innerer Wert des Goldes

  • Hallo zusammen,


    im Forum und in den Kolumnen ist vielfach vom "inneren Wert" des Goldes die Rede. Gemeint ist wohl, dass Gold, unabhängig von dessen Preisen, ausgedrückt in Währungen, Relationen zu anderen Rohstoffen etc. einen Wert ansich hat. Ist dieser nicht eher in der historischen Funktion des Goldes als Wertaufbewahrungsmittel begründet denn einem "realen" innerem Wert? Ich meine, was kann man schon mit Gold anfangen? 80% werden in der Schmuckindustrie verwendet. Die industrielle Bedeutung ist (momentan) eher gering. Ich frage weil ich mir zum Zwecke der Inflationsabsicherung etwas physisches Gold zulege und mittlerweile Zweifel habe ob das langfristig gesehen eine gute Idee ist. Was wenn Gold eines Tages seinen, meines Erachtens historisch begründeten, Wert verliert?


    Vielen Dank für eure Ansichten!


    Gruss
    Marko

  • Ich denke mal, allein der Ansatz ist falsch: M.E. hat kein Gegenstand auf dieser Welt einen "inneren" Wert - was soll damit gemeint sein ??
    WERT definiert sich immer nur subjektiv danach, was ANDERE bereit sind dafür zu ZAHLEN (im Sinne von zB einem gesetz.Zahlungsmittel oder einem Gegenstand, den sie dafür eintauschen oder einer Leistung, die sie für den Erhalt des Ggst. bereit sind zu erbringen).
    Natürlich kann jeder für sich selbst für einen Gegenstand bestimmen, was er für einen selber "wert" ist - nach dem Motto, dieses Erinnerungsstück würde ich nicht mal für eine Million hergeben... Aber mit einem objektiven Wert hat das natürlich nichts zu tun.

    "So wie die Freiheit bleibt Gold nie lange dort, wo es nicht geschätzt wird."
    J.S.Morill in einer Rede vor dem U.S.-Senat am 28.01.1878.

  • Servus,
    ich denke mal "Wert" oder "innerer Wert " haben die gleiche Bedeutung. Mir ist keine Werttheorie ausser der von Marx bekannt. Nach der ist der Tauschwert
    einer Ware gleich dem gemittelten Tauschwertmass, welches zu seiner Herstellung/Produktion
    notwendig ist. Also wertschoepfung ist nur durch menschliche Arbeit moeglich.
    Das wuerde uebertragen heissen: Nimm Tauschwert des urspruenglichen, unerschlossenen Minengelaendes, den Tauschwert der Erschliessungsarbeiten, den T-Wert fuer LKW Benutzung
    etc etc, Stromproduktion... halt alles was notwendig ist um Gold zu finden, foerdern, zu schmelzen, etc.
    Dies zusammen ergibt den "inneren Wert" des Goldes.
    Wenn Gold keinen inneren Wert haette wuerde es auch nicht getauscht/verkauft.
    Dies hat nichts mit dem "Gebrauchswert" d. Goldes zutun. Der kann durchaus varieren: Ein
    Goldschmied kann es verarbeiten- ich persoehnlich kann damit gar nichts anfangen - ausser tauschen ;)
    Man kann Dinge natuerlich unter/ueber Wert verkaufen. Ich denke hiermit haben wir es an der Boerse
    zu tun.
    Wie gesagt meine laienhafte Auffassung.

  • Hi,


    ich glaube nicht, dass Gold den "historischen Wert", wie Du es nennst, verlieren wird. Denn es hat viele Vorteile und spricht die Sinne an - das ist es letztendlich, was Gold so begehrenswert macht neben seinen anderne Eigenschaften, die es ueber Papiergeld stellen (Universalitaet, Teilbarkeit, Einschmelzbarkeit, etc.)


    Ob Gold langfristig eine gute Idee ist, weiss ich nicht, aber ich weiss, dass a) es nicht schaden kann etwas Gold zu Haus zu haben - es tut nicht weh, es frisst kein Brot, es verliert vielleicht an Wert, aber nie an Substanz - und b) man im Fall der Faelle, dass der grosse Crash wirklich eintreten sollte, mit einem 5g Barren in der Baeckerei immer noch prima einkaufen kann, waehrend man mit Papiergeld wohl gleich wieder gehen darf (das ist der Grund, warum ich eigentlich nur kleine Stueckelungen von Gold und Silber kaufen wuerde - Kilobarren sind in Krisenzeiten so unhandlich :)


    Ich glaube wir alle hier (ich lesen schon eine Weile mit, aber "oute" mich erst heute :-), haben einen Beweggrund uns mit Gold zu beschaeftigen, der mit dem Verlangen danach oder der Sorge um den grossen Crash oder mit beidem zu tun hat, da ist der Zeitwert des Goldes sekundaer, obgleich ein schoener Nebeneffekt, wenn es mehr wert wird (man moege mich schlagen, wenn ich mich irre) ...


    Gruss,


    /Bytewurm

  • hi,
    innerer wert ist eine fiktion,
    die von goldbugs gerne zugunsten des goldes verwendet wird, nichtsdestotrotz aber unsinnig ist. Wie spieler0815 schon gesagt hat, worauf es ankommt, ist, was ich im zweifel am markt realisieren kann.
    Und das ist nicht der wert, sondern der preis. der kommt durch intersubjektiven handel unter bedingungen ähnlicher/vergleichbarer bedürfnisdimensionen zustande.
    Was littleflock beschrieben hat, sind vielleicht kosten o.ä., aber was ich davon realisieren kann, hängt ja doch völlig vom markt ab. Und einen markt zum tauschen brauch ich immer (gesellschaft mit kommunizierbaren bedürfnismassstäben, also wert) damit überhaupt was geht. 1 mann allein mit seinem gold... verloren, wenn er nicht träumt.


    Das schöne am gold aber ist eben, dass es fast völlig wurscht ist, wann und in welcher weltgegend man es hat, man findet immer einen anderen, der es auch gerne hätte. insofern entspricht gold ideal dem geld als wertaufbewarungsmittel (dauerkonserve geronnener arbeit), wert(bedürfnis)massstab, zahlungsmittel und rechnungseinheit.


    Und das schöne an der aktuellen situation ist halt, das gold eben dadurch wieder mit FiatM in idealkonkurrenz treten kann, weil dessen schwächen jetzt für jedermann offensichtlich werden. Sodass man nicht nur wert aufbewahren, sondern sogar noch profit machen kann...


    so, das war ziemlich länglich, aber für die eine oder den anderen vielleicht noch interessant...


    gruss in gold
    -nemo-

  • nemo
    ich finde das widerspruechlich was du schreibst. Einerseits soll Gold keinen inneren Wert besitzen
    (ist ja deiner Meinung nach eine Fiktion ) , andererseits siehst du es durchaus als
    'Dauerkonserve geronnener Arbeit'.
    Also deiner zweiten Charakterisierung kann ich zustimmen. Heisst es doch, dass die Werthaltigkeit
    durch dass Mass der zur Produktion notwendigen gesellsch. Arbeit bestimmt ist.
    In Klartext , dem Gold ist bei Gewinnung und Verarbeitung diese Eigenschaft der Werthaltigkeit
    hinzugefuegt worden, und zwar durch die Arbeitsprozesse. Und zwar nicht nur die beteiligten
    unmittelbaren sondern auch die Mittelbaren.
    Wenn Wert eine Fiktion waere, gaebe es keine solche Wert-Eigenschaft die dem Gold anhaften wuerde.
    Die Eigenschaft des Goldes ueberall 'tauschbar' zu sein, erlaubt - meiner Auffassung nach-
    nur drei Moeglichkeiten: 1) Gold besitzt von Natur aus einen Wert an sich, der beim Tausch
    zu Tage tritt. Ich denke hier im wesentlichen an seine geographischen/physikalischen/chemischen Eigenschaften.
    2) Der Wert wird durch das Mass geronnener Arbeit bestimmt.
    3) Beides.


    Ich denke 3) trifft es am ehesten. Wenn du irgendwo spazieren gehst, sagen wir klettern in den Bergen
    und du findest ein Stueckchen unverarbeitetes und unveredeltes Gold, so ist das Gold werthalttig als Rohstoff und du kannst es tauschen, verkaufen oder selber weiterverarbeiten.
    Wenn du eine goldene Uhr findest, so ist diese noch werthaltiger , eben
    aufgrund der daran geleisteten Arbeit. Ok, die goldene Uhr muesstest du vielleicht abgeben ;).


    Worum es mir geht ist festzustellen, dass Werthaltigkeit eine reale , objektive Eigenschaft
    des Goldes ist
    und nicht etwas was erst durch Handel/Tausch/Kauf existent wird. Wohlgemerkt, dass
    bezieht sich auf den Wert, nicht auf den Preis!

  • hi littleflock,
    da wäre sie also wieder, die dauerkontroverse objektive vs. subjektive werttheorie. Wie Du bestimmt gemerkt hast, vertrete ich letztere.
    Was heisst "dauerkonserve geronnener arbeit"?
    Es bedeutet, dass ich, bewusst oder unbewusst, in irgendeiner form bereits durch mich oder andere geleistete arbeit irgendwo am markt realisieren konnten und für eine ware, einen dienst geld (gold) bekommen habe. (oder wir hätten reine subsistenz ohne abstrakten tausch).
    Warum akzeptierte ich das geld? weil ich darauf vertraute, es irgendwann irgendwo wieder in irgendetwas zurücktauschen zu können, dessen ich bedarf. Dass ich für die zwischenzeiti keinen allzugrossen wertverlust hinnehmen muss, hoffe ich bzw. versuche ich durch feilschen zui bekämpfen. Der zahlenmässige wert, den ich aktuell kenne, ist die am markt gemittelte grösse, mein individuelles wertempfinden kann davon, situationsabhängig abweichen.
    Entscheidend aber ist, was ich zum schluss im rücktausch wieder erzielen kann, und das hängt vom verhandlungsergebnis des tausches und nicht von den "reingesteckten" faktoren ab. Wenn etwas so wie gold prinzipiell selten und schwierig zu gewinnen ist und über sehr lange zeiträume seine sinnlichen eigenschaftehn nicht ändert, dann steigert das enfach die wahrscheinlichkeit, dass es weiterhin sehr begehrt bleibt, auch wenn ich selber längst tot bin.


    Es handelt sich also hier für mich von vorn bis hinten um eine kette rein subjektiver werturteile die über den markt gemittelt und vertauschbar werden.


    Konnte ich den (scheinbaren) widerspruch sinnvoll auflösen?


    gruss
    -nemo-

  • Hallo,
    hatte neulich eine sehr interessante Diskussion bezüglich Gold/Kaufkrafterhalt.
    Angenommen ein Anleger hat im Jahr 1900 ein Mio. Reichsmark in 20 RM Stücken (zuhause, nicht auf der Bank) gebunkert.
    Das sind 50.000 Stück Münzen mit einem Goldgehalt von je 9,2g.


    Preisfrage:
    Wieviel Restvermögen hat der Rentner nach 104 Jahren, wenn er jeden Tag 1 Münze verbraucht hat?



    ..... hat noch jemand irgendwelche Fragen??????


    :)
    Gold rulez

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