Papiergeld ? Euro ? Ist doch alles klasse, steigt doch...

  • .....Originalantwort auf ein "Missionarsversuch" von meiner Seite....


    Da versucht man das eigene Umfeld mit den hier gelesenen Dingen ein wenig zum Handeln zu motivieren und stößt dabei (wie sicher einige andere auch schon festgestellt haben) auf ein Meer von Desinteresse.


    Warum frage ich mich die ganze Zeit.... warum "merkt" die Masse eigentlich nicht, was gespielt wird, oder warum ist es so schwierig hier ein Problem zu sehen ?


    Und da fällt mir einfach auf, dass "der Euro" an sich nie selbst das Ziel für die Meinungsbildung ist und somit auch das gesamte System nicht infrage gestellt wird.


    "Man" merkt nur, wenn überhaupt, dass alles teurer wird (naja, bis auf Billigartiel aus Fernost) aber eine direkte Zuordnung zu einem grundsätzlichen Problem ist einfach nicht (nur sehr schwer) erkennbar.


    40 % soll der Euro seit Bestehen verloren haben... aber wie merkt dies der "Verbraucher" ? Gar nicht.... !


    Er hört die Meldungen "Weil China dies oder das macht, wird alles teurer", "Weil der Dollar fällt/steigt" wird dann das übrige teurer...


    Eine Meldung, dass es irgendetwas mit dem "System" zu tun haben könnte, fehlt grundsätzlich in den Medien.


    Es gab mal vor nicht allzulanger Zeit eine Diskussion (ich meine beim "Stern-TV" mit Günter Jauch), wo jemand hochintelligentes aus der offiziellen Statistik-Ecke dem Publikum/Zuschauern klar machen wollte, dass die "Preissteigerungen seit Einführung des Euro doch nur marginal wären...." und dann der Klopper m.E.: "... wenn man die Inflation herausrechnen würde....."


    Es ist schwierig, es bleibt schwierig, wie versucht Ihr es bei nahestehenden (also für Euch nicht unbedeutenden Personen)... oder gibt man irgendwann doch einfach auf ?

  • Ich bin inzwischen Befürworter des monetären Systems geworden. Solange ein bischen Inflation herrscht, ist es das beste System überhaupt. Eigentlich genau das was die Freigeldleute immer haben wollen, da ja die Realzinsen oft unter 0 liegen. Einfach hamstern geht eben nicht.


    Sowieso war die monetäre Geschichte eine einzige Instabilität, auch unter einem "Goldstandard". Da wurde eben der Feingehalt verringert. Werft doch mal einen Blick auf Japan, da war es genau umgekehrt. Regional gültiges Papiergeld war sehr stabil. Dann wurde es von der Zentralregierung verboten und durch eine neue Metallwährung abgelöst wobei Gleichzeitig der Metallgehalt halbiert wurde. In Japan hat das ganz gut funktioniert.. zu dumm nur daß die Koreaner im Handel nun die doppelte Menge Geld nominal im Handel verlangten. Schließlich führte man wieder eine Währung mit höherem Feingehalt ein, was natürlich in Japan zu einer unglaublichen Deflation führte. Wer sein Papiergeld in die Goldwährung hatte tauschen müssen und nun die neue Goldwährung 1:2 erwerben konnte, hatte logischerweise 50% seiner Ersparnisse verloren.


    Natürlich ist es Idiotie, sein Kapital in Anleihen anzulegen. Seit 1932 ist das System eben so, daß Geld zum bezahlen taugt, Anlagen erfolgen in Aktien und nur übergangsweise in Staatsanleihen (Unternehmensanleihen haben ihre Daseinsberechtigung m.E. verloren). Wer Kapital über einen längeren Zeitraum inflationssicher aber renditelos sichern will, kauft Gold. Also wo ist das Problem?


    Probleme beim Euro sehe ich eher in der nun völlig irrationalen Aufwertung gegenüber Dollar und Yen trotz 10% M3 Wachstum in der Eurozone. Auch folgen die Märkte sklavisch den nominalen Zinsraten und nicht den Realzinsen.
    Resultat des Euro ist bereits absehbar: Aufgrund der implodierenden Assetblase in Südeuropa baldiges Ende der Zinserhöhungen und somit noch stärkerer Wirtschaftsaufschwung in Deutschland mit noch mehr Export, jedoch Export nur in die Länder der Eurozone (extern hat die EU ein Defizit). Am Ende wird es Südeuropa so shclecht gehen, daß vermutlich Frankreich entweder aus dem Euro aussteigt oder aber seine Rechte im Maastrichter Vertrag in Anspruch nehmen wird und eigene Zinsen unabhängig von der EZB festsetzen wird, was dann sehr spannend werden dürfte. Eine Währung unter Hoheit verschiedener Institutionen mit verschiedenen Zinssätzen.


    So oder so wird der Euro am Ende scheitern und wenn da passiert ist auch evtl. sehr schlagartig Schluß mit den deutschen Exporten nach Europa.


    Airbus ist nur einer der Vorboten, daß der Euro nun viel zu teuer ist. Auch fragt man sich wo stabilisierende Währungsinterventionen bleiben, als der Euro 2001 relativ schwach war hat man sie gemacht. EUR/JPY würde sich derzeit sehr sehr gut für eine Intervention anbieten, vor allem da die Tresore der europäischen Zentralbanken im Vergleich zu den Währungsreserven anderer Staaten praktisch leer sind.


    Wenn sich 2006 in 2007 wiederholt sprechen wir bald von Yenkursen 180-190 und zum ersten Mal überhaupt seit dem zweiten Weltkrieg von einem Preisniveau in einem westlich geprägten Staat, das mehr als 50% unter dem eines anderen liegt. Das kann niemand wollen.


    Aber vielleicht liege ich auch falsch und schon bald bricht die Inflation in Japan los.. selbst dann würden höhere Zinsen und aufgelöste carry trades einen viel stärkeren Yen bedeuten.


    Im großen und ganzen sehr erschreckend wie die Argumente Handelsbilanzdefizit und Inflation mit hohen nominalen Zinsen im Fall der USA und Handelsbilanzüberschüsse sowie niedrige Inflation und niedrige nominale Zinsen im Fall Japans gegenüber dem Euro zum gleichen Ergebnis führen.


    Gruß
    S.

  • @ Saccard
    deine Ausführung ist wie immer von umwerfender Logig.
    Allerdings hast du die Verschuldung der Staaten außer acht gelassen. Meiner Ansicht nach, hat jedes Fiat das beabsichtigte Ziel zu inflationieren. An erster Stelle sehe ich hier die FED. Auch Europa, verschuldet bis zum St.-Nimmerleinstag, wird sich durch Inflation aus der Schuldenfalle lösen.
    Den Zeitpunkt kennt niemand, aber die Auswirkungen kann man sich vorstellen.
    Wie du immer wieder erwähnst, sind Aktien wachstumsabhängig . Was ist , wenn die EU "belastet" wird - gar zerbricht. Was machen dann die EU -Exporte für Deutschland?
    Der €/$ weiter driftet, wo bleibt der USA Export? ( war eh nicht viel) .
    Ob der poliltische Kurs für einen Exportausgleich nach Osten taugt bezweifle ich ebenfalls.
    Natürlich sind es jetzt mehr Fragen als Antworten, aber dafür bist du ja da :D

  • Schablonski war ein paar Minuten schneller. Dem ist wenig hinzuzufügen.


    Wer Wörgl, Gesell und die Freigeld-Naiven sowie das (in der Tat damit verwandte) pervertierte und alle paar Jahrzehnte mathematisch zwingend dem Untergang geweihte Papiergeldsystem als "das beste System" bezeichnet, der ist nicht mehr ernstzunehmen. [Oder versagt hier unser Ironiedetektor??].


    Die Pseudo-Fakten um diese Kernaussage herum sind in besagtem Posting nur Garnitur und Dekor. Unterstellen wir mal keine Trollerei (obwohl es ja nicht nur Jung-Trolle gibt...). Aber aus solchen schon in sich widersprüchlichen und realitätsfernen Postings kann man einfach keinen Erkenntniswert ziehen. :rolleyes:

    Erst wenn die letzte Bank pleite, der letzte Staat ruiniert, die letzte Währung wertlos geworden ist, werdet Ihr merken, dass man Gold nicht drucken kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Pauli ()

  • @ Pauli
    Widerspruch:
    das zwingend dem Untergang geweihte Papiergeldsystem ist das Beste.
    Ich kenne kein so perfektes System, um im Feudalismus zu leben, um anschliesend die gemachten Schulden "aufzulösen".
    Diejenigen die es kennen, nutzen es (natürlich nur wenn man an der Quelle sitzt) die anderen - die die Schulden bezahlen, merken es nicht mal..... deswegen gibt es immer wieder das gleiche System.

  • Inflationieren können aber nur die Geschäftsbanken, nicht die Zentralbanken. Die können nur die Zügel anziehen oder locker lassen.


    Derzeit jedenfalsl wird in Japan praktisch gar nicht inflationiert, Geldmengenwachstum praktisch 0. Europa und USA in etwa gleich, das auch schon seit ca. 2000 so.


    Jetzt ist doch die Frage wie die Wechselkurse zueinander stehen. M.E. taugen die Big Mac Preise dafür sehr gut. 2.99 in Deutschland, 3.22 in den USA und 280 in Japan. Man muß natürlich diese Preise mit anderen Gütern abgleichen und danahc stellt man fest, daß diese Preise ein genaues Bild der tatsächlichen Lage wiedergeben. Die Paritäten sind also ca. 1.09 EUR/USD und 94 EUR/JPY. Man sollte auch nicht vergessen, daß Japan ein Inselstaat ist, wo die Preise sich ähnlich denen in Großbritannien generieren und somit eher leicht höher als auf dem Kontinent sind. Auch ist der Wettbewerb im retail Handel dort nicht so groß, so daß die Margen etwas höher liegen, Mehrwertsteuer dagegen ist niedriger als in Deutschland.
    Interessant wird es nun im Vergleich Europa/USA. Europa als Bundesstaat würde in den USA an fünftletzter Stelle rangieren, die Preise in den ärmeren Bundesstaaten liegen in den USA z.T. deutlich unter $3. Zudem ist der US$ immer noch Reservewährung Nr. 1 und sollte im Normalfall leicht überbewretet sein, daher halte ich einen Wechselkurs 1:1 für fair. Derzeit ist die Lage aber nicht normal und somit ist es schon ok, daß der US$ leicht unter fairem Wert notiert, lsolange bis sie sich aus Irak/Afghanistan zurückziehen. Wie soll das denn nun funktionieren mit dem Antizipieren von zukünftiger Inflation?? Im Euro ist die Inflation genauso hoch wie im Dollar, historisch war das Verhältnis leicht positiv zugunsten des Euros mit ca. 1-2% weniger Inflation. Aber selbst dann würde die Unterbewertung des US$ mehrere Jahrzehnte zum Abbau durch Inflation benötigen. Das wiederum halte ich für ausgeschlossen, weil die Demographie der USA um soviel besser ist als in Europa, was in 20-30 Jahren so richtig zum Tragen kommen wird. Glaubt jemand ernsthaft in 20 Jahren gibt es den Euro noch??


    Die Verschuldung an sich ist in den angelsächsischen Ländern geringer als in der Eurozone, ich erinnere nur an Italien mit mehr als 100% des BIP Verschuldung.


    USA Export wird lange auf sich warten lassen, da 1. der US$ gegenüber Asien nur leicht gefallen ist und 2. einfach zu viel konsumiert wird. Handelsbilanzdefizit und Dolalr Wechselkurs haben keine Korrelation.


    So wird dieser tolel "Welthandel" (Japan carry trades, USA Konsumboom, EU Euro-Selbstzerfleischung) weiter gehen bis etwas zusammenbricht.
    Das könnten sein
    -Repatriierung japanischer vermögen bei besserer jap. Wirtschaftslage
    -US-Konsumentenwahl zwischen Haus oder Konsum (wobei man sich natürlich für das Haus entscheiden wird)
    -Crash einer an Euro gebundenen Währung in der Peripherie
    -Infragestellung der EZB durch eine Euronation


    Wenn Frankreich eigene Zinssätze einführt (logischerweise niedriger), was wird dann passieren? Fällt der Euro, steigt er? Wird man sich in anderen EU Ländern dann in Frankreich Kapital beschaffen statt über die EZB? Werden internationale Investoren den Zerfall des Euro antizipieren und französische Anleihen/Assets shorten und in Deutschland kaufen? M.E. würde es soviele Spannungen geben, daß der Euro zerfallen muß mit erheblich schächerer Währung in den südeuropäischen Märkten, so daß die deutschen Exportmärkte dann komplett weggebrochen sein werden. Alternativ könnte die EZB natürlich auch die Zinsen senken und Inflation in Kauf nehmen. Etwas anderes wird ihr kaum übrig bleiben, wenn sie ihre Macht sichern will.


    Gruß
    S.

Schriftgröße:  A A A A A