Erst kommt die Krise und danach...?

  • Interessant, daß dieses überaus dichte Manifest von Prof. Hamer hier noch nicht diskutiert wurde. M.E. ein wacher Zeitgeist, wenn auch mit einigen Schmunzlern, wie z..B. "Emanzen sind Drohnen der Gesellschaft, die Mütter dagegen ihre eigentlichen Träger."


    Am interessantesten fand ich an dem Artikel, daß die Kriese an sich für den Mann schon ein alter Hut zu sein scheint, so daß er sich mit ihr nicht mehr befaßt, sondern schon mit der Zeit danach.

  • Zitat

    Original von silber13
    Eine wirklich gelungener und ausgeglichener Artikel.


    Lesenswert!


    Ich komme beim Lesen zu einem völlig anderen Ergebnis. Ich halte diesen Artikel für chaotisch, demagogisch und ein Sammelsurium von Bild-Zeitungs-Argumenten. Keine Ahnung in welcher Fachrichtung Herr Hamer seinen Professor gemacht hat, mit Wirtschaft scheint es nichts zu tun zu haben.


    Mal ein paar Beispiele, theoretisch könnte man das gesamte Pamphlet so zerplücken:


    "welches nicht die für Kapitalgesellschaften richtigen Gewerkschafts- und Betriebsverfassungsrechte
    wahllos auch mittelständischen Unternehmen überstülpt"


    Vielleicht wäre es gut mal Begriffsbestimmung zu machen, mittelständisch hat was mit Unternehmensgröße zu tun und Kapitalgesellschaft was mit der Eigentumsform. Es sollte auch dem Herrn Professor schon aufgefallen sein, daß durchaus auch viele Mittelständler ihr Unternehmen als Kapitalgesellschaft führen. Bei mir werkelt übrigens gerade der Klempner im Keller: Der hat 4 Mitarbeiter, Rechtsform GmbH, typische mittelständische Kapitalgesellschaft. Wenn der Professor es anders meint, muß er es auch konkret anders schreiben.


    "Emanzen sind Drohnen der Gesellschaft, die Mütter dagegen ihre eigentlichen Träger."
    Ich weiß, ob hier Frauenhaß eine gewisse Rolle spielt. Aber "Emanzen" kommt von emanzipieren und meint eine Frauenrechtlerin, Feministin oder einfach eine emanzipierte Frau. Auch bwenn es häufig abwertend benutzt wird, ich möchte keine Frau haben, deren einziges Thema Waschmittel und Fernsehsendungen sind. Es gibt ausreichend Frauen, die emanzipiert sind, die erfolgreich im Beruf stehen, die ihre Kinder gut erziehen usw. Vielleicht hört sich Herr Hamer mal eher das Gejammer von Hausfrauen (übrigens vorwiegend im Westen) an, die obwohl sie nie oder fast nicht berufstätig waren und nichts in die Sozialkassen eingezahlt haben, jetzt eine Rente haben wollen und die ntürlich möglichst hoch. Hier sind nicht die Emanzen die Drohnen, sondern die nicht berufstätigen Hausfrauen.


    "durch Entzug aller Sozialleistungen für Millionen von Menschen, die nie selbst zu diesem Sozialsystem beigetragen haben"
    Wie hat er sich das vorgestellt, bauen wir wieder die Mauer auf unter dem Motto, Ossis kriegen nichts? Außerdem haben wir ein Umlagesystem in diesem Land. Hier wird für den einzelnen nichts "angespart" auf das er dann ein Anrecht hat. Ein typischer Bild-Zeitungs-Satz, demagogisch, nichtssagend, primitiv, ohne Lösungsansatz.


    "Um auch national jede Marktmacht und jede dadurch mögliche Diskriminierung auszuschließen, sollten wir ein Anti-Diskriminierungsgesetz verabschieden, welches jede Diskriminierung bei den Einkaufs- und Verkaufsbedingungen unter Strafe und Schadensersatzhaftung verbietet, welches also jeden Marktteilnehmer zwingt, alle seine Kunden und Lieferanten gleich zu behandeln."


    Ich habe selten größeren Schwachsinn gehört. Es ist Prinzip der Marktwirtschaft, daß zwei Partner die Bedingungen unter sich ausmachen, Wer mehr (z.B. größere Mengen) kauft, hat eben Einkaufsvorteile und er will auch Einkaufsvorteile und er verdient diese auch. Das ist einfach normal und hat was mit wirtschaftlichem Arbeiten zu tun. Alles andere wäre wieder wie in der sozialistischen DDR. Da kostete ein Artikel immer das selbe. Egal ob mal 1 Stück oder eine Million davon nahm und egal wer ihn kaufte, Handwerker oder Industriebetrieb.
    Hier fällt der Professor wieder in das von ihm doch angeblich verhaßte sozialistische Prinzip zurück.


    Usw. Usw.


    Wenn ich lese, dass dieses Geschreibsel aus dem "Mittelstandsinstitut Niedersachsen" kommt, dann tut mir weh. Von dort hätte ich etwas Vernünftigeres erwartet.

  • ich hab von ihm ein ganzes buch gelesen: wenn der crash kommt.
    waren ein paar ganz gute denkansätze dabei die zum nachdenken anregen. aber insgesamt war dieses buch alles andere als wissenschaftlich. als es irgendwann mit verschwörungstheoretischen überlegungen anfing, die natürlich - wie sollte es anders sein - in keiner weise mit irgendwelchen quellen unterlegt waren sondern nur behauptungen darstellten, wollte ich das buch schon zur seite legen. hab mir den rest dann aber doch noch rein gezogen...er schreibt da ein paar ganz nette dinge, die man - wenn wir wirklich einen crash kriegen - aus logischen überlegungen auch selbst entwickeln kann...von daher schon ein paar sachen wo man mal drüber nachdenken kann. aber hat echt nix mit wissenschaft zu tun.



  • Hallo Oskar,


    zunächst, ich finde es sehr gut, wenn Artikel aus verschiedenen Sichten kritisiert werden - vorallem dann, wenn dies sachlich mit guten Begründungen geschieht. Insofern finde ich aber Ettiketierungen wie "Schwachsinn" bei einer argumentativen Außeinandersetzung nicht für sehr sinnig.


    Trotzdem Dank an dich.


    Inhaltlich teile ich deine Kritikpunkte nicht, vielleicht hast du aber auch nur das, was der Autor sagt, anders verstanden, als ich es tue. Und Interpretationsspielraum ist ja gegeben, gerade wenn in einem kurzen Artikel komplizierte Hinleitungen und Erklärungen nicht immer möglich sind.


    Ein Beispiel: Der Autor bezieht sich, bezogen auf deinen oben zitierten Kritikpunkt, ausdrücklich auf "Marktmacht" und fordert hierfür ein Diskriminierungsverbot. Er meint in meinen Augen also nicht generell die Marktwirtschaft, sondern Monopole als das typische Beispiel für Marktmacht. Hamer fordert also insbesondere für praktizierende Monopole ein Diskriminierungsverbot gegenüber Dritten. Das halte ich uneingeschränkt für richtig. Nimm das Beispiel Strommarkt. Es wird zurecht versucht, das Leitungsmonopol zu brechen. Leider mit noch nicht ganz ausreichenden Mitteln. Die Monopollobby ist eben außerordentlich stark . . .


    Leider habe ich nicht die Zeit, auf sämtliche deiner Argumente einzugehen. Wenn man aber die Aussagen des Autors auch mal "wohlwollend" auslegt und nicht kritisiert um der Kritik willen, steckt da m.E. sehr viel Sinn drin. Deswegen wohl auch die positive Kritik deiner Vorredner.

    *
    Gebt den Kindern der kommenden Generationen eine Chance und beendet die unwirtschaftliche, kaum beherrschbare und letztlich katastrophale Kernspaltungstechnik mit ihrem jahrtausendelang lebensbedrohendem Müll.

  • zu den monopolen und der marktmacht denke ich prof. hamer meint ungefähr folgedes: die marktwirtschaft solle so funktionieren, dass der der gut ist oder etwas herstellt was gut ist und wenn er dies zu einem guten preis tut, auch den lohn für seine arbeit einfahren solle. also jeder bekommt das was er verdient. das wäre auch eigentlich so, wenn da nicht die großen marktplayer wären. als beispiel haben wir ein kleines unternehmen das eine gute idee hatte, viel zeit und arbeit investiert, das produkt ist gut und es wird viel davon zu einem guten preis abgesetzt. nun kommt der große marktplayer daher und bietet einen preis an, der so niedrig ist, dass er damit eigentlich kaum gewinn oder sogar verlust macht. normalerweise würde er (wenn er klein wäre) daran kaputt gehen und das würde sein tun betrafen. alles wäre ok. aber da dieser marktplayer groß ist und über viel geld und rücklagen verfügt, ist er in der lage den sehr niedrigen preis über einen längeren zeitraum anzubieten mit dem effekt, dass das kleine unternehmen dies nicht aushält und entweder das produkt vom markt nimmt oder aufgrund des niedrigen preises zu dem es gezwungen wurde, kaputt geht. danach hebt das große unternehmen den preis wieder an. das prinzip dass jeder das verdient was er schafft oder leistet wird hier ausgehebelt. man kann nun natürlich argumentieren dass das große unternehmen eben schon früher so gut war dass es jetzt die lohn dafür bekommt. aber dies würde auch nur insofern zutreffen als sich dieser effekt nicht beliebig oft wiederholen lässt. wobei man dann immer noch den hebel effekt unterstellen kann, d.h. der lohn für eine arbeit fließt mehrmals...


    also insgesamt eher schwierig zu beurteilen. ich würde dieses vorgehen vll. als insofern 'unfair' bezeichnen als das große unternehmen eindeutig darauf aus ist dem anderen zu schaden und NICHT (nur) seinen gewinn zu maximieren.

  • Zitat

    Original von Wayne Schlegel
    Ein Beispiel: Der Autor bezieht sich, bezogen auf deinen oben zitierten Kritikpunkt, ausdrücklich auf "Marktmacht" und fordert hierfür ein Diskriminierungsverbot. Er meint in meinen Augen also nicht generell die Marktwirtschaft, sondern Monopole als das typische Beispiel für Marktmacht. Hamer fordert also insbesondere für praktizierende Monopole ein Diskriminierungsverbot gegenüber Dritten.


    Konnte leider längere Zeit nicht regelmäßig das Forum verfolgen, deshalb meine Antwort etwas spät.


    Genau ist doch der Punkt. Was ist denn "Marktmacht". Eine Phrase. Eine Worthülse ohne Sinn. Ein demagogische Schlagwort ohne Wert.


    Was ist überhaupt ein Monopol? Und was unterscheidet ein praktizierendes von einem nicht praktizierenden? Welchen Anteil muß das "Monopol" denn dann am Markt haben? 50% ? Oder 60 oder 70 oder 80 oder 72,7489074%. Das ist faktischer Volksverdummungsunfug.

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