Der Countdown läuft

  • Auszug aus dem Handelsblatt vom 14.07.06:


    "Der Verband will erreichen, daß die BaFin den Versicherern mehr Spielräume in der Anlage einräumt, vorallem im Rohstoffbereich. Ihnen war der Kauf von z. B. Öl oder Metall bisher nicht erlaubt, es sei denn, als Hedge-Fonds verpackt oder in Form von strukturierten Papieren mit Garantie. Die Branche sucht nach neuen Anlagechancen, um die Renditen zu verbessern.
    Die Aufsicht steht Rohstoffen insgesamt relativ skeptisch gegenüber, wie sich auf einer Handelsblatt-Tagung in München zeigte. BaFin-Regierungsdirektor Volker Greve sagte, er persönlich befürchte, daß es sich um eine Modewelle handle und die Versicherer zu spät kämen. Die BaFin ist so vorsichtig, weil sich viele Lebensversicherer in der Vergangenheit zyklisch verhielten. So hatten sie kurz vor der Börsenkrise 2001/02 noch stark in Aktien investiert."


    Für mich gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder erleben wir in absehbarer Zeit bei den Rohstoffen und EM`s einen gleichen Einbruch wie 2001/2 bei den Aktien oder man verschaft den Versicherern die Möglichkeit sich in EM´s physisch zu angagieren, um für den Fall des Papiergeldcrash gerüstet zu sein.


    Gruß Wolfswurt

  • wolfswurt


    Wenn die Aufsicht nach wie vor skeptisch bei Anlagen in Rohstoffen ist, brauchen wir uns doch eigentlich keine Sorgen über einen Crash in diesem Sektor zu machen.:D Einen zuverlässigeren Kontraindikator als BaFin nebst anderen Aufsichtsbehörden kenne ich zur Zeit nicht.


    Denn Versicherern kann man mit Recht vorwerfen, daß sie erst ab 1999- 2001 ihre Aktienquote deutlich heraufgefahren haben (einige bis zu unglaublichen 30%!):) Aber es war die Aufsicht, die im Januar / Februar 2003 massiven Druck auf die Versicherer ausübte, ihre Aktienbestände massiv auf den Markt zu werfen. Das führte u.a. den Dax bis auf 2.200 Punkte. Ich glaube, es gibt keinen härteren Beweis für völlige Inkompetenz in Finanzfragen, als das Drängeln zum Verkauf von Standardwerten im Frühjahr 2003.


    Vielleicht machen in absehbarer Zeit die Versicherer Druck auf die Regierung, weil sie mit ihrem Garantiezins bei den Lebens-/Rentenversicherungen selber unter Druck geraten. Aber die Bafin wird sich nicht freiwillig bewegen ...


    Gruß
    freeminder

  • Da faellt mir ein: selbst wenn es erlaubt wuerde, kauft doch keine Versicherung physisch Edelmetalle. Da wird eher die Papiergoldquote auf 1:80 hochgetrieben. Fuer die Versicherungen gibts auch keine Absicherung gegen den Papiergeldcrash, die sind doch beim Crash fein raus. Dann sind keine nennenswerten Ansprueche der Kunden mehr vorhanden und man kann von neuem beginnen, ihnen irgendwas zu verkaufen.

  • freeminder


    Wenn ich die damalige Verhaltensweise der BaFin und der Versicherungen vordergründig betrachte, komme ich zum selben Ergebniss wie Du. Das damalige drängen der BaFin wirft für mich die Frage auf: Wer hat den Nutzen aus dem Verlust der Versicherungen gehabt? Welchen Interessen diente die BaFin damals und heute?


    Natürlich kann man die Entscheidungsträger als Inkompetent sehen - aber wenn soviel Geld auf dem Spiel steht? Wer kaufte die gigantischen Aktienpakete von den Versicherungen? - doch keine Kleinanleger!?
    M.E. lief damals ein inszenierter Deal - nur zw. wem? Und was läuft heute?


    Gruß Wolfswurt

  • TeeKay,


    sollte der Weg über Papiergold gehen, dann würde es ja erst recht spannend werden. Die Versicherungen kaufen von einem mittleren Niveau des POG an aufwärts, um am Ende der Hausse wieder nach unten umschichten zu müssen - das wäre dann der Crash der Metalle.

  • Zitat

    Original von TeeKay
    Da faellt mir ein: selbst wenn es erlaubt wuerde, kauft doch keine Versicherung physisch Edelmetalle. Da wird eher die Papiergoldquote auf 1:80 hochgetrieben. Fuer die Versicherungen gibts auch keine Absicherung gegen den Papiergeldcrash, die sind doch beim Crash fein raus. Dann sind keine nennenswerten Ansprueche der Kunden mehr vorhanden und man kann von neuem beginnen, ihnen irgendwas zu verkaufen.


    TeeKay


    Ganz so sicher ist das nicht, daß die Versicherer keinesfalls physische EM kaufen würden. Wie ich schon im Silber ETF - Thread schrieb, hat ein Nachdenken bei relevanten Mitarbeitern in dieser Frage durchaus begonnen. Zur Zeit wahrscheinlich noch nicht auf höchster Entscheidungsebene und natürlich nicht bei Massen von Mitarbeitern, aber immerhin...


    Und das ein Finanzcrash den Versicherern egal wäre - nun ja ... Erst nach dem letzten Finanzcrash von 1948 wurde die LV zur Basisanlage eines ganzen Volkes. Davor war die nicht so relevant aus diversen Gründen - u.a. aber auch mangels Masse an Anlagegeldern beim kleinen Mann. Heute hätte die LV einen riesigen Vertrauensbonus einzubüßen. Daß dieses Vertrauen auf Irrtümern basiert, ist dabei nicht relevant, denn die Masse der LV-Kunden wird niemals eine genaue Performance-Analyse ihres LV-Vertrages durchführen wollen und können.


    Gruß
    freeminder



  • wolfswurt


    Puh - diese Fragen habe ich mir auch schon öfters gestellt - und keine endgültige Antwort gefunden. In einem 4-Augen-Gespräch würde ich auch sehr vieles dazu sagen können. Aber so öffentlich und schriftlich -wer liest hier eigentlich alles mit? (Bin beruflich nicht ganz unabhängig von der BaFin ...)


    Aber die Frage nach den Nutznießern könnte schon zielführend sein. Und natürlich haben große Adressen aus der Bankenbranche und Industrie die Pakete seinerzeit gerne aufgekauft. Aber das derart beabsichtigtes Handeln der Bafin eine Rolle spielte, glaube ich weniger. Die da sitzen, sind wohl nicht die geeigneten Leute für sowas ... nach meinem unmaßgeblichen Eindruck.


    Aber das die BaFin ein wichtiges Werkzeug ist, um in der Finanzdienstleistungsbranche den "Großen" die kleinen Unabhängigen nach und nach vom Hals zu schaffen (Unter dem Etikett "Verbraucherschutz";) und eine einheitliche Sicht der Dinge im Finanzsektor zu installieren, dürfte wohl noch von meinem Recht auf Meinungsfreiheit abgedeckt sein ...


    Gruß
    freeminder

  • ihre Aktienbestände reduzieren sollen. Und zwar genau aus dem selben Grund, weshalb es mittlerweile keine Wohneigentumsförderung, sondern nurmehr AS-Vorsorgesparen gefördert wird.


    Das Bafin ist eine Behörde des deutschen Staates und vertritt daher bei Interessenskonflikten selbstverständlich Staatsinteressen, die aus Behördensicht privaten Interessen stets vorrangig sind.


    Eine Aktienquote von 30 v.H. wäre zudem unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung vertretbar:


    jeweils 30 v.H. Aktien, Immobilien und Anleihen. 10 Prozent Cash. Klappe zu, Affe tot. Langfristig kann man als Versicherungskonzern damit wenig falsch machen.


    Jedoch für einen extremst verschuldeten Staat mit fortlaufend verfassungswidrigen Haushalten und einem seit Jahren angeblich "gestörten" gesamtwirtschaftlichen Geleichgewicht, ist jeder Strohhalm wichtig.


    Die Gelder sollen in vergleichsweise wertlose, weil nicht durch Substanz- und Sachwerte gedeckte Staatsanleihen wandern und nicht in substanzhaltige Aktien oder Immobilien. So einfach ist das.


    Oder mal bildlich ausgedrückt: Auf der Titanic wurden die Passagiere der III. Klasse ja auch gezielht von den Rettungsbooten ferngehalten. Zu Gunsten der I. und ggf. II. Klasse. Und wer das ist, das brauche ich ja nicht näher zu erläutern.


    Und genau so wird, wie ich meine, geplant und absichtlich (s. auch Immobilienfonds "Grundbesitz-Invest") das Geld der Sparer der III. Titanic-Klasse zu Gunsten der Gelder der I. und II. Klasse aus den Rettungsbooten geworfen. Und zwar kurz bevor der leckgeschlagene Dampfer untergeht.


    Leute, da kann man schon fast drann fühlen, so offensichtlich erscheint das.


    Ich meine: Die Förderung für die AS-Produkte kann sich unsere werte Bundesregierung in den Allerwertesten schieben. Zumindest was meine Person angeht.

  • @mesodor,


    in besagtem Artikel werden zwei Ansichten dargestellt: die der Vers. mit dem Anliegen in Rohstoffe investieren zu wollen und die der BaFin mit ihrer Skepsis.
    Da wir die wahren Hintergründe sehr selten aus Presseerzeugnissen erfahren, stelle ich mir die Frage, zu welchem Zweck/Absicht die Investition seitens der Vers. in Rohstoffen dienlich ist? Ausgehend von der Erfahrung im Umgang mit Vers. und deren Informationen, wird uns wohl vorenthalten bleiben, in welcher Form in Rohstoffe investiert wird.


    Und hier wird es interesant: es macht einen gravierenden Unterschied in der Betrachtung der zukünftigen Entwicklung der Metalle(auch die EM!), ob die noch zu tätigen Investitionen in Papierwerte erfolgen oder aber physischer Art sein werden!


    Gruß Wolfswurt

  • [quote]Original von wolfswurt
    ...
    Da wir die wahren Hintergründe sehr selten aus Presseerzeugnissen erfahren, stelle ich mir die Frage, zu welchem Zweck/Absicht die Investition seitens der Vers. in Rohstoffen dienlich ist? Ausgehend von der Erfahrung im Umgang mit Vers. und deren Informationen, wird uns wohl vorenthalten bleiben, in welcher Form in Rohstoffe investiert wird.
    ....




    wolfswurt


    Der langsam aufkeimende Wunsch der Versicherer nach Investitionsmöglichkeiten in Edelmetallen hat einen sehr einfachen Hintergrund: die Suche nach Rendite!


    Die Position der deutschen Versicherer bezüglich ihrer Anlagemöglichkeiten ist derzeit und seit einigen Jahren sehr schwierig. Das wichtigste Standbein, die Anleihen, Jumbos, Hypothekenkredite ect., bringt so schwache Rendite, daß schon der minimale Garantiezins der Lebens- und Rentenversicherungen mittelfristig zum Problem wird. Das wichtige Immobiliengeschäft ist in Deutschland auch unter langfristige Renditesätze gefallen und kann keinen Ausgleich für niedrige Kapitalmarktzinsen bringen. Die dritte Säule, der Aktienmarkt, ist aus Sicht der Versicherer derzeit mit hohem Risiko behaftet und die sehr lukrative Zeit März 03 bis Mai 06 hat man größtenteils eh verpaßt (da man ja den Forderungen der Aufsicht gefolgt ist). Also woher Rendite holen, um auch nur annähernd eine langfristige Durchschnittsverzinsung von knapp 6% den Versicherten wieder bieten zu können? Da liegt ein (maßvoller) Ankauf von Gold und Silber durchaus im Interesse mancher Entscheider bei den Versicherern. Das Metall gilt in diesen Kreisen als relativ risikoarm (im Vergleich mit Aktien) aber bis vor wenigen Jahren eben auch als renditeschwach. Das hat sich nun geändert und dadurch entstehen langsam Begehrlichkeiten. Wären da nur nicht die Anlagerichtlinien diverser Aufsichtsämter und auch intern bei den Versicherungen ...


    Eine Anlage von EM in Zertifikaten und ähnlichen Papieren dürfte kaum interessant sein für einen typischen Versicherungskonzern. Diese Papiere haben auch Sicht der Versicherer ein höheres Risiko als eine Aktie oder gar ein Aktienfonds. Wenn aber für viele Versicherer ein Aktien-/ Aktienfondsanteil von 20% im Porfolio schon ein zu hohes Risiko darstellt, wird ein Zertifikat oder sonstiges strukturiertes Produkt (von Optionen o.ä. ganz zu schweigen) den Versicherern nicht helfen können.


    Gruß
    freeminder

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