauf steht oder nicht.


    Wenn Du Angst hast dass Du den Kram nur zum Nennwert los wirst, schreib mir eine PN und ich mach Dir ein attraktives Angebot :D


    Itaker

  • Die "Umtausch zum Nennwert"-Theorie ist schon deshalb unschluessig, weil die meisten Bullionmuenzen nicht im Herausgeberland kursieren, sondern weltweit. Es braeuchte also schon eine internationale Verschwoerung der verschiedensten Herausgeberlaender - und das ganze seit Jahrzehnten unentdeckt. Wenn es die aber gibt, weshalb dann die unterschiedlichen Nennwerte? Die Oesterreicher muessen sich doch verarscht vorkommen, wenn sie 100 EUR (oder gar 150) auf die Unze praegen, waehrend die Australier sich mit 60 begnuegen. Und Deutschland steigt mit 200 EUR gleich ganz hoch ein. Da waere wohl eine internationale Verrechnungseinheit fuer Gold einfacher. Dann stuende auf den Muenzen "1 Goldie" und taeglich wird der aktuelle Kurs in der Landeswaehrung bekanntgegeben.


    Aber mal ne andere Frage: wenn man annimmt, dass der Staat irgendeinen Goldbesitzer zwingen koennte, seine Unze fuer 100 austr. Dollar abzugeben, nur weil sie draufstehen, warum sollte man sich dann nicht zwingen koennen, sie fuer die Haelfte abzugeben? Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, laesst man (inkl. Liveuebertragung auf allen Fernsehkanaelen) 100 illegale Goldbesitzer vierteilen.

  • Zitat

    Original von Itaker


    Die meisten Gründe wurden ja schon genannt, mir ist es eigentlich wurscht ob da eine Zahl drauf steht oder nicht.


    So ist es. Es gibt nur zwei Gründe, auf Goldmünzen einen Nennwert zu prägen:


    1. Goldmünzen sind immer mit Prestige behaftet und werten die Landeswährung auf.
    2. Die meisten Goldmünzenkäufer glauben an den unsinnigen Spruch, man würde eine Münze an der Währungsangabe erkennen. Man kann ihnen dann leichter "offiziellen" Sammlerplunder zum doppelten Goldpreis andrehen.


    Eine Währungsangabe hat nur bei Scheidemünzen einen praktischen Sinn. Bei Goldmünzen ist sie jedem so egal wie Euch.

  • Zitat

    Original von Bukanier
    Eine Währungsangabe hat nur bei Scheidemünzen einen praktischen Sinn. Bei Goldmünzen ist sie jedem so egal wie Euch.


    Hmm, grundsätzlich ja, sieht man die Goldmünze als material-immanente Absicherung. Eine Generalversicherung, wie Sie in diversen Threads hier angedeutet wurde (z.B. Diversifikation über bar-reserven in 10€-Silber) lässt sich aber auch bei Gold halbwegs bewerkstelligen.


    Beispiel:
    Wert des Euros nähert sich der 0 --> 10-Euro-Münzen werden "wertlos", einzig der Materialwert bleibt erhalten ==> ca. 50 % Verlust (bei einem Silberwert von 4-5 € pro 10er)


    Gold nimmt in der Deflation niemand an, da Bargeld knapp ist --> Der Nennwert ist eine staatliche "Garantie", also de jure Bargeld ==> ca. 75% Verlust bei einer für 500 € erstandenen Unze Britannia mit 100 GBP Nennwert.
    Natürlich wären die GBP dann "Devisen", aber ein ähnliches Verhältnis existiert bei 100€-Goldeuros der BWPV.



    Genau wie bei den Silbereuros wäre ein Verlust von 0% < x % < 100 % immer noch besser als ein Verlust von 100 % (also nur Goldbarren oder Scheine).


    Wobei im Falle einer Deflation natürlich nicht unbedingt ein Wertverlust des Materials eintritt, es will nur keiner mehr haben, weil Bargeld eben knapp ist, was -- wenn man auf die mit einer Goldmünze verbundenen Kaufkraft in dem Moment angewiesen ist -- de facto auf das Gleiche hinaus läuft.


    In sofern hat der Nennwert doch eine "irgendwie" sinnvolle Bewandnis für alle Verschwörungs- und Crash-Theoretiker ;)



    ~kosmos

  • die Gedanken, was wäre wenn Saddam Hussein oder Adolf H die Herrschaft in D übernehmen .. halte ich für neurotisch ...


    ++++++++++++++++++++++++++++++++++


    Mehrere logische Aspekte fallen mir ein:


    1.) Die Staaten bilanzieren ihre Goldreserven ja nicht zum Tageskurs, sondern halten da "stille Reserven", wahrscheinlich wird dann der Aufpreis als Gewinn gebucht, und der Nennwert geht in die Geldmenge ein und entspricht dem "Buchwert" des Metalls. Darüber kann man sicher Doktorarbeiten schreiben, schein mit als VWL Laie aber keine böse Manipulation zu sein .. Einnahmen sind ja da für den Staat durch den Münzverkauf.


    2.) runde Blechstücke ohne Nennwert sind Medaillen, die Dinger werden für einen Markt produziert .. der MÜNZEN bevorzugt, in Katalogen erfasst, und die leichte Identifizierbarkeit und die staatlich kontrollierte Prägung schätzt. Darum prägt auch jedes noch so exotische Land und noch so exotischer Währung einen Nennwert drauf. (Isle of Man oder San Marino sogar Währungen die es gar nicht als Papierwährung gibt, Südafrikas Rand zählt auch dazu, womit auch die Diskussion Krüger = Medaille eine Antwort hat) - Dass man diese Münzen fast umsonst bekommt (in Relation zum Spotpreis, der ja für 12,5 kg Barren bezahlt wird), ist eine Marktsituation, die offenbar aus der riesigen Menge an umlaufenden Gold resutiert. Palladium oder Silber, auch ohne Mehrwertsteuer, wird man nie zum Spotpreis kaufen können.


    3.) für den Käufer kann ein hoher Nennwert in Hartwährung auch ein zusätzlicher Vorteil sein: eine Absicherung nach unten. Gewisse Panama und Canada Silbermünzen haben in der Vergangenheit durchaus diesen Nennwert erreicht (eine Einlösung einzelner Münzen in Europa ist aber ein anderes Thema)


    +++

  • Der Kernpunkt ist die Art der Münze: Scheidemünzen brauchen eine Währungsbezeichnung und eine Wertangabe, Kurrantmünzen nicht. Für den Wert von Scheidemünzen muß irgendeiner garantieren.


    Bei einer Goldmünze ist das unnötig und theoretisch sogar der Staat als Münzherr entbehrlich. Es kommt nur auf die Eindeutigkeit und Bekanntheit der Prägung an. Es braucht aber Gesetze und Gummiknüppel, um die Trickser und Betrüger daran zu hindern, nachgeahmte Machwerke in Umlauf zu setzen. Deshalb ist dann doch der Staat der geeignete Münzherausgeber und das Monopol, das er sich im Laufe der Jahrhunderte angeeignet hat, geht in Ordnung.

  • Zitat

    Original von ertz78
    statt dessen wird sich wahrscheinlich hinz und kunz einen minischmelzofen anschaffen und das dann als schmelzgold zur scheideanstalt bringen
    ertz78


    Gibt´s so Minischmelzöfen eigentlich? Hat jemand von Euch schon mal Gold selber eingeschmolzen???

  • Zitat

    Original von Bukanier
    ...Scheidemünzen ... Kurrantmünzen...


    Ausführliche Erklärungen dazu gibt es hier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Kurantm%C3%BCnze


    Ist ja schon ein paar Donnerstage her, daß diese Begriffe verwendet wurden.
    Zitat:


    "Die Begriffe „Kurant- und Scheidemünze“ wurden seit etwa 1871 im offiziellen Sprachgebrauch vermieden."


    Gruß
    mvd

  • Zitat

    Original von goldjunge2006
    Gibt´s so Minischmelzöfen eigentlich? Hat jemand von Euch schon mal Gold selber eingeschmolzen???


    Gold schmilzt bei nicht ganz 1100°C. Wenn es also nur darum geht, kleine Mengen Gold umzuformen, reicht ein simpler Bunsenbrenner.

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